Foto: Christian Donner
Gegen den Chemnitzer FC ist die in Halberstadt noch etwas vermisste Effizienz ins Spiel der BSG Chemie Leipzig zurückgekehrt. Durch Mut und mit Einsatz kämpfte sich die Mannschaft in das Traditionsduell hinein und gewann letztlich verdient mit 2:0 (0:0). Dieser Sieg ist der erste Liga-Heimsieg für die BSG Chemie Leipzig gegen den Chemnitzer FC seit dem 4. November 1967 – eine tolle Leistung, mit der sich Chemie in die Corona-Pause verabschiedet.
Nach der Niederlage beim VfB Germania Halberstadt am Mittwoch unter Flutlicht änderte Miroslav Jagatic die Startaufstellung seiner Mannschaft gegen den Chemnitzer FC auf einer Position: für Benjamin Schmidt startete in der Defensive Manuel Wajer, der gegen Halberstadt noch verletzt gefehlt hatte.
Das Traditionsduell begann mit viel Ballbesitz für die Gäste, die ihre spielerische Überlegenheit demonstrierten und Chemie oft in der Abwehrarbeit banden. Folge war ein früher Freistoß in gefährlicher Position für den CFC: Paul Milde versuchte es aus 18 Metern direkt, fand aber in Benjamin Bellot seinen Meister. (6.) Die Chemie-Angriffe wurden in dieser Phase durch die Gäste schon früh unterbunden. Richtig gefährlich wurde es nach knapp 20 Minuten, da klärte Burim Halili für den schon geschlagenen Benjamin Bellot auf der Linie gegen den Seitfallzieher von Danny Breitfelder.
Danach aber kämpfte sich Chemie vorbildlich in die Begegnung hinein, hatte nach gut 30 Minuten eine Phase, in der sie Chemnitz sogar für mehrere Minuten am eigenen Strafraum festnagelten. Als in der 31. Minute dann Morgan Fassbender im Stafraum zu Fall kam, forderten die Fans im Stadion einen Strafstoß – die Pfeife des Referees Jens Klemm blieb jedoch stumm. Auch wenn Chemie bis zur Halbzeit kaum wirklich gefährliche Szenen produzieren konnte, weil Chemnitz es gut verstand, die schnellen Chemie-Stoßstürmer zu decken – einzig ein Schuss von Florian Kirstein in der 38. Minute touchierte die Latte, die Szene war jedoch schon abgepfiffen – gelang es der BSG dennoch im Gegensatz, auch die Chemnitzer vom eigenen Kasten fernzuhalten. Die Abwehrarbeit begann dabei schon ganz vorne: bereits Florian Kirstein und Stephane Mvibudulu attackierten die Gegenspieler der Himmelblauen noch in deren eigenen Hälfte.
Im zweiten Durchgang sahen die Zuschauer weiterhin eine mutige Chemie-Elf, die nun mehr Glück im schnellen Ballvortrag nach vorne hatte. Morgan Fassbender hatte in der 53. Minute schon die Riesen-Chance, scheiterte aber noch an Jakub Jakubov. Doch kurz darauf klingelte es: Stephane Mvibudulu konnte einen Konter noch irgendwie mit dem Bein zu Florian Kirstein weiterleiten, der sich dann toll gegen den CFC-Kapitän Hoheneder durchsetzte, Jakubov umkurvte – und endlich, endlich seinen längst verdienten Punktspieltreffer feiern konnte. Der Jubel im Alfred-Kunze-Sportpark kannte nur deshalb Grenzen, weil heute nur 999 Zuschauer anwesend sein durften. (55.) Nur kurz darauf legte die Mannschaft sogar noch einen drauf: der gerade erst eingewechselte Florian Schmidt flankte, erneut beim einem schnellen Gegenzug, den Alexander Bury eingeleitet hatte, punktgenau auf Stephane Mvibudulu. Der Chemie-Toptorjäger bugsierte den Ball am rechten Pfosten mit Willen und Geschick sowohl an Jakubov als auch an Lukas Aigner vorbei – 2:0! (62.) Einige Momente später hatte eben jener Mvibudulu sogar noch einmal die starke Gelegenheit, doch in dieser Szene wollte er zu viel und spielte sich den Ball selbst an den Fuß. (68.)
Chemnitz war natürlich nun unter Zugzwang – kein Wunder also, dass die BSG bis zum Abpfiff sich vor allem auf die Abwehr verlegte. Doch den Gästen aus Mittelsachsen fiel nicht viel ein, die Minuten tickten herunter und so lief dem CFC die Zeit davon. Ein Lattenknaller von Okan Kurt aus 30 Metern in der 87. Minute sorgte für lautes Raunen im Alfred-Kunze-Sportpark – doch viel mehr brachte der Favorit schließlich nicht zustande. Der 2:0-Sieg für Chemie ist deshalb durchaus verdient.
Mit diesem Sieg treten Florian Kirstein und Stephane Mvibudulu in die Fußstapfen von niemand Geringerem als Bernd Bauchspieß: er war der letzte Siegtorschütze für Chemie in einem Liga-Heimspiel gegen Chemnitz, beziehungsweise damals FC Karl-Marx-Stadt. Es war sein Treffer am bereits in der Einleitung angesprochenen 4. November 1967, der damals den 1:0-Sieg brachte. Es ist also ein fast schon als historisch zu bezeichnender Sieg, mit dem sich Chemie in die Corona-Pause verabschiedet. Wie lange diese dauern wird, das weiß noch keiner. Fakt ist, dass diese zweite Zwangspause keine einfache Situation für den Verein ist. Es wird bei Fans und Verein darauf ankommen, mit Einfallsreichtum den wirtschaftlichen Schaden für Chemie möglichst klein zu halten.
BSG Chemie Leipzig – Chemnitzer FC 2:0 (0:0)
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Stefan Karau (MK), Manuel Wajer, Andy Wendschuch, Alexander Bury, Morgan Fassbender (60. Florian Schmidt), Lucas Surek (79. Max Keßler), Stephane Mvibudulu (79. Benjamin Luis), Florian Kirstein (72. Tomáš Petráček), Benjamin Boltze, Burim Halili; Trainer: Miroslav Jagatic
Chemnitzer FC: Jakub Jakubov – Niklas Hoheneder (MK), Jovan Vidovic, Okan Adil Kurt, Danny Breitfelder (72. Theo Ogbidi), Riccardo Grym (60. Christian Bickel), Felix Schimmel, Kevin Freiberger (81. Alexander Dartsch), Lukas Aigner (72. Roman Bekö), Paul Milde (81. Nils Köhler), Andis Shala; Trainer: Daniel Berlinski
Torschützen: 1:0 Florian Kirstein (55.), 2:0 Stephane Mvibudulu (62.)
Schiedsrichter: Jens Klemm, Eric Dominic Weisbach, Michael Näther
Zuschauer: 999 im Alfred-Kunze-Sportpark, Leipzig-Leutzsch