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,,Ostklassiker“ im Ernst-Abbe-Sportfeld: Chemie bei formstarken Jenaern zu Gast

By 24. September 2021No Comments

Foto: Christian Donner

Nach dem letztwöchigen 1:1 gegen Optik Rathenow muss unsere BSG zum nächsten Top-Favorit um den Aufstieg, zum FC Carl-Zeiss Jena. Dabei treffen die Chemiker nicht nur auf einen ehemaligen, fußballerischen Konkurrenten zu DDR-Zeiten, sondern auch auf einen alten Wegbegleiter.

Zwar wurde der FC Carl-Zeiss Jena erst am 20. Januar 1966 gegründet, jedoch reicht die Geschichte des FCC bis ins Jahr 1903 zurück, als die Firma Carl-Zeiss ihren eigenen Fußball-Klub gründete. Der Verein war in der Zeit bis zur Teilung Deutschlands auch äußerst erfolgreich, holte insgesamt 16 Meisterschaften in der Gaumeisterschaft Thüringen (bis 1933) und Gauliga Mitte (1933-1945). Zu der Zeit stellten die Thüringer bereits erstmals Nationalspieler. Der erste, der debütierte, war Willy Krauß beim 6:2 gegen die Schweiz 1911. Nach dem Ende des 2.Weltkriegs wurden alle Vereine in der sowjetischen Besatzungszone verboten, weshalb 1946 der SV Ernst-Abbe Jena gegründet wurde. Nach mehreren Namensänderungen gelang dem Verein 1952 der Aufstieg in die DDR-Oberliga, nachdem man diesen 1949 in den Relegationsspielen gegen Horch Zwickau noch verpasste. Lange blieben die Jenaer nicht in der höchsten Spielklasse der DDR, denn sie stiegen sofort wieder ab. 1956 gelang dann unter dem Namen SC Motor Jena der Wiederaufstieg. Als 1958 Georg Buschner das Traineramt übernahm, führte dieser den Verein zu seinen glorreichsten Zeiten. 1960 gewann man den FDGB-Pokal; 1963, 1968 und 1970 die Meisterschaft in der DDR-Oberliga. Auch in Europa machte sich der Verein einen Namen, kam in seiner europäischen Premierensaison bis ins Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger, scheiterte dort aber an Atletico Madrid. Unter Buschner wurde der Verein auch 1966 neugegründet. 1971 endete jedoch seine Amtszeit mit der Übernahme des Trainerpostens der DDR-Nationalmannschaft, nachdem er im folgenden Jahr noch beide Mannschaften parallel trainierte. Hans Meyer übernahm.

Unter Hans Meyer gelang aber der größte Erfolg der Vereinsgeschichte: 1981 erreichte Jena im Europapokal der Pokalsieger das Finale, scheiterte jedoch in Düsseldorf mit 1:2 an Dinamo Tiflis. Danach blieben die Höhepunkte aber aus. Dennoch ist der FCC Spitzenreiter in der Ewigen Tabelle der DDR-Oberliga. Nach der Wiedervereinigung startete der Verein in der 2.Bundesliga. In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich der Verein zu einer ,,Fahrstuhlmannschaft“ zwischen 2.Liga und Regionalliga. 2007 kam es zu einer Fast-Übernahme durch den russischen Oligarchen Michail Guzerjew, welche aber von der DFL abgelehnt wurde, da Guzerjew von Russland polizeilich gesucht war. Mit dem erneuten Zweitligaabstieg 2008 war dann klar, dass Jena Gründungsmitglied der neu eingeführten 3. Liga werden würde, aber auch dort blieben die großen Erfolge aus, denn auch in dieser Liga blieb der Club eine ,,Fahrstuhlmannschaft“. So stieg man 2020 nach dem historisch schlechtesten Start einer Drittligamannschaft (1 Punkt aus 10 Spielen) erneut in die Regionalliga Nordost ab. Seitdem warten die Jenaer auf den Wiederaufstieg.

Das der Verein die Ambitionen für Liga 3 hat, wird nicht nur anhand der Historie deutlich. Wenn man auf die Neuzugangsliste von Carl-Zeiss im Sommer 2021 blickt, sieht man mit Bastian Strietzel, Maximilian Wolfram, Maurice Hehne, Felix Drinkuth (alle aus Zwickau), Leon Bürger (Braunschweig) Maximilian Krauß (Unterhaching) und Tom Müller (Halle) sieben (!) Neuzugänge aus der 3. Liga und höher. Doch einen Neuzugang vom FCC kennen wir alle, nämlich Burim Halili. Der Abwehr-,,Hüne“ ging nach anderthalb Jahren Leipzig-Leutzsch im Sommer nach Thüringen – ein Abgang, der eine große Lücke hinterlassen hat.

Man hat also in Jena aufgerüstet, weshalb sie auch vor der Saison zu den Top-Favoriten um den Staffelsieg gegolten haben, jedoch blieb man zum Start drei Spiele in Folge ohne Sieg, aber seitdem läuft es in Jena. Sechs Siege nacheinander konnte man zuletzt feiern, somit ist man das formstärkste Team der Liga. Die Mannschaft von Trainer Dirk Kunert scheint sich eingespielt zu haben und wird langsam ihrer Favoritenrolle gerecht.

Es wird also (nach der Partie in Berlin) das zweite extrem schwere Auswärtsspiel in Folge für die BSG, aber auswärts liegt den Leutzschern bisher eher als zuhause. Während man daheim bisher magere fünf Punkte nur holen konnte, sind es auswärts bereits zehn. Jedoch ist das aktuelle Lazarett (Alexander Bury, Lucas Surek, Stephané Mvibudulu, Max Keßler) ein schwerer Brocken, den unsere Mannschaft stemmen muss. Dass vor allem offensiv derzeit der Schuh drückt, sieht man anhand der gerade einmal 11 erzielten Tore in 11 Spielen, jedoch durfte am Samstag ein BSG-Kicker sein Tordebüt feiern: ,,Flo“ Brügmann besorgte mit seinem ansehnlichen Volley den Punkt gegen Rathenow. Auch für ihn wird das Spiel am Samstag besonders, schließlich kickte er von 2017 bis 2019 im Ernst-Abbe-Sportfeld, trifft also auf seinen ehemaligen Arbeitgeber.

Unsere Bilanz mit den Thüringern ist ausbaufähig: In 61 Duellen gingen unsere Leutzscher 18-mal als Sieger vom Platz, verloren aber auch 31-mal. Das letzte Spiel in Jena ist auch schon etwas her: In der Oberligasaison 2004/05 trat man zuletzt in Jena an, damals noch als FC Sachsen Leipzig. Das Spiel verloren die Grün-Weißen mit 1:4.

Schiedsrichter der Partie wird Daniel Köppen sein, der zumindest diese Saison schon ein Jena-Spiel leitete, nämlich beim 0:1 vom FCC beim Berliner AK – vielleicht ein gutes Omen für unser BSG. Die Assistenten werden Tobias Hagemann und Hannes Wilke sein. Wir wünschen dem Schiedsrichtergespann ein ,,Gut Pfiff!“ und allen Zuschauern ein tolles Spiel! Anpfiff in Jena ist 14:05 Uhr.

Für alle, die die Partie nicht live vor Ort verfolgen können, überträgt wie immer unser Fanradio Fünfeck.FM. Auch der MDR bietet eine Live-Übertragung im TV ab 14:00 Uhr an.

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