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Die BSG Chemie Leipzig in Brandenburg zu Gast beim FSV

By 4. März 2022No Comments

Foto: Christian Donner

Zum 28. Spieltag der Regionalliga Nordost begibt sich die BSG Chemie Leipzig auf die Reise nach Brandenburg, um beim aktuellen Tabellenneunten der Liga, dem FSV 63 Luckenwalde, anzutreten. Das vergangene Spiel in Chemnitz, die starke kämpferische Leistung der Grün-Weißen, allen Personalsorgen und dem Rückstand zum Trotz, kombiniert mit dem bockstarken Support der Chemiker:innen im Gästeblock, stimmen positiv auf die kommende Partie. Doch auch unser Gegner darf in dieser Phase der Saison keineswegs unterschätzt werden: Die Blau-Gelben aus Brandenburg befinden sich seit Amtsantritt von Trainer Michael Braune zweifellos auf einem konstant guten Weg und die Mannschaft entwickelt sich unter seiner Leitung Schritt für Schritt weiter. Nach einem 1:1 zum Saisonauftakt stand man bis zum 18. Spieltag nie schlechter da als Tabellenplatz acht. Zuletzt hagelte es jedoch auswärts vier Gegentore bei der Zweitvertretung der Berliner Hertha, weshalb der FSV gegen Chemie bestimmt Wiedergutmachung betreiben wollen wird. Ebenso wird es sich der Rest von Leipzig nicht nehmen lassen, auswärts unangenehm zu sein, zu spucken, zu beißen und zu kratzen und der formidablen Rückrundenstatistik die nächsten drei Punkte hinzuzufügen. Zum 28. Spieltag der Regionalliga Nordost reist die BSG Chemie Leipzig morgen, am 5. März 2022, zum FSV 63 Luckenwalde, Anpfiff ist um 13 Uhr im Werner-Seelenbinder-Sportpark.

Der FSV 63 Luckenwalde kann auf eine fast 120jährige Geschichte zurückblicken. Die Wurzeln des Vereins liegen im bereits im Jahr 1906 gegründeten BV Luckenwalde. Dieser kam allerdings, bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, nicht über die Berliner Fußball-Oberliga hinaus. Nach mehreren Namenswechseln in den fußballtechnisch und organisatorisch ohnehin turbulenten ersten Nachkriegsjahren, trat man ab 1951 als BSG Motor Luckenwalde an, bis auf einen Kurzaufenthalt in der damaligen Landesklasse war jedoch stets auf der Höhe der Bezirksliga Potsdam Schluss.
Zu genauso gleichen Teilen liegen die Wurzeln aber auch in der ebenfalls 1906 gegründeten Luckenwalder Turnerschaft, einem klassischen Arbeitersportverein. Deren größter Erfolg war der Sieg der ostdeutschen Meisterschaft im Fußball innerhalb des Arbeiter-Turn- und Sportbundes ATSB im Jahr 1931. Nach der Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur wurde der Verein aufgelöst und ging im 1. Luckenwalder SV auf. Bis zum Ende der Naziherrschaft spielte man sportlich jedoch keine Rolle mehr. Auch hier erfolgten noch einige Namensänderungen, schlussendlich trat man als BSG Fortschritt Luckenwalde ab 1955 gemeinsam mit Motor in der Bezirksliga Potsdam an, bis für beide Teams das Jahr 1963 zum entscheidenden wurde: Die beiden Betriebssportgemeinschaften fusionierten 1963 zum TSV Luckenwalde. Bereits im darauffolgenden Jahr stand jedoch der Abstieg in die Bezirksklasse der DDR ins Haus. Bis zur politischen Wende der Jahre um 1990 spielte man in Luckenwalde überwiegend in der Bezirksliga Potsdam, der Schritt in die nächsthöhere, die zweithöchste Spielklasse, seinerzeit die DDR-Liga, war aber zu keinem Zeitpunkt realistisch oder auch nur formuliertes Ziel. 1990 erfolgte die finale Umbenennung zum Fußballsportverein 63 Luckenwalde, wie wir den FSV bis heute kennen.

Seither bewegt und bewegte sich der FSV Luckenwalde ruhig, aber stetig nach oben. 1994 gelang der Aufstieg in die Landesliga, sechs Jahre später der in die Verbandsliga Brandenburg. Wiederum neun Jahre später spielten die Blau-Gelben erstmals auf Oberliga-Niveau, bis 2016 erstmalig der Sprung in die Regionalliga Nordost gelang. Nach drei Spielzeiten jedoch mussten die Luckenwalder die Rückkehr in die Fünftklassigkeit hinnehmen. Im Jahr 2018 fanden sich die BSG Chemie und der FSV erstmals gemeinsam in der Regionalliga Nordost wieder, beiden Mannschaften blieb der Klassenerhalt jedoch verwehrt und es hieß wieder Oberliga Süd für beide Vereine. Allerdings bekleckerte sich unser kommender Gegner in dieser Saison nicht mit Ruhm: Neun Punkte standen zum Saisonende zu Buche, alleine von Mitabsteiger Chemie war man durch 26 Punkte getrennt. Im Folgejahr, 2018/2019 – die Älteren werden sich erinnern – lieferte man sich dann ein fast bis zum Ende spannendes Aufstiegsrennen, welches die Chemiker mit letzten Endes einem einzigen Punkt Vorsprung (durch einen 2:1-Heimerfolg gegen den FC Eilenburg am vorletzten Spieltag) für sich entscheiden konnten. Doch bereits ein Jahr später konnte die Regionalliga Nordost den FSV 63 wieder willkommen heißen, nachdem die Luckenwalder, damals unter der Leitung von Trainer Jan Kistenmacher, aufgrund der Quotientenregelung in Folge des Saisonabbruchs 2020 vor der zweiten Mannschaft des FC Carl Zeiss Jena als Aufsteiger feststanden.

Ebenjener Jan Kistenmacher legte aus beruflichen Gründen – im Hauptberuf ist Kistenmacher Fregattenkapitän der Deutschen Bundeswehr – zum Saisonende 2021 sein Amt als Cheftrainer der Blau-Gelben nieder, sein Nachfolger wurde der bisherige U19-Trainer Michael Braune. Unter dessen Leitung haben sich die Luckenwalder solide im oberen Tabellenmittelfeld platzieren können und man hielt sich von Spieltag eins an konstant von der gefährlichen Zone der Regionalligatabelle entfernt: Die „schlechteste“ Platzierung in dieser Saison war nach einem 1:1 im Auftaktspiel bei Energie Cottbus Tabellenplatz elf. Momentan steht man einen Punkt und zwei Plätze vor der BSG Chemie, 39 Zähler aus 27 Spielen bedeuten hier Platz neun. Wirklich viel Spielraum ergibt sich für die Luckenwalder also weder nach oben (19 Punkte auf den Tabellenführer) noch nach unten (14 Punkte auf Platz 15) in der Tabelle, was laut FSV-Trainer Michael Braune aber, in Abwesenheit echten Drucks, als kostbare Zeit für die Mannschaft mitgenommen wird, die eigene Spielidee zu etablieren, zu vertiefen und zu verinnerlichen.

Gerade in der Offensive – bisher erzielte die Mannschaft in 27 Spielen 44 Tore (1,62 Tore pro Spiel) – scheinen diese Ideen, die das Trainerteam um Michael Braune hat, in dieser Saison Früchte zu tragen. Gleich vier verschiedene Spieler der Blau-Gelben kommen in diesen 27 Spielen auf über zehn Scorerpunkte, in der Liga ist man hier in exklusiver Gesellschaft mit dem Tabellenführer und dem 1. FC Lok an der Spitze. Neben Till Plumpe, mit starken elf Torbeteiligungen in nur 20 Einsätzen und erst neulich beim Sieg gegen Tasmania Berlin mit einem Doppelpack, sollte man das Augenmerk auf einem weiteren Doppelpacker der letzten Spieltage behalten: Frederik Schmahl im offensiven Mittelfeld. Der 19jährige mit der Rückennummer 22 überzeugt mit präzisen Bällen aus dem Zentrum und eigener Geschwindigkeit, wenn er über außen vorstößt und besorgte neulich mit seinem zweiten Doppelpack in dieser Saison gegen den ZFC Meuselwitz drei Punkte in der Fremde. Auch der abschlussstarke Daniel Becker, dessen Vertragsverlängerung der FSV erst neulich unter Dach und Fach bringen und bekannt geben konnte, sollte nicht der Bewachung der grün-weißen Defensive entwischen. Das Tor hütet für den FSV nach wie vor André Thoms, auch der 40jährige Schlussmann der Luckenwalder verlängerte kürzlich um ein weiteres Jahr. In der Rückrundentabelle steht der FSV im stabilen Mittelfeld: Platz elf, acht Spiele, 10 Punkte, Tordifferenz plus minus null.

Doch abseits davon haben die Blau-Gelben einen weiteren, gefährlichen Pfeil in ihrem Köcher: Der FSV 63 Luckenwalde ist bockstark bei Standards. Bock. Stark. Drei Tore nach ruhenden Bällen gegen Lichtenberg 47, zweimal nach Ecke und einmal nach Freistoß, sprechen eine deutliche Sprache. Und auch in den vorangegangenen Spielen drohte immer Gefahr, wenn ein Luckenwalder – häufig Christian Flath oder Daniel Becker – Anlauf nimmt. Definitiv nicht Anlauf nehmen werden im kommenden Spiel gegen die BSG Chemie Leipzig drei der bisher Erwähnten: Flath, Schmahl, Plumpe und darüber hinaus noch Lucas Francisco fehlen allesamt gelbgesperrt. Hinzu kommen noch Clemens Koplin von der rechten Abwehrseite sowie Kapitän und Innenverteidiger Marcel Hadel, die beide verletzt ausfallen.

Stichwort verletzt ausfallen: Keine Neuigkeiten gibt es leider aus dem chemischen Lazarett. Mit Florian Brügmann, Max Keßler, Stephané Mvibudulu, Lucas Surek, Manuel Wajer und Philipp Wendt fallen nach wie vor sechs Leutzscher verletzt oder krank aus und stehen dem Trainerteam um Miroslav Jagatic nicht zur Verfügung. Alexander Bury, der das Spiel gegen den Chemnitzer FC sowohl gelbgesperrt als auch erkrankt verpasste, dürfte am Samstag gegen Luckenwalde wieder im Kader stehen. Eine Gelbsperre droht momentan auch noch fünf Chemikern: Timo Mauer, Denis Jäpel, Anton Kanther, Tarik Reinhard und Ben Keßler sollten besser so vorsichtig wie möglich sein, um das kommende Heimspiel gegen den Tabellenführer aus Berlin nicht von der Tribüne aus verfolgen zu müssen.

Über die Tribüne konnte man sich auch bei der vergangenen Auswärtsniederlage in Chemnitz nicht beschweren, 800 Chemiker:innen zeigten, was es heißt, wenn der Schrecken aller Klassen auf Klassenfahrt geht. Der Support auf den Rängen war allererster Güte, die starke, kämpferische Leistung der Chemiker bis zur letzten Sekunde ebenso. Exakt in dieser Art wollen die Grün-Weißen auch das kommende Auswärtsspiel in Angriff nehmen – nur mit einem besseren Ende für Leutzsch. Doch die jüngsten Leistungen sorgen schlicht und ergreifen für breites Grinsen in den Gesichtern all jener, die es mit der BSG halten. Es ist bislang eine bärenstarke Rückrunde, die die Grün-Weißen aus Leutzsch aufs Parkett legen. Im Kalenderjahr 2022 ließ die chemische Defensive entlang der Achse Bellot–Capitano Karau gerade einmal vier Gegentore in sieben Partien zu, zeitgleich netzte man selbst neun Mal und die Punkteausbeute ist mit 13 Punkten (1,85 Punkte pro Spiel) stark. Die nächste Gelegenheit, die zweite Halbserie dieser Saison weiter zu veredeln, kommt am Samstag in Luckenwalde.

Mit dem FSV Luckenwalde empfängt uns ein Club, den man nicht unterschätzen darf: Die Niederlagenserie Ende des vergangenen Jahres, die abgesehen vom FC Eilenburg allesamt gegen Mannschaften aus den Top 6 der Liga verloren gingen, darf nicht davon ablenken, dass die Blau-Gelben ihre Qualität konstant und offensiv brandgefährlich auf den Platz bringen. Auch bei der deutlichen Niederlage gegen die Hertha, bei absolut fußballunfreundlichem, winterlichen Regenwetter, war man in der zweiten Spielhälfte die deutlich dominantere Mannschaft, traf selbst zweimal Aluminium und fiel letzten Endes einer gnadenlos effizienten Hertha zum Opfer.

Die offensive Spielweise der Luckenwalder könnte der BSG in die Hände spielen: Schnelle Tempo-Gegenstöße über die Außen, die nach Balleroberung unsere schnellen Offensivleute auf die Reise schicken können, könnten sich als probates Mittel gegen eine Mannschaft erweisen, die selbst das Spiel machen kann und will. In den bisherigen Aufeinandertreffen der beiden Vereine in der Regionalliga Nordost spricht die Statistik für die Grün-Weißen (2019/20 fielen beide Partien dem Saisonabbruch zum Opfer), in vier Begegnungen ging die BSG zweimal als Sieger vom Platz, einmal trennte man sich Unentschieden und die jüngste Partie aus der Hinrunde endete im Alfred-Kunze-Sportpark mit einem Sieg für die Brandenburger, nachdem Daniel Becker und Lucas Vierling die frühe chemische Führung durch Anton Kanther zum 1:2-Auswärtssieg drehten.

Der FSV 63 Luckenwalde empfängt die BSG Chemie Leipzig am morgigen Sonnabend, 5. März 2022, um 13 Uhr im Werner-Seelenbinder-Sportpark. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Pascal Wien, zur Seite stehen ihm die Assistenten Rasmus Jessen und Christoph Beblik. Alle nötigen Informationen zum Auswärtsspiel in Luckenwalde für chemische Fans haben wir in einem separaten Post für euch zusammengefasst. All denjenigen, die am kommenden Samstag die BSG nicht selbst vor Ort unterstützen können, steht wie immer unser Live-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM zur Verfügung. Das jüngste Spiel gegen Chemnitz hat bewiesen, dass Chemie weder im Block noch auf dem Rasen in dieser Liga irgendjemanden fürchten muss. Demnach heißt es heute und wie immer: Forza, BSG!

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