Foto: Christian Donner
Nach Auftritten beim Tabellenvorletzten in Babelsberg (0:1) sowie gegen das Schlusslicht aus Bischofswerda (0:0) hat sich Chemie Leipzig beim Tabellenfünften FSV Union Fürstenwalde stark verbessert gezeigt. Nach intensiven 90 Minuten sicherte sich die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic in Brandenburg beim torlosen 0:0-Unentschieden einen völlig verdienten Teilerfolg und sammelte damit einen weiteren wichtigen Punkt im Kampf um den Klassenerhalt.
Damit sind die Leutzscher zwar weiterhin seit acht Spielen sieglos und haben seit Anfang Dezember vergangenen Jahres kein eigenes Tor erzielt, doch der Auftritt im Landkreis Oder-Spree macht Mut für die kommenden Aufgaben. Bei den nun seit sechs Partien ungeschlagenen Fürstenwaldern kann man diesen Zähler aus BSG-Sicht durchaus als Bonuspunkt bezeichnen, doch die Fünfeckträger verdienten sich dieses Ergebnis aufgrund einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Nun gilt es am kommenden Samstag um 13:30 Uhr im Heimspiel gegen den VfB Germania Halberstadt endlich den Bock umzustoßen und damit den Abstand zur abstiegsgefährdeten Region weiter zu vergrößern.
In Fürstenwalde legten die Leutzscher, auch ohne die verletzungsbedingt fehlenden Manuel Wajer, Tomáš Petráček und Philipp Wendt, von Beginn an genau die richtige Körpersprache an den Tag. Frühzeitig wurde den favorisierten Gastgebern durch intensives Zweikampfverhalten und hohe Laufbereitschaft die Lust am Fußballspielen genommen. Defensiv agierte die Jagatic-Elf erneut sehr konzentriert sowie diszipliniert, doch auch im Spiel nach vorn versuchte die Mannschaft immer wieder Nadelstiche zu setzen. So hatte Florian Schmidt die Leutzscher Führung auf dem Fuß, als er zunächst von Daniel Heinze klasse in Szene gesetzt wurde und im Anschluss daran die Kugel am herausstürzenden Keeper David Richter vorbeispitzelte – aber Union-Kapitän Ingo Wunderlich rettete auf der Torlinie (15.).
Fürstenwalde fand zunächst kein Mittel gegen die gut organisierten Chemiker, Torgefahr der Einheimischen entstand zunächst ausschließlich nach Distanzschüssen. So setzten Gian Luca Schulz und Mateusz Ciapa die ersten Fürstenwalder Duftmarken, jedoch ließ sich Benjamin Bellot im Chemie-Tor beide Male nicht überraschen (26., 36.). Union-Trainer Matthias Maucksch gefiel die Spielweise seiner Mannschaft in der ersten Hälfte ganz und gar nicht, bereits nach 25 Minuten schickte er die komplette Reservebank zum Erwärmen. Jedoch hatte der stotternde Auftritt der Brandenburger mit Sicherheit auch etwas mit der Vorstellung der Leutzscher zu tun, die keinen Zweikampf scheuten sowie läuferisch und kämpferisch an die Grenzen gingen. Einmal musste man im BSG-Lager jedoch tief durchatmen, zum Glück blieb der Schreck in den Gliedern aber nur von äußerst kurzer Dauer. Nach einem von Joshua Putze getretenen Eckball nutzte der aufgerückte Innenverteidiger Patrick Brendel die kurzzeitige Konfusion im Leutzscher Strafraum und hätte die Gastgeber eigentlich in Führung gebracht, doch der im Abseits stehende Lukas Stagge drückte die Kugel letztlich über die Torlinie. Sofort kam das Fahnenzeichen von Schiedsrichter-Assistent Tarik El-Hallag, sodass Referee Matthias Lämmchen (Meuselwitz) dem Treffer zurecht die Anerkennung verweigerte (37.). Im Nachgang trauerten die Platzherren dieser Situation doch etwas nach, gegen kompakte Chemiker wäre die Partie dann wahrscheinlich anders verlaufen. Hier hatten die Gäste das nötige Glück auf ihrer Seite, allerdings hätte die Mannschaft einen Rückstand zur Pause aufgrund der couragierten Vorstellung auch nicht verdient gehabt.
Auch im zweiten Durchgang setzte sich die intensive Partie fort, wobei sich der Underdog aus Leipzig-Leutzsch weiterhin vollends auf Augenhöhe präsentierte. Nach einer flachen Eingabe von Florian Kirstein hatte Alexander Bury aus guter Position sogar die Gäste- Führung auf dem Fuß, doch er setzte den nochmals tückisch vor ihm aufspringenden Ball deutlich zu hoch an (57.). Fortan legten auch die Gastgeber ebenfalls etwas zu, sodass sich eine interessante Regionalliga-Begegnung entwickelte. Abermals wurde Fürstenwalde nach einem Eckball gefährlich, welchen Darryl Julian Geurts genau auf den Kopf von Patrick Brendel servierte, aber Andy Wendschuch rettete hier auf der Linie (58.). Wenig später leitete Union-Schlussmann David Richter mit einem weiten Ball die nächste Möglichkeit der Brandenburger ein, jedoch scheiterte der eingewechselte Kemal Atici genauso am glänzend aufgelegten Benjamin Bellot wie Sekunden später Joshua Putze mit seinem fulminanten Nachschuss (64.).
Das Geschehen wogte in der Folgezeit hin und her, beide Mannschaften hatten durchaus die Möglichkeiten, den entscheidenden Lucky Punch zu setzen. Nach einem Eckball von Daniel Heinze jubelte der Leutzscher Anhang bei einem Kopfballtreffer von Neuzugang Burim Halili bereits, aber die Kugel hatte bei der Ecken-Ausführung bereits in der Luft die Torauslinie überschritten, was Schiedsrichter-Assistent Tarik El-Hallag abermals sofort anzeigte (71.). Auf der Gegenseite verlängerte Nils Stettin eine Flanke von Darryl Julian Geurts per Kopf auf den einlaufenden Gian Luca Schulz, doch auch hier blieb Benjamin Bellot im Chemie-Gehäuse der Sieger (72.). Das Spiel hätte in der Schlussphase sowohl in die eine als auch in die andere Richtung kippen können, beide Teams lieferten sich gegen Ende einen offenen Schlagabtausch. Auf Seiten der BSG setzte der eingewechselte Raffael Cvijetkovic per Kopf eine Flanke von Denny Krahl knapp neben das Tor (89.). Auf der Gegenseite erlief sich Kemal Atici einen langen Abschlag von Torhüter Richter, doch Chemie- Innenverteidiger Burim Halili warf im letzten Moment den Rettungsanker und verhinderte somit Schlimmeres (90.+1).
So blieb es letztlich beim torlosen Remis, mit dem vor allem die Fürstenwalder nicht zufrieden sein konnten. Die Leutzscher hingegen nehmen diesen Punkt gern mit in den Alfred-Kunze-Sportpark – nicht viele hatten der Elf diese Leistung im Landkreis Oder-Spree zugetraut. Insgesamt kann man von einem gerechten Ergebnis sprechen – ein Fakt, welchen beide Trainer in der anschließenden Pressekonferenz übereinstimmend bestätigen konnten.
Mit diesem Auswärtspunkt konnten die Chemiker wieder etwas Selbstvertrauen tanken, was vor dem Heimspiel gegen Halberstadt auch äußerst wichtig ist. Einziger Wermutstropfen war die Knieverletzung des eingewechselten Tommy Kind, der Mitte der zweiten Hälfte das Feld nach etwas mehr als zehn Minuten Einsatzzeit wieder verlassen musste (76.). Es bleibt zu hoffen, dass sich die Verletzung bei der anstehenden MRT-Untersuchung als nicht als allzu gravierend herausstellt, damit Chemies bester Torschütze (6 Treffer) schnell wieder zur Verfügung steht.
Tom Rietzschel
FSV Union Fürstenwalde – BSG Chemie Leipzig 0:0
FSV Union Fürstenwalde: David Richter (TW), Peter Köster, Ingo Wunderlich (MK), Darryl Julian Geurts, Kimmo Markku Hovi (46. Nils Wilko Stettin), Oliver Hofmann, Joshua Putze, Gian Luca Schulz, Lukas Stagge, Patrick Brendel, Mateusz Ciapa (46. Kemal Atici); Trainer: Matthias Maucksch
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot (TW), Stefan Karau, Andy Wendschuch, Alexander Bury, Daniel Heinze, Benjamin Schmidt, Florian Kirstein (64. Tommy Kind, 76. Raffael Cvijetkovic), Benjamin Boltze, Florian Schmidt (64. Max Keßler), Burim Halili, Denny Krahl; Trainer: Miroslav Jagatic
Tore: Fehlanzeige
Schiedsrichter: Matthias Lämmchen, Michael Wilske, Tarik El-Hallag
Zuschauer: 1014 im Friedrich-Friesen-Stadion zu Fürstenwalde (etwa 500 mitgereiste Chemiker)