Foto: Christian Donner
Die Reise im Sachsenpokal geht weiter – ins Finale! Nach 120 langen und nervenaufreibenden Minuten schlägt unsere BSG Chemie Leipzig den haushohen Favoriten FSV Zwickau im Elferschießen. Das Spiel endete im ausverkauften Alfred-Kunze-Sportpark vor 4999 Zuschauern somit 5:4 (1:1, 1:1, 1:0) n.E.
Es war alles angerichtet für einen denkwürdigen Abend. Flutlichtspiel, Pokalhalbfinale und ein Gast, der es in sich hatte. Mit dem FSV Zwickau kam nicht nur eine extrem formstarke Mannschaft aus der 3. Liga in den AKS (acht Spiele in Folge ungeschlagen), sondern auch ein Team, das sehr ambitioniert in diesem Wettbewerb war. Schließlich konnten die „Schwäne“ noch nie den Pokal holen. Das wollte die Truppe von Trainer Joe Enochs endlich ändern. Aber mit unseren Chemikern trafen die Westsachsen auf eine Mannschaft, die dieses Jahr zuhause noch ungeschlagen und dank des frühzeitigen Klassenerhalts mit voller Kraft antreten konnte.
BSG-Trainer Miroslav Jagatic rotierte zurück im Vergleich zum 0:0-Remis gegen Fürstenwalde und wechselte siebenmal: Stefan Karau, Paul Horschig, Tarik Reinhard, Florian Kirstein, Denis Jäpel, Dennis Mast und Timo Mauer kehrten in die Startelf zurück. Dafür mussten Benjamin Boltze, Ben Keßler, Philipp Wendt, Manuel Wajer, Anes Osmanoski, Anton Kanther und Tom Gründling weichen.
Chemie begann druckvoll, drängte den FSV früh in die eigene Hälfte und wurde stets über die schnellen Außen gefährlich. Bereits nach vier Minuten kamen unsere Leutzscher zur ersten guten Gelegenheit, aber Kirsteins Distanzschuss parierte Johannes Brinkies im Zwickauer Kasten. Auf der Gegenseite setzte Dominic Baumann das erste kleine Ausrufezeichen, aber seinen Abschluss hielt Benjamin Bellot sicher. Nach gut einer Viertelstunde bebte dann aber der AKS: Denis Jäpel flankte flach von der rechten Seite, Kirstein verpasst, aber hinter ihm war noch Alexander Bury, der an der Strafraumkante den Ball aufnahm und abzog. Der Ball wird unhaltbar abgefälscht und schlägt im hohen Bogen über Brinkies im Tor ein – Chemie führt (16.)! Das Kuriose: Bereits beim Erfolg 2017 gegen Zwickau traf unsere Nummer 7 zur 1:0-Führung.
Eine Art Déjà-Vu? Könnte man meinen, denn selbst nach der Führung machte Chemie weiter Druck und ließ Zwickau nicht wirklich in das Spiel kommen. Unsere BSG war perfekt auf die lange Bälle der Schwäne eingestellt, wodurch der FSV nicht zu echten Großchancen im ersten Durchgang kam. Einzig Gefahr entstand bei Standards, aber da war Benjamin Bellot im BSG-Tor stets auf den Posten. Somit ging es mit der durchaus verdienten Führung in die Pause.
In der musste Joe Enochs auf Zwickauer Seite anscheinend die richtigen Worte gefunden haben, denn der FSV nahm nun Fahrt auf. Nach einem erneuten Standard war es dann auch passiert: der Ball wurde auf den zweiten Pfosten geschlagen, dort legte Reinthaler den Ball auf den Fünfmeterraum, wo Marco Schikora einköpfte – der Ausgleich (51.)! Wer jetzt aber dachte, dass unsere Grün-Weißen einbrechen, wurde getäuscht, denn es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch zwischen beiden Mannschaften. Der Klassenunterschied war nicht zu einer Sekunde erkennbar. Jedes Stück Rasen wurde beackert, keiner schenkte etwas her. Daher kam es erst in der Schlussphase zu nochmal zu echten Torchancen. Erst war es Lucas Surek auf BSG-Seite, der mit seinem Schuss Brinkies zur Glanztat zwang (87.). Dann zischte ein Schuss vom Zwickauer Patrick Göbel nur über den Querbalken (90+1.). Es ging also in die Verlängerung.
In dieser merkte man dann bei beiden Mannschaften, dass die Kräfte fehlten. Viele Unterbrechungen, wenig Spielfluss. Dennoch war Zwickau dem Siegtreffer etwas näher, denn der eingewechselte Ronny König traf kurz vor Ende zum Glück nur die Latte (116.). Also auch nach 120 Minuten gab es keinen Sieger. Der musste nun im Elfmeterschießen ermittelt werden.
Geschossen wurde auf den Zwickauer Block. Den Anfang machte Dennis Mast, der Brinkies verlud und souverän traf – 1:0 Chemie! Aber ähnlich souverän machte es auch Patrick Göbel, der den Ball in den linken, oberen Winkel schoss – 1:1. Als nächstes war Alex Bury an der Reihe, der auch die Nerven behielt und gekonnt traf – 2:1 Chemie! Das großen Nervenflattern begann dann auf Zwickauer Seite, als Coskun drüber schoss – Vorteil Chemie! Lucas Surek konnte nun erhöhen, was er auch äußerst souverän tat, in dem er den Ball, wie schon vorher Göbel, ins linke, obere Ecke schoss – 3:1 Chemie! Im Gegensatz zu Coskun war der nächste Zwickauer Schütze, Marco Schikora, wieder sicher vom Punkt und verkürzte – 3:2. Denis Jäpel war der nächste Schütze für Grün-Weiß, aber er vergab. Jedoch montierte Bellot zum Elferkiller, als er Mökers Elfmeter hielt – Matchball Chemie! Florian Brügmann konnte das Ding nun entscheiden, schoss aber weit drüber. Manfred Starke nutzte dies und glich erneut aus – 3:3. Auch das Elfmeterschießen ging in die Verlängerung. Wer behielt nun die Nerven? Für unsere Leutzscher schoss nun Anton Kanther, der nervenstark blieb und zur wiederholten Führung traf – 4:3! Max Reinthaler musste nun treffen, doch ihm versagten die Nerven! Damit war Schluss, Chemie steht im Finale!
Danach war es nur noch Ekstase in Grün-Weiß. Was eine großartige Partie unsere Chemiker! Über 120 Minuten war es ein Duell auf Augenhöhe, zudem hatte man im Elferschießen dann die besseren Nerven. Nun hat man am 21. Mai die große Chance, den Pokal wieder ins Leutzscher Holz zu holen. Dann trifft die BSG in Chemnitz auf den Chemnitzer FC. Ein Spiel, was die Jungs sich auf jeden Fall verdient haben.
Vorher geht es aber in der Liga weiter. Am Sonntag kommt dann der Berliner AK in den Alfred-Kunze-Sportpark. Anpfiff ist 13 Uhr.
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BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Florian Brügmann, Stefan Karau (MK, 108. Manuel Wajer), Paul Horschig (68. Ben Keßler), Lucas Surek – Tarik Reinhard (108. Benjamin Boltze), Alexander Bury – Florian Kirstein (82. Anton Kanther), Dennis Mast, Timo Mauer (68. Philipp Wendt) – Denis Jäpel; Trainer: Miroslav Jagatic
FSV Zwickau: Johannes Brinkies (MK) – Nils Butzen, Davy Frick, Max Reinthaler, Marco Schikora – Mike Könnecke (46. Yannik Möker) – Patrick Göbel, Marius Hauptmann, Joe Gomez (46. Marcel Hilßner (50. Can Coskun)), Dominic Baumann (91. Ronny König) – Lars Lokotsch (60. Manfred Starke); Trainer: Joe Enochs
Tore: 1:0 Alexander Bury (16.), 1:1 Marco Schikora (51.), Elfmeterschießen: 1:0 Dennis Mast, 1:1 Patrick Göbel, 2:1 Alexander Bury, 3:1 Lucas Surek, 3:2 Marco Schikora, 3:3 Manfred Starke, 4:3 Anton Kanther
Gelbe Karten: Lucas Surek, Denis Jäpel, Anton Kanther / Davy Frick, Dominic Baumann
Gelb-Rote Karten: – / Nils Butzen (wiederholtes Foulspiel)
Schiedsrichter: Johnny Schiefer (Annaberg-Buchholz), Ronny Walter, Mirco Eckart
Zuschauer: 4999 im Alfred-Kunze-Sportpark (davon ca. 300 Gäste)