Foto: Christian Donner
Nur wenige Tage nach dem furiosen 3:1 zu Hause gegen den SV Babelsberg 03 empfängt die BSG Chemie Leipzig zum Nachholspiel des 22. Spieltages der Regionalliga Nordost in diese Woche ihre Gäste aus dem Altenburger Land in Thüringen. Seinerzeit, im November vergangenen Jahres, spielten gerade einmal sieben Mannschaften am 22. Spieltag auch ihr 22. Spiel aus, nun freut sich die BSG Chemie Leipzig bei der Partie gegen den ZFC Meuselwitz erneut auf beinahe 3000 erlaubte Zuschauer:innen. Perfekte Voraussetzungen für ein tolles Flutlichtspiel in Leutzsch! Der Tabellenvierzehnte ZFC Meuselwitz fordert die Grün-Weißen am morgigen Mittwoch, 9. Februar 2022, um 19 Uhr im Alfred-Kunze-Sportpark heraus.
Der Verein unserer Gäste, der ZFC Meuselwitz, steht in seiner heutigen Form in der Tradition der Sportgemeinde Zipsendorf, welche 1948 das Licht der Welt erblickte, allerdings nur kurz unter diesem Namen Bestand hatte. Ab 1950 firmierte das Team unter dem Namen Aktivist Zipsendorf und trug als solcher seine Heimspiele im Jahr 1954 fertig gestellten Stadion an der Glaserkuppe – seinerzeit Ernst-Grube-Stadion – aus. Auf das mit 5500 Zuschauer:innen restlose besetzte Eröffnungsspiel von Aktivist Zipsendorf gegen den heutigen ESV Hagen 1926, welches man mit 4:1 gewann, folgten für die Ostthüringer jedoch in den kommenden Jahrzehnten fußballerisch sehr magere Zeiten. Abgesehen von wenigen Spielzeiten in der Bezirksklasse Leipzig als BSG Aktivist Zipsendorf (angeschlossen an das örtliche Braunkohlenwerk als Trägerbetrieb) Ende der 1950er Jahre, kam man nie über die Kreisebene hinaus – woran auch die 1976 nach der Zwangseingemeindung zu Meuselwitz erfolgte Neubenennung der Betriebssportgemeinschaft nichts änderte. Am Ende des Transformationsprozesses der unmittelbaren Folgejahren der politischen Wende, welche von Um- und Neustrukturierungen geprägt waren, stand im Jahr 1994 die Evolution zu demjenigen Verein, wie wir ihn heute kennen: Dem Zipsendorfer Fußballclub Meuselwitz e.V.
Bereits seit dem Vorjahr, 1993, steht eine zentrale Persönlichkeit in Meuselwitz an der Spitze des Vereins, welchen er bis heute prägt: Hubert Wolf, seines Zeichens Gründer der bluechip Computer AG und offensichtlich ZFCler durch und durch. Die Geschicke des ZFC seit der politischen Wende sind untrennbar mit diesem langjährigen und essentiellen lokalen Sponsoren verbunden, welcher die Grundlagen dafür legte, dass man seit über zehn Jahren, seit der Saison 2009/10, in der vierthöchsten Spielklasse des deutschen Fußballs beheimatet ist. Seit dem Um- und Ausbau des Stadions an der Glaserkuppe in den Jahren 2002 und 2003 trägt dieses auch den Namen des Sponsoren (auch unter den Fußballern beliebter Arbeitgeber), welcher seinerzeit für allein ein Drittel der Kosten der Vereinsseite verantwortlich zeichnete. Darüber hinaus wurden im Zuge dieses Umbaus auch infrastrukturell, mit unter anderem einem Kunstrasenplatz, die Voraussetzungen geschaffen, auf welchen der mittlerweile feste Platz der ersten Mannschaft der Herren in der Regionalliga Nordost aufbaut, welcher 2010 und 2011 auch den Thüringischen Landespokal ins Altenburger Land holte. Dadurch und durch konstante Leistungen ist der ZFC Meuselwitz auf einem guten Weg, nach dem Wegfallen respektive Bröckeln der Konkurrenz aus Erfurt und Jena, sich zu der festen Größe im (ost-)thüringischen Fußball zu mausern, für Fans und Spielende gleichermaßen.
Aktuell ringt das Team von Trainer David Bergner jedoch darum, mindestens den aktuellen 14. Tabellenplatz zu halten und bloß keinen zu engen – beziehungsweise noch engeren – Kontakt mit den vermaledeiten letzten sechs Plätzen der Tabelle zu pflegen. Auch, wenn es bei der aktuellen Situation in der 3. Liga kaum den Anschein hat, dass der Tabellenführer aus Sachsen-Anhalt noch in den Abstiegskampf gerät, so wäre man auch im Falle des Absteigens von drei Clubs aus dem NOFV nur zwei Tabellenplätze von einem Abstiegsplatz entfernt. In das Spiel am Mittwoch geht der ZFC mit 21 Punkten aus 23 Spielen bei 22 geschossenen Toren für und 38 Toren gegen sich. In sechs von 21 Spielen (26 %) konnten die Zipsendorfer einen Dreier einfahren, 14 Mal (61 %) ging man als Verlierer vom Platz, drei Mal (13 %) trennte man sich unentschieden. Was die Auswärtsbilanz des ZFC anbelangt, so sortieren sich die Thüringer mit in der Gasttabelle der Regionalliga Nordost mit elf Punkten aus zwölf Spielen (drei Siege, zwei Remis und sieben Niederlagen) auf dem Konto in dieser Statistik auf Rang 14 ein. Die aktuelle Formkurve spricht jedoch weniger für die Roten aus dem Altenburger Land: Nach einer ersten Dürrephase von sechs sieglosen Spielen in Serie Mitte der Hinrunde gelangen in den vergangenen fünf Ligapartien nur drei Tore und vier Punkte.
Der Klassenerhalt dürfte für die Ostthüringer ein erreichbares, aber definitiv kein einfaches Ziel sein. Nach der Suspendierung von vier ZFC-Spielern – Alexander Dartsch, Firat Tuncer, Fabian Raithel, Fabian Guderitz – durch den neuen Trainer David Bergner Ende Oktober war der Kader für den Abstiegskampf auf nur 21 Spieler zusammengeschrumpft. Demnach selbstverständlich werden sich Wohl oder Wehe der aktuellen Saison in Meuselwitz auch dadurch entscheiden, welche Auswirkungen die Veränderungen auf der Bank haben werden, die die vergangene Transferphase mit sich brachte: Zehn Veränderungen, fünf Zu- und fünf Abgänge, sollen den Kader des ZFC auf dem Weg zum Klassenerhalt mit ins Ziel bringen. Vier dieser Transfers geschahen innerhalb der Regionalliga Nordost: Torwart Jean-Marie Plath und Rechtsaußen Johann Martynets kommen vom FSV Union Fürstenwalde nach Meuselwitz, parallel dazu verlassen Torhüter Fabian Guderitz und Verteidiger Fabian Raithel den Verein in Richtung Halberstadt. Max Kulke (Leihgeschäft) und Till Jacobi (U19), beide aus dem zentralen Mittelfeld, kommen von Dynamo Dresden und mit Torwart Matthias Hammel und Innenverteidiger Kilian Senkbeil wurden jeweils vereinslose Spieler verpflichtet.
Auch die BSG Chemie wurde auf dem Transfermarkt noch kurzfristig tätig: Konnte kurz vor dem jüngst vergangenen Heimspiel gegen den SV Babelsberg 03 die Verpflichtung von Anes Osmanoski verkündet werden, welcher auch gleich die ersten Einsatzminuten sammeln konnte, so darf sich die gesamte chemische Familie nur wenige Tage später über ein neues Mitglied freuen: Isidor Akpeko wechselt vom Bonner SC nach Leutzsch und erhält ein Arbeitspapier bis Sommer 2023. Der 21jährige, der flexibel auf beiden Außenbahnen offensiv wie defensiv eingesetzt werden kann, prinzipiell aber auf der linken Verteidigerposition beheimatet ist, konnte bereits in der Regionalliga West Erfahrung sammeln und wird im Leutzscher Holz zweifellos die Möglichkeit bekommen, sich weiter zu entwickeln. Herzlich willkommen in Leutzsch, Isidor Akpeko!
In Leipzig-Leutzsch lacht momentan die Sonne, auch wenn diese am Mittwoch durch das Flutlicht ersetzt werden wird: Die vergangenen vier Partien der Rückrunde konnte die BSG Chemie Leipzig allesamt für sich entscheiden und nach Duellen mit dem FC Eilenburg, Germania Halberstadt, Tasmania Berlin und den SV Babelsberg 03 stehen 12 Punkte und acht Tore mehr auf dem Konto der Chemiker. Punktgleich mit der Berliner Hertha, allerdings mit einem Spiel weniger, steht die BSG an der Spitze der Rückrundentabelle Lediglich die Tore machen den Unterschied: Die Differenz ist identisch, doch die Herthaner schossen und bekamen jeweils fünf Tore mehr. Statistische Spielereien hin oder her: Die Trendfarbe der Jahreswende ist grün-weiß! Starke Leistungen in allen vier Spielen, ein sichtbares, immer besser werdendes Verständnis auf dem Platz zwischen Veteranen und Neuzugängen, Leistungsträgern und Verletzungsrückkehrern, sowie das gewisse bisschen mehr an Konsequenz und Glück vor dem Tor sorgen früh im Jahr für breites Grinsen in den chemischen Gesichtern. Dieser Trend darf gerne das gesamte Jahr 2022 dominieren!
Welchen Trend man im Leipziger Westen jedoch gar nicht gerne sieht, ist das chemische Lazarett, welches sich erneut unangenehm deutlich bemerkbar macht: Zu den immer wieder und immer noch in diesen Aufzählungen auftauchenden Verletzungen von Florian Brügmann, Manuel Wajer, Philipp Wendt und Max Keßler muss unsere Erste am Mittwoch auch auf ihre Nummer 1 Benjamin Bellot (Corona-Virus) und Lucas Surek verzichten, welcher sich beim Spiel in Lichterfelde die Schulter ausgekugelt hatte. Diesen allen und selbstverständlich auch unserer Nummer 14, Stephané Mvibudulu, der aufgrund einer gebrochenen Rippe erneut für einen längeren Zeitraum fehlen wird, die allerbesten Genesungswünsche!
Doch auch eine zu lang wirkende Verletztenliste wird unsere BSG nicht aus der neu gefundenen Balance bringen können: Damit kennen wir uns doch aus, gerade in dieser Saison. Die immer stärker werdenden Leistungen und die aktuelle lassen für den Mittwoch ein tolles Flutlichtspiel vor heimischer Kulisse erwarten. Die BSG Chemie Leipzig empfängt den ZFC Meuselwitz zum Nachholspiel des 22. Spieltags der Regionalliga Nordost am morgigen Mittwoch, 9. Februar 2022, im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch. Beginn der Partie ist um 19 Uhr, diese steht unter der Leitung von Schiedsrichter Henry Müller und seinen Assistenten Daniel Köppen und Hannes Wilke. Aufgrund der aktuell geltenden Verordnungen kann das Spiel erneut vor bis zu 2850 Zuschauern stattfinden. Über die geltenden Bedingungen wie 2G+, die Testmöglichkeit am Stadion und die generellen Gegebenheiten am Alfred-Kunze-Sportpark informiert ein separater Post detailliert. Wie immer sind unser Live-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM, beides zu finden in der App der BSG Chemie, das ganze Spiel über für alle Fans da, die am Mittwoch nicht nach Leutzsch kommen können. Ob lesen, ob hören, ob zusehen – Hauptsache mitfiebern, Hauptsache: Forza BSG!
kiro