Foto: Christian Donner
Gelungene Generalprobe: Durch die beste Halbzeit der bisherigen Regionalligasaison sammelte unsere BSG Chemie am vergangenen Wochenende gegen den Tabellenführer Berliner AK drei wichtige Punkte ein und schwor ganz Leutzsch – Trainerbank, Elf und Anhang – auf eines der wichtigsten Spiele des Jahres ein. Während Paul Horschig und Manassé Eshele den „Schrecken aller Klassen“ zum Sieg schossen, reichten dem 1. FC Lok in Halberstadt neun Minuten, um einen 1:0-Rückstand in einen 1:3-Auswärtssieg umzumünzen. So gehen beide Kontrahenten mit einem Sieg im Rücken in die 107. Ausgabe des Spiels der Spiele: Am Sonntag um 16 Uhr empfängt die BSG Chemie Leipzig im ausverkauften Alfred-Kunze-Sportpark Ortsrivale 1. FC Lokomotive Leipzig zur 3. Runde des Wernesgrüner Sachsenpokals.
Es ist eine Binsenweisheit des Fußballs, dass es in einem Derby keinen Favoriten gibt. Doch bei der anstehenden Begegnung zwischen Grün-Weiß und Blau-Gelb lässt die Ausgangslage durchaus die Einschätzung zu, dass sich zwei Mannschaften auf Augenhöhe begegnen werden. Dafür sprechen auch die denkbar knappen Derbyergebnisse seit 2016: Kein einziges Mal fielen mehr als drei Tore in einer Partie (2:1 beim jüngsten Derbysieg der BSG im Mai), nur einmal gelang es einem Team, zwei Derbys hintereinander für sich zu entscheiden (der 1. FC Lok 2016/17 im Pokal und 2017/18 in der Hinrunde) und nur ein einziges Mal gelang einer Mannschaft der Sieg mit mehr als einem Tor Unterschied (das 2:0 der Chemiker im AKS im Herbst 2019). Auch in ihrer bisherigen Performance in der Regionalliga Nordost ähneln sich beide Teams bisher, mit jeweils drei Siegen aus sechs Spielen und durch ein einzelnes Pünktchen getrennt geht man auf Tabellenplatz sechs beziehungsweise acht in die neue Pokalrunde.
Unsere Gäste aus dem Südosten der Messestadt erleb(t)en einen durchwachsenen Spätsommer: Nach zwei Siegen, einem Remis und damit sieben Zählern aus den ersten drei Partien gerieten die Blau-Gelben ins Straucheln. Gegen Aufsteiger Greifswald setzte es eine 3:1-Auswärtsniederlage, die man in Probstheida auf die eigene Kappe nahm. Gegen den Vorjahresmeister BFC Dynamo scheiterte man im Bruno-Plache-Stadion am sprichwörtlichen Aluminium und trennte sich trotz frühem Platzverweis der Berliner 0:0 unentschieden.
Wie gerufen kam nach zwei Partien ohne Sieg die 2. Runde des Sachsenpokals, um gegen einen unterklassigen Gegner Selbstvertrauen zu tanken. Bei einem Pausen- von 3:2 und einem Endstand von 4:2 – eingeleitet durch einen Doppelschlag von Djamal Ziane – absolvierte man die Aufgabe bei Landesklasse-Tabellenführer Borea Dresden mehr oder minder souverän. „Mehr oder minder souverän“ könnte auch als Beschreibung für die jüngste Partie der Loksche in der Liga dienen: Gegen Tabellenkellerkind Germania Halberstadt lagen die Männer aus Probstheida auswärts eine gute Stunde mit 1:0 hinten, bevor ihnen im Anschluss starke neun Minuten doch noch ausreichten, das Spiel zum 1:3-Endstand zu drehen. Soweit also die bisherige Spielzeit unseres Lokalrivalen, der sich in brenzligen Situationen häufig auf Djamal Ziane und vor allem Kapitän Sascha Pfeffer verlassen kann, am Sonntag aber auf den rotgesperrten Mike Eglseder verzichten muss.
Und was ist mit der BSG? Nun: Dort, wo die Sonne stets lacht, ist die Stimmung gut. Nach einem ergebnistechnisch suboptimalen Saisonstart hat Chemie die niederen Tabellenregionen verlassen und sich dank zuletzt starker Leistungen in der oberen Tabellenhälfte eingefunden. Im Pokal wurde bei unseren freundlichen Gastgeber:innen vom VfB Schöneck 1912 die Pflichtaufgabe souverän mit 0:7 gemeistert. Ebenfalls förderlich fürs Leutzscher Lächeln war der überraschende, dank einer vor allem in Halbzeit eins bärenstarken Leistung aber auch verdiente 2:1-Heimsieg gegen Tabellenführer Berliner AK am vergangenen Wochenende, als Grün-Weiß dank Paul Horschig und Manassé Eshele den bis dahin punktverlustfreien Berlinern die erste Saisonniederlage beibrachte. Mit dem Sieg bestätigte sich auch die nach oben zeigende Formkurve der Chemie-Elf, die wettbewerbsübergreifend seit fünf Spielen ungeschlagen und mit drei Siegen in Folge voll in der neuen Regionalligasaison angekommen ist. Kampfgeist, eine neue Standardstärke, tolle Neuzugänge und eine großartige Teamchemie stimmen zuversichtlich im Leutzscher Holz.
Das 107. Leipziger Derby steht unter der Leitung von Schiedsrichter Richard Hempel (Großnaundorf), als Assistenten zur Seite stehen ihm Michael Näther und Marek Nixdorf. Es wird keine Tageskasse geben, das Pokalspiel ist ausverkauft. Spielbeginn ist pünktlich um 16 Uhr, der MDR überträgt die Begegnung live in TV und Stream. Natürlich halten euch auch unser Fanradio Fünfeck.FM sowie unser Ticker in der App auf dem Laufenden. Es wird an diesem Tag keinen Alkoholausschank geben.
Ob zu Hause oder auf dem Norddamm, ob mit Bier oder ohne: Unsere Elf braucht die Unterstützung der gesamten Chemie-Familie, um ihren Derbysieger-Titel zu verteidigen und ins Achtelfinale des Sachsenpokals einzuziehen. Forza, BSG!
kiro