
Foto: Christian Donner
Ein etwas ärgerlicher Spielverlauf an der Ostseeküste: Die BSG Chemie Leipzig lieferte eine starke Leistung beim Aufsteiger Greifswalder FC, hatte die klareren Chancen, musste aber in letzter Sekunde noch den Ausgleich hinnehmen. Trotz zweifacher Führung reichte es am Ende also leider nicht für die drei Punkte. Die Partie endete vor 1776 Zuschauer:innen im Volksstadion in Greifswald mit 2:2 (0:1).
Das erste Mal seit knapp fünf Jahren ging es für unsere Chemiker wieder nach Mecklenburg-Vorpommern. Damals war die Reise nicht wirklich geglückt (man verlor 0:3 beim Konkurrenten TSG Neustrelitz), aber seit dem ist Einiges in Leutzsch gewachsen. Unsere BSG befindet sich seit Wochen im Formhoch, verlor lediglich eins der letzten zehn Ligaspiele. Tabellarisch lag die Favoritenrolle also auf chemischer Seite, aber der Greifswalder FC ist kein gewöhnlicher Aufsteiger. Die Mannschaft von Trainer Roland Kroos (Vater der Kroos-Brüder) trainiert unter Vollprofibedingungen und ist geschmückt von einigen Routiniers wie Soufian Benyamina, Abu Bakarr Kargbo oder Tom Weilandt, der heute nach fünfwöchiger Verletzungspause wieder die Vorpommern als Kapitän auf den Platz führte. Der Start des Neulings war auch vielversprechend (unter anderem schlug man Absteiger Viktoria Berlin 5:0), allerdings gab es in den letzten fünf Ligaspielen keinen Sieg. Defensiv sind die Rot-Weißen sicher (nur 14 Gegentreffer in 12 Spielen), dafür drückt in der Offensive mit ebenfalls nur 14 Treffern noch der Schuh.
Auch an der Ostseeküste vertrat Christian Sobottka den weiterhin krankgeschriebenen Miroslav Jagatic und änderte die Formation auf zwei Positionen: Manuel Wajer startete für den erkrankten Philipp Harant; Manassé Eshele kehrte nach Gelbsperre für den verletzten Florian Kirstein zurück.
Zum Anfang der Partie war das Muster klar erkennbar: Greifswald mit mehr Ballbesitz, wollte das Spiel bestimmen. Chemie erst einmal auf die Defensive bedacht, setzte aber immer wieder auf die Konterstärke der schnellen Außenstürmer. Bereits nach wenigen Minuten wurden unsere Grün-Weißen gefährlich: Timo Mauer setzte sich auf der rechten Seite durch, flankte flach in den Fünfmeterraum, wo Manassé Eshele per Hackentrick fast die Führung gelang, aber der Ball ging knapp am linken Pfosten vorbei. (6.) Vier Zeigerumdrehungen später lag der Ball dann aber im Netz des Aufsteigers: Eine Flanke von Timo Mauer ging im hohen Bogen über den GFC-Keeper Matti Kamenz und am langen Pfosten nickte Manassé Eshele den Ball aus wenigen Metern in den Kasten. (10.) Frühe Führung für unsere BSG! Nach dem Treffer gab es lange Zeit wenig Highlights in Greifswald. Der GFC mit mehr Ballbesitz, aber offensiv ideenlos, unsere Chemiker defensiv sicher, aber mit wenigen Entlastungsangriffen. Ein Freistoß von Florian Brügmann (19.) auf der einen Seite und ein Kopfball von Rudolf Sanin (25.) auf der anderen Seite blieben die gefährlichsten Möglichkeiten. Kurz vor dem Halbzeitpfiff wurden unsere Leutzscher aber noch einmal gefährlich. Erst schlenzte Denis Jäpel den Ball nur knapp über den Kasten (43.), dann hatte Timo Mauer die Riesengelegenheit auf 0:2 zu stellen, schoss aber frei vor Kamenz über das Tor. (45+2.) So ging es mit „nur“ 0:1 für unsere BSG in die Halbzeit.
Der Start der zweiten Halbzeit gehörten den Hausherren. Die Vorpommern kamen mit enormen Druck aus der Kabine, drängte die BSG tief in die eigene Hälfte. Zehn Minuten nach dem Pausentee lag der Ball auch im chemischen Kasten, aber an der Seitenlinie ging die Fahne hoch: Kargbo fälschte den Ball aus einer Abseitsposition ins Tor ab. (54.) Ein Wachmacher für unsere Chemiker, denn im direkten Gegenzug schoss Florian Brügmann den Ball leider nur an die Latte. (54.) Den Ausgleich mussten unsere Chemiker dann doch hinnehmen: Einen eigentlich ungefährlichen Schuss von Richardson ließ Bellot zur Seite abklatschen, was Kargbo sofort nutzte und traf. (59.) Ein kurzer Schock für unsere Mannschaft, die dann aber wieder die Initiative ergriff und sich Chancen erspielte. Erst zischte ein Schuss von Lucas Surek über den Querbalken (62.), dann scheiterte der eingewechselte Janik Mäder aus spitzem Winkel an Kamenz. (71.) Dann aber das Tor des Tages: Florian Brügmann sah, dass Kamenz weit außerhalb seines Tores stand und setzte aus knapp 30 Metern zum Heber an. Der Ball wurde länger und länger … und senkte sich im hohen Bogen ins Tor! (73.) Ein Kandidat für das Tor des Monats, und nebenbei die verdiente, erneute Führung unserer BSG. In den Schlussminuten sah es dann auch lange Zeit nach dem neunten Sieg im zehnten Spiel aus. Unsere Chemiker hatten die Partie im Griff, nutzte aber die Kontermöglichkeiten nicht. Das wurde in der Nachspielzeit bestraft: Eine Chance des GFC bekommt die chemische Hintermannschaft nicht geklärt. Tom Weilandt legte frei vorm Tor artistisch quer auf Kargbo, der ebenfalls völlig ungedeckt zum erneuten Ausgleich traf. (90.) Der Endstand der Partie.
Auch wenn der Ausgleich etwas bitter ist, kann das Team zufrieden zurück nach Leutzsch fahren. Es ist das zehnte ungeschlagene Spiel aus den letzten elf Ligapartien – eine Serie, dank der unsere Mannschaft vorübergehend auf Platz vier springt. Die nächste Möglichkeit zu drei Punkten gibt es in zwei Wochen. Dann empfängt unsere BSG den Vorjahresmeister BFC Dynamo. Anpfiff am Sonnabend, den 26. November 2022, ist um 13 Uhr.
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Greifswalder FC: Matti Kamenz – Jannis Farr, Julian Rüh, Rudolf Sanin, Jannik Bandowski – Moritz Rosenberg (46. Aleksandar Bilbija), Luca Jensen – Joseph Charles Richardson, Lukas Knechtel (80. Maksym Danylo Kowal) – Tom Weilandt (MK), Abu Bakarr Kargbo (90.+1 Fatlind Memaj); Trainer: Ronald Kroos
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot (MK) – Ben Keßler, Paul Horschig, Manuel Wajer – Florian Brügmann, Alexander Bury, Dennis Mast, Lucas Surek – Timo Mauer (79. Anton Kanther), Manassé Eshele (85. Tom Müller), Denis Jäpel (60. Janik Mäder); Trainer: Christian Sobottka
Tore: 0:1 Manassé Eshele (10.), 1:1 Abu Bakarr Kargbo (59.), 1:2 Florian Brügmann (73.), 2:2 Abu Bakarr Kargbo (90.)
Gelbe Karten: Joseph Charles Richardson / –
Schiedsrichter: Florian Lukawski (Zehlendorf), Andy Stolz, Tino Stein
Zuschauer: 1776 im Volksstadion Greifswald (davon ca. 640 Chemiker:innen)