Nach zwei Remis vor heimischem Publikum gehen die seit nun sieben Spielen ungeschlagenen Chemiker den ersten Auswärtstrip der Saison an. Es ist der erste von insgesamt sieben Rückrunden-Gastspielen der Leutzscher an der Spree. Auf der Jagd nach dem ersten Dreier des Jahres geht es gegen die VSG Altglienicke, die am vergangenen Wochenende als erste Mannschaft dieser Spielzeit auswärts bei Tabellenführer Cottbus gewinnen konnte – und mit entsprechendem Selbstvertrauen in die nächste Partie gehen wird. Der Auftakt der großen Berlin-Tournee in der Rückrunde: Zum 19. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie Leipzig am morgigen Freitag, 3. Februar 2023, um 19 Uhr bei der VSG Altglienicke im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin-Pankow.
Von Favoritenrolle und brotlosen Bemühungen: die Saison der VSG bis hierhin
Zu Recht wurde die VSG Altglienicke, wie eigentlich in jedem Jahr, zu Saisonbeginn klar zu den Staffelfavoriten gerechnet. Der Erfolg der Blau-Weißen unter ihrem Trainer Karsten Heine, seit der Saison 2019/20 im Amt, spricht für sich: Keine Saison schloss man schlechter als Tabellenplatz vier (!) ab, in der abgelaufenen Spielzeit stellte man mit 80 Treffern eine der besten Offensiven der Liga, und in der kompletten Ära Heine hält man einen beachtlichen Punkteschnitt von 1,93 Punkten pro Spiel. Als Tabellenvierter des Vorjahres traute man den Südostberlinern trotz stark verändertem Kader zu 2022/23 erneut ganz vorn mitzumischen. Sechs Spiele ohne Niederlage zum Saisonauftakt mit vier Siegen, 14 Punkten und 14:7 Toren, darunter der 2:1-Sieg im AKS, bestätigen die Erwartungen zunächst. Die Euphorie sollte jedoch einen milden Dämpfer erhalten: Gegen vier Topteams der Liga holte man, trotz teils mehr als ansprechender Leistungen wie gegen Chemnitz, nur zwei Punkte und blieb vier Spiele hintereinander sieglos. Zwischenzeitliche Spitzen folgten im alten Jahr nur noch bei Siegen gegen Halberstadt (5:0) und Hertha BSC (6:0). Mit zwei Siegen, zwei Remis und zwei Niederlagen schloss die VSG das alte Jahr für eigene Ansprüche eher durchwachsen ab.
So wurden die Blau-Weißen auf dem Transfermarkt noch einmal tätig und stattete drei bis dato vereinslose Spieler mit Verträgen bis Saisonende (und teilweise Option auf ein weiteres Jahr) aus. Auf der Torhüterposition stößt der beim VfL Wolfsburg ausgebildete Lino Kasten (22 Jahre) zum Team, der erste Erfahrungen in der Regionalliga Nord und der 2. Liga in Österreich sammelte. Darüber hinaus verstärken Philipp Türpitz (230 Einsätze in der 2. Bundesliga und 3. Liga) im offensiven Mittelfeld und der unter anderem bei VVV-Venlo in der niederländischen Eredivisie aktive Stürmer Steffen Schäfer den Kader den Kader bis Saisonende. Im Gegenzug verließen Mittelfeldmann Steve Zizka (zu Ligakonkurrent Luckenwalde) und Innenverteidiger Tim Häußler den Verein.
Lang ersehnte drei Punkte: der Start der VSG ins neue Fußballjahr
Vier Punkte konnte Altglienicke im neuen Jahr 2023 bisher mit. Zum Auftakt wartete Tabellenschlusslicht Germania Halberstadt: Beim ersten Heimspiel zurück im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark geriet man trotz spielerischem Übergewicht in Rückstand, Tolcay Cigerci, mit 13 Punkten bester Scorer der Blau-Weißen (sieben Tore, sechs Vorlagen) ließ die Elfmeter-Chance zum Ausgleich liegen. So dauerte es bis zur letzten Minute, dass Stephan Brehmer, seit 2015 bei der VSG und damit dienstältester Akteur, sehenswert per Lupfer den 1:1-Endstand besorgte. Die Heimschwäche der Altglienicker – erst zwei Siege und nur zehn Punkte in acht Spielen auf eigenem Platz – sollte also auch im neuen Jahr erst einmal anhalten. Die Mannschaft belohnte sich trotz eines guten Spiels (59 Prozent Ballbesitz, 7:2 Torschüsse, 9:1 Ecken) nicht nicht mit einem Dreier..
Komplettes Kontrastprogramm dann aber im Spiel darauf: Auswärts im Stadion der Freundschaft gelang es der VSG, die makellose Heimbilanz des Tabellenführers aus Cottbus (sieben Siege aus sieben Partien) zu beenden und gleich drei Punkte aus der Lausitz zu entführen. Einen offenen Schlagabtausch mit guten Chancen auf beiden Seiten entschied die Heine-Elf dank zweier Treffer von Kolja Oudenne in der zweiten Halbzeit mit 2:0 für sich. Dabei wucherte sie wieder mit den Chancen und hatte mit Energie-Schlussmann Leon Bätge ein hartnäckiges Hindernis zu überwinden.. Sind die Leiden der VSG, gerade in der Chancenverwertung, in der Winterpause noch nicht gänzlich kuriert?
Aller guten Dinge sind drei: Chemie vor der Partie in Berlin
Mit zwei 1:1-Unentschieden unter dem neuen Flutlicht des Alfred-Kunze-Sportparks begann die BSG das neue Fußballjahr. Im dritten Anlauf unter Flutlicht soll nun der erste Dreier her: Nach den beiden intensiven Spielen gegen Rot-Weiß Erfurt und den SV Babelsberg 03, in denen Manassé Eshele und Timo Mauer für die Chemie-Elf erfolgreich waren, ist die BSG nun insgesamt seit sieben Pflichtspielen in Folge ohne Niederlage geblieben – allerdings auch schon seit vier Spielen ohne Sieg. Grund zur Zuversicht besteht dennoch, denn gegen zwei schlagkräftige Gegner zog sich die Mannschaft von Miroslav Jagatic über weite Strecken achtbar aus der Affäre und ließ dabei selbst auf schwierigem Geläuf spielerische Klasse aufblitzen, etwa bei Mauers erstem Saisontor zur 1:0-Führung gegen die Babelsberger. Auch punktete die BSG in 71 Prozent ihrer Spiele auf fremdem Rasen – vielleicht ja auch bei den in Jahn-Sportpark zurückgekehrten Altglienickern mit ihrer ausbaufähigen Heimbilanz? Beim jüngsten Gastspiel bei der VSG im April 2022 im Stadion auf dem Wurfplatz (Heimstätte der Hertha-Amateure) konnten sich die Leutzscher dank der Tore von Alexander Bury, Dennis Mast und Florian Kirstein jedenfalls mit 3:2 durchsetzen und damit den ersten über die VSG überhaupt einfahren. Die Gesamtbilanz spricht mit vier Niederlagen und zwei Unentschieden eher (aus grün-weißer Sicht) noch eher für die Berliner. Zeit für eine weitere Korrektur!
Zum 19. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie Leipzig morgen Abend um 19 Uhr bei der VSG Altglienicke im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Tobias Hagemann (Potsdam), als Assistenten zur Seite stehen ihm Andy Stolz und Max Göldner. Für all diejenigen Chemiker:innen, die am Freitagabend nicht in Berlin mit dabei sein können, begleiten wie immer unser Fanradio Fünfeck.FM und der App-Ticker das Spielgeschehen live.
Drei Punkte für die Leutzscher Legende – Forza, BSG!
Foto: Dennis Weißflog