Skip to main content
AppnewsERSTEFANS

Vier gewinnt: Auftakt zur Tour de Force bei Germania Halberstadt

By 15. Februar 2023No Comments

Foto: BSG Chemie Leipzig / Christian Donner

Im Anschluss an das ärgerliche 1:2 (0:2) gegen den FSV Luckenwalde vor heimischem Publikum beginnen für die Chemie-Elf intensive Wochen. Der Auftakt der kleinen Auswärtstournee mit drei Partien auf fremdem Rasen – und vier Spielen in elf Tagen insgesamt – führt unsere BSG ins Harzvorland. Das Team von Miroslav Jagatic gastiert beim Tabellenvorletzten der Regionalliga Nordost, wo man in der Vorwoche den ersten Saisonsieg feiern und somit zum ersten Mal seit Mitte Oktober die rote Laterne zumindest zwischenzeitlich abgeben konnte. Die Rollen dürften im Vorfeld dieser Partie klar verteilt sein – dennoch braucht es volle Konzentration, um drei Punkte mit nach Leutzsch zu bringen: Zum Nachholspiel des 15. Spieltags gastiert die BSG Chemie am morgigen Mittwoch, 15. Februar 2023, um 19 Uhr im Friedensstadion beim VfB Germania Halberstadt.

Quo vadis, Halberstadt? Der bisherige Saisonverlauf der Germania
Die Tabelle spricht eine klare Sprache: Einen derartig desaströsen Saisonverlauf hatten sich die Verantwortlichen beim VfB sicherlich nicht vorgestellt, trotz aller realistischer Einschätzungen und Prognosen vor Saisonbeginn. Als einziges Team der Liga wartete die Germania bis ins neue Jahr auf ihren ersten Saisonsieg, satte zwölf von 18 Partien (66 %) gingen verloren und der Abstand zu einem gesicherten Nichtabstiegsplatz beträgt bereits schon 13 Zähler. 14 eigene Tore gelangen den Domstädtern bisher, welchen 41 kassierte Gegentore gegenüberstehen. Insgesamt steht das Team des VfB mit mageren acht Pünktchen auf dem 17. Tabellenplatz, punktgleich mit Schlusslicht TeBe. Zum Vergleich: In der Vorsaison, an deren Ende trotz der fünf Absteiger für Germania auf Platz 15 der ungefährdete Klassenerhalt glückte, hatte man zum selben Zeitpunkt in der Saison bereits fünf Siege eingefahren, zehn Tore mehr geschossen (24) und mehr als doppelt so viele Punkte auf dem Konto (18).

Andreas Petersen, welcher im Januar 2022 (eigentlich) nur für die Rettungsmission seiner Germania von seinem Beraterposten auf die Trainerbank zurückgekehrt war, entschied sich im Mai dennoch für einen Verbleib. Im Sommer folgte dann jedoch die Nachricht, dass er aufgrund gesundheitlicher Probleme seine Aufgaben nicht weiter wahrnehmen können würde, so wurde sein Co-Trainer Manuel Rost in den Chefsessel befördert und leitet interimsmäßig die Geschicke an der Seitenlinie. Seither macht der ehemalige Jugend- und Profitrainer des FC Rot-Weiß Erfurt jedoch nicht immer eine glückliche Figur: 17 Spiele ohne Sieg, der erste Dreier erst nach der Winterpause, durchgehend Abstiegskampf. Im Schnitt erlaubt man dem Gegner zwei (ø 2,27) Treffer pro Spiel, während man selbst mit dem Erzielen eines einzelnen Tores so seine Probleme hat (ø 0,77). Wenig verwunderlich, dass der Schnitt von 0,44 Punkten pro Partie kaum Raum zum Träumen lässt – sollte sich dieser nicht deutlich bessern, stünde man nach dem 34. Spieltag bei 15 mageren Punkten und mit beiden Beinen in der Oberliga.

Schöner, jünger, Eilers: Halberstadts Kader und Einzelspieler im Detail
Vor Saisonbeginn nicht zu Unrecht als Königstransfer des VfB Germania kommuniziert, bleibt der erfahrene Drittligaroutinier Justin Eilers (130 Einsätze) weit hinter den an ihn gestellten Erwartungen zurück. 2015/16 schoss Justin Eilers die SG Dynamo Dresden unter anderem mit seinen 23 Treffern (plus sieben Vorlagen) zum Meistertitel in der 3. Liga und sicherte sich damit auch den Titel als Torschützenkönig. 2023 hingegen spielt Justin Eilers beim VfB Germania Halberstadt, steht bei zwei Saisontoren in zwölf Partien und stand bei mehr als einem Drittel seiner Einsätze nicht in der Startelf; gegen den BAK stand Eilers verletzungsbedingt nicht im Kader – allerdings wäre es übertrieben Wohl oder Wehe der Halberstädter ausschließlich an Eilers festzumachen. Die Mission Klassenerhalt soll nun auch mit erneuter Aktivität auf dem Transfermarkt realisiert werden; insgesamt erfuhr der Kader elf Veränderungen. Hierbei legten die sportliche Leitung und Trainer Manuel Rost (Vertrag bis 2024) in ihrem Anforderungsprofil (und auch in der Wintervorbereitung) auf diejenigen Tugenden den Fokus, mit denen man das mittelgroße Wunder Klassenerhalt noch stemmen will – Kondition, defensive Stabilität, Qualität im Umschaltspiel. Grundlegend bleibt sich die Germania auch hier mit ihrem Fokus auf die Jugend treu: Die fünf Neuzugänge sind im Durchschnitt 22,2 Jahre alt, der gesamte Kader kommt auf ein Durchschnittsalter von 23 und zählt so zu den jüngsten der Staffel. Mit Fynn Kleeschätzky von der Zweitvertretung von Hannover 96 und dem ehemaligen Leutzscher Simran Dhaliwal stoßen zwei nominelle Innenverteidiger neu zum Team; auch Nikita Marusenko (defensives Mittelfeld) soll den zurzeit 2,27 Gegentoren pro Partie entgegenwirken. Der ukrainische Mittelstürmer Ilya Glyniani (vom SSC Weißenfels) und der 19 Jahre alte offensive Mittelfeldspieler Jona Renner (von Eintracht Braunschweig II) sollen ihrerseits gegen die Harmlosigkeit vor des Gegners Tor Wirkung zeigen. Ob die Neuen das Ziel Klassenerhalt realistischer werden lassen, bleibt abzuwarten, Manuel Rost zeigte sich dem MDR gegenüber jedenfalls zufrieden vor dem Neustart nach der Winterpause – auch wenn mit Stammspieler Manuel Korsch (Rückkehr zum FC Magdeburg) kurzfristig verabschiedet werden musste.

Es bleibt festzuhalten: In dieser Spielzeit ist in Halberstadt der Wurm drin, sowohl von innen als auch von außen sind Schuldzuweisungen an Einzelne, ob Spieler oder Trainer, nicht die Erklärung für und nicht der Weg aus der Krise. Vielmehr muss – und die Winterpause scheint in diese Richtung zu weisen – der Gesamtverbund auf den Prüfstand gestellt werden: Stammkeeper Cichos präsentierte sich zu selten wirklich souverän, die Abwehrreihe demonstrierte Mal um Mal den mangelnden Zugriff auf den Gegner, die Verwertung der nicht allzu häufigen guten Chancen blieb in der Regel aus. Zu allem Überfluss gelang auch bei Standardsituationen weder das Erzielen noch das Verteidigen von Toren besonders gut – wenig erbauliche Voraussetzungen für Abstiegskampf. Als Lichtblick könnte beim Aufeinandertreffen mit der BSG die Statistik herhalten: Bis auf einen holte man alle Punkte in dieser Saison auf eigenem Rasen (sieben) und kassierte im Schnitt ein ganzes Tor pro Spiel weniger (ø 1,78) als auswärts. Auch in den gemeinsamen Jahren in der Regionalliga hat die Germania statistisch die Nase vorn. Von sieben Aufeinandertreffen gingen drei an Germania, zuletzt am zweiten Spieltag der vergangenen Saison (0:2 im AKS). Weitere drei Begegnungen endeten mit einem Remis, der bisher einzige Sieg der Chemiker datiert auf den Anfang vergangenen Jahres, am 23. Januar besorgten Timo Mauer und Stephané Mvibudulu mit ihren Treffern den 2:0-Auswärtserfolg im Friedensstadion – also auf ein Neues!

Drei Punkte für die Leutzscher Legende: Die Jagd nach dem verlorenen Dreier
Nach wie vor ist die Chemie-Elf im Jahr 2023 ohne Sieg, in der Liga wartet man bereits seit dem 5. November auf einen Dreier – der jüngste Erfolg war das 4:0 gegen TeBe Berlin auf eigenem Rasen. Der Niederlage gegen Luckenwalde zum Trotz, die nach 0:2 zur Pause und großer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit beinahe ausschließlich der mangelnden Effizienz im Torabschluss zuzuschreiben ist, gibt es keinerlei Anlass, den Teufel an die Wand zu malen: Die bisherige Saison und die Vorzeichen vor dieser Partie lassen mit Fug und Recht den Anspruch zu, mit drei Punkten nach Leutzsch zurückzukehren. Kadertechnisch kann das Trainerteam um Miroslav Jagatic, abgesehen von Tarik Reinhard und Florian Kirstein, aus dem Vollen schöpfen. Die Leistung gegen Luckenwalde muss als ärgerlich und unnötig abgehakt werden, gibt aber keinerlei Anlass zur Sorge zum Beginn dieses Parforceritts mit vier Partien in elf Tagen. Ein Sieg in Halberstadt wäre der perfekte Start in diese Phase, die, mit Ausnahme der Nachholpartie gegen den FC Energie Cottbus am nächsten Mittwoch, mit Lichtenberg und Meuselwitz Gegner bereithält, die man in dieser Saison bereits schlagen konnte und die für die BSG zumindest als lösbar einzuschätzen sein sollten. Darüber hinaus dürfte der überraschende, aber aller Voraussicht nach deutlich zu spät gekommene erste Saisonsieg der Germania gegen einen mehr als kriselnden BAK, eher eine seltene Spitze in einer ansonsten nach unten zeigenden Kurve sein. Die BSG auf der anderen Seite spielt ihre beste Regionalligasaison, legt auf der sportlichen Ebene mit der Performance alter und neuer Leistungsträger ein sehr gutes Zeugnis ihrer Arbeit ab und zeigt an der Seitenlinie wie auf dem Platz Leutzscher Kampfgeist und Mentalität. Die Sonne lacht nach wie vor über Leutzsch, und in Halberstadt hat man nun die Chance, dieses Lachen auch wieder in die Gesichter der grün-weißen Familie zu bringen.

Zum Nachholspiel des 15. Spieltags in der Regionalliga Nordost gastiert die BSG am heutigen Mittwoch, 15. Februar 2023, um 19 Uhr beim VfB Germania Halberstadt im Friedensstadion. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Hannes Ventzke (Rostock), als Assistenten zur Seite stehen ihm Daniel Bartnitzki und Marvin Temmes. Für all diejenigen Chemiker:innen, die in Halberstadt nicht dabei sein können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt.

Teilen:
Close Menu