
Foto: BSG Chemie Leipzig / Christian Donner
Es war kein schöner Sieg in Halberstadt, aber ein wichtiger – endlich der erste Dreier des neuen Jahres! Strammen Schrittes geht es für die Grün-Weißen weiter im Liga-Alltag, das zweite von vier Spielen in elf Tagen steht für das Team von Miroslav Jagatic bevor. Mit den Rot-Weißen aus dem Berliner Osten wartet ein weiteres Team aus den unteren Tabellengefilden. Ein unter der Woche vollzogener Wechsel auf der Trainerposition soll bei unseren Gastgebern den nötigen Effekt freisetzen, um auch in der kommenden Spielzeit in der vierthöchsten Spielklasse antreten zu können. Die Chemie-Elf, die mit dem jüngsten Auswärtssieg wieder Blut geleckt hat, hat dabei zumindest für die kommenden 90 Minuten ein Wörtchen mitzureden: Zum 21. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie Leipzig am kommenden Sonnabend, 18. Februar 2023, um 13 Uhr bei Lichtenberg 47 im Hans-Zoschke-Stadion.
Hoffnung auf den Trainer-Effekt: Die bisherige Saison von 47 und die Trennung von Murat Tik
Eingangs sei der grün-weiße Hut gezogen vor der Arbeit, die der SV Lichtenberg 47 lokal, im Herzen Berlins, leistet: Trotz starker und vor allem auch zahlreicher Konkurrenz im Osten der Hauptstadt machen die Rot-Weißen der Bezeichnung Kiezverein alle Ehre. Eine treue und (gemessen an den Publikumszahlen) stetig wachsende, lokale Fanbase ist der Lohn für die im Kiez verwurzelte Arbeit, die 47 seit Jahren anbietet. Unter Ex-Coach Uwe Lehmann gelang 2019 der Aufstieg in die Regionalliga und in Lichtenberg will man, auch in dieser Saison, alles dafür tun, dass dies auch so bleibt. Eine Personalie, die dem unbedingten Wunsch nach Klasenerhalt nun vor wenigen Tagen zum Opfer fiel, war Cheftrainer Murat Tik. Tik, erst im Sommer von der Charlottenburger Hertha verpflichtet, zeichnete erstmals für eine Mannschaft in der Regionalliga verantwortlich, konnte aber den Ansprüchen des Clubs in dieser Saison nicht gerecht werden. Nach 20 absolvierten Spielen hat Lichtenberg lediglich 15 Punkte auf dem Konto, das macht im Schnitt 0,75 Punkte pro Partie – und stellt den schlechtesten Schnitt eines Lichtenberger Trainers seit Aufstieg in die Regionalliga. Hielte man diesen Schnitt bis Saisonende, würde man nach 34 Spieltagen bei (gerundet) 26 Punkten landen: Das hätte, die beiden aufgrund von COVID-19 abgebrochenen Spielzeiten ausgeklammert, zuletzt 2016/17 zum Klassenerhalt gereicht. Wer die vakante Stelle von Murat Tik an der Seitenlinie der 47er übernimmt, ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Textes noch unklar. Für das Spiel gegen die BSG Chemie werden die Co-Trainer Jonas Schmidt und Kevin Hetzel die Leitung übernehmen, ergänzt durch den aufgrund eines Kreuzbandrisses bis Saisonende ausfallenden Kapitäns David Hollwitz.
Ganz generell ist es eine mehr als durchwachsene Saison für Lichtenberg. Aus den 20 Spielen gelangen magere drei Siege, gegen Germania Halberstadt, den ZFC aus Meuselwitz und unseren Ortsrivalen vom Südfriedhof. Darüber hinaus trennte man sich sechsmal Remis, verlor allerdings mit elf Niederlagen über die Hälfte aller Begegnungen. Ein Tor (20) schießt 47 im Schnitt pro Spiel – erlaubt dem Gegner dafür aber wiederum 2,2 Treffer (44). Als bester Torschütze führt zurzeit Efraim Gakpeto mit sechs Toren das interne Ranking an, als bester Vorlagengeber und bester Scorer gesamt tat sich Mittelfeldmann Christian Gawe (zwei Tore, sechs Assists) hervor. Statistik ist, wie immer, nicht alles, aber sie kann Antworten darauf geben, weshalb man zurzeit dort steht, wo man steht.
Lichtenberg 47 im Fußballjahr 2023: Mission Klassenerhalt
Nun erhofft man sich durch den Trainerwechsel den notwendigen Brustlöser, um in dieser Spielzeit noch das Ruder herumzureißen. Sechs Punkte trennen die Lichtenberger zurzeit von einem gesicherten Nichtabstiegsplatz und darüber hinaus bleiben ja auch noch 14 Spieltage Zeit, bis der Hammer fällt. Ebenso Hoffnung machen kann die Tatsache, dass man mit Ausnahme von Germania Halberstadt noch gegen alle direkten Konkurrenten aus dem Tabellenkeller antritt und es somit zumindest theoretisch selbst in der Hand hat, im Abstiegskampf Meter gut zu machen. Auch auf dem Transfermarkt wurde 47 noch einmal aktiv: Von Ligakonkurrent Altglienicke stieß der Saimir Koci neu zum Team, wo der 19 Jahre alte Mittelfeldspieler in dieser Spielzeit noch gar nicht zum Zug kam. Ebenfalls neu im Kader ist Georgios Labroussis, 20 Jahre alt, der von den Filmstädtern aus Babelsberg kam; bei den Filmstädtern konnte sich der in der Jugend des 1. FC Union Berlin ausgebildete Linksverteidiger nicht durchsetzen. Komplettiert werden die Neuzugänge von Florian Zorn. Der Mittelstürmer durchlief die Jugendmannschaften des FSV und der Eintracht aus Frankfurt und war, nach einem Engagement bei Fortuna Düsseldorf II, seit Sommer vereinslos. Verlassen haben den Verein Emil Gustavus (defensives Mittelfeld) und Marius Ihbe (Rechtsaußen), beide wechselten innerhalb Berlins und spielen künftig in der NOFV-Oberliga Nord. Im Vorfeld der Partie gegen die BSG Chemie plagen die 47er auch durchaus die Verletzungssorgen: Mit Kapitän David Hollwitz (Kreuzbandriss) und Sebastian Reiniger (Muskelfaserriss) fehlen zwei erfahrene Stamm-Innenverteidiger seit wenigen Wochen, in wechselnder Besetzung und Formation um Kevin Owczarek zeigte man defensiv wechselhafte Leistungen.
In die Winterpause verabschiedete sich L47 Anfang Dezember mit einem ärgerlichen 0:2 bei Tabellenschlusslicht TeBe Berlin und auch der Jahreswechsel brachte bei den Rot-Weißen noch nicht die erhoffte Wende. Aus fünf Partien nahm man bei 7:14 Toren lediglich zwei Punkte mit, dank zweier Remis gegen den Greifswalder FC und Germania Halberstadt. Ärgern muss man sich definitiv über die beiden Niederlagen gegen den BFC Dynamo (2:3) und Erfurt (3:4), wo man sich gegen die Favoriten einmal nach Drei-Tore-Rückstand ins Spiel zurück kämpfte (BFC), beziehungsweise sich nach einem starken Fight erst in den Schlussminuten noch die Butter vom Brot nehmen ließ. Klarer waren die Verhältnisse allerdings in der Lausitz: Bei Aufstiegsfavorit Energie Cottbus setzte es eine krachende 0:5-Niederlage im Stadion der Freundschaft.
Grün-Weiß und Rot-Weiß im Vergleich: Unsere Bilanz gegen Lichtenberg und Ausblick
Endlich kam er, der erste Sieg der Chemie-Elf im neuen Jahr: Glücklich, schmuddelig, kämpferisch: Egal, welches Adjektiv man nutzen mag, am Ende stehen drei Punkte für die Leutzscher Legende zu Buche. Manassé Eshele markierte seinen siebten Saisontreffer und ist somit bester Torschütze (und dank seiner zwei Assists auch bester Scorer) der aktuellen Spielzeit, ebenso traf Denis Jäpel (mit sechs Treffern nur knapp hinter Eshele) zum ersten Mal seit November. Bemerkenswert ist in dieser Saison: Immer, wenn Denis Jäpel trifft, gewinnt Chemie – unsere Nummer 33 weiß also genau, was er gegen Lichtenberg zu tun hat. Der Sieg im Harzvorland erlaubt einen etwas versöhnlicheren Blick auf den Start ins neue Fußballjahr: Fünf Punkte aus fünf Partien bei 5:9 Toren gehen mehr als in Ordnung. Denn: Mit 32 Punkten nach 19 Spielen (ø 1,68 Punkte pro Spiel) ist das Team von Miroslav Jagatic nach wie vor komfortabel weit weg vom Tabellenkeller und auf dem Weg, die beste Saison der eigenen Regionalligageschichte zu spielen. Allerdings fehlen mit Philipp Harant (mit schon fünf Treffern torgefährlichster Defensivspieler der BSG) und Paul Horschig gleich zwei der am besten performenden Verteidiger der Chemie-Elf aufgrund einer Gelbsperre; Dennis Mast würde im Falle einer weiteren Verwarnung beim Auswärtskracher gegen Cottbus zusehen müssen.
Auf fremdem Platz pendelt sich die BSG Chemie im oberen Mittelfeld der Tabelle ein, aus neun Partien holte man 14 Punkte und erzielte dabei zwölf Treffer (ø 1,33 pro Spiel, zum Vergleich: zuhause in Leutzsch im Schnitt 1,9). Lichtenberg hingegen hat seine Stärken definitiv auf eigenem Platz: Alle drei Siege, 60 Prozent aller eigenen Tore und 73 Prozent der Punkte holte man im Zoschke. In Erinnerung bleiben hier beispielsweise der Sieg gegen die Blau-Gelben aus Leipzig oder auch die wirklich ansprechende Leistung jüngst gegen RWE. In der Hinrunde allerdings ging der Sieg an die Leutzscher. Im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark besorgten Philipp Wendt, Janik Mäder und Florian Brügmann die Treffer zum Endstand von 3:2 (zweimal per direktem Freistoß). In den bisher fünf Begegnungen in der Regionalliga Nordost gingen je zwei Siege an beide Seiten, einmal trennte man sich Remis, in Lichtenberg selbst hingegen konnte Chemie erst einen Punkt erringen – höchste Zeit, das zu ändern.
Zum 21. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert unsere BSG Chemie Leipzig am morgigen Sonnabend, 18. Februar 2023, um 13 Uhr bei Lichtenberg 47 im Hans-Zoschke-Stadion in Berlin. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Florian Lukawski (Oranienburg), als Assistenten zur Seite stehen ihm Tino Stein und Tobias Hagemann. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die es Sonnabend nicht nach Berlin schaffen können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie immer live und direkt.