Foto: Christian Donner
Zitterpartie mit Überlänge – nach einer XXL-Halbzeit wegen einer Verletzung des Schiedsrichters Michael Wilske musste die BSG bis zur letzten Sekunde bangen. Am Ende brachten die Leutzscher die knappe 2:1-Führung aber ins Ziel und feierten vor 3226 Zuschauern den zweiten Heimsieg der Saison.
Bei schönstem Herbstwetter ging die BSG erstmals ohne Veränderung in der Startelf mit Vergleich zur vorherigen Begegnung auf das Feld – die siegreichen Spieler aus Berlin sollten es auch im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark richten.
Chemie begann die Begegnung mutig, das Erfolgserlebnis in Berlin hatte der Mannschaft sichtbar gut getan. Mit schnellen, schnörkellos ausgespielten Angriffen sollte die Abwehr der Gäste aus Fürstenwalde überrumpelt werden. Das klappte auch ganz gut, schon in der 5. Minute wurde Manuel Wajer gut von Florian Brügmann eingesetzt, drang auf der linken Seite in den Strafraum ein und sorgte mit dem Schuss, der knapp rechts neben das Tor ging, für erste Gefahr. Die 12. Minute sah einen Eckstoß von der linken Seite, die Florian Kirstein am zweiten Pfosten knapp verfehlte. Nur wenig später segelte die nächste Ecke, wiederum von links von Florian Brügmann getreten, hinein. Ben Keßler verlängerte per Kopf auf die rechte Strafraumecke, wo Benjamin Boltze maß nahm und den Ball unhaltbar in die Maschen nagelte (15. Minute) – sein erster Treffer für Chemie seit seiner Rückkehr ins Leutzscher Holz im Jahre 2019. Nach dem Führungstreffer nahm die BSG ein wenig den Fuß vom Gas und ließ die Fürstenwalder spielen. Bis auf einen Schuss von Johan Martynets in der 20. Minute erzeugten die aber erst einmal keine wirklich gefährlich gefährlichen Szenen. Vor der Halbzeitpause zeigte sich noch einmal Tarik Reinhard mit einem Schuss aus 20 Metern, der knapp rechts neben das Ziel ging. (42. Minute)
Die Halbzeitpause verlängerte sich unerwartet auf knappe 45 Minuten: Schiedsrichter Michael Wilske hatte sich kurz vor dem Halbzeitpfiff am Oberschenkel verletzte, brachte die Halbzeit noch über die Bühne, konnte dann aber nicht weitermachen – auch nicht als Assistent an der Seitenlinie. Ein neuer 2. Assistent wurde gesucht und unter den 3226 Zuschauern auch gefunden. Aus den drei in Frage kommenden Kandidaten wurde Paul Ritz von den Kickers Markkleeberg ausgewählt und übernahm. Erst kurz vor 14:30 Uhr konnte der zweite Durchgang deshalb angepfiffen werden.
Nach dieser XXL-Halbzeit begann Chemie erneut gut und schwungvoll. Schon nach wenigen Sekunden feuerte Denis Jäpel eine scharfe Flanke von der rechten Seite ab, die aber in der Mitte keinen Abnehmer erreichte. Nach einer knappen Stunde Spielzeit startete Florian Kirstein, eingesetzt von Florian Brügmann, ein schönes Solo über den halben Platz, setzte sich gut gegen Adrian Jarosch durch – und behielt dann vor Jean-Marie Plath die Nerven. Am linken Pfosten zappelte der Ball in den Maschen – das 2:0! (59. Minute) Denis Jäpel war dann sogar drauf und dran, auf 3:0 zu erhöhen und machte an der Strafraumgrenze auch alles richtig, doch Jean-Marie Plath brachte noch eine Hand hoch und wehrte den Schuss klasse ab. (62. Minute) Fürstenwalde aber hatte sich noch längst nicht abgeschrieben, blieb mutig und spielte nach vorn – sodass sich wieder einmal ein echter Nervenkrimi entwickelte. Traf Manasse Eshele in der 75. Minute noch das Außennetz und setzte Ridel Varela Monteiro in der 79. Minute den Ball nach einem Freistoß knapp rechts vorbei, sollte sich der Mut dann kurz vor Schluss noch auszahlen: es lief die 84. Minute, als wieder Ridel Varela Monteiro – neben Manasse Eshele der Auffälligste bei den Gästen – kurz angespielt aus etwa zehn Metern unhaltbar den Anschlusstreffer zum 2:1 besorgte. Dadurch wurde es noch einmal richtig heiß. Johan Martynets‘ Schuss zischte abgefälscht links neben das Tor (87. Minute) und in der 90. Minute musste Benjamin Bellot seine ganze Kunst auspacken: sein Fußreflex gegen den Schuss von Altin Vrella rettete der BSG die Führung.
Lange vier Minuten Nachspielzeit später war der zweite Heimsieg für Chemie perfekt. Die BSG etabliert sich damit weiter im Mittelfeld der Staffel und sammelt wertvolle Punkte vor den schweren Wochen mit Spielen gegen die Spitzenteams. Zunächst sind die Fünfeckträger am kommenden Wochenende beim Berliner AK zu Gast.
Stimmen der Trainer:
Miroslav Jagatic (BSG Chemie Leipzig):
Das war ein sehr nervenaufreibendes Spiel. In der ersten Halbzeit haben wir noch vier Situationen, wo wir schon in Führung gehen können. Fürstenwalde hat weiter mutig nach vorne gespielt. Der 17er von Fürstenwalde hat die Bälle dann gut festgemacht. Nach der langen Halbzeitpause haben wir gut wieder ins Spiel gefunden und hatten wieder Chancen, weitere Tore zu schießen. Bei Fürstenwaldes Diagonalbällen wurde es dann immer gefährlich. Da müssen wir mutiger sein, aggressiver gegenhalten, das geht nicht auf einer Pobacke. Da kann immer mal einer abprallen, und dann ist der Ball drin. Ich verlange dann aber auch, dass wir weiter fokussiert bleiben und dran bleiben. So aber wurde es am Ende gefährlich und Bellot hat eins, zwei Mal richtig klasse gehalten. Aber wir müssen dann mehr machen aus unseren Szenen – das war mir in der Schlussphase zu wenig. Heute hatten wir in der Schlussphase Glück gehabt, hätten es uns aber vorher auch schon einfacher machen können. Fürstenwalde hat eine junge, hungrige Mannschaft, umso glücklicher sind wir, dass wir heute die drei Punkte hierbehalten haben. Ab morgen wird aber wieder gearbeitet. Ansonsten sieht man ja, was hier heute los war: tolles Wetter, geile Stimmung!
Tom Noack (Co-Trainer, FSV Union Fürstenwalde):
Herzliche Gratulation an Chemie zum Sieg und natürlich auch Dank an den eingesprungenen Schiri-Assistenten. Die lange Halbzeitpause ist ungewöhnlich, aber wir haben sie gut weggesteckt, es war ein faires, intensives Spiel. Für uns ist es eine gute Erfahrung vor diese Kulisse spielen zu können. Wir haben das Spiel gut eröffnet, an einem anderen Tag kann da vielleicht auch ein Treffer fallen – stattdessen kriegen wir nach einer Ecke ein Gegentor. Nach der Halbzeit hat man gespürt dass die Mannschaft lebt und an den Ausgleich glaubt. Das 0:2 ist unglücklich. Wir haben es nach den Einwechslungen noch weiter in die Häflte von Chemie verlagert. Wenn wir mehr Gück haben, geht das hier 2:2 aus, so war es eine wertvolle Erfahrung.
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Philipp Wendt, Ben Keßler, Stefan Karau (MK), Benjamin Boltze – Manuel Wajer (60. Timo Mauer), Tarik Reinhard, Paul Horschig (60. Benjamin Schmidt), Denis Jäpel (72. Anton Kanther) – Florian Brügmann (82. Dennis Mast), Florian Kirstein (82. Benjamin Luis); Trainer: Miroslav Jagatic
FSV Union Fürstenwalde: Jean-Marie Plath, Louis Böcker (68. John Gruber), Ingo Wunderlich (MK), Max Winter (60. Emeka Oduah), Johan Martynets, Manasse Eshele, Kilian Pascal Zaruba, Adrian Jarosch, Ridel Varela Monteiro, Lukas Stagge, Altin Vrella; Trainer: Andreas Langer
Tore: 1:0 Benjamin Boltze (15.), 2:0 Florian Kirstein (59.), 2:1 Ridel Varela Monteiro (84.)
Schiedsrichter: 1. Halbzeit: Michael Wilske, Marko Wartmann, Eugen Ostrin; 2. Halbzeit: Marko Wartmann, Eugen Ostrin, Paul Ritz
Zuschauer: 3226 im Alfred-Kunze-Sportpark, Leipzig-Leutzsch (5 Gäste)