Enttäuschung pur in den Reihen der BSG Chemie Leipzig. Nach sechs sieglosen Regionalliga-Spielen konnte die Elf von Trainer Miroslav Jagatic auch gegen das Schlusslicht vom Bischofswerdaer FV den Bock nicht umstoßen. Vor 2853 Zuschauern im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark kamen die Leutzscher nicht über ein torloses 0:0-Unentschieden hinaus und verpassten es damit, den Vorsprung auf die abstiegsbedrohten Mannschaften zu vergrößern. Bereits zur Pause hätten die Grün-Weißen führen müssen, doch die Elf war nicht in der Lage, mehrere vielversprechende Möglichkeiten zu nutzen. Damit sind unsere Fünfeckträger nun seit 384 Minuten ohne eigenes Tor, den letzten Treffer erzielte Alexander Bury, beim 1:1-Heimremis gegen Wacker Nordhausen, Anfang Dezember des vergangenen Jahres. Aufgrund des Spielverlaufs kann man im Leutzscher Lager daher schon von zwei verschenkten Punkten sprechen – doch wer kein Tor erzielt, kann eben auch kein Spiel gewinnen. Jetzt gilt es trotz der Enttäuschung den Kopf oben zu behalten und in der kommenden Woche wiederum eifrig zu trainieren, um am Sonntag um 13:30 Uhr beim FSV Union Fürstenwalde einen erneuten Anlauf zu nehmen.
Dabei hatte sich die BSG nach dem äußerst schwachen Auftritt am vergangenen Wochenende in Babelsberg einiges vorgenommen. Mit Unterstützung des Publikums sollte der Partie von Beginn an der eigene Stempel aufgedrückt werden, sofort wollte man die abstiegsbedrohten „Schiebocker“ unter Druck setzen. Auch ohne die verletzten Marc Böttger, Raffael Cvijetkovic, Björn Nikolajewski und Tomáš Petráček antretend, waren die Leutzscher sofort die feldüberlegene Mannschaft. Für das erste Achtungszeichen im Spiel sorgte Andy Wendschuch, der einen zu kurz abgewehrten Ball aus der Distanz abfeuerte, doch es fehlte hier an der Genauigkeit (9.). Das Offensivspiel der BSG sah im Vergleich zur Vorwoche deutlich besser aus, jedoch waren die Gäste in der Defensive auch unverkennbar anfälliger als der SV Babelsberg am vergangenen Sonntag. Allerdings vergaßen sich die Chemiker mit einem frühen Tor zu belohnen, was die Aufgabe für die restliche Spielzeit bedeutend erleichtert hätte.
Nach einem Einwurf von Philipp Wendt musste sich Mika Schneider im Bischofswerdaer Gehäuse zum ersten Mal lang machen, als Tommy Kind die Kugel per Kopf gefährlich in Richtung Tor verlängerte (19.). Vier Minuten später wurde es vor dem Gäste-Kasten abermals gefährlich, aber erneut Kind setzte einen Schlenzer knapp neben das Tor, nachdem er vorher von Alexander Bury gut in Szene gesetzt wurde (23.). Wenig später kam Tommy Kind, nach einer Flanke von Benjamin Boltze, aus Nahdistanz völlig unbedrängt zum Kopfball, doch zur Überraschung des Leutzscher Anhangs setzte er die Kugel abermals am Tor vorbei (24.). Chemie gelangen in den ersten 25 Minuten immer wieder vielversprechende Offensivaktionen und bei etwas mehr Präzision im letzten Drittel hätte man vor dem BFV-Tor sogar noch für deutlich mehr Gefahr sorgen können.
So überstanden die Gäste aus Bischofswerda mit Glück und Geschick die Anfangsphase und in der Folgezeit sollte sich auch relativ wenig an der taktischen Ausrichtung der Oberlausitzer ändern. Der BFV legte sein Hauptaugenmerk weiterhin fast vollständig auf die Defensive, im Offensivspiel kamen die Gäste über Ansätze nicht hinaus. Ein einziges Mal kam der ehemalige DDR-Oberligist in den ersten 45 Minuten vor das Chemie-Tor, jedoch scheiterte Dominic Meinel nach einem Konter am gut reagierenden Benjamin Bellot (39.). Ansonsten waren es ausschließlich die Chemiker, die in dieser Begegnung für Torgefahr sorgten. Kurz vor dem Pausenpfiff ergaben sich zwei weitere riesige Möglichkeiten, allerdings verstand es die Jagatic-Elf einfach nicht, mit einem Treffer für die nötige Ruhe zu sorgen. Zunächst profitierte Florian Kirstein nach einem weiten Bellot-Abschlag von einem Stellungsfehler von Niclas Treu, doch aufgrund eines unsauberen vorletzten Kontakts scheiterte er nach seinem Alleingang an BFV-Keeper Schneider (42.). Anschließend spielte der Bischofswerdaer Torhüter den Ball Tommy Kind mustergültig in die Füße, aber dieser verweigerte die Annahme des Gäste-Geschenks, indem er den Ball über den Querbalken jagte (43.). So ging es kurz darauf mit einem torlosen 0:0 in die Kabinen, was aufgrund der vergebenen Möglichkeiten ein aus BSG-Sicht unbefriedigender Halbzeitstand war.
Auch im zweiten Durchgang blieb Chemie Leipzig die deutlich feldüberlegene Mannschaft, allerdings agierten die Leutzscher nicht mehr so zwingend wie in den ersten 45 Minuten. Stefan Karau hatte nach einem Eckball von Daniel Heinze zwar die Führung auf dem Stiefel, jedoch setzte der Kapitän seinen Versuch deutlich zu hoch an (49.). In der Folgezeit hatten die Chemiker zwar weiterhin mehr Ballbesitz, aber der Kopf spielte fortan eine entscheidende Rolle und mit zunehmender Spielzeit unterliefen den Jagatic-Schützlingen viel zu viele Stockfehler, gepaart mit Missverständnissen und Unzulänglichkeiten. Aufgrund des psychologischen Drucks dieses Heimspiel gewinnen zu müssen verkrampften die Leutzscher zusehends. Hinzu kam, dass Bischofswerda weiterhin aufopferungsvoll verteidigte und sich an diesen Punkt klammerte. Wie bereits in Durchgang eins kamen die Oberlausitzer nur einmal vor das BSG-Gehäuse, als sich Frank Zille, nach Hackentrick von Hannes Graf, aus der Distanz versuchte, Benjamin Bellot jedoch hellwach reagierte (70.).
Erst in der Schlussviertelstunde gelang es den Gastgebern den Schalter umzulegen und wieder für Druck vor dem gegnerischen Tor zu sorgen. Den Auftakt machte der eingewechselte Max Keßler, der nach Zuspiel von Benjamin Boltze zunächst an zwei Gegnern vorbeimarschierte, jedoch an BFV-Schlussmann Mika Schneider scheiterte, der das kurze Eck rechtzeitig dichtmachte (73.). Angetriebenen vom eigenen Anhang legten die Grün-Weißen in der Endphase noch einmal eine Schippe drauf, Bischofswerda verteidigte nun mit Mann und Maus. Allerdings waren die Torabschlüsse der Leutzscher einfach zu ungenau. Bei Versuchen von Daniel Heinze (80.) und Max Keßler (90.) fehlte es an der nötigen Feinjustierung. Einen Vorwurf machen kann man den Fünfeckträgern insofern, als dass man die letzte Entschlossenheit vermisste, mit aller Konsequenz und Vehemenz das Tor machen zu wollen. Drei Minuten vor Schluss kam auch noch das Pech hinzu. Sehr gut von Daniel Heinze in Szene gesetzt lief Florian Schmidt zunächst Niclas Treu davon, doch der Ball sprang beim anschließenden Torabschluss vom Innenpfosten ins Spielfeld zurück (87.). Entsetzen beim grün-weißen Anhang. Kurz vor Abpfiff dann noch einmal Tumult im Bischofswerdaer Strafraum, mit der Folge, dass sich Gäste-Abwehrspieler Dominic Meinel den Ball selbst an die eigene Hand schoss. Der sehr gut leitende Schiedsrichter Marko Wartmann (Großvargula) winkte jedoch sofort ab (90.+1).
So blieb es letztlich beim aus Leutzscher Sicht enttäuschenden 0:0-Unentschieden. Doch wer eine Vielzahl an Gelegenheiten nicht zu nutzen versteht, kann insgesamt nicht mit drei Zählern rechnen. Aufgrund der Ergebnisse vom Wochenende, hätte die BSG mit einem Heimsieg einen nicht unbeträchtlichen Abstand zur Konkurrenz herstellen können. Nichtsdestotrotz hat man weiterhin Vorsprung zu den Abstiegsrängen und wird in den Trainingseinheiten weiterhin fokussiert arbeiten, damit man sich bald wieder belohnen kann.
Tom Rietzschel
BSG Chemie Leipzig – Bischofswerdaer FV 08 0:0
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot (TW), Stefan Karau (MK), Andy Wendschuch, Alexander Bury, Daniel Heinze, Benjamin Schmidt, Philipp Wendt (46. Manuel Wajer), Florian Kirstein (66. Florian Schmidt), Tommy Kind (59. Max Keßler), Benjamin Boltze, Burim Halili; Trainer: Miroslav Jagatic
Bischofswerdaer FV 08: Mika Schneider (TW), Tim Kießling, Paul Roger Henschke (84. Tim Cellarius), Franz Zille, Luca Shubitidze (34. Robin Fluß), Dominic Meinel, Hannes Graf, Rudolf Sanin, Justin Jacob (62. Pavel Cermak), Alexander Mattern (MK); Trainer: Erik Schmidt
Tore: Fehlanzeige
Schiedsrichter: Marko Wartmann, Michael Wilske, Chris Rauschenberg
Zuschauer: 2853 (ca. 20 Gäste)