Der Weg zur BSG Chemie
Wie wohl fast jede:r in Leutzsch weiß, war der Weg verworren, bis in diesem Jahrtausend wieder eine BSG Chemie im Sportpark spielte. Ähnlich war es auch schon Jahrzehnte vorher, bis im Sommer 1950 die BSG Chemie Leipzig im heimischen Georg-Schwarz-Sportpark Lichtenberg 47 mit 4:0 schlug, sich Rudolf Krause als erster Torschütze in einem Pflichtspiel verewigte, die BSG Chemie entstand.
Die Vorgeschichte, grob umrissen
Die Alliierten stuften Sportvereine als Teil des NS-Regimes ein und lösten diese konsequenterweise auf. (FUSSNOTE: Die Geschichte vor und im NS soll hier nicht verschwiegen werden, aber sie würde den Rahmen sprengen. Es gibt einen Podcast im Rahmen von 100 Jahren AKS aus dem Dezember 2020, der sich damit befasst hat.) In der sowjetischen Besatzungszone gründeten sich Sportgemeinschaften (SG), die auf Kreisebene gegeneinander antraten. Erfolgreichster Leipziger Verein wurde die SG Leutzsch, deren Kern sich aus Spielern zusammen setzte, die vor dem Krieg bei TuRa bereits im Sportpark Leutzsch spielten. 1948/49 wurde eine Bestenermittlung auf Landesebene ausgespielt (FUSSNOTE: die DDR war damals noch in Ländern geordnet. Die Bezirke entstanden erst später und wurden für den Fußball ab der Saison 1952/53 relevant), sowie ein Pokal in der gesamten Zone. Über diese Wettbewerbe qualifizierten sich die Vereine für die erste Saison der Oberliga.
SG goes ZSG wird BSG
Zuvor bereits, am 21.03.1949 fusionierte die SG Leutzsch mit den SGs Lindenau-Hafen, Lindenau-Aue, Leipzig-Mitte und Böhlitz-Ehrenberg zur Zentralen Sportgemeinschaft (ZSG) Industrie Leipzig. Der Großverein mit über 5000 Mitglieder:innen trug seine Heimspiele teils vor über 20000 Fans aus, im Schatten der verlegten Regattatribüne im Leutzscher Holz. Das Stadion wurde benannt nach Georg Schwarz. Die ZSG kam ‘49 in Sachsen nach dramatischen Ausscheidungsspielen gegen die SG Friedrichstadt und Meerane auf Platz drei, qualifizierte sich knapp: Eigentlich kamen nur die ersten zwei aus den 5 Ländern in die Oberliga, Sachsen wurde aber ein dritter Platz zugesprochen. Dazu kamen die besten drei des FDGB Pokals: macht 14 Teams für die Oberliga-Saison 1949/50. Berliner Vereine spielten erst ab der Saison 50/51 in der Oberliga, weswegen sie auf 18 Teams aufgestockt wurde. Neben drei Berliner Clubs erhielt die SG Volkspolizei Dresden noch einen weiteren Startplatz.
Am Ende der Saison 49/50 – die ZSG kam auf Platz 8 – stand eine grundlegende Reform des Sportwesens der DDR: Trägerbetriebe übernahmen die Patenschaft über die SGs, Betriebssportgemeinschaften entstanden. Deren Namen leiteten sich von den Gewerken der Träger ab. Im Falle der VEB Lacke und Farben im Leipziger Westen für die ehemalige ZSG Industrie wurde diese in BSG Chemie umbenannt. Und wurde prompt Meister.