Foto: Christian Donner
Bitterer und nervenaufreibender kann ein Derby wohl nicht sein. Unsere BSG verliert das Stadtduell gegen den Ortsrivalen nach Elfmeterschießen. Über 120 Minuten lang lieferten sich beide Mannschaften einen harten Kampf, bei dem Chancen eher Mangelware waren. Am Ende stehen unsere Jungs dennoch nach tollem Fight mit leeren Händen da. Die Partie endete im ausverkauften Alfred-Kunze-Sportpark mit 7:8 (0:0, 0:0, 0:0) n.E. für den Gast.
Es war angerichtet: das 107. Derby in Leipzig, dazu noch im Pokal. Es war also klar, dass es einen Sieger geben würde. Beide Teams gingen mit steigender Formkurve in das Duell. Die Gäste aus dem Südosten der Stadt legten einen guten Saisonstart hin, holten elf Punkte aus sechs Spielen in der Liga. Auch im Pokal wurde man in der zweiten Runde seiner Favoritenrolle gerecht, auch wenn man dabei ein paar Probleme hatte. Am Ende siegte man aber mit 2:4 bei Borea Dresden, weshalb es nun zu diesen Duell gekommen ist. Auch unsere Leutzscher sind ins Rollen gekommen. Nach zwei Pleiten zum Auftakt konnte man zehn Punkte aus den vergangenen vier Spielen einfahren. Ebenfalls wurde das erste Pokalspiel der Saison mit 0:7 beim VfB Schöneck souverän gewonnen. Es war also alles für ein Derby auf Augenhöhe angerichtet.
BSG-Trainer Miroslav Jagatic änderte seine Formation im Vergleich zum 2:1-Sieg über den Staffelspitzenreiter Berliner AK auf einer Position: Ben Keßler begann für Philipp Wendt. Auf der Bank nahm Janik Mäder nach krankheitsbedingten Ausfall wieder Platz.
Die Anfangsminuten des Derbys waren sehr zerfahren. Die erste Gelegenheit gehört Lok-Kapitän Sascha Pfeffer, der über das Tor schoss (7.). Auf der Gegenseite fehlte Philipp Harant nach einem Drehschuss nicht viel (9.). Danach verflachte die Partie. Die Gäste hatten zwar mehr Ballbesitz, kamen aber nur selten in die gefährliche Zone. Unsere BSG hielt kämpferisch dagegen, stand defensiv stabil, kam aber kaum zu Angriffen. Die größte Chance des ersten Durchgangs hatte Luca Sirch, der zum Glück für unsere Chemiker aber über das Tor köpfte (20.). Kurz vor der Pause übte der Ortsnachbar noch etwas mehr Druck aus, aber das Zielwasser fehlte. Benjamin Bellot hielt den Schuss von Sascha Pfeffer problemlos (41.). Auf der andere Seite wurde Denis Jäpel im letzten Moment geblockt (44.). So ging es torlos in die Kabinen.
Die Gäste starteten besser in die zweiten Durchgang, richtig gefährlich wurde es aber noch nicht. Erst verzog Tobias Dombrowa (48.), dann hielt Bellot gegen Ziane (51.). Im direkten Gegenzug hatte unsere BSG die größte Chance im ganzen Spiel. Nach einem Konter waren auf einmal vier Chemiker vorm Schlussmann der Gäste. Letzlich konnte Florian Kirstein die Möglichkeit aber nicht nutzen, schoss Isa Dogan an (52.). Danach entwickelte sich das selbe Bild wie in der ersten Hälfte. Lok mit Ballbesitz, aber unsere Leutzscher blieben standhaft. Richtig gefährlich wurde es dennoch. Erst verpasste Osman Atilgan eine Dombrowa-Hereingabe nur haarscharf (69.), dann lenkte Bellot einen Ziane-Schuss gerade noch so um den Pfosten (72.). In den Schlussminuten wurde keine der beiden Mannschaften wirklich gefährlich, weshalb es in die Verlängerung ging.
In dieser hatte Chemie Oberwasser. Erst ging ein Schuss vom eingewechselten Janik Mäder nur ans Außennetz (92.), dann gelang Manassé Eshele fast ein Kunstschuss per Hacke. Der Ball ging aber leider doch gut einen Meter am rechten Pfosten vorbei (97.). Auch im zweiten Durchgang der Verlängerung waren unsere Grün-Weißen das bessere Team, große Chancen gab es aber nicht mehr – bis auf eine: Ein Freistoß von Alexander Bury zischte nur Millimeter am linken Pfosten vorbei (107.). Die Entscheidung musste durch das Elfmeterschießen fallen.
Es wurde auf den Block der Gäste geschossen, welche auch anfangen durften. Die ersten beiden Schützen trafen, dann hielt Bellot gegen Urban. Chemie nun im Vorteil, welcher auch bis zum vierten Elfmeter unsere Chemiker hielt. Dann hielt Isa Dogan stark gegen Lucas Surek. Danach zeigten sich die Schützen beider Teams äußerst treffsicher. Erst nach dem 18. Elfmeter kam es zur Entscheidung – leider zugunsten des Stadtrivalen. Ben Keßler verschoss seinen Elfer, Lok gewann damit das Spiel.
Unsere Chemiker scheiden damit zwar schon in der dritten Pokalrunde aus, das aber gegen einen starken Gegner, und können trotzdem auf die gezeigte Leistung stolz sein. Über 120 Minuten lieferte man einen couragierten Auftritt, war sogar in der Verlängerung das bessere Team. Natürlich überwiegt aber der Frust. Chance zur Revanche gibt es bereits in drei Wochen – dann beim 1. FC Lok. Vorher geht es aber am kommenden Sonnabend nach Chemnitz und die Woche darauf zuhause gegen Carl Zeiss Jena.
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BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot (MK) – Ben Keßler, Paul Horschig, Philipp Harant – Florian Brügmann, Alexander Bury, Dennis Mast, Lucas Surek – Denis Jäpel (75. Janik Mäder), Manassé Eshele (102. Max Keßler), Florian Kirstein (85. Timo Mauer); Trainer: Miroslav Jagatic
1. FC Lokomotive Leipzig: Isa Dogan – Eric Voufack, David Urban, Luca Sirch, Linus Jakob Zimmer (86. Maik Salewski) – Farid Abderrahmane, Sascha Pfeffer (MK), Zak Paulo Piplica (75. Theo Ogbidi) – Tobias Dombrowa, Djamal Ziane, Osman Atilgan (96. Leon Heynke); Trainer: Almedin Civa
Tore: Fehlanzeige
Elfmeterschießen: 0:1 Farid Abderrahmane, 1:1 Dennis Mast, David Urban verschießt, 2:1 Paul Horschig, 2:2 Djamal Ziane, 3:2 Janik Mäder, 3:3 Leon Heynke, Lucas Surek verschießt, 3:4 Sascha Pfeffer, 4:4 Alexander Bury, 4:5 Eric Voufack, 5:5 Philipp Harant, 5:6 Tobias Dombrowa, 6:6 Timo Mauer, 6:7 Maik Salewski, 7:7 Florian Brügmann, 7:8 Luca Sirch, Ben Keßler verschießt
Gelbe Karten: Philipp Harant, Paul Horschig, Ben Keßler / Djamal Ziane, Theo Ogbidi, Tobias Dombrowa, Sascha Pfeffer
Schiedsrichter: Richard Hempel (Großnaundorf), Michael Näther (Haselbachtal), Marek Nixdorf (Dresden)
Zuschauer: 4999 im Alfred-Kunze-Sportpark (320 Gäste)