Foto: Christian Donner
Besser kann man nicht ins neue Jahr starten: Im Nachholspiel gegen Germania Halberstadt lieferte unsere BSG über 90 Minuten eine ansprechende Leistung auf den Platz und holt mit einem 0:2 (0:0) die ersten drei Punkte im Kalenderjahr 2022.
Lange ist es her, dass unsere Chemiker ein Pflichtspiel bestritten haben. Am 4. Dezember 2021 gewann man zuhause unter ,,Geisterspielkulisse“ mit 2:1 gegen den direkten Konkurrenten aus Eilenburg. Seitdem hatten unsere Kicker aufgrund der Spielabsagen in Halberstadt und daheim gegen Meuselwitz spielfrei. Während unsere BSG die Zeit nutzte, um sich im Trainingslager in Teistungen auf die Rückserie vorzubereiten, gestaltete sich die Winterpause der Randharzer etwas turbulent. Trainer Benjamin Duda wurde Teil des Trainerkarussells, das der Hallesche FC startete, und wechselte zum Berliner AK. Ein alter Bekannter übernahm das Traineramt interimsweise – Andreas Petersen. Der Vater von Bundesliga-Stürmer Nils Petersen (SC Freiburg) holte auch einige Akteure neu ins Friedensstadion: Fabian Raithel und Fabian Guderitz (der schon früher in Halberstadt das Tor hütete) kamen aus Meuselwitz, Ole Hoch und Leon Schmökel wurden vom unangefochteten Tabellenführer der 3. Liga, dem 1. FC Magdeburg, geliehen. Auch Altrim Pajaziti und Jessim Jallot kamen aus der Nordstaffel vom BSV Rehden. Letzter und siebter Winterneuzugang der Germania war Stefan Pribanovic, der auch mal in Leutzsch im Probetraining war.
Die Leutzscher trafen also auf einen komplett neu aufgestellten Gegner, der aber seit 14 Ligaspielen nicht mehr gewinnen konnte. Der Druck lag also ganz klar auf der Seite der Anhaltiner. Jedoch stand der Mannschaft von Miroslav Jagatic ein schweres Spiel vor der Tür, denn das Verletzungspech der Leutzscher hält auch im neuen Jahr leider an. Mit Florian Brügmann und Philipp Wendt fehlten zwei Stammkräfte in Halberstadt, wobei unsere Nummer „2“ aufgrund eines Teilabrisses des Innenbands länger ausfallen wird. Das Lazarett verlassen haben dagegen Lucas Surek und Andy Wendschuch, die zum Jahresauftakt beide wieder im Kader standen.
Im Vergleich zum 2:1-Sieg gegen Eilenburg änderte Chemie-Trainer Miroslav Jagatic seine Startelf auf vier Positionen: Für die verletzten Philipp Wendt und Florian Brügmann kamen Lucas Surek und Anton Kanther in die Partie, die angeschlagenen Stephané Mvibudulu und Florian Kirstein ersetzten Tom Müller und Timo Mauer. Auf Halberstädter Seite gab es eine Kuriosität: Aufgrund mehrerer Ausfälle begann mit Paul Niehs ein Akteur im Tor der Anhaltiner, der sonst eigentlich den Trommler in der Kurve von Germania gibt.
In den Anfangsminuten der Partie gingen die Grün-Weißen früh drauf und ließen den Hausherren kaum die Möglichkeit, über die Mittellinie zu kommen. Dennoch hatten die Halberstädter die erste Gelegenheit, als sich eine krumme Flanke von außen knapp hinter das Tor von Benjamin Bellot senkte (7.). Chemie war dennoch die aktivere Mannschaft, kam jedoch zu kaum Torchancen, was an den Ausfällen im Offensivbereich lag. Der Hochkaräter der ersten Halbzeit gehörte dennoch unserer BSG, als Tom Müller per Kopf Niehs zu einer Glanztat zwang (31.). Im Gegenzug musste Bellot mithilfe einer Fußparade gegen den durchgebrochenen Malina retten (32.). Kurz vor Ende des ersten Durchgangs war auf einmal Timo Mauer durch, doch nach seinem Haken war Niehs wieder hellwach und konnte noch rechtzeitig entschärfen. So ging es torlos in die Pause.
Nach dem Pausentee begannen die Chemiker druckvoll und kamen durch Anton Kanther zu einer Riesengelegenheit, aber er rutschte beim Abschluss weg und verfehlte somit das Tor deutlich (52.). Aber die Leutzscher spielten nun ,,Power-Fußball“ und kamen durch Dennis Mast zur nächsten Gelegenheit. Sein Abschluss ging knapp am Pfosten vorbei (53.). Fünf Minuten später aber durften die mitgereisten Anhänger jubeln: Nach einem Stockfehler im Halberstädter Spielaufbau steckte Anton Kanther durch für Timo Mauer, der unten links ins Toreck traf – 1:0 für Chemie (58.)! Die verdiente Führung für Grün-Weiß.
Im Anschluss reagierten die Randharzer wütend, kamen aber nicht zwingend zu gefährlichen Chancen. Unsere BSG versuchte durch ruhigen Ballbesitz-Fußball das Spiel zu beschwichtigen. Doch in den Schlussminuten nahm die Partie nochmal Fahrt auf. Erst zischte ein Kopfball von Julian Weigel über den Querbalken (73.), dann sah Tom Müller Gelb-Rot (80.). Die Germania warf nun alles nach vorne und zwang die Chemiker tief in die eigene Hälfte, jedoch fehlte den Anhaltinern die Durchschlagskraft, wodurch es nicht zwingend genug wurde. In der Nachspielzeit dann die Erlösung für den Chemie-Anhang: Ein Befreiungsschlag von Lucas Surek kam perfekt auf den eingewechselten Stephané Mvibudulu, der Paul Niehs im VfB-Kasten umkurvte und zum umjubelten 2:0 traf (90+1.)!
Danach ertönte der Schlusspfiff. Unsere Chemiker gewinnen den Jahresauftakt und haben nun zwölf Punkte Vorsprung auf Platz 16. Für die Halberstädter war es nunmehr das 15. Spiel in Folge, was nicht gewonnen wurde. Der heutige Erfolg der Leutzscher hatte auch etwas Besonderes: es war der erste Sieg der BSG seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs gegen die Germania. Der zuvor letzte Erfolg datiert aus dem Jahr 2010, als der FC Sachsen Leipzig vor 1056 Zuschauern im AKS durch Tore von Christopher Kuckelt und Maximilian Heyse mit 2:1 gewann. So kann man auf jeden Fall ins neue Jahr starten!
Für unsere Leutzscher geht es am kommenden Sonntag zum nächsten direkten Konkurrenten, wenn man (abermals) in Berlin bei Aufsteiger Tasmania gefordert ist.
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Benjamin Boltze, Stefan Karau (MK), Ben Keßler, Lucas Surek – Tarik Reinhard, Alexander Bury – Tom Müller, Dennis Mast (85. Benjamin Schmidt), Anton Kanther (66. Stephané Mvibudulu) – Timo Mauer (75. Florian Kirstein); Trainer: Miroslav Jagatic
VfB Germania Halberstadt: Paul Niehs – Jannik Bachmann, Hendrik Kuhnhold (85. Paul Grzega), Stefan Pribanovic (46. Stephan Korsch), Leon Schmökel, Fabian Raithel – Ole Hoch (46. Altrim Pajaziti), David Vogt, Julian Weigel, Finn Modler(71. Jessim Jallot) – Louis Malina (71. Maksym Danylo Kowal); Trainer: Andreas Petersen
Tore: 0:1 Timo Mauer (58.), 0:2 Stephané Mvibudulu (90+1.)
Gelbe Karten: Henrik Kuhnhold, Louis Malina, Jessim Jallot/ Alexander Bury
Gelb-Rote Karten: -/ Tom Müller
Schiedsrichter: Chris Rauschenberg, Daniel Bartnitzki, Florian Butterich
Zuschauer: 747 Zuschauer im Friedensstadion Halberstadt