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Oh, wie schön ist Zipsendorf: Die BSG Chemie zu Gast in Meuselwitz

By 11. September 2022No Comments

Foto: Christian Donner

Auf die souverän gelöste Pflichtaufgabe beim VfB Schöneck im Wernesgrüner Sachsenpokal folgt für die BSG Chemie Leipzig das nächste Tänzchen auf fremdem Rasen. Auch unser kommender Gegner meisterte die ihnen gestellte Herausforderung in der 2. Runde des thüringischen Landespokals mit einem 5:1-Sieg beim FC Steinbach-Hallenberg und konnte so nach zwei deutlich verlorenen Ligaspielen ein wenig Selbstvertrauen tanken. Mit drei Niederlagen aus vier Spielen stehen unsere Gastgeber zweifelsohne unter Zugzwang, drei Punkte und das drittschlechteste Torverhältnis der Staffel schreien nach Verbesserung, soll das Ziel Klassenerhalt gelingen. Die Leutzscher Elf hingegen gab keines ihrer jüngsten drei Spiele verloren und scheint stetig besser in die Spur zu finden; mit Mateo Andačić stieß in der Zwischenzeit auch ein weiterer spannender Neuzugang zur chemischen Elf, der im Sachsenpokal seine ersten Einsatzminuten im Mittelfeld sammeln konnte. Die bisheriger Performance des ZFC in der Liga lässt kaum genaue Prognosen zu, doch es dürfte eine Partie werden, in der ein Unentschieden keinem der beiden Teams wirklich weiterhilft und schlicht drei Punkte für die Leutzscher Legende Pflicht sind. Schnapp! macht das Krokodil angeblich, doch man wird sehen, wem am meisten zum Lachen zumute sein wird, wenn das Hackebeil ins Altenburger Land kommt. Zum 5. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie Leipzig am Sonntag, 11. September 2022, um 13.30 Uhr beim ZFC Meuselwitz in der bluechip-Arena in Zipsendorf.

Der Tabellenvierzehnte der Vorsaison dürfte mit dem Start in die neue Saison nur bedingt zufrieden sein: Aus vier Partien entsprangen bisher lediglich drei Pünktchen aufgrund des Auswärtserfolgs beim VfB Germania Halberstadt, welcher glücklich, aber deutlich mit 3:0 gewonnen wurde. Und die restlichen Spiele? Eine Heimniederlage gegen den Titelverteidiger aus Hohenschönhausen zum Saisonauftakt (1:2), die erste Packung im kleinen Thüringenderby gegen den Aufsteiger aus Erfurt (1:4) die zweite Packung auswärts beim FC Energie Cottbus (0:4). Den bisher erzielten fünf Toren, wovon, wie erwähnt, drei aus der glücklich in Richtung der Zipsendorfer gekippten Partie in Halberstadt stammen, stehen schon satte zehn gefangene Tore gegenüber – zum Vergleich: Benjamin Bellot musste zwar ebenfalls schon zehnmal hinter sich greifen, doch der chemischen Offensive gelangen glatte drei Tore mehr, auch wenn lediglich ein Punkt die beiden Teams in der Tabelle trennt.

Doch woran hapert es beim ZFC? Ja, der Vorjahresmeister, ein absolut nicht typischer Aufsteiger sowie ein Aufstiegsaspirant für die 3. Liga als Auftaktprogramm sind Spiele, die man mal verlieren kann, klar – zweifelsohne aber werfen die bisherigen Vorstellungen des ZFC Fragen auf. Die Trainings- und Arbeitsvoraussetzungen der Spielenden in Meuselwitz können es, gerade im Vergleich zum Rest der Liga (beziehungsweise zum Rest der eben nicht unter Profibedingungen spielenden Teams) bekannterweise eigentlich nicht sein.

Ist es die Trainerbank? Mit Heiko Weber, ehemals Trainer der mittlerweile aufgelösten zweiten Mannschaft von Carl Zeiss und echtes Jenaer Urgestein, sitzt zwar ein neues, aber in keiner Weise unerfahrenes Gesicht an der Meuselwitzer Seitenlinie. Der Nachfolger des zum FC Teutonia Ottensen 05 nach Hamburg abgewanderten David Bergner erhielt ein Arbeitspapier bis 2025 und brachte aus Jena mit Felix Rehder für die Innenverteidigung, Daniel Kovacevic für die rechte Defensivseite sowie Luis Fischer fürs offensive Mittelfeld, dessen Wechsel bei Carl Zeiss durchaus für Verstimmung sorgte, gleich drei Talente mit ins Altenburger Land. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Trainer scheint es nicht Heiko Weber anzukreiden zu sein, dass die neue Spielzeit so nüchtern begann. Sind es fehlende Automatismen? Selbstverständlich müssen sich diese bei jeder Mannschaft in jeder Saison aufs Neue finden. Doch auf der taktischen Ebene hat sich eigentlich kaum etwas verändert, schließen sich die von Weber gespielten Systeme mit Viererkette nahtlos an die von David Bergner etablierten Grundlagen an.

Liegt es am Ende vielleicht doch am Kader der Zipsendorfer? Viel Bewegung in der Kabine war in diesem Sommer auch beim ZFC. Drei der Neuzugänge wurden bereits genannt, in der Kategorie Talente konnte der ZFC neben den drei Jenaern noch zwei weitere Jugendspieler aus den Akademien der roten Bullen sowie des FSV Zwickau für sich gewinnen. Darüber hinaus stießen von den letztjährigen Absteigern aus Fürstenwalde und Rathenow drei neue, junge Spieler (alle maximal 21 Jahre alt) zum Kader: Innenverteidiger Kilian Zaruba vom FSV Union für die Innenverteidigung, dazu Rechtsaußen Johannes Pistol und Mittelfeldmann Thilo Gildenberg von Optik, welche in der Vorsaison alle im Durchschnitt sechs Scorerpunkte für ihre Teams beisteuerten. Linksverteidiger Fabian Raithel (mit 26 Jahren deutlich der älteste Neuzugang), 2016 vom SSV Jahn Regensburg ins Altenburger Land gewechselt, kehrte nach einem nur knapp halbjährigen Intermezzo in Halberstadt zurück zum ZFC und auch Nils Schätzle im defensiven Mittelfeld kam vom VfB Germania.

Auf der Abgangsseite fallen allerdings die Namen einiger Stammspieler ins Auge: Den seit Oktober 2021 im Tor gesetzten defensiven Rückhalt Matthias Hamrol zog es beispielsweise zum BFC Dynamo; in der Vorsaison geht der Klassenerhalt der Meuselwitzer als 14. mindestens zum Teil auf sein Konto. Auch Ben-Luca Moritz, der vergangene Saison, bis auf eine Partie wettbewerbsübergreifend jedes Spiel der Saison absolvierte, verließ den Verein und schloss sich nun dem Aufsteiger aus Erfurt an. Max Kulke aus dem zentralen Mittelfeld kehrte nach abgelaufener Leihe zu seinem Stammverein Dynamo Dresden zurück und mit Jegor Jagupov, Benjamin Förster und Niklas Jahn verließen gleich drei Offensivkräfte mit deutlich über 20 Einsätzen den ZFC nach Halle, Gera beziehungsweise Kahla. Mittelfeldmann Tobias Becker schnürt nach nun drei Jahren Meuselwitz gemeinsam mit unserem Benny Boltze in Markranstädt die Fußballschuhe.
Es scheint eine Wundertüte zu sein in Zipsendorf, ein Kessel Buntes der nicht allzu einfach einzuschätzen und zu prognostizieren ist. Eigentlich schien der sportliche Auftritt der Meuselwitzer lediglich beim Saisonauftakt zuhause gegen den BFC einigermaßen souverän. Das Ergebnis gegen Halberstadt liest sich viel deutlicher, als es das Spiel tatsächlich war und ohne tatkräftige Mithilfe der Germania wäre hier wohl eher ein schmeichelhaftes Unentschieden oder 0:1 nach 90 Minuten auf der Anzeigetafel gestanden. Speziell bei den beiden Klatschen gegen Aufsteiger Erfurt und den ewigen Aufstiegsaspiranten aus Cottbus hingegen präsentierte sich die Offensive der Meuselwitzer zu kraft- und harmlos, während ihre Kollegen aus der Defensive teilweise vogelwild agierten: Gegen Cottbus kassierte man kurz nach Wiederanpfiff beispielsweise innerhalb von knapp über zwei Minuten zwei absolut vermeidbare Gegentore und gab so das Spiel aus der Hand; nach einem Sonntagsschuss zum 2:0 reichten kurz danach, trotz doppelter Überzahl, sechs Meuselwitzer im Strafraum nicht aus, um drei Cottbusser zu bremsen. Besonders die äußeren Defensivpositionen des ZFC sollten für unsere schnellen Außen wie Lucas Surek, Philipp Wendt oder Janik Mäder sicher den ein oder anderen Ansatzpunkt bieten.

Die BSG Chemie konnte zwei der letzten drei Pflichtspiele gewinnen und zeigte sich auch auswärts in Luckenwalde kämpferisch, unnachgiebig und belohnte sich dort dank starker zweiter Hälfte mit einem Punkt. Nach der Genesung von sowohl Alex Bury als auch Florian Kirstein ist der chemische Kader auch beinahe wieder in voller Mannstärke unterwegs. Lediglich der gerade gegen die VSG aus Altglienicke schmerzhaft vermisste Tarik Reinhard fällt aufgrund eines Außenbandanrisses im Knie weiterhin aus – an dieser Stelle nur die besten Genesungswünsche an unsere Nummer 8! Doch auch abseits der nach oben zeigenden Formkurve dürfte das Team rund um Miroslav Jagatic nicht allzu schwer besorgt nach Thüringen fahren: Von unseren bisherigen sechs Begegnungen mit dem ZFC gewann die BSG derer drei und musste gleichsam nur zwei Niederlagen einstecken, lediglich eine davon auf fremdem Geläuf (1:4 in der ersten Regionalligasaison 2017/18). In der Bluechip-Arena sammelte man in der Folge (2019/20 entfiel die Partie aufgrund des Saisonabbruchs) jedes Mal drei Punkte für die Leutzscher Legende – oh, wie schön ist Zipsendorf!

Zum 5. Spieltag der Regionalliga Nordost reist die BSG Chemie Leipzig am Sonntag, 11. September 2022, in den Meuselwitzer Stadtteil Zipsendorf ins Altenburger Land. Anpfiff der Partie ist um 13.30 Uhr in der Bluechip-Arena in Zipsendorf. All denjenigen Chemiker:innen, welche nicht die Reise nach Thüringen antreten können oder möchten, sei, wie immer, unser Fanradio Fünfeck.FM beziehungsweise der Live-Ticker (beides mit Leichtigkeit zu finden in der App der BSG Chemie), wärmstens ans Herz gelegt. Platz 15 gegen Platz zehn, rot-weiß gegen grün-weiß, das hoffentlich bessere Ende für die Leutzscher Legende – Forza, BSG!

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