Foto: Christian Donner
Unsere Regionalligamannschaft hat das Spiel gegen den ungeschlagenen Spitzenreiter Viktoria Berlin trotz erneut vorbildlicher Moral bis zur allerletzten Sekunde knapp verloren. Gegen den Hauptstadtclub heißt es am Ende bei Dauerregen 2:3 (0:1) aus Sicht der BSG, die durchaus nicht die schlechtere Mannschaft im Stadion Lichterfelde war.
Gegenüber der 0:2-Heimniederlage im Traditionsduell gegen den FC Carl Zeiss Jena veränderte Trainer Miroslav Jagatic die Aufstellung der Chemiker vor allem krankheitsbedingt, auf drei Positionen. Alexander Bury, Tarik Reinhard und Benjamin Schmidt fehlten bzw. saßen auf der Bank, dafür starteten im Berliner Dauerregen Björn Nikolajewski, Morgan Fassbender und der wieder genesene Benjamin Boltze.
Chemie startete dann etwas wackelig in die Begegnung, oft stimmten anfangs die Pässe und Laufwege nicht. So kamen die Gastgeber nach sieben Minuten zur ersten Chance: kurz hinter der Strafraumgrenze kam Kimmo Hovi aus zentraler Position zum Schuss, aber Benjamin Bellot konnte diesen Versuch recht mühelos entschärfen. Danach war Chemie im Spiel angekommen, versuchte besonders bei Umschaltsituationen der Berliner früh zu stören, stellte ansonsten einmal mehr sehr gut die Räume zu. Viktoria Berlin kam meist nur über Shinji Yamada auf der rechten Seite zu guten Angriffen, die jedoch am Ende in der Chemie-Abwehrreihe versandeten.
Offensiv konnte Chemie das erste Achtungszeichen durch einen Schuss von Andy Wendschuch in der 10. Minute setzen, der etwa zwei Meter links neben den Kasten ging. Nur zwei Minuten darauf kam Tomáš Petráček aus mittlerer Distanz zum Schuss und der Berliner Keeper Philip Sprint konnte nur im Nachfassen die Situation bereinigen. Diese leichten Unsicherheiten zeigte der Viktoria-Schlussmann immer wieder, ohne dass die BSG daraus jedoch Kapital hätte schlagen können. Nach einer halben Stunde tauchte Lucas Surek bei einer Standardsituation plötzlich frei vor dem Keeper auf, verpasste aber das Spielgerät mit seinem Sprung um Zentimeter – hier hätte es gut und gerne klingeln können.
Umso bitterer ist es dann, dass Chemie trotz dieser guten Phase durch einen irregulären Treffer ins Hintertreffen geriet. Bei einem Freistoß von der linken Seite verlängerte Becker mit Kopf und Arm auf Kapp, der den Ball ins Tor stocherte. Handspiel unmittelbar vor dem Tor – das Tor hätte nicht zählen dürfen, ob absichtlich oder nicht ist dabei seit der Saison 2019/20 irrelevant. Chemie gab sich nicht auf, kam noch vor dem Halbzeitpfiff durch Björn Nikolajewski zu einem tollen Torschuss, der aber wiederum Zentimeter links neben das Ziel ging.
Im Verlauf der zweiten Halbzeit wurde der Rasen durch das unvermindert anhaltende Nass von oben immer schwieriger zu bespielen, flache Bälle wurden zum immer schlechteren Mittel, echte Spielzüge wurden rar. Im Zentrum des Interesses stand dann erneut ein Handspiel: einmal mehr wurde der Ball auf Yamada durchgesteckt, der den Ball direkt in die Mitte weitergeben wollte und dabei den herangrätschenden Burim Halili aus kurzer Distanz an der Hand traf. Schiedsrichter Lossius entschied auf einen Handelfmeter. Das folgende Duell Hovi gegen Benjamin Bellot entschied der Torjäger der Berliner für sich, obwohl der Chemie-Keeper die richtige Ecke ahnte. (64.) Als in der 80. Minute der Tabellenführer aus Lichterfelde durch den eingewechselten Enes Küc gar auf 3:0 stellen konnte, schien die Sache klar und das Spiel gelaufen.
Doch die BSG sah die Sache anders, steckte bis zur letzten Sekunde nicht auf, spielte weiter nach vorn. Und plötzlich war der Lohn zum Greifen nah: Florian Kirstein wurde von Benjamin Boltze lang geschickt, spielte den Ball zurück zur Strafraumgrenze, wo Lucas Surek mit einem straffen Schuss, der abgefälscht ins Tor trudelte, zunächst zum Ehrentreffer einlochte. (89.) Nur zwei Minuten später erzielte Benjamin Luis sogar, erneut von Florian Kirstein vorbereitet, per Schuss aus kurzer Distanz den Anschlusstreffer zum 2:3! (90.+1) Ging hier noch was? Die Antwort: leider nein. Am Ende kam diese Schlussoffensive wegen der sehr kurzen Nachspielzeit von nur zwei Minuten zu spät.
Die BSG wird der Partie in Lichterfelde dennoch einige positive Dinge abgewinnen können: die Moral hat erneut bis zur letzten Sekunde gestimmt. Nur Nuancen, in diesem Fall Pech bei kritischen Entscheidungen, haben das Spiel in die Richtung des Tabellenführers kippen lassen. Auch die fünf gelben Karten, die Chemie in den 90 Minuten erhielt, entsprechen dem nie unfairen Spiel eigentlich nicht. Für unsere Regionalligamannschaft ist nun eine Woche Zeit zum Durchatmen: „erst“ am kommenden Sonnabend ist um 13:30 der FSV Luckenwalde zu Gast im Alfred-Kunze-Sportpark.
FC Viktoria Berlin – BSG Chemie Leipzig 3:2 (1:0)
FC Viktoria Berlin: Philip Sprint – Jakob Lewald (84. Pardis Fardjad-Azad), Cimo Röcker, Lucas Falcao Cini (84. Firat Sucsuz), Patrick Kapp, Tobias Gunte, Yannis Becker, Moritz Seiffert (46. Christopher Theisen), Shinji Yamada (69. Mattis Daube), Christoph Menz (MK), Kimmo Hovi (69. Enes Küc); Trainer: Benedetto Muzzicato
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Stefan Karau (MK), Manuel Wajer (56. Philipp Wendt), Björn Nikolajewski (71. Benjamin Schmidt), Andy Wendschuch, Morgan Fassbender (67. Benjamin Luis), Lucas Surek, Stephane Mvibudulu, Tomáš Petráček (67. Florian Kirstein), Benjamin Boltze (71. Tom Müller), Burim Halili; Trainer: Miroslav Jagatic
Tore: 1:0 Patrick Kapp (33.), 2:0 Kimmo Hovi (Handstrafstoß), 3:0 Enes Küc (80.), 3:1 Lucas Surek (89.), 3:2 Benjamin Luis (90.+1)
Schiedsrichter: Oliver Lossius; Chris Rauschenberg, Johannes Drößler
Zuschauer: 543 im Stadion Lichterfelde, Berlin