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VSG, BSG, MfG: Chemie Leipzig empfängt Altglienicke im Leutzscher Holz

By 5. November 2021No Comments

Foto: Christian Donner

Zum 17. Spieltag der Regionalliga Nordost begrüßt die BSG Chemie Leipzig die Hauptstädter von der VSG Altglienicke im Alfred-Kunze-Sportpark. Gegen eine der Überraschungsmannschaften der laufenden Saison wollen die Grün-Weißen ihre in den letzten Wochen nach oben zeigende Formkurve bestätigen. Nach der Niederlage (0:3) gegen den Meisterfavoriten vom Berliner AK 07, bei denen sich die Leutzscher mehr als respektabel schlugen und sich lediglich der individuellen Klasse des Tabellenführers beugen mussten, steht mit der VSG Altglienicke kein leichtes, aber auch kein unmögliches Duell bevor. Morgen, 6. November 2021, empfangen die Chemiker die Berliner von der Volkssportgemeinschaft aus Treptow-Köpenick um 13 Uhr im Alfred-Kunze-Sportpark. Wie gehabt steht ein Testzentrum zur Verfügung, in dem ihr euch für 5 EUR testen lassen könnt. Und in unserer Chemie-App finden all diejenigen, die  nicht den Weg ins Leutzscher Holz antreten können, wie jede Woche unseren Live-Ticker sowie unser Fanradio Fünfeck.FM. 

Unseren kommenden Gegner aus Altglienicke, einem Ortsteil im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick, kann man mit Fug und Recht als eine Anomalie des Ostsports bezeichnen. Wie so viele Traditionsklubs der Regionalliga Nordost wurde der Grundstein der VSG Altglienicke, wie wir sie heute kennen, bereits vor über 100 Jahren gelegt: Hervorgegangen ist die Volkssport Gemeinschaft Altglienicke (eigene Schreibweise) aus mehreren Vorgängervereinen, welche auf solch klangvolle Namen wie Männerturnverein Spieß Altglienicke von 1883, Bewegungsspielclub Freiheit 1906, Altglienicker Ballspielclub 1909, SC Jugendlust Altglienicke oder SC Berolina Altglienicke hörten. Doch warum nun ist die VSG Altglienicke eine Anomalie in der Fußballlandschaft der neuen Bundesländer? Nun, bereits drei Wochen nach der Befreiung Deutschlands im Mai 1945 kamen in Altglienicke Sportler zusammen, um die Wiederaufnahme des Sportbetriebs vor Ort zu beraten und vorzubereiten. Der Wettkampfbetrieb im Fußball wurde ab September 1945 in die Realität umgesetzt. Im März 1948 reichte der damalige Altglienicker Sportverein (ASV) einen Antrag auf Zulassung ein, im April 1949 wurden die nötigen Schritte zur Gründung eines eingetragenen Vereins eingeleitet. Im neuen DDR-Staat wurde – hier offenbart sich die Sonderrolle der VSG – in einem Vorstandsbeschluss des ASV festgelegt, dass sich der ASV nicht in das System der Betriebsssportgemeinschaften der DDR einreihen würde: Statt des geplanten Anschlusses an die BSG Chemie Adlershof behielt man, gegen den Willen der DDR-Sportverantwortlichen seinen Status als Privatverein. Zugeständnisse an das System gab es in diesem Falle lediglich auf der Ebene der Nomenklatur: Da Vereine in dieser Struktur des Sports nicht mehr vorgesehen waren und der Begriff auch aus den Sportorganisationen getilgt wurde, erfolgte im Juli 1952 die Umbenennung in Volkssport Gemeinschaft Altglienicke. Anzumerken ist, dass die VSG Altglienicke, natürlich bedingt und befördert durch eine deutliche Ungleichbehandlung gegenüber den systemkonformen Sportgemeinschaften in puncto Spielertransfers etc., im DDR-Fußball über Jahrzehnte eine Position in relativer Bedeutungslosigkeit erlebte.

Nach der politischen Wende erfolgte am 2. Mai 1990 die erste Vorstandssitzung zur Ausarbeitung und zum Beschluss einer neuen Vereinssatzung; die VSG Altglienicke ging im Anschluss als eingetragener Verein in Gründung, eine Mitgliederversammlung im Dezember desselben Jahres bestätigte die Beibehaltung des Namens Volkssport Gemeinschaft Altglienicke. Nach einem kurzen Stelldichein in der Landesliga zwischen 1995 und 1997 begannen wieder kargere Zeiten für die VSG, bis zur Saison 2008/2009 dümpelte man den Großteil der Zeit in der Kreisliga herum. 2012 konnte die erste Mannschaft der VSG Altglienicke den Berliner Fußballmeistertitel ihr Eigen nennen, was zur Folge hatte, dass in der Saison 2012/2013, nach dem Aufstieg in die NOFV-Oberliga, zum ersten Mal überregionaler Fußball in Altglienicke gespielt wurde. 2016 später konnte man diesen Erfolg wiederholen und stand abermals als Berliner Fußballmeister als Aufsteiger in die NOFV-Oberliga fest. Im Folgejahr erreichte der Weg der VSG Altglienicke seinen vorläufigen Höhepunkt: Als Meister der Oberliga Nordost stieg man in die Regionalliga Nordost auf und leistet seither unserer BSG Chemie in der vierthöchsten Spielklasse des deutschen Fußballs Gesellschaft, wobei die Mannschaft momentan, seit 2019 unter der Leitung von Karsten Heine (Spieler- und Trainervergangenheit bei unter anderem Union Berlin, Hertha BSC und Babelsberg 03) trainierend, wie diverse andere Berliner Fußballclubs, ihre Heimspiele im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Pankow beziehungsweise Prenzlauer Berg austrägt.

Unsere bisherige Bilanz gegen die VSG Altglienicke liest sich, leider, etwas ernüchternd: In den bisherigen vier Aufeinandertreffen in der Regionalliga Nordost – beide Partien der vergangenen Saison fielen dem COVID-19-bedingten Abbruch zum Opfer – konnte unsere BSG Chemie kein einziges Mal als Sieger den Platz verlassen. Bei zwei Unentschieden und zwei Niederlagen sowie einem Torverhältnis von 5:8 datiert der letzte Punkt für die Grün-Weißen bereits auf den April 2018. Auch die Auswärtsstärke der VSG, konkret die fünf Siege in acht Partien in der Fremde, mahnt für Benjamin Bellot und seine Vorderleute zur Vorsicht.

In der aktuellen Saison – auch, wenn unser Gegner momentan bereits seit vier Spielen auf einen Sieg wartet – sollte unsere Defensive dabei ganz besonders Tugay Uzan im Blick behalten: Der deutsch-türkische Rechtsaußen trug bereits sechs Tore und zwei Vorlagen in 15 Ligaspielen für die VSG bei, dicht gefolgt von Felix Brügmann (dem Bruder unserer Nummer 2), auf dessen Konto fünf Tore und eine Vorlage gehen. Ebenso anspruchsvoll dürfte der Samstag für unsere Offensive werden, denn Leon Bätge, der Torhüter unserer Gäste, behielt in sechs von 16 Spielen bisher eine weiße Weste.
Ein Parameter, bei dem unsere Leutzscher die VSG hingegen absolut in den Schatten stellen, ist die Zuschauerzahl: Spielt die BSG Chemie im Durchschnitt vor über 3000 Zuschauern und sichert sich somit Platz zwei in der Liga, haben die Altglienicker größte Mühe, mehr als 200 Fans zu ihren Heimspielen zu locken. Darüber hinaus wird das Spiel am Samstag zum Wiedersehen mit einem ehemaligen Arbeitgeber für unseren Trainer Miro Jagatic, der von Juli 2017 bis April 2018 für die VSG an der Seitenlinie stand.

Auf der Verletzten- und Ausfallliste der VSG finden sich momentan Innenverteidiger Lucas Albrecht, Stürmer Patrick Breitkreuz sowie Jamil Dem aus dem zentralen Mittelfeld, welcher aufgrund eines Bänderrisses im Sprunggelenk bereits die letzten neun Spiele als Zuschauer verfolgen musste. Darüber hinaus fehlt am morgigen Samstag Kapitän Stephan Brehmer aufgrund einer roten Karte, welche er sich in der Nachspielzeit bei der 1:3-Niederlage gegen Hertha BSC II eingefangen hatte.

In unserem eigenen Lazarett ist zur Freude aller, die es mit der BSG Chemie halten, ein Platz frei geworden, der hoffentlich auch nicht allzu zügig wieder gefüllt wird: Alex Bury ist zurück! Unser lange vermisster grün-weißer Veteran feierte in der vergangenen Woche bei der 0:3-Auswärtsniederlage beim Berliner AK 07 sein Comeback und sammelte nach langer Pause wieder erste Einsatzminuten mit dem Fünfeck auf der Brust. Nicht zur Verfügung stehen allerdings nach wie vor Stephané Mvibudulu, Max Keßler, Lucas Surek und seit Oktober auch Andy Wendschuch. Aufpassen im Spiel gegen die VSG sollte Anton Kanther, bei einer weiteren gelben Karte würde dieser in der darauffolgenden Partie gegen den Stadtrivalen gesperrt ausfallen. Nach der mehr als respektablen Mannschaftsleistung bei der Niederlage gegen den Tabellenführer vom Berliner AK 07 – gegen den man, bei deren aktueller Form, aus der Position der BSG betrachtet, auch schlicht und ergreifend mal verlieren darf – will unsere BSG den Aufwärtstrend nach vorangegangenen drei Siegen aus drei Spielen in Liga und Pokal weiter fortführen. Entgegenkommen dürften der BSG hierbei, dass die Volkssportgemeinschaft, um den Anschluss an die Tabellenspitze nicht zu verlieren und auch ihrem eigenen Anspruch gerecht zu werden, das Spiel machen werden will und muss. Eine kompakte Mannschaftsleistung in der Defensive, gepaart mit konzentriert und gefährlichen Kontern, könnte und dürfte der Schlüssel zu einem grün-weißen Erfolg gegen den Tabellensechsten sein.

Bruderduell für die Brügmanns, Wiedersehen mit dem Ex-Verein für unseren Trainer und freundliches Herbstwetter in der Vorhersage: der Boden ist bereitet für ein tolles Spiel in der Regionalliga Nordost! Anstoß ist im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark am morgigen Samstag, 6. November 2021, um 13 Uhr. Das Spiel steht unter der Leitung von Schiedsrichter Chris Rauschenberg, (SG Nessetal Wenigenlupnitz), unterstützt wird dieser von seinen Assistent:innen Daniel Bartnitzki und Nora Dieckmann. Forza BSG!

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