Foto: BSG Chemie Leipzig / Moritz Heidenblut
Auf einen gebrauchten Abend bei der VSG Altglienicke folgt für die Chemie-Elf die nächste Aufgabe gegen ein Team im Aufwärtstrend. Vor heimischem Publikum will das Team von Miroslav Jagatic den jüngsten Ausflug in die Hauptstadt vergessen machen und endlich den ersten Dreier nach der Winterpause einfahren. Unseren Gästen aus Brandenburg gelang mit einem 1:0 im heimischen Werner-Seelenbinder-Stadion gegen den FC Energie Cottbus ein Auftakt nach Maß in die zweite Saisonhälfte. Doch auf fremdem Rasen läuft es nicht für das Team von Coach Michael Braune: In acht Anläufen gelang dem FSV noch kein Auswärtssieg – ob das gegen die gewohnt heimstarken Leutzscher gelingt? Zum 20. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie Leipzig am kommenden Freitag, 10. Februar 2023, um 19 Uhr den FSV 63 Luckenwalde im Alfred-Kunze-Sportpark.
Was lange währt, wird endlich gut? Der Saisonverlauf unserer Gäste
Über drei lange, lange Monate mussten unsere Gäste aus Brandenburg in dieser Spielzeit auf ihren ersten Sieg warten. Nach 13 Spielen ohne Sieg standen die Blau-Gelben als Remis-Könige (sieben Unentschieden) der Staffel mit gerade sieben Zählern auf dem drittletzten Tabellenplatz – lediglich die noch dürftigeren Ergebnisse (vier bzw. drei Punkte) der beiden Teams ganz am Ende sorgten dafür, dass man nicht noch weiter unten und noch tiefer drin im Abstiegskampf stand. Ein 3:1 gegen TeBe Berlin auf eigenem Platz Ende November ließ den Knoten der Luckenwalder platzen und brachte den lange ersehnten ersten Dreier. Seither (und auch das vorangegangene Remis bei Viktoria Berlin eingeschlossen) kann sich die Performance der Elf von Coach Michael Braune mehr als sehen lassen: Elf Punkte aus fünf ungeschlagenen Partien, acht zu vier Tore und die Heimsiege gegen den BFC Dynamo und auch Tabellenführer Energie Cottbus unmittelbar vor und nach der langen Winterpause.
Doch, wie auch Trainer Braune nach dem jüngsten Sieg vor den Kameras zu verstehen gab: In Luckenwalde braucht man Siege, keine Unentschieden. Natürlich ist es mehr als beachtlich, wie sich der Verein mit relativ geringen Mitteln Mal um Mal in der Regionalliga behauptet. Aber: Auch der Achtungserfolg gegen den Tabellenführer sei nur ein erster Schritt, mehr auch nicht – de facto performt der FSV in dieser Spielzeit nur marginal besser (aktuell 1,0 Punkte pro Spiel; 2020/21 0,87 Punkte im Schnitt) als in seiner ersten Saison nach Wiederaufstieg. Im Vorfeld des anstehenden Spiels in Leutzsch haben die Luckenwalder nach 17 absolvierten Partien 17 Punkte auf dem Konto, mit einer Tordifferenz von -7 (18 Tore, 25 Gegentore). Die drei Siege, acht Remis (Ligahöchstwert) und sechs Niederlagen bedeuten zurzeit den 15. Tabellenplatz, vor Lichtenberg 47, TeBe Berlin und Schlusslicht Halberstadt. Darüber hinaus hat der FSV zwei Spiele weniger bestritten als die beiden Berliner Teams und kann sich bei diesen Nachholspielen weitere Entlastung im Tableau verschaffen – wobei darunter mit Germania Halberstadt auch die Partie gegen einen direkten Konkurrenten im Tabellenkeller darunter fällt.
Winter in Brandenburg: Momentaufnahme des FSV vor der zweiten Saisonhälfte
Der Traumstart ins Fußballjahr 2023 dürfte in Luckenwalde demnach für zahlreiche fröhliche Gesichter gesorgt haben, angesichts der Aufgaben, die da noch so kommen. Auch im Landespokal Brandenburg ist der FSV noch vertreten und steht nach dem jüngsten 3:1 gegen den FSV Union Fürstenwalde im Viertelfinale. Der Auftritt gegen Cottbus dürfte Mut machen, umso mehr, da die Blau-Gelben zeigten, dass sie auch ohne ihren Topscorer Spiele gewinnen können. Daniel Becker, der 35-jährige Routinier des FSV (dritte Arbeitsperiode in Luckenwalde, insgesamt neun Saisons), führt auch in dieser Spielzeit mit insgesamt neun Scorerpunkten, fünf Toren und vier Assists in 15 Auftritten das interne Tableau an (0,6 Scorer pro Spiel). Gegen Energie hingegen fehlte Becker mit einer Grippeerkrankung, auch sein Einsatz gegen die BSG steht auf der Kippe. An seiner Statt avancierte sein Kollege Pascal Borowski auf seiner eigentlichen Stammposition zum Matchwinner. Mit einem Kopfballtreffer in der 3. Spielminute, zu dem eine behäbige und deutlich zu passive Energie-Abwehr förmlich einlud, sorgte Borowski für den dritten Saisonsieg des FSV – musste leider aber noch vor der Pause mit einer Knöchelverletzung vom Platz und ist wohl für die Partie am Freitag ebenfalls keine Option.
In der Winterpause veränderte sich der FSV auch noch auf zwei weiteren Ebenen: Joma heißt der neue Ausrüster von Luckenwalde und Premiere feierte der Trikotsatz ebenfalls bei der Partie gegen Cottbus. Das spanische Unternehmen, welches unter anderem Atalanta Bergamo, den FC Villarreal oder auch Bundesligist Hoffenheim ausstattet, löste damit Adidas ab. Darüber hinaus wurde der Kader mit zwei neuen Spielern verstärkt: Von der Zweitvertretung des FC Magdeburg kommt der 21-jährige Mittelstürmer Simon Gollnack. Der bei Dynamo Dresden ausgebildete Stürmer, vergangene Saison in der Regionalliga Südwest bei Hoffenheim II aktiv, sammelte in der aktuellen Spielzeit in der Verbandsliga Sachsen-Anhalt (6. Liga) 15 Scorer in 15 Spielen und kam gegen Cottbus bereits auf gut 25 Einsatzminuten. Ebenfalls neu im Team ist Steve Zizka, der von der VSG Altglienicke zu den Blau-Gelben stößt. Im zentralen Mittelfeld zuhause, führte der Weg des 20-Jährigen seit seiner Jugend über Stationen bei beispielsweise Dynamo Dresden oder dem FC Ingolstadt nach Brandenburg. Bei Altglienicke kam Zizka in dieser Saison nicht über eine Reservistenrolle hinaus. In wettbewerbsübergreifend acht Einsätzen kamen lediglich 197 Einsatzminuten zusammen. Ähnlich war es für Innenverteidiger Edgar Budde, der nur noch in der Landesligamannschaft des FSV zum Zug kam und dessen Zeit beim FSV mit Vertragsauflösung im Januar ein Ende fand.
Im Leutzscher Holz sind wir geboren: grün-weiße Heimstärke und die Bilanz gegen Luckenwalde
Für die Chemie-Elf war der jüngste Auftritt in der Liga ein Abend zum Vergessen: Bei unangenehmstem Fußballwetter im Berliner Jahnsportpark sahen die knapp 400 mitgereisten Chemiker:innen einen Auftritt ihres Teams, der dem Spiel und der Qualität der VSG zu keiner Sekunde gewachsen war. Nach einem Doppelschlag nach etwas mehr als 20 Minuten und 0:3 zur Pause war der Drops schnell gelutscht. Auch eine Leistungssteigerung in Hälfte im zweiten Spielabschnitt konnte die verdiente 0:4-Auswärtspleite, bei der der erste Schuss aufs Tor seitens der BSG in der 90. Minute abgegeben wurde, nicht verhindern. Allerdings gibt es für Berufstätige und Studierende natürlich auch wenig undankbarere Aufgaben als ein winterliches Punktspiel um 19 Uhr an einem Freitag.
Gegen den FSV steht nun also die nächste Chance auf drei Punkte an, seit fünf Partien wartet man in Leutzsch nun schon auf einen Sieg und gegen Altglienicke erzielte man erstmals seit sieben Spieltagen kein eigenes Tor. You win some, you lose some, gegen Luckenwalde wird das Team von Miroslav Jagatic voll motiviert sein, vor eigenem Publikum Wiedergutmachung zu betreiben und zurück in die Souveränität des vergangenen Jahres zu finden. Für die BSG spricht die gewohnte Heimstärke der Grün-Weißen: Eine einzige Niederlage in neun Begegnungen zuhause, darüber hinaus fünf Siege und insgesamt 18 Punkte bedeuten Platz sechs in der Heimtabelle. Ebenso kommt mit dem FSV Luckenwalde eines der auswärtsschwächsten Teams der Liga in den Leipziger Westen. Als eines von vier Teams in der Staffel gelang noch gar kein Dreier auf fremdem Platz, nur 0,5 Punkte nahm man pro Spiel aus seinen acht Auswärtsauftritten mit. Im bisherigen RLNO-Vergleich war Luckenwalde für die BSG, speziell auswärts, mehr oder minder ein Angstgegner, was sich in der Statistik auch niederschlägt: Von acht Partien gingen drei an den FSV, dreimal trennte man sich unentschieden und zweimal hieß der Sieger BSG Chemie. Alle diese Siege konnte die Chemie-Elf im AKS erringen – angesichts der dürftigen Auswärtsperformance der Luckenwalder womöglich ein perfektes Setup also, um am Freitag im Leutzscher Kleinod zurück zu alter Stärke zu finden und zu neuen Taten im neuen Jahr aufzubrechen.
Zum 20. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie Leipzig am kommenden Freitag, 10. November 2023, um 19 Uhr den FSV 63 Luckenwalde im Alfred-Kunze-Sportpark. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Florian Butterich (Adelhausen), zur Seite stehen ihm als Assistenten Chris Rauschenberg und Paul Drößler. Für all diejenigen Chemiker:innen, die am Freitag nicht in Leutzsch mit dabei sein können, begleiten, wie gewohnt, unser Fanradio Fünfeck.FM und unser App-Ticker das Spielgeschehen live.
Drei Punkte für die Leutzscher Legende – Forza, BSG!