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Aus dem 7. Himmel in die Leutzscher Hölle: Chemie empfängt Babelsberg 03 zum Rückrunden-Spitzenspiel

By 5. Februar 2022No Comments

Foto: Christian Donner

Nach dem verdienten, viel umjubelten und in letzter Konsequenz durch die Begleitumstände des Berliner Südwestens getrübten Auswärtssieg gegen Tasmania Berlin, mit dem die BSG Chemie Leipzig den dritten Dreier im dritten Spiel der zweiten Halbserie der Saison verwirklichen konnte, ist der Boden bereitet, dass der 24. Spieltag der Regionalliga Nordost ein wahres chemisches Fußballfest werden könnte: Mit dem SV Babelsberg 03 wagt eines der bisher formstärksten Teams der Rückrunde – zehn Punkte aus vier Spielen – den Weg ins Leutzscher Holz und hofft darauf, im „Königreich Leutzsch“ nicht sein grün-weißes Wunder zu erleben. Doch mit Sicherheit wird die Leutzscher Familie alles menschenmögliche dafür tun, der Stimmung in Potsdam einen dezenten Dämpfer zu verpassen: Vor bis zu 2875 erlaubten Zuschauer:innen begrüßt die BSG Chemie Leipzig den SV Babelsberg 03 am morgigen Sonntag, 6. Februar 2022, um 13 Uhr im Alfred-Kunze-Sportpark.

Vor beinahe 120 Jahren, am 1. Oktober des Jahres 1903, gründeten sieben junge Männer in der Siedlung Nowawes vor den Toren Potsdams den Sport-Club Jugendkraft 1903. Kurze Zeit später entstand der Fußball-Club Fortuna 1905, der bereits am organisierten Spielbetrieb teilnahm und somit war die Saat gesät, aus der der SV Babelsberg 03, wir wir ihn heute kennen, hervorgehen sollte: Am 15. Februar 1919 fusionierten die beiden Clubs zum SV Nowawes 03 und fanden im Jahr 1938, durch die Vereinigung der Stadt Nowawes und der Siedlung Neubabelsberg zur Stadt Babelsberg ihren heutigen Namen.

Wie alle (bürgerlichen) Vereine wurde auch der SV Babelsberg 03 1946 durch die Alliierten aufgelöst und ab 1949 entstanden in der Folge die ersten Betriebssportgemeinschaften, so auch die BSG Karl Marx, ab 1950 BSG Motor Babelsberg. Unter diesem Namen firmierte das Team zu DDR-Zeiten bis zur politischen Wende, nachdem man ab den 1960er Jahren Startrecht und Fußballabteilung des SC Potsdam unter dem eigenen Banner übernommen hatte. Mit dem 1. Oktober 1990 erfolgte die Umbenennung in den Sportverein Motor Babelsberg, dessen Fußballsektion zum Dezember 1991 aus dem Verein herausgelöst und als SV Babelsberg 03 neu formiert wurde.

In den 1950er Jahren wurde in Babelsberg unterklassiger Fußball gespielt. Nachdem man 1966 die Ligazugehörigkeit des SC Potsdam geerbt hatte, verblieb man noch etwas über zwei Jahre in der zweithöchsten Spielklasse des DDR-Fußballs, der DDR-Liga, bevor 1968 der Abstieg als Tabellenletzter nicht mehr abzuwenden war. Es folgten magere Fahrstuhljahre für die BSG Motor Babelsberg, in denen man zwischen Bezirksliga und DDR-Liga pendelte, was erst durch den erneuten Aufstieg in die DDR-Liga im Jahr 1981 abgestellt werden konnte, in der man bis zum Ende des Jahrzehnts spielen sollte – 1989 musste man erneut den Gang in die DDR-Bezirksliga antreten.

In der Zeit nach dem Ende des SED-Staates sollten für die Kicker aus Babelsberg jedoch rosigere Zeiten anbrechen: Mit konsequenten, konstant starken Leistungen gelangen dem SVB vier Aufstiege in sechs Jahren – inklusive einer Spielzeit ohne eine einzige Niederlage, 1996/97 – nach welchen man sich erstmals in der bundesdeutschen Drittklassigkeit wiederfand. 1999 erfolgte der Gewinn des Brandenburgischen Landespokals, welchen man im Folgejahr verteidigen und auch ohne größere Mühe die Liga halten konnte. Der größte Erfolg des SVB stand im Jahr danach ins Haus: Die als Abstiegskandidaten gehandelten Nulldreier stiegen als Tabellenzweiter in die 2. Bundesliga auf und spielten zum ersten Mal in ihrer Historie echten Profifußball. Doch nach dem fünften Aufstieg in nicht einmal zehn Jahren fiel man in Babelsberg relativ tief und hart: Abstieg, Insolvenz, Oberliga.
Lediglich ihren Lieblingswettbewerb, den Brandenburgischen Landespokal, konnte den Babelsbergern keiner streitig machen – und das sechs Jahre in Folge. Doch 2012/13 hielt die Katerstimmung Einzug in Potsdam: Der zweite Abstieg aus dem bezahlten deutschen Fußball konnte nicht mehr verhindert werden und von diesem Zeitpunkt an bis heute tritt der SV Babelsberg 03, später gemeinsam mit der BSG Chemie Leipzig, in der Regionalliga Nordost an.

Die aktuelle Saison der Nulldreier in dieser Regionalliga Nordost kann sich auch wahrlich sehen lassen: Das Team von Trainer Jörg Buder, welches in der zweiten Halbserie der Saison kein einziges Mal ohne Punkt den Platz verlassen musste, fährt mit dem Selbstvertrauen eines Formhochs nach Leutzsch, das den Babelsbergern bisher zwölf Siege in 24 Spielen, 41 Punkte sowie Tabellenplatz sechs einbrachte. Nach einem 3:0 gegen die Hertha-Bubis am vergangenen Spieltag, Siegen gegen Lichtenberg (0:1) und Tasmania Berlin (2:0) sowie einem 0:0 in Chemnitz stehen für die Potsdamer in der Rückrunde zehn Punkte aus vier Spielen und ein Torverhältnis von 6:0 zu Buche – und die Nulldreier werden auch in Leutzsch ihr Möglichstes tun wollen, dass dies so bleibt.

Die vergangene Transferphase verlief verhältnismäßig ruhig, lediglich ein Ab- und ein Zugang sind zu vermelden: Den Verein verlassen hat Finn Berk, den 21jährigen Innenverteidiger aus den Niederlanden zog es zum FSV Union Fürstenwalde. Neu in Potsdam begrüßt wurde der 19jährige Linksaußen Etienne Nikol, der ablösefrei von der Zweitvertretung der Berliner Hertha ins Karl-Liebknecht-Stadion wechselt. Unverzichtbar wird für Trainer Jörg Buder nach wie vor sein Routinier und Topscorer Daniel Frahn sein. Frahn, der mit seinen 34 Jahren und bisher 16 Scorerpunkten in 18 Spielen auf sich aufmerksam machende Veteran, ist der absolute Ziel- und Führungsspieler der Babelsberger und unverzichtbar für die Elf aus Potsdam und ihren aktuellen Höhenflug. Mit zwölf Scorerpunkten in bisher 15 Spielen, davon sieben Vorlagen, wird sich auch Tino Schmidt, der Top-Assist-Geber der Nulldreier, bestimmt die besondere Aufmerksamkeit der chemischen Defensive verdient haben. Verzichten muss Trainer Jörg Buder in der Partie bei der BSG Chemie, gegen welche die ewige Regionalligabilanz des SV sich mit jeweils zwei Siegen und einem Unentschieden extrem ausgeglichen liest, auf seinen Langzeitverletzten Mittelfeldakteur Ahmed Dündar sowie die beiden defensiven Mittelfeldspieler Sven Reimann und Leonard Koch.

Zur großen Freude des Trainers der BSG Chemie Leipzig, Miroslav Jagatic, wird dieses Spiel zum ersten Mal seit über zwei Monaten auch nur ansatzweise einen Anflug von Normalität in den Alfred-Kunze-Sportpark tragen: „Wir Trainer und Mannschaft freuen uns total, am Sonntag wieder so viele Fans an unserer Seite zu haben. Die Jungs, vor allem unsere Neuzugänge, können es kaum erwarten. Danke auch an den SV Babelsberg 03 und den Nordostdeutschen Fußballverband, dass sie das mit ermöglichen!“ Weitere Gründe zur Freude von Miroslav Jagatic lassen sich auch relativ schnell finden: Die Heimbilanz der BSG Chemie gegen Babelsberg 03 spricht mit vier Punkten in zwei Partien für die Leutzscher. Die Formkurve der BSG zeigt mit dem perfekten Start in die Rückrunde mit neun Zählern aus drei Spielen – gegen den FC Eilenburg, den VfB Germania Halberstadt und auch Tasmania Berlin – klar nach oben. Der nach wie vor relativ neue Neuzugang Dennis Mast beweist in jeder Spielminute aufs Neue und immer ein bisschen mehr, warum man ihn in den AKS geholt hat und welche zentrale Rolle er in diesem Kader und für dieses Team einnehmen kann. Mit Routiniers und Leistungsträgern wurden die Arbeitspapiere vorzeitig und langfristig verlängert und Planungssicherheit für die kommenden Jahre geschaffen. Handverlesene und aussichtsreiche Neuzugänge mit unterschiedlichsten Hintergründen konnten nach Leutzsch gelockt werden und erlauben die Hoffnung auf tolle Momente für die BSG Chemie und den Alfred-Kunze-Sportpark, denn: Wer die beteiligten Personen innerhalb der sportlichen Leitung kennt, als auch das Herzblut, welches diese Personen und darunter allen voran Daniel Heinze für Chemie an den Tag legen, der weiß, dass diese Neuzugänge nicht gekommen wären, wenn man nicht überzeugt wäre, dass diese zu Stadt, Verein, Team und Spielweise in Leutzsch passen. Ob Spieler wie Anes Osmanoski, welcher aus Nordmazedonien in den Leipziger Westen wechselt, bereits im Kader gegen Babelsberg stehen werden, ist der Einschätzung des Trainerteams überlassen. Wer hingegen sicherlich nicht am kommenden Sonntag auf dem Rasen des AKS stehen wird, ist unser nach wie vor verletzter Max Keßler, der ebenso wie Florian Brügmann aufgrund eines Innenbandanrisses im Knie, Philipp Wendt wegen einer Grippe sowie Manuel Wajer keine Chance auf einen Einsatz am Wochenende hat.

Nach dem unnötig durch einen unverhältnismäßigen Polizeieinsatz überschatteten Auswärtssieg der BSG Chemie Leipzig wollen alle Leutzscher die nächsten drei Punkte auf das Konto wandern sehen. Es scheint alles bereitet für eine grün-weiße Party, scheint es nicht? Eine formstarke chemische Elf. Eine Reihe vielversprechender Neuzugänge. Immer besser in die Spur findende Rückkehrer und Leistungsträger. Ein so voll wie möglicher Alfred-Kunze-Sportpark. Womöglich winterliches Kaiserwetter zur perfekten Veredelung eines Regionalligasonntags. Was will man mehr? Ganz klar: Drei Punkte gegen Nulldrei.

Die BSG Chemie Leipzig empfängt den SV Babelsberg 03 am morgigen Sonntag, 6. Februar 2022, um 13 Uhr im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leutzsch. Aufgrund aktueller Entwicklungen und der Bemühungen seitens der BSG Chemie, der Babelsberger und der Verantwortlichen des Nordostdeutschen Fußballverbandes, werden bis zu 2875 Zuschauer:innen ihre Elf zum Sieg peitschen wollen und können: „Wir sind total happy, dass wir das auf recht kurzem Dienstweg noch in die Wege leiten konnten. Das haben sich unsere Fans und Unterstützer, die alles für ihren Verein geben, einfach nur verdient. Wir freuen uns auf ein richtiges Fußballfest!“, so der Vorstandsvorsitzende der BSG Chemie, Frank Kühne. Die geltenden Bestimmungen erlauben eine Austragung der Partie vor Fans unter 2G+-Bedingungen, dies bedeutet: Zutritt zum Stadion wird nur denjenigen Personen gewährt, welche nachweisen können, dass sie vollständig geimpft, genesen und tagesaktuell getestet sind. Für Personen, welche die dritte Impfung (Booster) bereits erhalten haben, entfällt die Pflicht zum Nachweis eines tagesaktuell negativen Testergebnisses. Auch morgen besteht wieder die Möglichkeit, sich vor Ort am AKS testen zu lassen. Hierbei empfehlen wir jedoch, rechtzeitig zu kommen und die nötige Zeit mitzubringen – niemand soll wegen des Tests den Anpfiff verpassen müssen! Das Tragen einer medizinischen Mund-Nasen-Bedeckung ist auf allen Wegen im AKS Pflicht, auch um die Einhaltung der empfohlenen Abstände wird gebeten.

Wer am kommenden Sonntag nicht live den grün-weißen Leutzschern beiwohnen kann, dem sei nach wie vor unser Fanradio Fünfeck.FM und unser Live-Ticker ans Herz gelegt, beides problemlos zu finden in der App der BSG Chemie. Drei Siege in der Rückrunde, zwei davon auswärts, ein klares Ziel: Die nächsten drei Punkte gegen Nulldrei – Forza, BSG!

kiro

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