Foto: Christian Donner
Mit dem Freundschaftsspiel gegen Betar Nordia Jerusalem erwartet uns am Samstag einer der interessantesten Kontrahenten der Regionalligavorbereitung unserer Chemiker, die nach der deutlichen Niederlage gegen Zwickau am Mittwoch zeigen wollen, dass sie es besser können.
Doch wie kommt es eigentlich zu diesem außergewöhnlichen Spiel? Wer ist der junge Verein aus Israel? Und was ist mit den Palästinensern? Gehen wir der Sache auf den Grund.
Wer ist Tüpfelhausen?
Tüpfelhausen e.V. ist ein gemeinnütziger Verein der Kinder- und Jugendhilfe und staatlich anerkannter Freier Träger der Jugendhilfe. Schwerpunkte der Vereinsarbeit sind Familienbildung, informelle Kinder- und Jugendbildung sowie internationale und interkulturelle Kinder- und Jugendarbeit. Mit internationalen Jugendaustauschen führt Tüpfelhausen Jugendliche aus verschiedenen Ländern im In- wie Ausland nachhaltig zusammen.
Was ist das Internationale Fußballbegegnungsfest?
Das Internationale Fußballbegegnungsfest (IFBF), organisiert und veranstaltet von Tüpfelhausen, steigt 2021 in seiner 7. Auflage. Kern der Veranstaltung ist der Max- & Leo-Bartfeld-Pokal, benannt nach den engagierten Leipziger Bürgern und im SK Bar Kochba aktiven Sportlern Max und Leo Bartfeld, die nach der Machtergreifung der Nazis aufgrund ihres jüdischen Glaubens ihre Heimat verlassen und ins Ausland fliehen mussten. Es handelt sich um ein Nachwuchsturnier mit Mannschaften aus Leipzig, Deutschland und Europa. Neben dem sportlichen Wettstreit stehen vor allem Spaß und Verständigung im Vordergrund.
Nach dem Turnier steht in der Regel noch das Highlight des Turniers, das Aufeinandertreffen zweier namhafter Vereine, auf dem Plan. Dieses Jahr empfängt unsere BSG Chemie Leipzig zu diesem Zwecke den israelischen Drittligisten Betar Nordia Jerusalem.
Wer ist Betar Nordia Jerusalem?
Kenner des internationalen Fußballs werden wohl direkt aufgehorcht haben. Beitar Jerusalem? Da war doch was. Richtig, einer der bekanntesten und erfolgreichsten israelischen Vereine ist die 1936 gegründete Fußballabteilung von Beitar Jerusalem. Sechs Meisterschaften und sieben Pokalsiege konnte Beitar seitdem erringen. Doch der Klub war und ist nicht nur für seine Erfolge bekannt, sondern auch für seine zweifelhafte Personalpolitik: Beitar und vor allem seine rechtsnationalen Fans weigern sich beharrlich, muslimische Spieler aufzunehmen. Bei den Ligaspielen erschallen regelmäßig rassistische Sprechchöre von den Rängen.
Einem Teil der Beitar-Fans wurde es zu viel, sie hatten die Nase voll Rassismus und Gewalt – und gründeten 2014 mit Betar Nordia Jerusalem (in Anlehnung an den Vereinsnamen von 1947 bis 1948) ihren eigenen Verein. Dabei übernahm man die Vereinsfarben Schwarz-Gelb, auch das Vereinslogo ist stark an das des ursprünglichen Vereins angelehnt.
Wofür steht Betar Nordia Jerusalem?
Im Gegensatz zum weiterhin existierten „Mutterverein“ Beitar (1. Liga) steht das neugegründete Betar Nordia Jerusalem (inzwischen in die 3. Liga aufgestiegen) für ein tolerantes Miteinander von Menschen unterschiedlichen Glaubens, speziell von jüdischen und muslimischen Israelis. Die rassistischen, anti-muslimischen, anti-palästinensischen Einstellungskriterien von Beitar lehnen sie strikt ab, bei Betar Nordia ist ausdrücklich jeder willkommen – egal, ob Muslim, Jude oder Christ. Unterstützt wird die Mannschaft von einer kleinen, aber treuen Fangemeinde auf den Rängen.
Und was sagt Chemie?
Frank Kühne, Vorstandsvorsitzender BSG Chemie: „Es ist immer zu begrüßen, wenn der Fußball seine enorme Kraft nutzt, um die Menschen zusammenzubringen, Vorurteile abzubauen und Gemeinsames in den Vordergrund zu stellen. Dafür stehen wir als BSG Chemie Leipzig und dafür steht auch Betar Nordia Jerusalem: gegen Antisemitismus, aber auch gegen Rassismus generell. Deshalb freuen wir uns schon sehr auf unsere Gäste aus Jerusalem und das bevorstehende Freundschaftsspiel.“