Für die Leutzscher Abteilung Attacke ist ab dieser Saison Manassé Eshele mitzuständig. Vor der Saison kam er aus Fürstenwalde ins Leutzscher Holz. Mit seinen 23 Jahren ist der im Kongo geborene Mainzer schon ganz schön herumgekommen. Höchste Zeit, ihn vor Saisonstart noch besser kennenzulernen!
Manni, bevor es zu Missverständnissen kommt, klär uns bitte erst einmal über die korrekte Aussprache deines Namens auf.
(lacht) Meinen Vornamen spricht man aus, wie man ihn schreibt, nur dass die Betonung auf dem „e“ am Ende liegt. Bei meinem Nachnamen betont man das zweite „e“ und verschluckt das „e“ am Ende.
Hast du dich mal mit der Bedeutung deines Vornamens auseinandergesetzt?
Na klar. Mein Vorname kommt aus der Bibel. Er bedeutet so viel wie „der es vergessen macht“. Gemeint sind jegliche Sorgen und Mühsal. Und tatsächlich habe oft die Erfahrung gemacht, dass Freunde, wenn sie schlechte Laune hatten, schon nach kurzer Zeit mit mir automatisch wieder besser drauf waren.
Geboren bist du in der kongolesischen Millionenstadt Kisangani. Seit wann lebst du in Deutschland?
Direkt nach meiner Geburt. Ich bin in Mainz aufgewachsen, kenne dort alle Ecken in- und auswendig. Ich war auch Mainz 05-Fan, ging immer mit meiner Mutter ins Stadion.
Hast du noch Kontakt zur Familie im Kongo?
Natürlich habe ich noch Kontakt zur Familie, vor allem dem Teil väterlicherseits, der noch dort ist. Wir erzählen viel voneinander, wenn die Zeit da ist. Meine Eltern in Mainz sind für die anderen sowas wie Sky Sport News HD: Die berichten immer ausführlich, was bei uns so geht.
In deiner Jugend bist du unter anderem bei Mainz 05, Wehen Wiesbaden, Kaiserslautern und Darmstadt 98 ausgebildet worden. Hattest du mitunter Kontakt zu den Profis?
Bei Wehen Wiesbaden hatte man teilweise Kontakt zur Ersten, bei Darmstadt 98 konnte ich manchmal sogar bei den Profis mittrainieren. In Darmstadt unterschrieb ich dann auch meinen ersten Vertrag im Männerbereich.
Dann ging es aber zunächst auf Leihbasis zum FSV Frankfurt in die Regionalliga…
… wo ich als 18-Jähriger wirklich viele Spiele bestreiten, gute Erfahrungen im Männerbereich sammeln konnte…
… und danach in den Norden zum TSV Havelse.
Genau. Dort absolvierte ich ein halbes Jahr, aber es funktionierte nicht so richtig und ich ging zurück in meine Heimat, spielt für Schott Mainz Oberliga. Aber ich wollte unbedingt wieder angreifen, mein Ziel, Profifußballer zu werden, nicht so einfach aufgeben.
Man könnte sagen, nach dem vermeintlichen Rückschritt in die Oberliga hast du nach deinem Wechsel nach Fürstenwalde wieder zwei Schritte nach vorn machen können.
Auf jeden Fall. Der Sprung nach Fürstenwalde war genau richtig. Dort habe ich meine Spiele machen können, viele Einsatzminuten gehabt. Es war die richtige Entscheidung.
Wie kam dein Wechsel zu Chemie zustande?
Als ich mit dem FSV damals zum Auswärtsspiel hierhergekommen bin, war allein der Anblick des Stadions, der Kulisse einfach megacool – erst recht für diese Liga. Danach sind der Verein und ich relativ früh in Kontakt gekommen, haben viele Gespräche geführt und einen gemeinsamen Nenner gefunden.
Wie lautet dein allererstes Zwischenfazit?
Ich bin froh, hier gelandet zu sein. Es sind wirklich sehr, sehr coole Jungs, manch einen kannte ich ja auch schon von früher…
… wen zum Beispiel?
Anton Kanther zum Beispiel. Dennis Mast und ich kannten uns zwar nur aus dem Spiel, aber nach dem Bekanntwerden meines Wechsels schrieb er mir direkt: „Schön, dass zu uns kommst.“ Wir freuen uns total, dass wir jetzt zusammen spielen.
Wie war es denn damals, als du mit Fürstenwalde im Alfred-Kunze-Sportpark aufgelaufen bist?
Für unsere ganze junge Fürstenwalder Mannschaft war es eine riesige Erfahrung, vor einer solchen Kulisse zu spielen. Wir kamen hierher und standen plötzlich vor dieser grün-weißen Wand – das war schon atemberaubend.
In der Vorbereitung bist du vor allem im Sturmzentrum eingesetzt worden.
Ich bin gelernter Stürmer, habe in meiner bisherigen Karriere schon sehr viele Positionen gespielt, auch Verteidiger. In Fürstenwalde war es genauso. Am liebsten spiele ich aber ganz vorn, weil die Jungs und ich meine Stärken dort kennen. Indem ich in der Vorbereitung einige Male treffen habe, konnte ich Selbstvertrauen tanken und so in die Saison reingehen.
Apropos Stärken: Wo siehst du deine? Und was geht noch besser?
Als ich für Fürstenwalde gegen Chemie spielte, konnte ich zeigen, dass ich gut die Bälle festmachen, mit meiner Größe auch in der Luft Zielspieler sein kann. An meinen Schwächen arbeite ich viel, etwa an meinem linken Fuß, der besser werden muss.
Was sind deine Ziele, sowohl persönlich als auch mit Chemie?
Ich bin jung und habe noch viel vor mir. Als Mannschaft wollen wir einfach so viele Punkte holen wie möglich, auch mit den oberen Teams gut mithalten. Ich habe ein gutes Gefühl, wir haben gute Jungs, auch erfahrene Spieler dabei – ich freue mich schon!
Auf der Pressekonferenz vor Saisonstart vorgestern wurde bekanntgegeben, dass wir die 2000-Dauerkarten-Grenze geknackt haben. Der AKS wird also stets gut gefüllt sein…
Um erfolgreich zu sein, werden wir die Zuschauer brauchen. Ich habe schon mitbekommen, wie hier die Hölle losbricht, wenn Chemie die Schlussoffensive startet. Was Besseres gibt es als Sportler gar nicht, da gibt man immer Vollgas.
Mit dem SV Babelsberg 03 wartet zum Auftakt am Sonntag gleich mal ein richtiges Brett. Was sind deine Erwartungen?
Im ersten Spiel kann man schon einen Eindruck bekommen, in welche Richtung es gehen könnte. Wir wollen alles geben, um in Babelsberg erfolgreich zu sein. Chemie konnte ja letzte Saison dort gewinnen, ich auch mit Fürstenwalde. Was ich damit meine: Es ist gut, wenn man schon eine Geschichte mit dem Stadion, mit dem Platz hat, dort schon mal Punkte holen konnte.
Wir wünschen dir und der Mannschaft viel Erfolg dabei. Danke für das Interview!