Nach dem Pokal-Aus in Eilenburg hat Chemie Leipzig die gewünschte Reaktion gezeigt. Beim ambitionierten Berliner AK, welcher in dieser Saison stark unter seinen Möglichkeiten agiert, errangen die Schützlinge von Trainer Miroslav Jagatic beim 1:1 (0:1)-Unentschieden einen Teilerfolg und gaben somit die richtige Antwort auf die äußerst schwache Vorstellung in der Vorwoche. Dabei verdienten sich die Leutzscher diesen Punkt im Berliner Poststadion aufgrund der zweiten 45 Minuten zu einhundert Prozent. Agierte man in der ersten Hälfte mit einer Vielzahl von langen Bällen viel zu ausrechenbar, steigerten sich die Grün-Weißen mit fortlaufender Spielzeit immer mehr, indem man mutig und schnell nach vorn spielte und immer wieder für Torgefahr sorgte. So spiegelte der späte Ausgleichstreffer von Alexander Bury auch den Spielverlauf wieder (84.). Gegen Spielende waren die Fünfeckträger sogar dem Sieg näher als der BAK. Doch auch mit diesem einem Zähler sind die Chemiker letztlich sehr zufrieden. Die Mannschaft hat nach den zuletzt zwei schwächeren Spielen in Folge bewiesen, zu welch Leistungen man imstande ist und eindrucksvoll unterstrichen, dass man durchaus die Qualität besitzt, um das große Ziel Klassenerhalt zu realisieren.
Dabei waren die Vorzeichen vor der Partie ganz klar festgelegt. Auch wenn die Berliner in der Tabelle zwei Punkte hinter der BSG positioniert waren, ging die Elf aus dem Stadtteil Moabit als klarer Favorit in die Begegnung. Natürlich gewann der BAK in den vergangenen zwölf Begegnungen nur ein einziges Mal und hinkt somit den eigenen Ansprüchen gewaltig hinterher – vom Kader her ist diese Mannschaft allerdings vermutlich unter den Top-Drei der Regionalliga einzuordnen. Demzufolge nahmen die Leutzscher die Außenseiterrolle sehr gern an und wollten im Vergleich zum Eilenburg-Spiel ein anderes Gesicht zeigen. In der Anfangsphase wurde den 842 Zuschauern jedoch sofort deutlich, in welche Richtung es in den 90 Minuten gehen sollte. Der BAK legte sofort ein ordentliches Tempo vor, sodass die Leutzscher im Defensivbereich zunächst extrem gebunden waren. Der mit Drittliga-Erfahrung bei den Würzburger Kickers ausgestattete Enes Küç setzte das erste Achtungszeichen, doch BSG-Schlussmann Benjamin Bellot war damit nicht zu bezwingen (14.). Die Jagatic-Elf hatte zu Beginn große Schwierigkeiten selbst Offensivakzente zu setzen, viel zu schnell wurde im Ballvortrag das Spielgerät preisgegeben. Weiterhin versuchte es die Elf in den ersten 45 Minuten viel zu oft mit der Devise „hoch und weit“, sodass die Kugel im Regelfall postwendend zurückkam. Wenn die Leutzscher allerdings mal zielstrebig und schnell nach vorn spielten, wurde es vor dem BAK-Gehäuse prompt gefährlich. Gut von Alexander Bury eingeleitet, kam Tomáš Petráček aus spitzem Winkel nicht an Schlussmann Daniel Bittner vorbei (18.), anschließend verfehlte der tschechische Sommer-Neuzugang aus guter Position knapp das Gehäuse (19.). Zwar dauerte diese druckvollere Leutzscher Phase nur etwa fünf Minuten an, doch bei etwas mehr Übersicht in der torgefährlichen Zone hätte der Underdog hier durchaus in Führung gehen können. Als Beispiel dafür dürfte eine weitere abgefälschte Eingabe von Petráček dienen, welche Bittner abermals zum Eingreifen zwang (20.). Nichtsdestotrotz blieb der BAK in Hälfte eins die feldüberlegene Mannschaft. So kam es nicht von ungefähr, dass die Hausherren wenig später in Führung gingen. Nach einer Balleroberung im Mittelfeld flankte Ahmed Waseem Razeek die Kugel von der rechten Seite gefährlich ins Sturmzentrum und Tolcay Çigerçi rammte den Ball mit großer Entschlossenheit per Kopf zum 1:0 ins obere Eck (24.).
Dieser Treffer war mit Sicherheit Wasser auf die Mühlen des BAK, allerdings verpassten es die Gastgeber in der Folgezeit zwingend nachzuwaschen. Zwar verloren die Moabiter bis zum Pausenpfiff niemals die Spielkontrolle, aber die Mannschaft beschränkte sich einzig darauf das Ergebnis zu verwalten. Die Chemiker hatten bis zur Pause weiterhin große Probleme im Offensivspiel, sodass der Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Florian Markhoff (Rostock) für die Gäste gerade zur rechten Zeit kam.
In der Kabine schien Chemie-Trainer Miroslav Jagatic die richtigen Worte gefunden zu haben – eine deutliche Steigerung im BSG-Spiel war fortan unübersehbar. Zwar zuckte den Leutzschern kurz nach Wiederanpfiff ein großer Schreck durch die Glieder, als Cihan Kahraman eine langgezogene Çigerçi-Flanke aus bester Position knapp vorbeiköpfte (46.), doch fortan bissen sich die Grün-Weißen immer mehr in die Begegnung. Nach einem Einwurf von Denny Krahl fiel Tomáš Petráček die Kugel förmlich vor die Füße, aber gut positioniert verfehlte er knapp das kurze Eck (48.). 60 Sekunden später erzwang der resolut attackierende Tommy Kind einen Ballverlust von BAK-Keeper Bittner und setzte im Anschluss daran mit einem Rückpass klug Daniel Heinze in Szene, jedoch machte der Berliner Schlussmann seinen Fauxpas mit einer starken Reaktion gegen den Flachschuss wieder wett (49.). Die Chemiker waren fortan sehr gut unterwegs und nach einem bestens gesetzten Kopfball von Daniel Heinze wusste Bittner abermals zu glänzen (65.).
Miroslav Jagatic reagierte wenig später und brachte mit Max Keßler sowie Florian Kirstein zusätzliche Geschwindigkeit auf dem Platz. Auch dieser Schachzug sollte sich als positiv erweisen, da nun zusätzliches Tempo im BSG-Spiel vorhanden war. Fortan kamen die Leutzscher dem Ausgleich immer näher. Nach guter Vorarbeit von Alexander Bury fand Tommy Kind in Daniel Bittner seinen Meister (71.), anschließend strich ein Schuss von Kirstein knapp über den Querbalken (75.). Allerdings mussten die Fünfeckträger bei dem einen oder anderen BAK-Angriff durchaus auf der Hut sein. So traf Torschütze Tolcay Çigerçi aus guter Position nur den Pfosten (74.), bei einer Direktabnahme des ehemaligen Leutzschers Pierre Merkel fehlte ebenfalls nicht allzu viel (81.). Weiterhin zeigte Schlussmann Benjamin Bellot nach einem Çigerçi-Freistoß seine Klasse und verhinderte einen höheren Rückstand (79.).
Diese Berliner Offensiv-Aktionen blieben jedoch eine Seltenheit – es waren zweifelsohne die Grün-Weißen, die in den zweiten 45 Minuten den Ton angaben. Nach einem Freistoß von Benjamin Boltze war man abermals dem Ausgleichstreffer recht nah, doch Daniel Bittner im BAK-Tor ging abermals als Sieger im Duell gegen Tommy Kind hervor (75.). Nichtsdestotrotz ruckten die Chemiker weiterhin unermüdlich an, sodass die Belohnung nicht mehr lange auf sich warten ließ. Nach einer langgezogenen Eingabe von Max Keßler zog Alexander Bury von der linken Strafraumseite gekonnt nach innen und mit Unterstützung des Innenpfostens schlug die Kugel zum Ausgleich im oberen Eck ein (84.).
Der Verwaltungsmodus des BAK wurde mit diesem Ausgleich jäh zerstört, die Leutzscher fuhren auf eindrucksvolle Art und Weise den Lohn für die deutliche Steigerung ein. Doch damit noch nicht genug. Eine Minute vor Ablauf der regulären Spielzeit hätten die Chemiker beinahe die Begegnung noch komplett gedreht, aber nach einem Boltze-Eckball reagierte Bittner beim Bury-Kopfball abermals glänzend (89.). Auf der Gegenseite versuchte sich erneut Çigerçi aus der Distanz, doch das Streitobjekt zischte knapp über den Querbalken (90.+2). Letztlich blieb es nach dem Abpfiff von Referee Markhoff bei der gerechten Punkteteilung, welche sich die Leutzscher aufgrund der zweiten 45 Minuten mehr als verdient haben.
Für den Berliner AK ist dieser Zähler mit Sicherheit zu wenig, die Chemiker nehmen diesen Punkt sehr gern mit in den Alfred-Kunze-Sportpark. Auf dieser Leistung gilt es aufzubauen – sollte die Elf diese Vorstellung konservieren können, ist der Klassenerhalt ein absolut realistisches Ziel.
Nachdem der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) die kommende Heim-Begegnung gegen den Berliner FC Dynamo abgesagt hat (neuer Termin noch offen), haben die Fünfeckträger am kommenden Wochenende spielfrei. Erst am Sonntag, den 08. Dezember 2019 greift die Jagatic-Elf wieder ins Regionalliga-Geschehen ein, wenn man zum Rückrunden-Auftakt um 13:30 Uhr den ambitionierten FSV Wacker Nordhausen im Alfred-Kunze-Sportpark empfängt.
Berliner AK 07 – BSG Chemie Leipzig 1:1 (1:0)
Berliner AK: Daniel Bittner – Arthur Ekallé (89. Abu Bakarr Kargbo), Leander Siemann, Justin Gerlach, Alexander Siebeck – Ahmed Waseem Razeek (72. Oliver Hofmann), Tolcay Çigerçi, Tim Oschmann, Cihan Kahraman (72. Niklas Brandt) – Enes Küç, Pierre Merkel – Trainer: Dirk Kunert
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Benjamin Boltze, Stefan Karau, Benjamin Schmidt, Denny Krahl – Florian Schmidt (64. Max Keßler), Andy Wendschuch, Daniel Heinze, Alexander Bury – Tommy Kind (90. Björn Nikolajewski), Tomáš Petráček (70. Florian Kirstein) – Trainer: Miroslav Jagatic
Schiedsrichter: Florian Markhoff (Rostock) – Schiedsrichter-Assistenten: Dominic Koch (Wismar), Niclas Rose (Neukloster)
Tore: 1:0 Çigerçi (24.), 1:1 Alexander Bury (84.)
Zuschauer: 842 im Poststadion zu Berlin (darunter 500 mitgereiste Chemiker)