Foto: BSG Chemie Leipzig / Dennis Weißflog
Im Anschluss an gleich drei Partien in Serie auf fremdem Rasen kehrt die Chemie-Elf am Wochenende endlich wieder zurück in ihr Leutzscher Kleinod. Der heimische Alfred-Kunze-Sportpark soll die passende Kulisse bieten, die eigene, auch in dieser Saison nicht von der Hand zu weisende Heimstärke der Grün-Weißen zu unterstreichen und den ersten Heimsieg seit November klar zu machen. Bevor das geschafft ist, gilt es jedoch erst einmal, die anstehende Herausforderung zu meistern und gegen unsere Gäste aus Thüringen die Nase vorn zu behalten: Zum 22. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie Leipzig am kommenden Sonntag, 26. Februar 2023, um 13 Uhr den ZFC Meuselwitz im Alfred-Kunze-Sportpark.
Komfort oder schmelzendes Polster? Der ZFC im Februar 2023
In ihrer insgesamt elften Saison in der Regionalliga Nordost bewegen sich die Zipsendorfer, nach gut zwei Dritteln der Spielzeit, auf Tabellenplatz 14. Von bisher 21 Partien konnte man sieben für sich entscheiden, ging 13 Mal als Verlierer vom Platz und trennte sich einmal Unentschieden – kurioserweise zum ersten Mal in dieser Saison am vergangenen Sonntag, nach bereits 20 absolvierten Spieltagen. Auf der einen Seite stellt die aktuelle Performance noch keine allzu dringliche Bedrohung dar, auf der anderen Seite sollte sich auch der ZFC langsam wieder um Zählbares bemühen: Nicht nur, weil die bereits Totgesagten aus Halberstadt auf einmal das punkten anfangen, sondern auch, weil die unteren Plätze der 3. Liga für den Tabellenkeller der Regionalliga Nordost zu Saisonende die ein oder andere böse Überraschung bereithalten könnten. Im Durchschnitt konnte der ZFC in seinen Regionalligazeiten den zwölften Tabellenplatz belegen und dieser (mindestens) Platz zwölf dürfte auch für die aktuelle Spielzeit sowohl Anspruch als auch Auftrag sein.
Doch um das Punktepolster nach unten – zurzeit lediglich zwei schmale Punkte auf den FSV Luckenwalde, für die noch ein Nachholspiel aussteht – nicht noch weiter zusammenschmelzen zu lassen und die Position auf dem gesicherten Nichtabstiegsplatz 14 nicht zu gefährden, braucht es Punkte. Sammelte der ZFC aus den letzten fünf Spielen vor der Winterpause starke vier Siege (unter anderem gegen die Favoriten aus Jena oder Probstheida), so konnten die Zipsendorfer diesen Schwung 2023 bisher noch nicht auf den Platz bringen. Im neuen Kalenderjahr absolvierte der ZFC bisher fünf Partien, aus denen man lediglich vier Punkte mitnehmen konnte. Gegen Germania Halberstadt siegte man vor heimischem Publikum souverän mit 4:0 und trotzte, bei zwar widrigen Witterungsbedingungen, auch Aufstiegsaspirant Energie Cottbus an der Glaserkuppe ein 1:1 ab. Im Gegensatz dazu gab man jedoch alle drei Auswärtsauftritte im neuen Jahr verloren. Waren die Niederlagen gegen Tabellenführer Erfurt und Vorjahresmeister BFC Dynamo durchaus irgendwie ‚eingepreist‘, muss man sich beim 2:3 in Greifswald aber eindeutig an die eigene Nase fassen, die Aufholjagd in der zweiten Hälfte nicht in Zählbares umgemünzt zu haben.
Defensive Baustellen und die richtigen Werkzeuge: Das Spiel des ZFC im Detail
Ein Blick auf die Tabelle verrät zügig die kapitale Schwachstelle des ZFC in dieser Spielzeit, die sich banaler nicht anhören könnte: Man kassiert zu viele Tore. Mit seinen 29 erzielten Treffern liegt man nur minimal unter dem Ligaschnitt und wird in dieser Statistik nur von sechs (Spitzen-)Teams der Liga klar übertroffen; Carl Zeiss steht mit derselben Anzahl an Toren gar auf Tabellenplatz vier. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass die Zipsendorfer mit 41 Gegentreffern die viertschlechteste Defensive der Liga stellen. Beinahe zwei Tore pro Spiel (ø 1,95) erlaubt der ZFC seinem Gegner im Schnitt – ein durchaus signifikanter Leistungsabfall im Vergleich zur Vorsaison (ø 1,41 Gegentore pro Partie). Ein Grund dafür könnte in den personellen Veränderungen in der Zipsendorfer Defensive zu finden sein: Einerseits verließ Stammtorwart Matthias Hamrol den Verein in Richtung BFC Dynamo. Andererseits musste man mit den Abgängen von Ben-Luca Moritz (zu Rot-Weiß Erfurt) und Max Kulka (Leih-Ende, zurück zu Dynamo Dresden) den Wegfall von gleich zwei defensiven Stammkräften der Vorsaison verkraften. Von vier nominellen Innenverteidigern im Kader sind drei erst in dieser Spielzeit neu dazugekommen – und der älteste von diesen dreien gerade 20 Jahre alt. Es hat den Anschein, als hätte die Mischung aus den Veränderungen im Kader (auch und gerade im Tor) und dem Wegfall von Erfahrung in der Defensive einen gewissen Anteil daran, dass in der ZFC-Verteidigung in dieser Saison der Wurm drin ist – womöglich auch ein Grund dafür, dass man sich häufig nur mit Fouls zu helfen weiß: Mit 67 gelben und einer glatt roten Karte sind die Zipsendorfer die Kartenkönige der Liga!
Vorne hingegen kann man durchaus zufrieden sein mit der aktuellen Performance: Mittelstürmer Andy Trübenbach zeigt sich als Meuselwitzer Top-Scorer in dieser Spielzeit, war in 15 Einsätzen an elf Toren beteiligt; knapp hinter ihm Luca Bürger mit acht Scorerpunkten in 19 Einsätzen. Als offensivstärkster Defensivspieler tat sich Felix Müller hervor, drei Tore gehen bisher auf das Konto des Innenverteidigers. In der Winterpause besserte man allerdings auch in der Offensive noch ein wenig nach: Der bei Carl Zeiss ausgebildete Patrick Scheder kommt von der Spvgg Bayreuth aus der 3. Liga. Der 20 Jahre alte Mittelstürmer erhielt einen Vertrag bis Saisonende mit leistungsabhängiger Option auf Verlängerung und konnte in seinen bisher fünf Einsätzen bereits gegen Halberstadt ein Jokertor beisteuern.
Verdamp’ lang her: Wie die drei Punkte in Leutzsch bleiben
Es wird mal wieder Zeit, nicht wahr? Seit dem 5. November müssen sich die Chemikerinnen und Chemiker nun schon gedulden und auf einen Dreier vor heimischem Publikum warten. Das 4:0 gegen TeBe Berlin an Spieltag zwölf ist bis dato der jüngste Heimsieg in dieser Saison, doch der Besuch aus dem Altenburger Land am Sonntag wäre ein formidabler Anlass, dies zu ändern. In bisher sieben Aufeinandertreffen gingen vier Siege an die Grün-Weißen, zuletzt besorgte in der Hinrunde Denis Jäpel in der Nachspielzeit die späte Belohnung und drei Punkte für die Leutzscher. Im Alfred-Kunze-Sportpark konnte der ZFC jedenfalls erst einmal gewinnen (2019/20) und gegen die traditionell heimstarke Chemie-Elf dürfte es für die Zipsendorfer auch in dieser Partie durchaus schwer werden, etwas Zählbares mitzunehmen: 81 Prozent aller Spiele auf fremdem Rasen gab man verloren, in der Auswärtstabelle steht man daher zurecht nur auf Tabellenplatz 15.
Die Leutzscher werden alles daran setzen, die durchwachsenen englischen Wochen abzuhaken und mit neuem Elan ins letzte Saisondrittel zu gehen. Das Spiel gegen den Aufstiegsfavoriten in Cottbus wurde dank des Tores von Nicolas Wähling in den ersten Minuten bereits früh in eine gewisse Richtung geleitet, bevor erneut Wähling in der 41. Minute die mehr oder minder Vorentscheidung besorgte. Dennoch zeigte die Elf von Miroslav Jagatic eine durchaus ansprechende Leistung, nicht zuletzt dank der Rückkehr von Philipp Harant und Paul Horschig in die Startelf (nach abgesessener Gelbsperre) – auch, wenn die mangelnde Konsequenz im Angriffsdrittel nach wie vor ein Problem zu bleiben scheint, an dem gearbeitet werden muss. Glückwünsche seien allerdings erneut an Manuel Wajer gerichtet: Mit seinem Einsatz gegen Cottbus ist unsere Nummer 4 nun mit 103 Einsätzen alleiniger Rekordspieler der „neuen“ BSG Chemie – herzlichen Glückwunsch!
Kadertechnisch muss Miroslav Jagatic in der kommenden Partie (neben Tarik Reinhard und Florian Kirstein) lediglich auf Dennis Mast verzichten, unsere Nummer 10 kassierte gegen Cottbus seine fünfte Gelbe und muss gegen Meuselwitz aussetzen. Gäste-Coach Heiko Weber hingegen muss sich Gedanken machen, wie er die Ausfälle von Linksverteidiger Fabian Raithel (Rotsperre), Luis Fischer und Fabian Stenzel (beide krank) kompensieren will. Welche Startelf auch immer von den beiden Trainern aufs Fels geschickt werden wird – der Norddamm wird da sein, um Chemie zum ersten Heimsieg im neuen Jahr zu schreien!
Zum 22. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie Leipzig am kommenden Sonntag, 26. Februar 2023, um 13 Uhr den ZFC Meuselwitz im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Philipp Vierock (Berlin), als Assistenten zur Seite stehen ihm Pascal Wien und Christoph Beblik. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die am Sonntag nicht in Leutzsch dabei sein können, begleiten wie immer unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen live und direkt. Heimsieg gegen den ZFC – Forza, BSG!