
Foto: Christian Donner
Zum 11. Spieltag der Regionalligasaison 2022/23 gastiert die BSG Chemie Leipzig am morgigen Samstag, 29. Oktober 2022, um 13 Uhr im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark beim Tabellendreizehnten Viktoria Berlin. Es ist das erste Auswärtsspiel der Grün-Weißen in der Hauptstadt dieser Spielzeit.
Bis Spieltag Numero elf hat es in dieser Spielzeit gedauert, bis für unsere BSG Chemie Leipzig die erste und in der Hinrunde tatsächlich einzige Auswärtsfahrt in die Bundeshauptstadt ansteht. Empfangen werden die Leutzscher vom Vorjahresabsteiger aus Liga Drei, dem FC Viktoria 1889 Berlin. Die Hellblauen dürften einen Brustlöser in Form des erst zweiten Heimerfolgs in dieser Saison anstreben, blieb die Mannschaft von Trainer Semih Keskin bisher doch etwas hinter den eigenen Erwartungen zurück. Die BSG hingegen könnte mit einem Sieg in Berlin den bereits siebten Dreier in elf Partien einfahren, weitere drei Zähler auf dem Weg zu den 40 Punkten einheimsen – und ganz nebenbei weiter an der eigenen Bestmarke in der Regionalliga basteln.
6–10–6–1–3–17–16–19. Diese kryptisch anmutende Kombination ist der Code, der die BSG Chemie am Vortag des elften Spieltages zusammenfasst. Grün und weiß strahlt es auf dem sechsten Tabellenplatz, von ihren zehn Partien gingen sechs an die Chemie-Elf, einmal trennte man sich unentschieden und nahm lediglich dreimal gar nichts mit nach Hause. Die 17 geschossenen Tore zeugen einerseits von der neuen Qualität in der Offensive, während die Defensive in der Umbruchphase (16 Gegentore) immer besser zusammenfindet. Die 19 Punkte beweisen: Unsere Mannschaft versteht es, ihre Möglichkeiten und Potenziale immer besser auszuschöpfen.
Noch nie in ihrer Regionalliga-Geschichte hatte die BSG Chemie zu diesem zehn Spieltagen so viele Punkte auf dem Konto; in beiden Vorsaisons benötigte man vier Spiele mehr für 19 Zähler, in den beiden Jahren als Aufsteiger noch länger (16 und 22 Partien). Lediglich eine Niederlage und ein Remis in den vergangenen acht Spielen zeigen, dass die Grün-Weißen das gewisse Etwas gefunden haben, das in manch anderer Spielzeit in Phasen noch fehlte: Konsolidierung und Stabilisierung in allen Mannschaftsteilen, viel neue und alte Qualität sowie eine immense Lauf- und Einsatzbereitschaft sorgen im Oktober 2022 für beste Stimmung im Leutzscher Holz. Lediglich im Leutzscher Lazarett warten sie noch auf ihre Genesung. Tarik Reinhard (Außenbandanriss im Knie) sowie Neuzugang Mateo Andačić (Knöchel) fehlen beide schon länger, für das Spiel in Berlin ist zudem der Einsatz von Janik Mäder fraglich – an dieser Stelle weiterhin gute Besserung an alle! Darüber hinaus wird Florian Brügmann das Spiel mit Gelbsperre als Zuschauer verfolgen müssen. Abgesehen davon kann unser Trainerteam jedoch aus dem vollen Kader schöpfen.
Gegen die Hellblauen gelang der BSG Chemie in bisher fünf Begegnungen lediglich ein Sieg, als Manuel Wajer sein Team in deren erster RL-Saison 2017/18 im heimischen Sportpark zum Sieg brachte. In den anderen Partien trennte man sich zweimal Remis, die jüngsten Aufeinandertreffen in Berlin entschied Viktoria jeweils für sich. Aktuell gelingt exakt das den Lichterfeldern aber noch nicht, erst zwei Saisonsiege gegen Tennis Borussia Berlin und Germania Halberstadt stehen bisher zu Buche. Gegen Carl Zeiss Jena, unseren Ortsrivalen sowie Vorjahresmeister BFC Dynamo errang man immerhin einen Zähler, die übrigen Partien gegen Greifswald, Erfurt und Cottbus gingen verloren.
Ein Problem der Berliner Viktoria liegt in dieser Saison in der Offensive. Bisher erzielte man im Schnitt nur ein Tor pro Partie. Immerhin: Fast immer waren es Neuzugänge, die erfolgreich waren. Nach dem Abstieg aus der 3. Liga, dem Wechsel auf der Trainerbank zum vormaligen U19-Coach Semih Keskin und einem riesigen Umbruch im Kader mit jeweils über 20 Zu- und Abgängen fallen drei Personalien besonders ins Auge: Mit Tolcay Cigerci (jetzt bei der VSG Algtlienicke), Soufian Benyamina (Greifswald) und Lucas Falcāo, die in der Vorsaison mit sieben, fünf und sechs Treffern die interne Scorerliste anführten, musste Viktoria schmerzliche Abgänge in der Offensivabteilung verkraften. Neu ins Boot kam dafür unter anderem Phil Harres auf Leihbasis von Dynamo Dresden, der wie Berk Inaler (aus Altglienicke) und Fatih Baca (vom Berliner AK) bisher wettbewerbsübergreifend drei Treffer beisteuern konnte. Die beiden letztgenannten sind jedoch eigentlich in der Defensive zuhause – bis auf Batikan Yilmaz, der von Türkiyemspor Berlin kam und einmal traf, blieben alle anderen offensiven Neuzugänge bisher ohne Torerfolg. Darüber hinaus macht sich die mangelnde Stabilität im eigenen Strafraum. Ex-Stammkeeper Julian Krahl wechselte auf die Stellvertreterposition beim 1. FC Kaiserslautern in der 2. Bundesliga und sein bisheriger Nachfolger, der zunächst bis Saisonende von Austria Klagenfurt aus der Österreichischen Bundesliga ausgeliehene Marcel Köstenbauer, blieb erst einmal ohne Gegentor.
Nicht zur Verfügung stehen dem Viktoria-Trainerteam Innenverteidiger Tobias Gunte, dessen Innenbandanriss im Knie ihn bereits seit Mai außer Gefecht setzt; dazu steht hinter dem Einsatz von Mittelfeldmann Diren-Mehmet Günay und dem im Sommer von Dynamo Dresden gekommen Linksverteidiger Jonas Kühn ein großes Fragezeichen.
Schiedsrichter der Begegnung ist Hannes Ventzke (Rostock), an den Linien stehen ihm seine Assistenten Florian Markow und Maximilian Bauer zur Seite. Für den Unparteiischen ist es das Premierenspiel mit den Leutzschern. All denjenigen Chemiker:innen, welche die Auswärtsfahrt in die Hauptstadt nicht mit antreten können, sei wie immer unser Fanradio Fünfeck.FM und unser App-Ticker ans Herz gelegt.
Wir alle dürfen freudig gespannt sein, ob die Chemiker an ihre tollen Leistungen der letzten Wochen anknüpfen können. In diesem Sinne: Forza, BSG!
kiro