Foto: Christian Donner
Für unsere Leutzscher geht es morgen zum Überraschungsteam der bisherigen Saison, zum FSV Luckenwalde. Einer, der beide Vereine bestens kennt, ist Florian Schmidt. Der pfeilschnelle Außenstürmer beendete im Sommer 2021 seine sportliche Karriere bei der BSG, blieb dem Verein dennoch aber in einer anderen Funktion erhalten – nämlich als U19-Nachwuchstrainer. Heute feiert er seinen 32. Geburtstag – herzlichen Glückwunsch! Im Interview verrät er uns, was er sich von seiner neuen Rolle verspricht und wer ihm im aktuellen Kader der Leutzscher sehr ähnlich ist.
Frage: 110 Einsätze, 18 Tore und 7 Vorlagen, wobei nicht mal alle in die Statistik mit einberechnet sind, für Chemie – man kann also ohne Zweifel sagen, dass du die neugegründete BSG mitgeprägt hast und mit dafür gesorgt hast, dass es jetzt unter anderem wieder Regionalliga-Fußball in Leutzsch gibt und es sogar DFB-Pokal-Spiele im AKS stattfanden. Wie blickst du auf deine aktive Zeit bei der BSG zurück? Was waren Höhepunkte, aber vielleicht auch Tiefpunkte, die du miterlebt hast?
Florian Schmidt: Die letzten fünf Jahre bei Chemie waren für mich rückblickend betrachtet wirklich wunderbar. Ich hatte eine echt tolle Zeit als Spieler, habe viele unvergessliche Momente im Verein und besonders im AKS mit unseren fantastischen Fans erlebt, tolle Menschen und einen gelebten Traditionsverein kennen sowie schätzen gelernt.
Insgesamt gesehen hatte ich in meiner Zeit mit der BSG mehr Höhen als Tiefen. Meine Höhepunkte waren neben den beiden Aufstiege in die Regionalliga (2016/17 und 2018/19) der Sachsenpokalsieg 2018, sowie zweimal im DFB-Pokal zu spielen, aber auch das Flutlicht in Leutzsch, die ganzen Benefizspiele, zum Beispiel gegen die SG Eintracht Frankfurt und 1860 München, der Derbysieg und natürlich der Klassenerhalt in der Regionalliga. Neben den ganzen Höhepunkten habe ich auch einen Tiefpunkt miterlebt. Das war definitiv der Abstieg aus der Regionalliga 2017/18. Letztendlich haben wir uns davon schnell erholt und sind gleich wieder in die Regionalliga aufgestiegen.
Es gibt nur wenige Spieler, die eine ähnliche Statistik für die neugegründete BSG aufweisen können, wie du sie hast. Die meisten von ihnen haben ebenfalls ihre Karriere beendet oder stehen kurz davor. Siehst du eventuell im aktuellen Kader der BSG jemanden, der vielleicht eine Ära prägen kann wie ihr?
Aktuell stehen mit Stefan Karau, Manuel Wajer, Benjamin Schmidt und Alexander Bury vier Spieler im Kader, mit denen ich fünf Jahre lang zusammen gespielt habe und die ebenso die letzten Jahre mitgeprägt haben. Sie helfen der aktuellen Mannschaft mit ihrer Erfahrung enorm weiter, genauso wie die Routiniers Benjamin Bellot, Benjamin Boltze, Andy Wendschuch, Florian Brügmann, Dennis Mast und Stephané Mvibudulu.
Eine neue Ära bei Chemie könnten vielleicht Spieler wie Ben und Max Keßler, Tom Müller, Tom Gründling, Lucas Surek, Philipp Wendt, Tarik Reinhard oder Florian Kirstein prägen. Man wird sehen, was die Zukunft bringt.
Du warst immer ein Mann für die wichtigen Tore, was die Treffer im Aufstiegsspiel gegen Eilenburg und, dein vermutlich bekanntestes Tor für Grün-Weiß, im Derby gegen Lok beweisen. Was geht bei einem in solchen Momenten vor, wenn man gerade weiß, ein so wichtiges Tor erzielt zu haben? Und wie sehr schmerzt es, mittlerweile in solchen Duellen nicht mehr mitwirken zu dürfen?
Im Moment des geschossenen Tores überkommen dich die Emotionen, man ist sprichwörtlich im Rausch. Ich habe nach den erzielten Toren nie darüber nachgedacht, wie wichtig das Tor gewesen ist. Dies wird einem erst nach dem Spiel oder sogar später bewusst.
Ich bin stolz auf das, was ich mit Chemie erreicht habe und bin absolut mit mir im Reinen. Ich habe so viele schöne und tolle Momente erlebt und durfte bei so vielen Highlights des Vereins dabei sein. Von daher schmerzt es nicht nicht mehr mitwirken zu dürfen. Ich habe meine Spiele gespielt.
Die BSG musste, wie jedes Jahr eigentlich, im Kader aufgrund der vielen Abgänge einen etwas größeren Umbruch vollziehen. Erkennst du trotzdem ähnliche Spielertypen in der Mannschaft, wie du es früher warst?
Mit Max Keßler habe ich drei Jahre lange zusammen gespielt. In vielen Dingen waren wir uns als Spielertyp ähnlich. Von Beginn an haben wir uns gut verstanden, waren auf einer Wellenlänge. Ich habe ihn in unserer gemeinsamen Zeit ein wenig unter meine Fittiche genommen. Er ist ein talentierter Spieler, der sehr fleißig, wissbegierig und diszipliniert ist. Momentan setzt ihn eine Verletzung außer Gefecht. Ich wünsche ihm, dass er schnellstmöglich wieder fit wird und bald spielen kann.
Im Sommer hast du dann mit 31 Jahren deine sportliche Karriere beendet. Was waren die Gründe?
Im Januar 2021 habe ich dem Trainerteam und der sportlichen Leitung mitgeteilt, dass ich aufgrund meines Studienabschlusses als Lehrer und dem damit beginnenden Referendariat im Sommer meine aktive Sportlaufbahn beenden werde. Dieser Schritt war gedanklich schon lange geplant. Ich hätte sicherlich noch irgendwo unterklassig weiter Fußball spielen können, wollte es jedoch nicht. Zum einen, weil ich meine aktive Karriere bei Chemie beenden wollte und zum anderen, weil ich meine gesunden Knochen für die Tätigkeit als Sportlehrer benötige.
Trotzdem bliebst du der BSG erhalten und arbeitest seither als U19-Nachwuchstrainer. Wie kam es dazu?
Nach ein paar Gesprächen mit der sportlichen Leitung und dem Nachwuchskoordinator bekam ich dann vom Verein das Angebot, die U19 als Co-Trainer zu trainieren. Für das Angebot bin ich Chemie sehr dankbar. Wir haben eine gute Mannschaft und ein tolles Trainer- und Funktionsteam. Ich bin sehr glücklich, ein Bestandteil der U19 zu sein.
Der Nachwuchs soll ja künftig eine noch wichtigere Rolle in Leutzsch spielen. Wie möchtest du dazu beitragen und weiterhelfen?
In unserem Training wollen wir die Jungs immer wieder technisch, taktisch und kognitiv schulen. Zudem wollen wir die athletischen Voraussetzungen und die Bewegungsdynamik der Spieler optimieren. Neben den sportlichen Aspekten wollen wir auch stets die Eigenverantwortung und Reflexion der Spieler trainieren, sowie Werte vermitteln. Wir wollen den Nachwuchsspielern den Sprung in den Männerbereich so leicht, wie möglich gestalten, damit sie keinen allzu großen Anlauf benötigen, um sich bei den Männern zurechtzufinden.
Leider wird der Nachwuchs-Fußball durch die Corona-Pandemie immer wieder unterbrochen. Inwiefern stagniert da die Entwicklung der Nachwuchsspieler und wie versucht man, trotzdem da auch Aspekte wie, zum Beispiel die Fitness oder auch die Spielfreude, aufrecht zu erhalten?
Der Nachwuchs hat aufgrund der Corona-Pandemie schon sehr zu leiden gehabt. Für die Entwicklung der Spieler ist dies natürlich suboptimal. Viele wechseln die Vereine oder hören ganz auf. In den letzten Monaten hatten wir mit der U19 Glück, dass wir trotz der Corona-Lage einigermaßen trainieren durften. Natürlich fehlt uns der Spielbetrieb, denn Wettkämpfe kann nichts ersetzen. Trotz alldem haben wir fleißig trainiert, unsere Fitness aufrecht erhalten und uns in einigen Bereichen verbessert. Wichtig ist, dass die Kinder und Jugendlichen trotz der Corona-Situation weiter Spaß am Fußball haben. Wir als Trainer können dahingehend unseren Beitrag leisten, dass dies so bleibt.
Aktuell freue ich mich riesig, dass endlich wieder Testspiele erlaubt sind und wir viele Trainingsinhalte auch in den Spielen umsetzen können.
Was möchtest du mit der U19 erreichen?
Neben der individuellen Weiterentwicklung der Spieler und der Heranführung an die erste Mannschaft haben wir auch intern hohe Ziele mit der Mannschaft. Doch die bleiben auch intern.
Für unsere Erste geht es am Wochenende zum FSV Luckenwalde, die diese Saison schon für ordentlich Furore gesorgt haben. Wie schätzt du deinen Ex-Club ein?
Luckenwalde spielt einen mutigen und sehenswerten Offensivfußball in dieser Saison. Sie haben einen tollen Kader und einen guten Trainer, der ihnen eine klare Spielidee vorgibt. Die Mannschaft versucht, immer spielerische Lösungen zu kreieren. Mich persönlich freut es, dass sowohl Chemie, als auch Luckenwalde schon so viele Punkte in dieser Saison geholt haben.
Lieber Florian, vielen Dank für das Interview, noch einmal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und dir weiterhin alles Gute!