Foto: Christian Donner
Es ist so weit: Am Sonntag öffnet der Alfred-Kunze-Sportpark seine Pforten für das 109. Leipziger Stadtderby. Vor ausverkauftem Haus empfangen die Grün-Weißen den blau-gelben Rivalen von einem komfortablen fünften Tabellenplatz, nachdem man durch den Sieg im jüngsten Nachholspiel die 40-Punkte-Marke knacken konnte. Nun will man gegnerische Elf von Trainer Almedin Civa, zurzeit auf Rang sechs, weiter hinter sich lassen. Doch die Wahrheit liegt wie immer auf dem Platz: Zum 26. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie Leipzig am Sonntag, 16 Uhr, den 1. FC Lokomotive Leipzig im Alfred-Kunze-Sportpark.
Die bisherige Saison unserer Gastgeber
Wie vor jeder Spielzeit zählte der Club aus Probstheida mindestens zum erweiterten Kreis der Meisterschafts- und Aufstiegskandidaten der Regionalliga Nordost. Er selbst ließ die Frage, ob man bereit sei, ganz oben mitzuspielen, bewusst offen – doch viele im Vereinsumfeld haben genug von der Regionalliga, wollen zurück in den etatmäßigen Profifußball.
In der Vorsaison gehörte man noch bis weit in den April zu den Verfolgern des späteren Meisters BFC Dynamo. Auf diese Konstanz folgte ein Leistungseinbruch auf der Zielgeraden. Mit vier Punkten aus den letzten fünf Spieltagen landete man schlussendlich mit elf Punkten Rückstand auf den Meister auf Rang sechs.
Zurück ins Jetzt: Nach 24 absolvierten Partien steht der 1. FC Lok mit 40 Punkten auf Rang sechs der Tabelle. Mit zwölf Siegen entschied man die Hälfte der Spiele für sich, trennte sich viermal Remis und gab acht Spiele verloren. Insgesamt sammelte man bisher 40 Punkte (im Schnitt 1,67 Punkte pro Spiel), erzielte 41 Treffer und ließ 33 Gegentreffer zu. Der Abstand auf die Tabellenspitze beträgt zu diesem Zeitpunkt zwölf Zähler, die Lizenz für die 3. Liga wurde zuvor trotzdem eingereicht.
Das Derby im Blick: die Form der Blau-Gelben vor dem Derby
Doch warum will es in dieser Spielzeit nicht mehr so laufen? Da wäre zum einen die Lebensversicherung der Vorsaison namens Djamal Ziane, der mit seinen aktuell zehn Treffern zwar immer noch zu den Top-Goalgettern der Liga zählt, an seine Marke mit 21 Toren der Vorsaison aber voraussichtlich nicht mehr herankommen wird. Doch Vorsicht ist geboten: Ein Derbytreffer zählt nicht nur gefühlt mehrfach, sondern wäre auch eine echte Revanche für das letzte Aufeinandertreffen in Leutzsch, als Ziane versehentlich ins eigene Tor traf.
Andererseits der signifikante Abfall in der Verteidigung, der anscheinend etwas die Sicherheit verloren ging. Dafür sprechen jedenfalls die elf Gegentore mehr im Vergleich zum Vorjahr. Auch auf der Torwartposition herrscht noch keine echte Konstanz, weil beide Nachfolger von Jan-Ole Sievers, Isa Dogan (15) und Niclas Müller (11) mit Verletzungen zu kämpfen hatten. Keiner stand mehr als acht Spiele am Stück zwischen den Pfosten.
Ins neue Fußballjahr startete der FCL durchwachsen: 14 Punkte aus neun Spielen bei 14:13 Toren genügen den eigenen Ansprüchen nicht, zu groß mittlerweile der Abstand zur Spitzengruppe. Gerade in den beiden Partien gegen das Spitzenduo Erfurt/Cottbus unterlag man der thüringischen Kaltschnäuzigkeit und der Lausitzer Galligkeit. Auswärts blieb man bisher nie ohne Gegentreffer und steht in der Gasttabelle lediglich auf Platz elf. Gegen den 15. der Oberliga Süd, den FC Grimma, hatte man im Viertelfinale des Sachsenpokals 120 quälende Minuten zu überstehen und wurde dabei in allerletzter Minute durch einen Kopfballtreffer von Torwart Nicolas Müller erst in die Verlängerung gerettet (Stammkeeper Dogan fällt voraussichtlich weiterhin verletzt aus).
Andererseits: Sowohl gegen Grimma als auch gegen diverse Ligakontrahenten bewies die „Loksche“ langen Atem, traf mehrfach in den Schlussminuten. Heißt für unsere Chemiker: extrawachsam bleiben bis zum Abpfiff!
Nach Comeback in Berlin: Alles für die vergoldete Derbywoche
Moral zeigten jedoch auch die Leutzscher im Nachholspiel beim Berliner AK am vergangenen Montag. Nach dem zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich der Gastgeber gelang postwendend der Gegenschlag durch Manassé Eshele – 2:1-Auswärtssieg und drei Punkte! Dadurch hievte sich das Team von Miroslav Jagatic auch über die Schallmauer von 40 Punkten – herzlichen Glückwunsch zum Klassenerhalt, Jungs! Ebenso Grund zur Freude war die Rückkehr von Florian Kirstein. Unsere Nummer 20 sammelte nach seinem Sonderurlaub wieder erste Einsatzminuten und ersetzte im zweiten Durchgang den Torschützen zum 1:0, Timo Mauer. Mauer, der gerade erst seinen Vertrag bei der BSG um ein Jahr mit Option auf ein weiteres verlängert hatte, kommt damit auf starke fünf Scorerpunkte (drei Tore, zwei Assists) in den vergangenen vier Spielen und präsentiert sich als einer der formstärksten Leutzscher. Siegtorschütze Manassé Eshele markierte seinen achten Saisontreffer und ist somit bester Torschütze und mit zehn Scorerpunkten zusammen mit Mauer (vier Tore, sechs Assists) bester Scorer der Chemie-Elf.
Die kommende Partie ist das zehnte Aufeinandertreffen beider Rivalen in der Regionalliga Nordost des 21. Jahrhunderts. Sechs Partien gingen an unseren Stadtrivalen, einmal trennte man sich Remis und dreimal verließ die BSG als Sieger den Platz. Drei Punkte blieben zuletzt im Mai vergangenen Jahres in Leutzsch, Florian Kirstein und (eher unfreiwillig) Djamal Ziane hießen die Derbyhelden. Das jüngste Duell im Leipziger Südosten endete allerdings mit einem bitteren 0:3, selbst wenn das deutliche Ergebnis den Spielverlauf nur bedingt widerspiegeln mag. Auch im Sachsenpokal konnten die Blau-Gelben ein nervenaufreibendes Derby hochdramatisch im Elfmeterschießen für sich entscheiden.
Auch, wenn es wahrscheinlich keiner Extra-Motivation bedarf: Am Sonntag werden die Chemiker sämtliche Kräfte mobilisieren müssen, um der Loksche den Derbyhattrick zu vermiesen. Damit könnte die Jagatic-Elf ihre wohl beste Regionalligasaison der jüngeren Geschichte schon einmal krönen. Mit breiter Brust und den sichtbar verinnerlichten Leutzscher Tugenden stehen die Chancen gut, die Punkte im ausverkauften Alfred-Kunze-Sportpark zu behalten.
Zum 109. Leipziger Stadtderby empfängt die BSG Chemie Leipzig am Sonntag um 16 Uhr den 1. FC Lokomotive Leipzig im Alfred-Kunze-Sportpark in Leipzig-Leutzsch. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Christian Allwardt (Kritzmow), assistieren werden ihm Christoph Dallmann und Florian Markhoff. Das Spiel ist ausverkauft, die Tageskassen sind geschlossen. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die nicht vor Ort dabei sein können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen live; auch der MDR überträgt in TV und Stream.
Immer voran BSG!