Foto: Christian Donner
Für den neutralen Zuschauer war das heute sicherlich ein tolles Spiel, für den chemischen Anhänger aber eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Beim Tabellennachbarn FSV Luckenwalde war unsere BSG defensiv völlig von der Rolle, zeigte aber eine tolle Moral. Am Ende mussten sich unsere Chemiker dennoch geschlagen geben. Die Partie endete vor 700 Zuschauer:innen im Werner-Seelenbinder-Stadion mit 5:3 (2:0) für den FSV 63 Luckenwalde.
Beide Vereine gingen mit einer Niederlage in die Partie. Während sich unsere Leutzscher bitter mit 0:1 in Chemnitz geschlagen geben mussten, setzte es für den Gastgeber zuletzt eine deftige 0:4-Pleite bei den Amateuren vom Hertha BSC. Nicht nur die Niederlage warf die Brandenburger zurück, auch vier Spieler handelten sich eine Sperre ein. Ebenfalls mussten unsere Chemiker wieder mit personellen Engpass anreisen, jedoch war mit Lucas Surek wieder ein ehemals Langzeitverletzter auf der Bank.
Chemie-Trainer Miroslav Jagatic schickte somit die identische Elf auf den Platz, die schon in Chemnitz auf dem Rasen stand. Die Partie begann direkt furios. Es waren noch nicht mal alle Zuschauer im Stadion, da lag der Ball bereits das erste Mal im chemischen Tor – einen Freistoß der Hausherren köpfte Stefan Rankic in die Maschen (3.). Einen schlechteren Start hätte man sich kaum ausmalen können. Das wirkte sich auch auf das chemische Spiel aus. Viele Ballverluste, kaum gewonnene Zweikämpfe und eine schwache Defensive bewirkten eine Anfangsphase zum Vergessen. Dennoch hatte Chemie die große Chance auf den schnellen Ausgleich, doch Florian Kirstein scheiterte an Thoms (10.).
Danach war Luckenwalde das stärkere Team und kam immer wieder zu gefährlichen Aktionen. Erst fehlten Gottschick Zentimeter (26.), dann ließ Daniel Becker einen Schnitzer in der Chemie-Defensive ungenutzt (27.). Auch BSG-Trainer Miroslav Jagatic bemerkte, dass im Spiel der Leutzscher wenig Ruhe und Stabilität herrschte und reagierte bereits nach einer halben Stunde und brachte Paul Horschig für Anes Osmanoski (30.). Danach wirkte die Mannschaft etwas sicherer und wäre durch Timo Mauer auch fast zum Ausgleich gekommen, aber sein Lupfer knallte nur gegen den Querbalken (38.). Chemie wurde nun aktiver und kam besser in die Partie. Paul Horschig hatte den nächsten Hochkaräter, kam aber nicht entscheidend an den Ball (43.). Im direkten Gegenzug stellte Daniel Becker auf 2:0 – ein klassischer Konter (43.).
So gingen unsere Leutzscher angeknockt in die Halbzeit. Das zeigte sich auch direkt nach Wiederanpfiff: Nach eigenem Anstoß lag der Ball nach knapp 30 Sekunden schon wieder im chemischen Kasten. Stefan Karau konnte den Ball nicht klären und Tim Göth ließ Benjamin Bellot im Tor keine Chance – 3:0 (46.)! Chemie nun völlig von der Rolle und Luckenwalde nutzte das aus. Ben Keßler mit einem katastrophalen Fehlpass, Phil Butendeich setzte sich gegen alle chemische Verteidiger samt Torwart durch und ,,mogelte“ den Ball irgendwie in die Maschen – 4:0 (51.). Es drohte ein Nachmittag zum Vergessen zu werden.
Aber Chemie gibt nie auf, was die Jungs auf den Rasen auch zeigten. Nach einem Dreifachwechsel (Lucas Surek, Simran Dhaliwal und Denis Jäpel für Ben Keßler, Tom Müller und Florian Kirstein) drehten unsere Leutzscher auf. Nach einer starken Kombination auf der linken Seite schoss Anton Kanther das 1:4 aus chemischer Sicht (59.). Fünf Minuten später musste der FSV ein Eigentor hinnehmen, als nach einem langen Ball von Tarik Reinhard Stefan Rankic im Zweikampf mit Denis Jäpel den Ball ins eigene Tor bugsierte (64.). Nun war Luckenwalde sichtlich verunsichert, wodurch auch das 3:4 fiel: Jäpel blockte einen Abschlag von Thoms und Timo Mauer brauchte nur noch einschieben (68.). Chemie machte aus einem 0:4 ein 3:4 binnen zehn Minuten! Es rollte nun ein Angriff nach dem anderen auf das Luckenwalder Tor, jedoch kam man nicht mehr entscheidend in die gefährlichen Zonen. Dennoch musste der FSV nochmal zittern, als Stefan Karaus Schuss auf der Linie geklärt wurde (80.).
Wieder im direkten Gegenzug sah die chemische Abwehr, die heute einen rabenschwarzen Tag erwischte, nicht gut aus und Butendeich machte nicht nur den Deckel drauf, sondern schnürte auch den Doppelpack (80.). Die Entscheidung in einem packenden Spiel.
Nach dem Abpfiff kochten nochmal die Emotionen hoch, wodurch es zu einer Rudelbildung kam. Diese endete mit einer Roten Karte für Adam Bogdan. Am Ende ein verdienter Sieg für Luckenwalde, dennoch war es moralisch eine gute Leistung, die leider nicht belohnt wurde. Die Abwehrschnitzer sollte man aber schnell wieder abstellen, denn kommenden Sonntag wartet der Spitzenreiter BFC Dynamo auf unsere Leutzscher.
lale
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Ben Keßler (55. Simran Dhaliwal), Stefan Karau (MK), Benjamin Schmidt, Tom Müller (55. Lucas Surek) – Anes Osmanoski (30. Paul Horschig), Tarik Reinhard – Timo Mauer, Anton Kanther, Dennis Mast – Florian Kirstein (55. Denis Jäpel); Trainer: Miroslav Jagatic
FSV 63 Luckenwalde: Andre Thoms – Daniel Becker, Pascal Borowski (75. Edgar Budde), Nils Gottschick, Leon Hellwig (MK), Phil Butendeich (90+1. Peer Heinze), Lucas Vierling, Tim Göth, Dennis Rothenstein (86. Justin Ullmann), Aaron Bogdan, Stefan Rankic; Trainer: Michael Braune
Tore: 1:0 Stefan Rankic (3.), 2:0 Daniel Becker (43.), 3:0 Tim Göth (46.), 4:0 Phil Butendeich (51.), 4:1 Anton Kanther (59.), 4:2 Stefan Rankic (64., Eigentor), 4:3 Timo Mauer (68.), 5:3 Phil Butendeich (80.)
Gelbe Karten: Aaron Bogdan, Nils Gottschick, Stefan Rankic / Benjamin Schmidt, Stefan Karau, Anton Kanther (gesperrt gegen den BFC)
Rote Karten: Aaron Bogdan (Tätlichkeit) / –
Schiedsrichter: Pascal Wien (Schildow), Rasmus Jessen, Christoph Beblik
Zuschauer: 700 im Werner-Seelenbinder-Stadion (Luckenwalde)