Hans-Günther Hänsel ist tot. Der ehemalige Fußballfunktionär, der bei Chemie Leipzig, Rot-Weiß Erfurt und dem 1. FC Union Berlin arbeitete, verstarb am Sonntag in Erfurt im Alter von 76 Jahren. Hänsel arbeitete fast 60 Jahre im und mit dem Fußball, und war als einziger Funktionär in leitender Position für drei DDR-Oberligisten tätig.
„HGH“, wie er oft der Kürze halber genannt wurde, stieg bereits mit 22 Jahren bei Chemie Leipzig als Nachwuchsleiter ein – und 1970 zum Sektionsleiter auf. „Wir haben ihn respektiert, obwohl er nur wenig älter war als wir“, erinnert sich Chemies Stürmer-Idol Wolfgang Lischke, „er war ein fleißiger Mann, der gemacht hat, was ging, um Chemie oben zu halten“. Achim Jungnickel, der 1978 ähnlich jung Nachfolger des nach Erfurt wechselnden Hänsel als Sektionsleiter wurde, verliert einen „Freund seit 55 Jahren“: „Ich kenne keinen, der so vielen Menschen geholfen hat. Wenn jemand Probleme hatte – Hans-Günther war immer da“.
Aus dieser Zeit kennt ihn auch der frühere Auswahltrainer Frank Engel: „Hans-Günther hat mich ja erst zum Übungsleiter gemacht. Als ich wegen dauernden Verletzungen mit Leistungssport aufhören und meinen Spielerpass abholen wollte, meine er zu mir: Kein Problem, kriegst du, aber da unten steht deine neue Mannschaft! Das war dann die 2. D-Jugend, deren Trainer gerade zur Armee eingezogen worden war“. Auch Engel berichtet von einem stark engagierten und sich identifizierendem Funktionär.
1989 kam er nach Böhlen, wo er den gesamten Prozess des Zusammenschlusses mit Chemie Leipzig begleitete und 1990 Manager beim FC Sachsen Leipzig wurde. 1993 ging er zurück nach Thüringen und wurde Hauptgeschäftsführer beim Thüringer Fußball-Verband, wo er bis 2009 arbeitete.
Hans-Günther Hänsel, Sektionsleiter der BSG Chemie, und Wolfgang Lischke beim Aufstiegsspiel zur Oberliga am 15. 5. 1977, Chemie Leipzig – Chemie Böhlen 1:2
Foto: Westend-Presseagentur