Foto: Christian Donner
Nachdem die BSG bisher nur in der Liga in Aktion war, steht nun auch die erste Runde im Sachsenpokal an. Mit dem Siebtligisten Reichenbacher FC treffen die Chemiker am Sonntag um 14:00 Uhr auf einen alten Bekannten, mit dem man sich noch in der Sachsenliga duellierte.
Die Historie des Reichenbacher FC reicht weit zurück. Bereits 1907 wurde man als VfB Reichenbach gegründet und spielte kurzzeitig in der 1a-Klasse des Gaues Westsachsen. Nach dem 2. Weltkrieg und der damit verbundenen Teilung Deutschlands waren nur noch locker organisierte Sportgemeinschaften auf lokaler Ebene erlaubt, nachdem das Verbot für Sportvereine durch die sowjetische Besatzungsmacht ausgesprochen wurde. Somit entstand die SG Reichenbach, bei der die Fußballspieler nur eine untergeordnete Rolle spielten.
Um 1950, nach der Einführung des ostdeutschen Betriebssportgemeinschaftssystems, wurde der Verein in die BSG Einheit Reichenbach umgewandelt. Durch die damit geschaffene solide ökonomische Basis konnte man sich sportlich weiterentwickeln. 1962 wurde man auf Anhieb Meister in der Bezirksliga und qualifizierte sich somit für die 2. DDR-Liga. Erst konnte man in dieser Liga überraschender Weise den 4. Platz ergattern, ehe man im darauffolgenden Jahr wegen der Auflösung der 2. DDR-Liga abstieg. Auch im FDGB-Pokal konnte man für Furore sorgen, als man sich bis in die 3. Hauptrunde kämpfte, ehe man dort von Oberligaabsteiger Lok Stendal 1:2 geschlagen wurde. Auch bei der zweiten Teilnahme im FDGB-Pokal in der Saison 1968/69 war man, mittlerweile umfirmiert in SG Blau-Weiß Reichenbach, für eine Überraschung gut, als man den damaligen Zweitligisten FSV Lok Dresden schlug, doch in Runde 2 war gegen Motor Eisenach, ebenfalls in der damaligen 2. Liga spielend, nach Wiederholungsspiel Schluss. Mittlerweile waren die Reichenbacher in die Bezirksklasse abgestiegen, wo der Verein auch, mit Ausnahme zweier Bezirksliga-Saisons ab 1981, bis zur Wende verweilte.
Nach der Einführung des DFB-Spielbetriebs wurde man, immer noch als SG Blau-Weiß Reichenbach, aber nun ohne Trägerbetrieb, in die Bezirksliga Chemnitz, also in die fünfthöchste Spielklasse, eingegliedert. 1995 wurde nach dem Abstieg in die Bezirksklasse die Fußballabteilung ausgegliedert und der Reichenbacher FC gegründet. Der RFC arbeitete sich hoch und schaffte 2015 den Aufstieg in die Sachsenliga. Dort gelang dank der finanziellen Probleme vom Heidenauer SV zunächst der Klassenerhalt. Nach der Saison 2017/18 musste man dann doch den Gang in Liga 7 antreten. Doch derzeit läuft es für die Vogtländer: Mit 4 Siegen aus 4 Spielen ist der Start in die Landesklasse West für das Trainerduo Ronald Färber (ehemals Plauen) und Steve Gorschinek optimal gelaufen. Auch die bisherige Pokalsaison ist für die Reichenbacher ein Genuss. Nach Siegen über die SG Rotation Leipzig (4:2) und dem SV Merkur Oelsnitz (4:1) steht man nun in der 3. Hauptrunde des Sachsenpokal.
Somit wartet auf unsere BSG ein Gegner, der das Gefühl einer Niederlage vielleicht fast gar nicht mehr kennt. Dirkte Duelle gegen Reichenbach gab es in der Saison 2015/16. Dort gewann Chemie zuhause 4:0 (dreifacher Torschütze damals unser heutiger sportlicher Leiter Andy Müller-Papra), auswärts sprang leider nur ein 1:1-Unentschieden aus. Doch seitdem hat sich Einiges geändert. Mit Platz 4 in der Regionalliga steht Chemie deutlich besser da, als man gedacht hätte. Zuletzt besiegte die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic Aufsteiger FSV Luckenwalde äußerst souverän mit 2:0. Nachdem man in der letzten Saison nur 20 Tore in 23 Spielen erzielte, trafen die Chemiker in dieser Spielzeit bereits nach 9 Spielen 15-mal ins Schwarze. Mit dieser offensiven Wucht will man auch in Reichenbach bestehen.
Die letzte Pokalsaison lief nicht wie gewünscht. Nach dem 3:0-Sieg beim damaligen Sechstligist Budissa Bautzen folgte eine 0:1-Niederlage bei Oberligist FC Eilenburg. Damit das diese Saison besser läuft, entwarf man ein eigenes Pokaltrikot. Mit dem Pokaltrikot ,,Leutzscher Holz“, das ab sofort im Chemie-Fanshop erhältlich ist, will man diese Saison im Sachsenpokal weit kommen. Doch die Konkurrenz ist groß. Zu den üblichen Favoriten wie dem Rekordpokalsieger Chemnitzer FC oder dem ambitionierten Drittligisten FSV Zwickau kommt nun auch Zweitligaabsteiger Dynamo Dresden. Doch dass die Chemiker gegen jeden Gegner eine Chance haben, zeigten sie schon in der Liga. Erstmal aber geht es gegen den Reichenbacher FC. Dabei muss Trainer Miroslav Jagatic auf einige Spieler verzichten. Definitiv werden Manuel Wajer, Max Keßler und Philipp Wendt für Sonntag ausfallen. Ungewiss sind zudem die Einsätze von Kapitän Stefan Karau (dickes Knie) und Tarik Reinhard (Rückkehr ins Training erst diese Woche). Doch zum Glück hat Jagatic einen auch in der Qualität stärker aufgebauten Kader in dieser Saison.
Schiedsrichter der Partie ist Benjamin Seidl, der bisher ausschließlich Oberligafußball pfiff, seine Assistenten heißen Florian Ordon und John Bartsch. Wir wünschen gutes Gelingen! 1000 Zuschauer sind im Stadion am Wasserturm zugelassen, wobei 400 Gäste aus Leutzsch das Spiel sehen dürfen. Wir freuen uns auf einen tollen Fußballnachmittag am Sonntag!