Foto: Christian Donner
Nach dem Saisonauftakt ist vor der Heimspielpremiere: Nach der ersten Partie im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion vor einem prall gefüllten Gästeblock freut sich die BSG Chemie Leipzig auf das erste Heimspiel der neuen Spielzeit. Die beiden Aufeinandertreffen in der abgelaufenen Saison dürften der chemischen Familie noch präsent sein, sozusagen mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Das Hinspiel im Alfred-Kunze-Sportpark endete für die BSG mit der für Spieler und Mannschaft gleichermaßen schmerzhaften und langwierigen Verletzung von Florian Brügmann, dessen Bruder noch zu allem Überfluss zum Endstand von 0:1 traf. In der vergangenen Rückrunde hingegen konnten die Grün-Weißen ihren allerersten Sieg gegen die VSG einfahren, nach Treffern von Bury, Mast und Kirstein hieß es beim Abpfiff im Amateurstadion der Hertha 2:3 für die Leutzscher. Nun also bittet das grün-weiße Ballett zum ersten Tänzchen auf dem Rasen, der die Welt bedeutet: Die BSG Chemie Leipzig empfängt die VSG Altglienicke am morgigen Sonnabend, 13. August 2022, um 13 Uhr im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch.
Unsere Gäste in blau und weiß gehen nun in ihre sechste Saison in der Regionalliga Nordost. Nach ihrem Aufstieg aus der NOFV-Oberliga Nord 2017 landeten sie in ihrer ersten Spielzeit mit drei Punkten vor der BSG Chemie auf Platz 15 der Staffel, die wiederum den erneuten Gang in die Oberliga antreten mussten. Auch im Jahr darauf platzierte sich die VSG Altglienicke in den unteren Tabellenregionen, bis Karsten Heine sein Amt an der Seitenlinie übernahm, welches er auch bis heute innehat: Unter Heines Führung schließlich war die Platzierung der VSG in der Abschlusstabelle nie schlechter als Platz vier, in der ersten pandemiebedingt abgebrochenen Saison 2019/20 schloss man die Spielzeit sogar punktgleich mit dem Staffelsieg Lok Leipzig ab. Im Jahr darauf landete die VSG erneut einen Platz vor der BSG, diesmal jedoch auf den Plätzen zwei und drei, nachdem die Spielzeit nach 13 Spieltagen abgebrochen wurde. Die erste wieder vollständig ausgespielte Saison 2021/22 hielt für die Altglienicker wiederum einen sehr starken vierten Rang in der Abschlusstabelle bereit, generell präsentierten sich die Männer in blau und weiß über die gesamte Saison als eine der konstantesten Truppen der Liga.
Nun also geht es in Saison Nummer sechs für die VSG. Was hat sich getan im Sommer in Altglienicke? Wenig überraschend gab es keine Veränderungen beispielsweise auf der Trainerbank, frei nach dem Motto ‚never change a winning team‘: Karsten Heine, Urgestein des Berliner Fußballs mit Vergangenheit bei sowohl Hertha als auch Union sowie dem so genannten Kiezclub aus der Filmstadt, lenkt mit seinem Team auch weiterhin die Geschicke des Teams an der Seitenlinie; sein Arbeitspapier gilt noch bis mindestens Sommer 2023. Mit einem Schnitt von bärenstarken 2,31 Punkten pro Spiel in seiner Zeit in Altglienicke gibt der Erfolg der Arbeit des 67jährigen ohne Einschränkungen Recht.
Viel mehr Veränderung – einer dieser Umbrüche in der Liga – kam jedoch in die Kaderzusammenstellung der VSG. 13 Abgänge und 14 Neuzugänge wirbelten das Team bei einer Kadergröße von 25 Spielern insgesamt einmal mehr als ordentlich durcheinander. Die relevantesten Veränderungen in Kürze: Zuvorderst dürfte der Abgang der Gebrüder Manske weh tun. Paul und Johannes Manske wechselten beide geschlossen von der VSG Altglienicke zum SV Meppen eine Liga höher und der VSG obliegt nun die Aufgabe, die insgesamt 22 Torbeteiligungen der beiden in der vergangenen Saison aufzufangen. An beinahe genau so vielen Buden war Christian Derflinger in der abgelaufenen Spielzeit beteiligt, mit zehn Toren und zehn Assists müssen auch diese Statistiken erst einmal kompensiert werden, nachdem der österreichische Mittelfeldmann nun für die Kickers Offenbach in der Regionalliga Südwest an den Start geht. Ohnehin fällt kurioserweise auf, dass (gemessen an rein erzielten Treffern) insgesamt die Schützen von 50 der 80 Tore der VSG Altglienicke nun den Verein gewechselt haben – nichts, was man mal eben so „mir nix, dir nix“ ausgleicht. Mit McMoordy King Hüther (zu Hertha BSC II), Berk Inaler (Viktoria Berlin) und Botond Bach (zu TeBe) bleiben einige der Abgänge immerhin der Regionalliga Nordost erhalten; viele der restlichen Wechsel weg von der VSG bewegen sich im unterklassigen Berliner Fußballkosmos, die Reinickendorfer Füchse schlugen beispielsweise gleich mehrfach zu.
Neu beziehungsweise wieder in Altglienicke mit dabei ist der Rückkehrer und so bezeichnete Königstransfer Tolcay Cigerci. Nach Stationen bei Viktoria Berlin und bei Samsunspor in der türkischen Süper Lig schnürt der 27jährige Mittelfeldallrounder, der in Deutschland auch auf Erfahrung in der 1. und 2. Bundesliga zurückblicken kann, wieder die Schuhe für Blau-Weiß. Philipp Fontein im zentralen Mittelfeld sowie Innenverteidiger (und A-Nationalspieler der Seychellen) Charmaine Häusl kommen vom Ligakonkurrenten Berliner AK. Darüber hinaus fischte die sportliche Leitung der VSG mehrfach bei den frisch Auf- und Abgestiegenen aus der Staffel, mit unter anderem Rechtsaußen Aleksandrs Guzlajevs vom VfB Auerbach oder Mittelfeldmann Connor Klossek von Union Fürstenwalde wechselten einige alte bekannte Regionalligagesichter zur VSG; mit dem vom Greifswalder FC gekommenen Aufstiegshelden Peterson Appiah, der bei seinem Debüt für die VSG in der vergangenen Woche bereits stark aufspielte, auch ein sehr interessanter Liganeuling.
In der vergangenen Woche startete die VSG Altglienicke gegen einen der Clubs, der in diesem wie fast in jedem Jahr in der Regionalliga Nordost als Aufstiegskandidat gehandelt wird. Im Heimspiel bezwang die Mannschaft von Karsten Heine den FC Energie Cottbus mit 2:0, die Tore besorgten Patrick Breitkreuz mit dem Führungstreffer in der 31. Minute und Tolcay Cigerci, der in der 90. sehenswert zum Endstand erhöhte. Energie hatte mit dem aggressiven 4–3–3 der VSG so seine Probleme und der erste Eindruck legt nahe, dass es so einigen Mannschaften aus der Staffel gegen diese qualitative Offensive ähnlich gehen dürfte.
Neue Qualität in der Offensive gibt es auch im Leutzscher Holz: Neben den nun schon mehrfach beschrieben Neuzugängen Manassé Eshele und Janik Mäder machte die BSG Chemie – trotz mehrfacher Ausfälle – im Angriff eine gute Figur beim Saisonauftaktspiel in Babelsberg. Lediglich im durch die Ausfälle gebeutelten zentralen Mittelfeld (ohne Tarik Reinhart und Alexander Bury) und in der neu aufgestellten Defensive geschahen durch Abstimmungsprobleme unnötige individuelle Fehler, die den Spielverlauf zugunsten der Babelsberger kippen ließen, die das Spiel durch teils individuelle Klasse und auch einen kuriosen Kopfballtreffer von Matthias Steinborn für sich entscheiden konnten. In den bisherigen Begegnungen gegen die VSG Altglienicke haben die Berliner in der Statistik die Nase vorn. Bisher sechsmal trafen die beiden Teams aufeinander, dreimal gingen drei Punkte an die VSG, zwei Spiele endeten Unentschieden und lediglich das jüngste Aufeinandertreffen Ende April 2022 ging an die grün-weißen Leutzscher.
Es hat sich einiges getan in der Kabine der Volkssportgemeinschaft und man darf gespannt sein wie die einmal neu durchgemischte Mannschaft in dieser Saison performen wird. Mit einem alten Hasen wie Karsten Heine und einer nach wie vor für die vierte Liga qualitativ sehr starken Besetzung auf ihren Schlüsselpositionen dürfte mit der VSG auch in dieser Saison wieder zu rechnen sein. Auch die Performance der BSG Chemie in der Vorwoche gibt keinen Anlass dazu, den sprichwörtlichen Teufel an die Wand zu malen. Eine zwangsweise veränderte erste Elf und eine Defensivreihe, die sich nach den Abgängen von Stefan Karau und Benjamin Boltze erst neu finden und in einen eigenen Rhythmus kommen muss, sind schlicht keine optimalen Begleitumstände für einen Saisonauftakt gegen ein ambitioniertes und nach oben schielendes, offensiv für Regionalliganiveau bärenstark aufgestelltes Team. Mit der VSG, deren Offensivarbeit sich in dieser Liga auch stets vor niemandem verstecken muss, steht nun vor heimischer Kulisse die nächste Bewährungsprobe für die BSG ins Haus – und dieses Haus dürfte, nicht nur angesichts des neuen Dauerkartenrekords, voll besetzt und motiviert sein, wenn Chemie am Sonnabend „ins Stadion rennt“.
Zum 2. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie Leipzig die VSG Altglienicke am morgigen Sonnabend, 13. August 2022, um 13 Uhr im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Daniel Bartnitzki (Rot-Weiß Erfurt), zur Seite stehen ihm die Assistenten Matthias Lämmchen (ZFC Meuselwitz) und Michael Wilske (SV Eintracht Bretleben). Für all diejenigen Chemiker:innen, welche am Sonnabend ihre BSG nicht live im Leutzscher Holz verfolgen können, ergeht wie immer der Verweis auf unser Fanradio Fünfeck.FM und unseren Live-Ticker; beides unkompliziert zu finden in der App der BSG Chemie. Am kommenden Spieltag reisen die Grün-Weißen bereits am Freitagabend nach Luckenwalde zum FSV (19 Uhr im Werner-Seelenbinder-Stadion), parallel dazu trifft die VSG in Potsdam auf den SV Babelsberg.
Das erste Heimspiel der Saison, zum ersten Mal seit fast 100 Tagen wieder Regionalligafußball im AKS. Gut 2200 verkaufte Dauerkarten und die traditionell für Bombenstimmung sorgende chemische Kulisse versprechen gegen eines der Top-Teams der Liga einen tollen Fußballnachmittag im Leutzscher Holz. Auch eine Niederlage zum Saisonauftakt kann doch eine:n Leutzscher:in nicht erschüttern — Forza, BSG!