Foto: Westend Presseagentur
In einem intensiven Spiel, welches reich an Dramatik, an Härte und nur in wenigen Augenblicken an törichten Fußballfanatismus ausgestattet war, konnten sich die Leutzscher mit 2:0 gegen Turbine Erfurt vor 60.000 Zuschauern (Schätzungen zufolge 20.000 – 25.000 Chemiker) durchsetzen und den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte einfahren. Mehr als zwei Drittel der Spielzeit war die Frage nach dem Sieger völlig offen. „Auch wenn die 90 Minuten des Endspielgeschehens nicht zu jenem Gemälde technischer und spielerischer Harmonie geworden sind, bei dem ein Strich so sauber geführt wie der andere, ständig die Herzen der 60.000 erfreute, so hat ihm keineswegs an der Farbfreudigkeit gefehlt“ fasst ein Reporter der ’neuen Fußballwoche‘ die Ereignisse zusammen.
Während unsere Leutzscher in Stammbesetzung und komplett in rot gekleidet in die Partie gingen, mussten die in blauen Hosen und weißen Hemden spielende Erfurter mit Nordhaus und Nitsche auf zwei Leistungsträger verzichten, die aus disziplinarischen Gründen suspendiert wurden. Hinzu kam der kurzfristige Ausfall des Erfurter Abwehrspielers Brock, welcher das Spiel aufgrund einer Muskelverletzung verpasste. Hans Birke betrat somit als Erfurter Stopper das Feld.
Bereits früh im Spiel gelang es unserer Mannschaft, die eigenen Torgefährlichkeit anzudeuten. Allerdings scheiterte Zenker in der 5. Minute knapp, als er das Erfurter Tor um wenige Zentimeter verfehlte. Kurze Zeit später gab es einen weiteren schweren Schlag für Turbine als Stürmer Heinz Hammer verletzt ausschied und für ihn Erich Martin ins Spiel kam (12. Minute). Hierbei profitierten die Erfurter davon, dass knapp einen Monat vorher – am 10. April 1951 – überhaupt erst Wechsel während der Partie eingeführt wurden. Andernfalls hätte Erfurt das Spiel mit lediglich 10 Spielern auf dem Rasen beenden müssen.
Zunächst gelang es den Erfurtern das Spiel offen zu gestalten und so konnte sich Turbine einige Möglichkeiten zur eigenen Führung erarbeiten. In der 25. Minute hatten sie dazu die beste Gelegenheit, als Heinz Wozniakowski einen direkten Freistoß an die Lattenkante setzen. Chemie-Torhüter Busch hatte den Ball nicht erwartet und keine Bewegung gemacht. Der Nachschuss von Lipper blieb an Brembach hängen. Der an diesem Tag eher schwachen Leistung von Fröhlich und Gruppe auf der linken Angriffsseite der Leutzscher hatten es die Erfurter zu verdanken, dass der Ausfall von Nordhaus zunächst ohne Folgen blieb. Nach 45 umkämpften Minuten verabschiedete man sich mit einem Zwischenstand von 0:0 in die Halbzeitpause.
Aus eben jener Pause starteten die Erfurter mit einer besseren Phase und belagerten das Tor von Chemiekeeper Günter Busch zunehmend. Die gut aufgelegte Leutzscher Verteidigung rund um Werner Eilitz bestärkte allerdings noch einmal die gute Verfassung und ließ wenig anbrennen. Überhaupt stellte die Leutzscher Mannschaft in der abgelaufenen Saison die stärkste Defensive der Liga und fing sich über 34 Spieltage gerade einmal 33 Gegentore. Die Angriffsoffensive der Erfurter erlebte in der 52. Minute ihren Höhepunkt, als Schiedsrichter Liebschner ein reguläres Tor der Erfurter aufgrund einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht anerkannte. Mitten in die Erfurter Drangperiode konterte Chemie mit einem Überraschen Spielzug. Rudolf Krause ließ zwei Erfurter aussteigen und passte den Ball nach innen zu Gerhard Helbig, welcher den Erfurter Torhüter Heinz Senftleben mit einem Direktschuss überwand und die 1:0 Führung für unsere BSG erzielen konnte (64. Minute).
Gerade einmal fünf Minuten später fanden sich Krause und Helbig wieder zu einer Kombination zusammen, aus der das 2:0 resultieren sollte. In der 68. Minute vollendete HR Krause mit einem Schuss aus 16-Metern eine Offensivkombination und baute die Führung aus. Der Schuss von Krause wurde von Erfurts Verteidiger Hans Birke noch unhaltbar für Routinier Senftleben im Erfurter Tor mit dem Kopf abgefälscht und landete schlussendlich im Netz. Sämtliche Offensivbemühungen der Erfurter rund um Spielmacher Jochen Müller brachten am Ende nichts zählbares und so markierte das 2:0 auch gleichzeitig den Endstand der Partie.
Nach dem Schlusspfiff stellte sich unsere schwer erschöpfte, aber des Sieges frohe Meistermannschaft den in Chemnitz anwesenden Fotografen. Gerhard Schulz, Vertreter der Sektion Fußball im Deutschen Sportausschuss, überreichte dem Mannschaftskapitän Fröhlich den Blumenstrauß mit der Gratulationsschleife.
Wir freuen uns mit den Spielern über den historischen Erfolg und werden auch noch in 70 Jahren von den Erfolgen dieser glorreichen Tagen schwärmen. Unsere Meistermannschaft wird den nun anstehenden, wohlverdienten Urlaub im Ostseebad Kühlungsborn verbringen. Wir wünsche unseren Kickern eine gute Erholung und hoffen in der kommenden Saison weitere Erfolge miterleben zu können.