Foto: Christian Donner
Was eine Partie! Gegen den aktuellen Spitzenreiter, den Berliner AK, zeigte unsere BSG über neunzig Minuten eine konzentrierte Defensivleistung und setzte offensiv immer wieder höchst gefährliche Nadelstiche. Am Ende hieß es bei wechselhaften Wetter im Alfred-Kunze-Sportpark vor 3485 Zuschauer:innen 2:1 (1:0) für Chemie.
Der Auftakt in die „Hammerwochen“ stand an. Hammerwochen, weil die kommenden Gegner der BSG mit dem BAK, Lok (im Pokal), Chemnitz, Jena und wieder Lok (Liga) allesamt nicht nur namhaft sind, sondern auch dementsprechende Ansprüche haben. Der erste dieser Kontrahenten, der Berliner AK, war gleich der aktuelle Spitzenreiter der Regionalliga Nordost. Die Mannschaft von Trainer Benjamin Duda musste bisher noch keinen einzigen Punkt abgeben, feierte unter anderem Siege beim letztjährigen Meister BFC Dynamo (0:1) und Aufsteiger Rot-Weiß Erfurt (0:1). Zuletzt triumphierte man auch über Energie Cottbus (2:1). Die Berliner überzeugten bisher also auf ganzer Linie, obwohl feiern die Saison mit einem um zwei Drittel gekürzten Etat gehen musste. Nicht nur wegen der derzeitigen Form war der Athletikclub Favorit, sondern auch die Bilanz sprach für den Hauptstadtclub. Den letzten Sieg gegen den BAK gab es 2018, das letzte Tor gar 2019.
Ein schweres Brett, was die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic da bohren musste. Doch die letzten Auftritte machten Mut. Drei Siege in Folge, sieben Punkte aus den vergangenen drei Spiele – unsere Mannschaft hat sich gefangen und befindet sich derzeit im Tabellenmittelfeld der Staffel. Im Vergleich zum Last-Minute-Sieg in Meuselwitz gab es eine Änderung: Sieg-Torschütze Denis Jäpel rückte für Anton Kanther in die Startelf.
Die Anfangsminuten der Partie begannen verhalten, doch dann übernahm überraschend unsere BSG das Spielgeschehen. Erstmals gefährlich wurde es, als eine Flanke aus dem Halbfeld auf die Füße von Denis Jäpel fiel, aber seinen Abschluss hielt Luis Zwick, der bisher gerade einmal ein Gegentor kassierte (11.). Unsere Leutzscher ließen aber nicht locker und wurden stets über die schnellen Außen gefährlich. Eine dieser Hereingaben klärte ein BAK-Verteidiger in höchster Not ins Toraus (14.). Die darauffolgende Ecke, getreten von Brügmann, verlängerte Alexander Bury und Paul Horschig am zweiten Pfosten köpfte ein – Führung Chemie (15.)! Zu diesem Zeitpunkt hochverdient. Unsere Jungs machten aber weiter, der BAK kam kaum zur Erscheinung. Einen langen Ball nahm Florian Kirstein im Fallen und zwang Zwick zu einer Glanztat (17.). Mitte des ersten Durchgangs kamen die Gäste aber besser in die Partie, ohne aber wirklich gefährlich zu werden. Unsere Grün-Weißen verteidigten konzentriert, sodass einzig durch Distanzschüsse ein wenig Gefahr aufkam. Die großen Chancen gehörten weiterhin unserer BSG. Kurz vor der Pause gab es Freistoß für Chemie an der Strafraumkante. Alexander Bury nahm sich der Sache an – und knallte das Ding ans Lattenkreuz, von wo der Ball wieder ins Spielfeld flog (41.). Unsere Leutzscher waren weiter agil und wollten nachlegen. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte gab es nochmal eine Ecke, diesmal von Mast getreten. Im Strafraum kam irgendwie Manassé Eshele an den Ball, der diesen aber nicht im Tor unterbringen konnte (45+1.). So ging es mit „nur“ 1:0 in die Kabinen.
Direkt nach der Pause erstmal unverändertes Bild: Chemie dominierte immer noch den Tabellenführer und kam weiter zu Großchancen. Eine schöne Ballstaffete von Denis Jäpel und Lucas Surek mündete in eine Flanke, die Manassé Eshele im Sechzehner verwertete – 2:0 Chemie (48.)! Unsere Leutzscher blieben trotz der klaren Führung aber weiter gallig. Der BAK fand keine Mittel, war sichtlich verwirrt. Knappe zehn Minuten nach dem 2:0 nahm Denis Jäpel einen schönen Diagonalball von Florian Kirstein runter, tanzte die Berliner Verteidigung aus, aber sein Abschluss frei vor Zwick ging nur an die Latte (56.). Von den Hauptstädtern kamen keine Gelegenheiten. Erst nach etwas mehr als einer Stunde kam Innenverteidiger Schulz zum Schuss, den Benjamin Bellot aber sicher hielt (66.). Dann waren wieder unsere Chemiker dran. Eine Flanke von Philipp Harant verpasste Denis Jäpel am zweiten Pfosten (73.). Dann wie aus dem Nichts aber der Anschluss der Gäste. Einen schnell vorgetragenen Angriff schloss der eingewechselte Michael Seaton ab (75.). Es begann nun das große Zittern bei unserer BSG. Der Tabellenführer machte nun natürlich gehörig Druck, wurde aber nicht zwingend gefährlich. Einmal wurde es nur brenzlig, als ein grenzwertiger Zweikampf von Seaton gegen Bellot nicht abgepfiffen wurde und Joel Richter die Chance zum Ausgleich hatte, aber im Verbund konnte man die Möglichkeit entschärfen. Es war die letzte Gelegenheit, Chemie brachte den Sieg über die Zeit!
Unsere Leutzscher besiegen also den Spitzenreiter der Regionalliga Nordost und fahren den dritten Ligasieg in Folge ein. Damit rutscht man erstmal in die obere Hälfte der Tabelle. Der Sieg war hochverdient, hätte auch höher ausfallen können. Somit geht man mit einem guten Gefühl und jede Menge Selbstvertrauen in das anstehende Derby am kommenden Sonntag im Pokal.
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot (MK) – Florian Brügmann, Philipp Harant, Paul Horschig, Philipp Wendt, Lucas Surek – Alexander Bury, Dennis Mast – Florian Kirstein (74. Anton Kanther (90+3. Ben Keßler)), Manassé Eshele (74. Timo Mauer), Denis Jäpel (83. Max Keßler); Trainer: Miroslav Jagatic
Berliner AK 07: Luis Maria Zwick – Joel Richter (83. Tim Seifert), Omar Hajjaj (46. Michael Seaton), Kwabenaboye Appiah Schulze, Ben Florian Meyer (MK) – Tarek Chahed, Rintaro Yajima (64. Jamal Mantatu Rogero), Julian Klar (77. Jannis Lang), Keanu Schneider, Patrick Sussek – Bleron Krasniqi (64. Joel Vieting); Trainer: Benjamin Duda
Tore: 1:0 Paul Horschig (15.), 2:0 Manassé Eshele (48.), 2:1 Michael Seaton (75.)
Gelbe Karten: Lucas Surek / Julian Klar, Bleron Krasniqi
Schiedsrichter: Eugen Ostrin (Eisenach), Matthias Lämmchen, Franz Unger
Zuschauer: 3485 im Alfred-Kunze-Sportpark (davon 6 Gäste)