Foto: Christian Donner
Am 18. Spieltag der Regionalliga Nordost mussten sich unsere Chemiker nach einem großen Kampf im Derby bei Lok geschlagen geben. Dabei hatten die Grün-Weißen das Spiel über 90 Minuten im Griff und waren in Halbzeit zwei sogar die bessere Mannschaft. Am Ende entschied aber eine Einzelleistung das 111. Stadtderby in Leipzig.
Nach zwei Jahren coronabedingter Derby-Pause gab es erstmals wieder das einzig echte Derby in Leipzig: Chemie gegen Lok. Unsere BSG ging als amtierender Derbysieger in die Partie (2:0-Sieg im Jahr 2019, Daniel Heinze und Florian Schmidt waren die Torschützen), aber der Favorit waren die Probstheidaer. Zwar nimmt man das Wort „Aufstieg“ am Südfriedhof noch nicht in den Mund, jedoch ist es das angepeilte Ziel der Mannschaft von Trainer Almedin Civa. Doch der Plan droht nach zuletzt zwei Heimniederlagen gegen Lichtenberg und Cottbus (jeweils 1:3) zu scheitern. So hatte das Derby nicht nur den standardmäßigen Reiz, sondern war auch aus sportlicher Sicht extrem wichtig für den Gastgeber.
Die BSG hingegen ging mit jeder Menge Rückenwind und Selbstvertrauen in die Partie. Nicht nur wegen des kürzlichen 6:0-Erfolgs im Landespokal, aus dem der Ortsrivale aus dem Südosten der Stadt schon seit zwei Runden ausgeschieden ist, sondern auch, weil bei jenem Spiel es einen Rückkehrer im Team von Miroslav Jagatic gab: Stephané Mvibudulu! Bei seinem Comeback traf unser Mann mit der Rückennummer 14 zugleich zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung. Für ihn und Denis Jäpel war es ein besonderes Spiel, kamen doch beide vom Ortsrivalen.
Während Denis Jäpel starten durfte, musste Stephané Mvibudulu erstmal auf der Bank Platz nehmen. Auch Benjamin Schmidt, Anton Kanther und Paul Horschig wurden ersetzt. Für sie kehrten Tarik Reinhard, Ben Keßler und der wiedergenese Florian Brügmann in die Startformation zurück.
Das Spiel hielt von Anfang an, was es versprach: Zweikämpfe und Emotionen. Auf dem Rasen blieb es größtenteils fair, obwohl es natürlich viele Zweikämpfe gab. Torraumszenen waren dabei eher Mangelware, was daran lag, dass keine der beiden Mannschaften ins Risiko gehen wollte. Es blieb eine durchweg chancenarme erste Halbzeit, in der kein Team das Spiel an sich reißen konnte, auch wenn die Gastgeber deutliche Ballbesitzvorteile verzeichnen konnten. Möglichkeiten gab es trotzdem: In der 26. Minute verzog Bogdan Rangelov nur knapp für die Hausherren, zehn Minuten später fehlten Alex Bury nach einem Sololauf nur Zentimeter. (35.) Folgerichtig ging es torlos in die Halbzeitpause.
Aus dieser kamen die Leutzscher wie entfesselt. Man schnürte die Gastgeber in deren eigener Hälfte ein und dominierte fast das Spiel. Was fehlte, waren abermals klare Torchancen. Die Beste hatte Florian Brügmann nach gut einer Stunde, doch sein Linksschuss ging einen guten Meter am rechten Pfosten vorbei. (62.) Chemie war in Halbzeit zwei die klar bessere Mannschaft, kombinierte sich gut durch die eigenen Reihen, doch der Abschluss fehlte meistens. In dieser Phase aber dann der Nackenschlag, der eine Art ,,Knock-Out“ für unsere BSG war: Lok kam einmal schnell über die rechte Außenbahn. Kapitän Sascha Pfeffer spielte einen starken Doppelpass mit dem eingewechselten Eric Voufack und schob präzise ins rechte untere Eck ein – 1:0 für Lok. (76.) In diesem Moment höchst unverdient.
Nach dem Führungstreffer der Heimmannschaft waren unsere Jungs etwas niedergeschlagen. Sie kamen zu keinen klaren Chancen mehr, im Gegenteil. Lok war dem zweiten Treffer näher und hätte durch Mehmedovic (81.) und Schlicht (87.) nachlegen können. Dennoch gab es nochmal eine Riesenmöglichkeit für unsere Grün-Weißen. In der Nachspielzeit kam Ben Keßler nach einem Standard aus dem ,,Gewühl“ heraus zum Abschluss, aber Lok-Keeper Ole Sievers fischte den Ball aus dem unteren Eck. Den Nachschuss setzte Anton Kanther am Kasten vorbei. (90.+2) Danach war Schluss.
Unsere Chemiker machten über 90 Minuten ein super Spiel, verpassten es aber wieder, sich zu belohnen. Das nächste Spiel unserer Leutzscher ist nächsten Sonnabend gegen den nächsten (eigentlichen) Aufstiegsaspiranten: Energie Cottbus. Ob das Spiel überhaupt stattfindet, entscheidet sich allerdings erst in dieser Woche.
1. FC Lokomotive Leipzig: Jan-Ole Sivers – Robert Berger, Mike Eglseder, Luca Sirch, Damir Mehmedovic – Zak Paulo Piplica (67. Leon Heynke), Farid Abderrahmane – Theo Ogbidi (67. Eric Voufack), Sascha Pfeffer (MK, 83. Michael Schlicht), Bogdan Rangelov (83. Maik Salewski) – Djamal Ziane (90. Tom Nattermann); Trainer: Almedin Civa
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Manuel Wajer (84. Timo Mauer), Stefan Karau (MK), Ben Keßler, Philipp Wendt – Tarik Reinhard (80. Benjamin Schmidt) – Denis Jäpel (80. Anton Kanther), Alexander Bury, Dennis Mast – Florian Brügmann, Florian Kirstein (68. Stephané Mvibudulu); Trainer: Miroslav Jagatic
Tore: 1:0 Sascha Pfeffer (76. Minute)
Gelbe Karten: Tarik Reinhard (29.), Alexander Bury (85.)
Schiedsrichter: Daniel Bartnitzki, Matthias Lämmchen, Florian Butterich
Zuschauer: 4764 im Bruno-Plache-Stadion, Leipzig-Probstheida