Auf zur letzten Runde. Vor dem abschließenden Spiel des Jahres 2019 hat die BSG Chemie Leipzig mit 20 Punkten aus 17 Spielen eine sehr gute Grundlage für das Ziel Klassenerhalt in der Regionalliga gelegt. Auch von einzelnen Rückschlägen hat sich die Mannschaft in der Hinrunde nicht aus der Bahn werfen lassen und mit fleißiger Trainingsarbeit sich diese sehr ordentliche Ausgangsposition für eine erfolgreiche Rückrunde erarbeitet. Da der letzte Eindruck jedoch immer der bleibende ist, gilt es für die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic in der Abschluss-Partie vor der Winterpause noch einmal alles rauszuhauen. Doch wenn man am morgigen Freitagabend um 19:00 Uhr beim FC Viktoria 1889 Berlin gastiert, haben die Leutzscher eine äußerst knifflige Aufgabe zu lösen. Sicherlich ist Ansetzung in logistischer Hinsicht für einen Amateur-Verein wie die BSG alles andere als passend, doch die Fünfeckträger werden alles Erdenkliche in die Waagschale werfen, um diesem Handicap zu trotzen und noch einmal Zählbares aus dem Stadion Lichterfelde mitzubringen.
Als Viktoria Berlin Ende Juli zum 2. Spieltag im Leipziger Alfred-Kunze-Sportpark antrat, dachte man nach den 90 Minuten einen der Staffelfavoriten gesehen zu haben. Vor allem in spielerischer Hinsicht überzeugten die Himmelblau-Weißen auf ganzer Linie, beim torlosen 0:0-Unentschieden hatten die Leutzscher Schwerstarbeit zu leisten, um letztlich einen Zähler sichern zu können. Doch im Verlauf der Hinrunde konnten die Berliner der eigenen Erwartungshaltung nicht ganz gerecht werden. Statt sich im vorderen Bereich der Tabelle zu positionieren wartete Viktoria als Remis-König der Liga auf und steht mit 24 Punkten derzeit nur auf Rang neun. Dabei haben die Berliner aktuell nur vier Zähler mehr auf dem Konto als die BSG – schuld daran sind insgesamt sage und schreibe neun Unentschieden. Da von diesen neun Remis ganze fünf Begegnungen torlos endeten, ist es fast zwangsläufig, dass sich die Elf als Minimallisten der Regionalliga entpuppte. Mit nur 14 Gegentoren in 18 Spielen stellt Viktoria Berlin die mit Abstand beste Defensive, mit allerdings nur 18 erzielten Treffern hat die Mannschaft zusammen mit der BSG Chemie hier den fünftschlechtesten Wert. Daher ist es kaum verwunderlich, dass sich die Elf aktuell nur im Tabellenmittelfeld wiederfindet, auch wenn die Viktorianer qualitativ einen Top-Kader zusammenhaben.
Angeführt vom im Sommer aus Rehden (Regionalliga Nord) neu verpflichteten Trainer Benedetto Muzzicato sind die Berliner auf allen Positionen sehr gut besetzt und haben durchaus das Potenzial, um im ersten Drittel der Tabelle anzukommen. Dies beginnt schon auf der Torhüterposition, wo man mit Stephan Flauder einen der besten Regionalliga-Schlussleute besitzt. Mit Zweit- und Drittliga-Erfahrung beim FC Erzgebirge Aue ausgestattet, ist Flauder mit Sicherheit ein ganz wichtiger Faktor, warum die Viktoria bisher die wenigsten Gegentreffer der Liga kassiert hat. Hinzu kommt, dass die Defensive mit Marcus Hoffmann (ehemals u.a. RB Leipzig, Rostock, Chemnitz) und dem zweitliga-erfahrenen Christoph Menz (ehemals Union Berlin, Dresden) genügend Routine besitzt. Was bei den Himmelblau-Weißen allerdings stark beeindruckt, sind ihre spielerischen Fähigkeiten. Mc Moordy Hüther, Rafael Brand, Cimo Röcker oder Tino Schmidt sind allesamt technisch ganz feine Akteure, welche das eigene Offensivspiel immer wieder ankurbeln. Was der Viktoria jedoch fehlt ist die letzte Konsequenz vor dem gegnerischen Tor. 18 Treffer sind für diese klasse Mannschaft insgesamt viel zu wenig, was letztlich eine weitaus bessere Platzierung in der Tabelle bisher verhinderte. Mit Nick Amartey Scharkowski, Pardis Fardjad-Azad oder Lucas Falcao Cini hat man zwar ebenfalls ordentliche Qualität im letzten Drittel, doch jeweils mehr als zwei Treffer konnten auch diese Akteure nicht erzielen. Daher liegen Aufwand und Nutzen bei den Berlinern derzeit in keinem Verhältnis. Doch Trainer Muzzicato ist optimistisch, dass man sich in der Rückrunde öfter belohnen wird als bisher. Auch für Viktoria geht es in dieser letzten Begegnung vor der Winterpause um viel, schließlich möchte man die letztwöchige 0:1-Niederlage beim FC Rot-Weiß Erfurt vergessen machen. Eine Woche zuvor deutete die Viktoria ihr wahres Leistungspotenzial an, als sie beim krisengeschüttelten FSV Wacker Nordhausen mit 1:0 siegreich blieb. Demzufolge wird die Elf im heimischen Stadion Lichterfelde ebenfalls noch einmal alles abrufen, um sich mit einem positiven Ergebnis von den eigenen Fans zu verabschieden. Ein weiteres positives Zeichen konnte man vergangenen Dienstagabend wahrnehmen, als das am 1. Februar 2019 eröffnete Insolvenzverfahren über das Vermögen des Traditionsclubs durch das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg aufgehoben wurde. Somit ist die Insolvenz auch formell überwunden, so dass der Verein FC Viktoria 1889 Berlin nun wieder in die Selbstständigkeit entlassen wurde.
Ein positives Abschluss-Ergebnis haben sich auch die Chemiker als Ziel gesetzt – mit einer wiederum großen Fanschar im Rücken wird man daher zuversichtlich diese zweifellos schwierige Auswärtsaufgabe angehen. Grund zum Optimismus aus BSG-Sicht geben dabei zweifelsohne die beiden letzten Auftritte. Nach den schwachen Vorstellungen daheim gegen Meuselwitz (0:2) und im Pokal-Achtelfinale in Eilenburg (0:1) hat die Mannschaft zuletzt jedoch wieder in die Spur gefunden und gegen renommierte Gegner immerhin zwei Teilerfolge einfahren können. Sowohl beim Berliner AK als auch vergangenen Sonntag gegen Wacker Nordhausen (jeweils 1:1-Unentschieden) verstanden es die Fünfeckträger jeweils im zweiten Durchgang ihr volles Leistungspotenzial abzurufen, so dass die zwei Punkteteilungen letztlich mehr als verdient waren. Die Jagatic-Elf zeigte in diesen Begegnungen ihr wahres Gesicht und bewies eindrucksvoll, dass die Moral in der Truppe absolut intakt ist. Sowohl beim BAK als auch gegen Nordhausen kam die Mannschaft nach einem Rückstand eindrucksvoll zurück und war in beiden Partien letztlich sogar dem Siegtreffer näher als der Gegner. Nichtsdestotrotz halfen die beiden Remis den Grün-Weißen insgesamt weiter – 20 Zähler aus 17 Spielen hatten der Mannschaft nicht viele zugetraut. Nun möchte man natürlich das Jahr 2019 mit einem positiven Resultat abschließen, wohl wissend, dass dies eine anspruchsvolle Aufgabe wird.
Grundlage wird erneut eine stabile Defensive sein, wo die Mannschaft bis auf wenige Ausnahmen in der kompletten Hinrunde zu überzeugen wusste. Im Spiel nach vorn werden wiederum Mut, Entschlossenheit und Spielwitz gefragt sein – dass die Elf diese Faktoren abrufen kann, hat sie im Verlauf der 1. Halbserie ebenfalls mehrfach gezeigt. Trainer Miroslav Jagatic wird als „Berlin-Experte“ sein Team dementsprechend auf den Gegner vorbereiten – auch in der fokussierten Trainingsarbeit wurde in dieser Woche nichts dem Zufall überlassen. Die Mannschaft ist insgesamt ganz gut in Schuss, doch die Elf muss in den 90 Minuten noch einmal alle Kräfte bündeln und alles investieren, bevor man am Freitag, den 3. Januar 2020 mit der Rückrunden-Vorbereitung beginnt.
Personell sind zwar noch einige Fragezeichen vorhanden, doch im Chemie-Lager ist man auch hier zuversichtlich, Die Langzeitverletzten Marc Böttger und Philipp Wendt fehlen weiterhin, ebenfalls stehen die erkrankten Pascal Bekker und Valentino Schubert nicht zur Verfügung. Offen sind noch die Personalien Daniel Heinze und Sebastian Berg, welche am Dienstag im Training mit den Köpfen zusammenkrachten und jeweils Platzwunden davontrugen. Hier stehen die Zeichen jedoch recht gut, dass beide Akteure am Freitagabend zur Verfügung stehen werden.
Was bleibt, ist noch das Schiedsrichter-Kollektiv für dieses Regionalliga-Spiel vorzustellen. Geleitet wird die Partie von Johannes Schipke aus Halle. Für den 28-jährigen ist es der fünfte Saison-Einsatz in dieser Spielklasse – zuletzt pfiff er die Begegnung FC Rot-Weiß Erfurt gegen den Bischofswerdaer FV (3:0 vom 18.10.2019). An den Linien wird Schipke assistiert von Felix Burghardt (Premnitz) und Andy Stolz (Pritzwalk). Wir wünschen dem Unparteiischen-Gespann ein gutes Spiel, immer ein glückliches Händchen und freuen uns auf eine spannende Partie in Berlin-Lichterfelde.