Rudi Krause auf den Schultern von Walter Rose
Foto: BSG / Westend-Presseagentur
Rudi Krause: Chemie-Torjäger, Nationaltrainer und sportlicher Gegner
Einer der größten Fußballer, die in unserem Verein je spielten, wäre heute 95 Jahre alt geworden: Rudi Krause.
Der gebürtige Leipziger schloss sich 1949 der ZSG Industrie an und spielte vorher in Stötteritz und Probstheida. Ein Jahr später wurde er mit der BSG Chemie Leipzig DDR-Fußballmeister. Als Stürmer erzielte er in dieser Saison (1950/51) 18 Tore und war damit bester Torschütze. 1951/52 wurde er mit 27 Treffern gemeinsam mit dem Stendaler Kurt Weißenfels Torschützenkönig der Oberliga. Nach seinem kurzzeitigen Wechsel zur Kasernierten Volkspolizei und deren Team Vorwärts kehrte er nach Leutzsch zurück und machte sich mit einem Spiel unsterblich, das kurioserweise gar nicht gewertet wurde.
Schon viel wurde geschrieben über jenes Match vom 11. Oktober 1953, als Chemie gegen Stahl Thale im Bruno-Plache-Stadion antreten musste, weil einfach zu viele Zuschauer die Spiele der Chemiker verfolgen wollten und in Leutzsch nur begrenzter Platz zur Verfügung stand. Als der Bus kaputt ging, der die Chemie-Spieler in den anderen Stadtteil bringen sollte, versuchten sich die Kicker selbstständig und auf abenteuerlichen Wegen selber ans Ziel zu befördern. Auf dreirädrigen Gemüsetransportern, auf Lkw und in Taxis schlugen sich die Krause und Co durch. In Probstheida begann der Schiedsrichter das Spiel um 25 Minuten verzögert, Chemie hatte nur sieben Kicker auf dem Platz. Jedes Mal, wenn ein weiterer Spieler am Spielfeldrand auftauchte und bereit war zum mitspielen, brandete riesiger Jubel im Rund auf. Unglaublich: Es gelingt Chemie, den 2:3-Rückstand in einen 6:3-Sieg umzuwandeln. Es ist der große Tag des Rudi Krause, er schießt alle sechs Tore! 25 000 Zuschauer feiern den großartigen Vollstrecker. Doch die Gäste waren nur unter Protest angetreten und so wird letztlich das Spiel 0:0 gewertet, die Punkte gehen nach Thale. Und Krause fehlten fortan in seiner Bilanz jene sechs Treffer. 94 Oberliga-Tore hat er in seiner Zeit als Aktiver erzielt – und eigentlich noch sechs mehr…
Nach der Auflösung Chemies 1954 spielte Krause bis 1961 beim SC Lok und beendete dann seine Karriere. Sehr eng verbunden war er stets mit Trainer Alfred Kunze, mit dem er gemeinsam auch Stationen in Weimar und Halle hatte. Als Kunze 1963 die BSG Chemie als Trainer übernahm, stand auf Seiten des konkurrierenden SC Leipzig – der vermeintlich stärkeren Mannschaft – sein früherer Zögling Rudi Krause als Trainer. Wie bekannt, hatte Kunze mit Chemie die Nase vorn und behielt zunächst die Oberhand. 1968 wurde Dr. Rudi Krause das Training der DDR-Juniorenauswahl übertragen. Mit ihr gewann er 1970 das UEFA-Juniorenturnier, den Vorläufer der U18-Europameisterschaft, von 1976 bis 1978 betreute Krause die DDR-Nachwuchsauswahl. 1979 wurde er Trainer der DDR-Olympiaauswahl, die 1980 das Finale erreichte. 1982 zum Cheftrainer der DDR-A-Nationalmannschaft ernannt, hatte er die Aufgabe, die Mannschaft für die Fußball-Europameisterschaft 1984 zu qualifizieren, was allerdings misslang. In den 17 Spielen unter seiner Leitung erreichte die DDR-Nationalmannschaft 8 Siege, 4 Unentschieden und 5 Niederlagen. Nach seiner Ablösung 1983 war Krause bis zu seinem Vorruhestand 1990 als Berater für U16- und U18-Auswahlmannschaften tätig.
Er verstarb am 12.12.2003.