Auch wenn nach Niederlagen manchmal der Kopf schwer ist: unsere Mannschaft fetzt! (Foto: Christian Donner)
Einen ganz festen Platz im Floskelwörterbuch nicht nur der Fußballer nimmt der Evergreen „Aus Niederlagen lernt man“ ein. Ins gleiche Horn stößt das zur Einzahlung ins Phrasenschwein verpflichtende „das Positive mitnehmen“. Und davon, vom Positiven, gab es in den beiden Niederlagen gegen die Spitzenteams Carl Zeiss Jena (0:2) und Viktoria Berlin (2:3) genug. Wir haben uns ein paar Beispiele herausgepickt.
Gute Pressingmomente
Nach zunächst eher kontrolliertem Aufbau und tiefer Defensive setzte Chemie mit fortlaufender Spieldauer zunehmend auf frühes Pressing gegen den Gegner. Auf Kommando rückte die Jagatic-Elf organisiert auf, setzte den ballführenden Spieler unter Druck, stellte die Passwege zu. Mehrfach konnten die Leutzscher so selbst die spielstarken Jenaer und Viktorianer entscheidend stören und zu unkontrollierten Schlägen nach vorn nötigen. Hier bewies die Hintermannschaft um die Innenverteidiger Karau und Halili gutes Stellungsspiel und konnte die meisten wichtigen Zweikämpfe für sich entscheiden.
Beinahe noch besser klappte das Gegenpressing, also das unmittelbare Attackieren des Gegners direkt nach eigenem Ballverlust. Mit schnellen Ballrückeroberungen konnte so – insbesondere beim Heimspiel gegen Jena – ein regelrechtes Powerplay aufgezogen werden. Nur der Torerfolg war leider ausgeblieben.
Erfolgserlebnisse für Surek und Luis, Kirstein glänzt als Vorlagengeber
Genau wie all die anderen Neulinge haben sich auch die Neu-Chemiker Lucas Surek und Benjamin Luis schnell in die Herzen der Chemie-Fans gespielt. Beide zeigen viel Engagement und haben sich mit ihrer mannschaftsdienlichen Spielweise gut eingefunden. Surek besetzt aktuell die linke Außenbahn – offensiv wie defensiv –, Luis hingegen kam zumeist als Joker zum Einsatz, wobei er die gegnerische Abwehrlinie beinahe pausenlos anlief und damit einen allzu sicheren Spielaufbau des Gegners unterband.
Gegen die himmelblauen Berliner konnten sich die beiden nun auch erstmals in die Torschützenliste eintragen lassen. Sureks abgefälschter Schuss von der Sechzehnerkante (1:3 aus Chemie-Sicht) und Luis gewonnene Eins-gegen-eins-Situation (2:3) gegen Viktoria-Schlussmann Sprint sorgten noch einmal für ordentlich Nervosität beim aktuellen Überteam der Regionalliga.
Beiden Treffern ging jeweils eine hervorragende Vorarbeit des eingewechselten Florian Kirstein voraus, der gezeigt hat, dass er nicht nur verdammt schnell, sondern auch ein guter Fußballer ist. Gegen Carl Zeiss Jena erzielte er fast sein erstes Regionalliga-Tor (und damit den 1:1-Ausgleich), doch der an diesem Tag überragende FCC-Keeper Sedlak reagierte gegen Kirsteins fulminanten Schuss prächtig.
Kampf und Moral ohne Ende
Selbst die an den vergangenen beiden Wochenenden jeweils überlegenen Gegner erkannten an, wie die Chemiker bis zur letzten Sekunde vollen Einsatz zeigten, nicht nur beim bis zuletzt offenen Jena-Spiel (die 0:2-Entscheidung zugunsten der Gäste fiel erst in der Nachspielzeit), sondern selbst beim schier aussichtslosen Stand von 0:3 gegen die selbst auf regendurchtränkten Geläuf frustrierend ballsichere Viktoria. Natürlich gibt es auch für knapp verlorene Partien gegen Topvereine der Liga letztlich keine Punkte. Doch werden die Grün-Weißen registriert haben, dass sie sich nicht nur körperlich, sondern auch spielerisch vor keiner Regionalligamannschaft verstecken müssen.
Fehlt nur noch, dass sich unsere BSG für ihre guten Leistungen auch mal wieder mit Zählbarem – sprich: Punkten – belohnt. Unser aller Unterstützung dabei hat sie sich mehr als verdient. Auch schon zum nächsten Heimspiel am Samstag gegen den FSV Luckenwalde (Vorbericht folgt).