Foto: Christian Donner
Alles strahlt im Leutzscher Holz: Sei es das neue Flutlicht, die Gesichter der grün-weißen Familie oder nun auch die sich pünktlich zum Fußballwochenende zeigende Frühlingssonne. Beim 3:0-Heimerfolg gegen die Himmelblauen aus Chemnitz zeigte die Chemie-Elf eine der besten Saisonleistungen – wenn nicht sogar die Beste – und kann nun mit breiter Brust die Reise zum nächsten Auswärtsspiel antreten. Unsere Gastgeber hingegen mussten aufgrund einer Spielabsage am vergangenen Wochenende unfreiwillig pausieren und werden nun mit voller Konzentration daran arbeiten, ihre derzeitige Serie von sechs ungeschlagenen Spielen in Folge auszubauen und ihren Status als beste Defensive der Liga zu verteidigen: Zum 25. Spieltag der Regionalliga Nordost reist die BSG Chemie Leipzig zum FC Carl Zeiss Jena ins Ernst-Abbe-Sportfeld.
Alles neu im Paradies? Die bisherige Saison unserer Gastgeber
Das anstehende Duell des Vierten gegen den Siebenten der Regionalliga Nordost hat das Potential, das ohnehin sehr eng zusammenstehende Spitzendrittel der Tabelle noch enger zusammenrücken zu lassen. Carl Zeiss, zurzeit auf Platz vier, konnte aus den bisherigen 23 Partien starke 41 Punkte sammeln (ø 1,78 Punkte pro Spiel). Dabei gelangen dem Team von Trainer René Klingbeil 36 Treffer (1,56 Tore pro Spiel). Mit diesem Wert rangiert der FCC auch vom Scoring-Output der Offensive her im Spitzendrittel der Liga, mit einem Tor weniger als die BSG Chemie (37) und noch deutlicherem Abstand zum Spitzenduo (beide 49 Treffer). Doch die Offensive ist nicht einmal zwingend das, was Jena in dieser Saison auszeichnet: Denn defensiv macht dem FCC in dieser Saison niemand etwas vor. Mit gerade einmal 15 Gegentoren – 0,65 pro Partie – stellt man mit Abstand die beste Defensive der Liga: Sogar die Distanz auf die zweitbeste Defensive beträgt schon satte fünf Tore. Nicht zuletzt deswegen gehört Jena auch zu den am konstantesten punktenden Teams der Staffel, lediglich in vier Partien nahm man gar nichts Zählbares mit.
Viel Bewegung ist neuerdings im Verein: Der neue Aufsichtsrat arbeitet in dieser Zusammenstellung seit dem 12. November vergangenen Jahres zusammen, im Februar wurde der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Ralph Grillitsch zum neuen FCC-Präsidenten gewählt – und bald braucht der Club einen Nachfolger für den Geschäftsführerposten der Spielbetriebs-GmbH, da Chris Förster nach zehn Jahren in dieser Position zum Saisonende seinen Rücktritt erklärt hat. Nach dem Rauswurf von Andreas Patz, welcher Anfang November seinen Hut nehmen musste, standen in dieser Spielzeit für den FCC auch schon zwei Trainerwechsel ins Haus: Zuerst übernahm Henning Bürger (bereits 2007/08 an der Seitenlinie) das Amt bis zum Jahresende und mit René Klingbeil zum Jahreswechsel folgte gleich der zweite alte Bekannte. René Klingbeil ist seit 2019 als Co-Trainer beim FCC aktiv und bekommt nun bis Saisonende die Chance, sich als Cheftrainer zu beweisen. Darüberhinaus war für dieses Jahr der Abschluss des insgesamt auf rund 52 Millionen Euro bezifferten Stadionumbaus angesetzt.
Was geht noch für den FCC? Jena im Jahr 2023
Platz vier in der Tabelle, sieben Punkte Abstand auf den Spitzenplatz, mit 23 Punkten und ohne eine Niederlage zuhause extrem heimstark, dazu die beste Defensive der Liga – was geht noch für Carl Zeiss? Seit Amtsübernahme von René Klingbeil zumindest kann sich die Performance der Jenaer sehen lassen: Zwar startete man mit einem 0:1 bei der Zweitvertretung der Berliner Hertha ins neue Jahr, gab aber seither kein einziges Spiel verloren und ließ nur bei den Remis gegen Viktoria Berlin (1:1) und im Thüringenderby (2:2) Punkte liegen. Somit stehen für Klingbeil und sein Team 2023 aus sieben Spielen vier Siege, zwei Remis, nur eine Niederlage und 14 Punkte zu Buche (Punkteschnitt 2,0), das Ganze mit starken 14:4 Toren. Gegen den sieben Punkte entfernten Tabellenführer und Erzrivalen RWE gab es in dieser Saison zwei Remis, doch es ist, zumindest theoretisch, noch alles drin für Carl Zeiss Jena – wobei alles davon abhängt, mit welcher Souveränität man das Restprogramm absolviert. Die Partie gegen die Leutzscher und gegen die zurzeit auf Platz drei stehende VSG Altglienicke könnten demnach richtungsweisend werden für die Ambitionen der Jenaer: Zusammen mit dem dazwischenliegenden Halbfinale im thüringischen Landespokal gegen den ZFC Meuselwitz erwartet man pickepackevolle Wochen, die über Wohl oder Wehe dieser Spielzeit entscheiden können.
Die stabilste Defensive der Liga ist für ein solches Vorhaben zweifellos ein Ass, das man gerne im Ärmel hat. In der Offensive wird, wie in der restlichen Saison, viel von der Performance von Pasqual Verkamp und Jonathan Muiomo abhängen: Verkamp, mit acht Toren und zehn Assists sowohl bester Schütze als auch bester Vorbereiter des FCC – bei den Assists stellt Verkamp, der in jedem Saisonspiel des FCC auf dem Platz stand, sogar den Spitzenwert der Staffel. Auch Jonathan Muiomo, im Sommer von Absteiger Optik Rathenow zum FCC gewechselt, steuerte bereits acht Tore und vier Vorlagen bei und reiht sich hinter Verkamp in die Jenaer Scorerliste ein; mit drei Torbeteiligungen ist Linksverteidiger Marcel Hoppe torgefährlichster Defensivspieler von Carl Zeiss. Auch die aktuelle Form der Jenaer Offensive spricht für sich: Mit Verkamp, Muiomo und Vasilios Dedidis stehen gleich drei Spieler im Kader, die in den sieben Spielen 2023 schon fünf oder mehr Torbeteiligungen sammeln konnten – Warnung und Auftrag an die Defensive der Chemie-Elf.
Kopieren und Einfügen: Chemie zurück in der Spur
Mit dem Selbstvertrauen von zwei Heimsiegen in Folge wird das Team von Cheftrainer Miroslav Jagatic am Wochenende die Reise nach Thüringen antreten. Die zweite Halbzeit gegen den ZFC Meuselwitz und die vollen 90 Minuten gegen die Himmelblauen zeigten eindrucksvoll, was in diesem Kader steckt und welch gute Arbeit von Team und Stab in Leutzsch geleistet wird. Gerade in der Partie gegen Chemnitz spielten sich der unermüdliche Timo Mauer und Janik „Elfmäder“ Mäder in den Fokus: Beide belohnten sich mit einem Tor und einer Vorlage (Mäder) beziehungsweise zwei Toren (Mauer) in einer Partie, in der die Chemie-Elf mit einer in dieser Klasse in Leutzsch selten gesehen Dominanz den CFC zurück nach Chemnitz schickte. Zur Freude der gesamten Leutzscher Familie konnte auch in dieser Woche die Vertragsverlängerung von eben Timo Mauer und auch Denis Jäpel bekanntgegeben werden. Beide bleiben der BSG Chemie noch mindestens ein weiteres Jahr erhalten, für den gebürtigen Schweinfurter Timo Mauer enthält das neue Arbeitspapier auch eine Option für ein weiteres Jahr. Ein weiterer Baustein für das kommende Jahr ist also gelegt und macht noch zuversichtlicher für die kommende Saisonplanung von Miroslav Jagatic und derjenigen Person, die die Quadriga in der sportlichen Leitung im Sommer ablösen wird.
Schaut man auf die Hinrunde dieser Spielzeit, ist der Auftrag an Team und Trainer schlicht und einfach: Strg+C, Strg+V, Kopieren und Einfügen! Im September und Oktober holte die Chemie-Elf gegen den ZFC, den BAK, den CFC und eben Carl Zeiss vier Siege am Stück und auch am Samstag werden die Grün-Weißen alles geben, um diese Leistung erneut abzurufen. Lucas Surek hat seine Gelbsperre abgesessen und steht wieder zur Verfügung und auch Rückkehrer Florian Kirstein kann theoretisch wieder eine Option sein, wenn es gegen Jena geht; lediglich Tarik Reinhard wird mit Sicherheit nicht im Kader stehen. Wie immer nur die besten Genesungswünsche an dieser Stelle! Die bisherigen vier Begegnungen der Jenaer mit der BSG Chemie (je zwei Siege) in der Regionalliga versprechen auch für Samstag nur feinste Unterhaltung: Im Schnitt 3,25 Tore pro Partie, kein einziges Unentschieden und nie mehr als ein Tor Unterschied versprechen für beide Fanlager sehr, sehr viel. Die jüngste Begegnung in der Hinrunde endete dank eines direkten Freistoßes von Philipp Harant mit 1:0 für die Chemie-Elf. Am Wochenende erwartet die Zuschauer im Ernst-Abbe-Sportfeld feinstes Frühlingswetter und ein ausverkaufter Gästeblock – Fußballherz, was willst du mehr?
Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Tobias Hagemann (Potsdam), als Assistenten zur Seite stehen ihm Florian Lukawski und Toni Bauer. Das vom Heimverein zur Verfügung gestellte Kontingent von 600 Karten ist ausverkauft, es wird für Gäste keine Tageskasse geben. Für alle Chemikerinnen und Chemiker, die nicht in Jena mit dabei sein können, begleiten wie immer unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen, auch der Mitteldeutsche Rundfunk zeigt die Partie live im TV und im Stream.
Drei Punkte gegen den FCC – Forza, BSG!