Foto: Christian Donner
Nach dem Pokalspiel gegen Blau-Weiß Leipzig muss sich unsere BSG mit einem deutlich stärkeren Gegner messen. Am morgigen Sonntag fährt Chemie zum aktuellen Tabellenführer BFC Dynamo, die sich diesen Sommer mit einem namenhaften Neuzugang in den Vordergrund gerückt haben. Anpfiff ist um 13 Uhr.
Die Ursprünge des BFC Dynamo gehen auf die 1949 gegründete SG Volkspolizei Berlin zurück, wo man in der drittklassigen Bezirksliga Berlin startete. Mit der Bildung der Sportgemeinschaft Dynamo im März 1953 wurde die SG Volkspolizei Berlin mit der SG Volkspolizei Potsdam fusioniert und zur SG Dynamo Berlin umbenannt. Der große Erfolg des DDR-Serienmeisters begann November 1954, als der Wunsch aus der Politik der DDR aufkam, eine spielstarke Mannschaft in Ost-Berlin zu etablieren, weshalb ein Teil der Oberliga-Mannschaft von Dynamo Dresden nach Berlin versetzt wurde, womit Dynamo Dresden seinen Startplatz in der Oberliga verlor.
Mit der Gründung des BFC Dynamos 1966 wurde dann die Existenz der beiden parallelen Dynamo-Stränge (Dynamo Berlin und Dynamo Hohenschönhausen) beendet, wobei die SG Dynamo Hohenschönhausen zur 2. Mannschaft des BFCs fusioniert wurde. Den ersten Titel holte der Berliner Klub noch aber unter dem Namen SC Dynamo 1959, als man den Landespokal holte, doch der richtige Aufstieg des BFCs begann am 15. Januar 1966, als der Verein mit einer Zeremonie in der Dynamo-Sporthalle in Berlin-Hohenschönhausen offiziell mit der Übergabe der Clubfahne durch den damaligen Vorstand vom SV Dynamo und Stasi-Chef Erich Mielke gegründet wurde. Spätestens ab diesen Zeitpunkt galt der Club wegen der Unterstützung aus der Politik, vor allem durch Mielke, als ,,Stasi-Club“.
Der erste Meistertitel gelang in der Saison 1978/79, was der Start einer Wende im DDR-Fußball war, denn danach folgten 9 weitere Meisterschaften für den BFC. Doch in dieser Zeit kamen immer wieder Gerüchte über Spielmanipulationen auf, die nie wirklich widerlegt werden konnten. Auch Differenzen gab es zwischen den BFC-Fans und den DDR-Politikfunktionären. Höhepunkt war die Ticketvergabe bei den deutsch-deutschen Europapokalduellen mit dem Hamburger SV (1982) und dem SV Werder Bremen (1988), als bis auf ein kleines Kontingent alle Tickets an Politikfunktionäre aus der gesamten DDR verteilt wurden. Diese Enttäuschung führte zu einem Zuschauerschwund Mitte der 1980er Jahre. In dieser Zeit bildete sich auch eine Hooligan-Szene beim BFC, die vorwiegend rechtsradikal war. Trauriger Höhepunkt war der Tod von Mike Polley am 3. November 1990 in Leipzig.
Nach der Wiedervereinigung war auch der sportlicher Erfolg immer niedriger ausgefallen, was an der fehlenden Unterstützung aus der Politik zurückzuführen war. Dieser, auch finanzielle Rückgang, gipfelte 2001 in der Insolvenz. Nach der erfolgreich überstandenen Insolvenz 2004 kamen auch wieder die sportlichen Erfolge. 2013 stieg der Verein in die Regionalliga auf, in welcher sie seitdem dauerhaft und immer wieder eine gute Rolle spielen. Großes Prunkstück des BFCs ist die gute Jugendarbeit, die auch schon zur DDR-Zeit hervorragend war.
Doch nicht nur die Jugendarbeit stimmt beim BFC, sondern auch die Transfers. Der Königstransfer schlecht hin ist bestimmt Christian Beck, der diese Saison vom FC Magdeburg kam mit der Empfehlung von 62 Drittligatoren in 182 Drittligaspielen. Aber nicht nur Beck ist ein starker Transfer der Berliner. Mit Dimitri Stajila kam ein Torhüter, der schon international spielte. Auch mit Justin Möbius (kam aus Münster), Pelle Hoppe (Halberstadt) und Daryl Geurts (Fürstenwalde) kam Drittliga-Erfahrung in den Kader von Trainer Christian Benbennek. Das spiegelt sich auch in den Ergebnissen wieder. Mit 8 Siegen aus 9 Spielen hat der BFC bereits jetzt schon 4 Punkte Vorsprung auf Platz 2, steht mit 24 Punkten an der Tabellenspitze. Was auffällt ist, dass der BFC nie wirklich hoch gewinnt, bis auf das 4:1 bei Lok und dem 6:0 gegen Tasmania, jedoch sind ihre Auftritte äußerst souverän.
Es wird also eine Mammutaufgabe für unsere Leutzscher, doch in diesen Spielen sind die Chemiker immer gut drauf. Jedoch plagen Personalsorgen die Mannschaft von Trainer Miro Jagatic, aber der große Vorteil diese Saison ist, dass der Kader auch qualitativ breiter geworden ist. Bereits 8 verschiedene Akteure durften sich diese Saison in die Torschützenliste eintragen, beim Pokalspiel gegen Blau-Weiß Leipzig traf erstmals Tom Müller für die BSG. Ein weiterer Mutmacher ist, dass Chemie die Saison auswärts noch ungeschlagen ist, man gewann sogar die letzten 3 Spiele in der Fremde. So kann man mit einem guten Gefühl nach Berlin fahren.
Schiedsrichter der Partie ist Johannes Schipke. Wir wünschen dem Schiedsrichter uns seinem Assistent ein ,,Gut Pfiff!“ und allen Zuschauern ein attraktives und spannendes Spiel in Berlin-Hohenschönhausen.