
Foto: BSG Chemie Leipzig / Christian Donner
Nach der unglücklichen wie unnötigen späten Punkteteilung gegen den VfB Auerbach im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark reisen die Grün-Weißen am 14. Spieltag zum Tabellennachbarn TeBe ins Berliner Westend. TeBe, nach nur einem Punkt aus den vergangenen drei Spielen ebenfalls an einer Trendwende interessiert, empfängt die BSG am Sonntag, 17. Oktober 2021, um 13:00 Uhr zum Mittelfeldduell im Berliner Mommsenstadion.
Gegen die als Berliner Tennis- und Ping-Pong-Gesellschaft Borussia im Jahr 1902 gegründeten Berliner will Chemie endlich wieder einen so lange ersehnten Dreier holen, denn seit mittlerweile sechs Spielen wartet die BSG auf einen Sieg. Im Kontrast dazu wollen die Berliner gegen die Chemiker an die Form ihrer Siege gegen Hertha BSC II (0:1) und Lichtenberg (3:2) anknüpfen, nachdem man sich erst am Mittwoch auswärts dem Tabellensiebzehnten ZFC Meuselwitz mit 1:3 (1:1) geschlagen geben musste.
Im Laufe ihrer fast 120jährigen Geschichte erlebten unsere Gegner aus der Hauptstadt zahllose Aufs und Abs: Nach zwei kurzen Aufenthalten (1974/75 und 1976/77) in der damals noch verhältnismäßig jungen Bundesliga folgte eine Dürreperiode der Zweit- und Drittklassigkeit in den 1980er und 199er Jahren, welche mit dem Abstieg in die NOFV-Oberliga in der Saison 2000/2001 einen herben Tiefpunkt erreichte.
Doch die Geschichte von TeBe ist auch eine mahnende Erzählung über Investoren im Fußball und Vereine, die um ihr Leben kämpfen: Von einem Ex-Spieler und Musikproduzenten, der den Verein über Nacht allein ließ (Jack White, 1992-1994), über eine erste intransparente Kapitalgesellschaft (Göttinger Gruppe, 1995-2000), deren Funktionäre mit einem Investment von 80 Millionen in einem Regionalligaklub die Worte Champions League in den Mund nahmen, zu einer zweiten intransparenten Kapitalgesellschaft (Treasure AG, 2007-2009), deren Geschäftsgebaren mindestens als dubios bezeichnet werden durfte, ziehen sich gescheiterte Investorenprojekte wie eine rote Linie durch die jüngere TeBe-Historie. Unterbrochen von mehreren Insolvenzverfahren (zuletzt 2010) führt diese Linie ab 2016 zu der Zusammenarbeit mit CrunchFit-Inhaber Jens Redlich. Der neue starke Mann des Vereins etablierte auf über zehn Führungspositionen zum Leidwesen von Fans und Traditionalisten neues Personal, was zu immer lauter werdenden Gegenstimmen im Vereinsumfeld führte. 2019 eskalierten die Spannungen gegenüber den Fans und Mitgliedern bei einer Mitgliederversammlung, bei der auf fragwürdige Art und Weise alle Kandidaten der Investorenseite im Kampf um die Plätze im Aufsichtsrat das Rennen machten – was Kevin Kühnert, ehemaliges Aufsichtsratsmitglied, dazu bewog, lieber die weitaus weniger von Chaos und Selbstdarstellung geplagte SPD umzukrempeln.
Nach der in der Oberliga ebenfalls im Zuge der COVID-19-Pandemie zum 19. Spieltag abgebrochenen Saison 2019/20 stand TeBe Berlin als Meister fest und spielt seither gemeinsam mit den Grün-Weißen in der Regionalliga Nordost. Das bisher einzige Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften in der Liga konnte die BSG im August vergangenen Jahres, ebenfalls auswärts im Mommsenstadion, mit 1:3 (0:2) für sich entscheiden. Für die Leutzscher trafen seinerzeit Burim Halili, Morgan Faßbender und Stephane Mvibudulu; auch in einem Freundschaftsspiel im Juni 2017 im heimischen AKS ging der Sieg mit 2:1 (0:0) an die BSG.
Aufgrund mehrerer Spielabsagen haben die Berliner im Vorfeld des Aufeinandertreffens gegen die BSG an diesem 14. Spieltag erst elf Partien absolviert, zuletzt das Nachholspiel gegen den ZFC Meuselwitz, welches mit 3:1 (1:1) für die Thüringer endete. Eine Woche zuvor gaben die Lila-Weißen aus Berlin im heimischen Mommsenstadion gegen Energie Cottbus kurz vor Schluss noch den Sieg aus der Hand und trennten sich mit 2:2 von den Lausitzern. Aus diesen elf Spielen stehen in der Statistik von TeBe insgesamt vier Siege und zwei Unentschieden zusammen fünf Niederlagen gegenüber. Hierbei erzielte das Team 16 eigene Tore, 22 mal musste Keeper Jens Fikisi hinter sich greifen.
Unsere Leutzscher nutzten die Länderspielpause und die Austragung der zweiten Runde desSachsenpokals, um sich gegen Siebtligist VfB Fortuna Chemnitz den Frust über die aktuelle Formschwäche in der Liga von der Seele zu schießen. Beim 0:5 (0:1) gegen den Außenseiter trafen für die Chemiker (nach einem VfB-Eigentor in der ersten Hälfte) Florian Kirstein, Benjamin Luis mit einem Doppelpack sowie Tom Müller im zweiten Durchgang. Ideale Startvoraussetzungen also für die Chemiker, den Schwung aus der Pokalbegegnung mit in den Ligabetrieb zu nehmen und die ernüchternde Bilanz von fünf sieglosen Ligapartien in Folge endlich abzuschütteln.
Anstoß gegen TeBe ist am kommenden Sonntag, 17. Oktober 2021, um 13:00 Uhr im Berliner Mommsenstadion, die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Christian Allwardt und seinen Assistenten Christoph Dallmann und Max Göldner. Für all diejenigen, die das Spiel nicht live in Berlin oder im Stream verfolgen können, bieten wir selbstverständlich den Live-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM an, beides ohne viel Mühe zu finden in unserer Chemie-App.