18 Punkte aus 15 Spielen – Chemie Leipzig liegt in der Regionalliga voll im Soll. Die Elf hat gezeigt, dass man in der neuen Spielklasse angekommen ist, mit vollster Konzentration wird man die restlichen vier Begegnungen (davon gehören zwei Partien bereits der Rückrunde an) angehen, um die obligatorische 20-Punkte-Schallmauer bis zum Winter zu überschreiten. An diesem Wochenende wird der Spielbetrieb in der Regionalliga jedoch einstweilen unterbrochen – der sächsische Pokalwettbewerb steht vor der Tür, in welchem die Chemiker ebenfalls noch vertreten sind. Durch einen 3:0 (1:0)-Auswärtssieg beim Landesligisten FSV Budissa Bautzen haben sich die Grün-Weißen für das Achtelfinale im Wernesgrüner-Sachsenpokal qualifiziert, wo nun allerdings ein Duell mit sehr großer Brisanz auf dem Programm steht. So führt die Reise am morgigen Samstag zum Oberligisten FC Eilenburg, der nach dem Oberliga-Aufstieg im Jahr 2017 in dieser Spielklasse mit einem fünften und einem dritten Platz absolut zu überzeugen wusste. Der Anstoß im Eilenburger Ilburg-Stadion erfolgt um 13:00 Uhr.
Auch in der dieser Saison spielt der FC Eilenburg in der Oberliga Süd eine tragende Rolle. Nach 12 Spielen hat die Mannschaft von Trainer Nico Knaubel bisher 20 Zähler eingefahren und findet sich damit derzeit auf Tabellenposition fünf wieder. Zwar beträgt der Rückstand zum unangefochtenen Spitzenreiter FSV Luckenwalde schon neun Punkte, doch der Vizerang ist für die Nordsachsen in dieser Spielserie ein realistisches Ziel.
Diesen belegt derzeit die Reserve des FC Carl Zeiss Jena mit 25 Zählern, doch der FCE hat durchaus die Qualität, um sich mit einer Serie an die Thüringer heranzurobben. Vielleicht wäre bereits zum heutigen Tag schon eine bessere Platzierung möglich gewesen, allerdings machten eine ganze Reihe von Unentschieden dem Vorhaben einen kleinen Strich durch die Rechnung. Damit sind jedoch nicht die letzten drei Remis in Folge gemeint, denn mit International Leipzig (1:1), Oberlausitz Neugersdorf (0:0) und Carl Zeiss Jena II (1:1) traf man dort auf echte Spitzenmannschaften der Oberliga. Im Eilenburger Lager ärgert man sich mit Sicherheit eher über die Unentschieden in Sandersdorf (1:1) und in Halle (0:0), sowie die 2:4-Heimniederlage im Derby gegen den Aufsteiger FC Grimma.
Nichtsdestotrotz sind die Knaubel-Schützlinge seit fünf Begegnungen ungeschlagen, in welchen man insgesamt neun Punkte holte. Mit dieser kleinen Serie schaffte es der FCE sich von den Niederlagen gegen Grimma und in Luckenwalde (1:4) zu erholen – im Ilburg-Stadion hat man dadurch den Weg zurück in die Erfolgsspur gefunden. Am vergangenen Wochenende hing die Serie jedoch am seidenen Faden. Erst in der Nachspielzeit konnte der Ex-Leutzscher Tim Bunge mit einem Freistoßtor gegen die Jenaer Reserve zum 1:1 ausgleichen. Dieser Punkt war einerseits wichtig für die Moral, andererseits gelang es dadurch, die Thüringer in der Tabelle nicht weiter wegziehen zu lassen.
Mit diesem Last-Minute-Treffer gehen die Eilenburger mit einem positiven Gefühl in das Duell mit den Leutzschern, in dem sie mit der Außenseiterrolle bestens leben können. Allerdings ist es personell bei den Nordsachsen vor dem Duell mit dem Regionalligisten nicht zum Besten bestellt.
So muss Trainer Knaubel mit dem rotgesperrten Toni Majetschak, sowie den Verletzten Adam Fiedler und Benjamin Luis auf drei Leistungsträger verzichten, welche er gegen die Chemiker natürlich gern dabei gehabt hätte. Dies werden Tim Bunge und Marko Trogrlic mit Sicherheit sein – für die beiden ehemaligen Grün-Weißen ist diese Partie eine ganz besondere. Während Bunge, der in dieser Oberliga-Saison bereits zehnmal getroffen hat, zwei Jahre im Alfred-Kunze-Sportpark kickte, kann Marko Trogrlic auf fünf Spielzeiten in Leutzsch zurückblicken. Im Jahr 2014 vom FC Grün-Weiß Piesteritz verpflichtet, gehörte die allseits verlässliche Defensivkraft sowohl bei den drei Aufstiegen, als auch beim Sachsenpokalsieg im Jahr 2017, zur Mannschaft und hat bei allen Erfolgen in den letzten Jahren einen großen Beitrag geleistet.
Eilenburg gegen Chemie Leipzig – zu diesem Duell kam es in der Vergangenheit recht häufig. Im Pokalwettbewerb kickten beide Teams allerdings zuletzt nur einmal gegeneinander, als die Leutzscher im Oktober 2016 klar mit 4:1 im Ilburg-Stadion die Oberhand behielten. In der letzten Saison kreuzten beide Mannschaften in der Oberliga die Klingen, in denen jeweils die Heimteams als Sieger hervorgingen. In Eilenburg unterlagen die Leutzscher nach einer unterirdischen Vorstellung mit 0:2, im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark schaffte die BSG mit einem 2:1-Erfolg über die Nordsachsen am vorletzten Spieltag den Aufstieg in die Regionalliga.
Das Aufeinandertreffen beider Teams ist immer von höchster Brisanz geprägt, die jeweiligen Duelle waren sportlich meistens richtig eng. Das werden auch Stefan Karau und Tommy Kind bestätigen, die, im Gegensatz zu Tim Bunge und Marko Trogrlic, den umgekehrten Weg von Eilenburg nach Leutzsch eingeschlagen haben.
Die Chemiker werden daher mit voller Konzentration diese Aufgabe im Ilburg-Stadion angehen, wobei das Ziel natürlich klar definiert ist. Man möchte unbedingt ins Viertelfinale im sächsischen Pokalwettbewerb vordringen, zumal das Los in der nächsten Runde mit dem Landesligisten LSV Neustadt/Spree durchaus machbar erscheint. Doch dazu muss man in Eilenburg an die Leistungsgrenze gehen, der Gastgeber wird dem Favoriten mit Sicherheit einen offenen Kampf liefern wollen.
Darauf sind die Leutzscher jedoch vorbereitet, sehr akribisch wird Trainer Miroslav Jagatic mit seinem Assistenten Christian Sobottka die Spielvorbereitung anlegen. Zu frisch sind für den Coach die Eindrücke aus dem Heimspiel gegen Eilenburg Anfang Juni, als im Anschluss der Aufstieg gefeiert werden konnte. In der damaligen Partie waren die Nordsachsen durchaus auf Augenhöhe mit der BSG, sodass die Fünfeckträger genau wissen, was auf sie zukommen kann. Trotzdem möchte man, unabhängig vom Gegner, sein eigenes Spiel durchbringen und selbst Initiative ergreifen. Auch im Pokalwettbewerb wird alles über eine kompakte und stabile Defensive gehen – für die Leutzscher stellt dies eine absolute Grundlage für den Erfolg dar. In den eigenen Offensivaktionen gilt es allerdings zielstrebiger als in Rathenow oder daheim gegen Meuselwitz zu agieren. Dort hatte man in diesen beiden Begegnungen genug Luft nach oben, auch wenn in Rathenow letztlich das Ergebnis stimmte (1:0). Gegen Eilenburg sind jede Menge Ideen und ein gewisser Spielwitz gefragt, weiterhin gilt es auch körperlich gegen den robusten Gegner dagegenzuhalten. Sollte dies gelingen, ist man im Chemie-Lager guter Dinge diese hohe Auswärtshürde überspringen zu können. Nach der Niederlage gegen Meuselwitz wäre ein Erfolgserlebnis sehr wichtig, da bereits am kommenden Sonntag mit dem Auswärtsspiel beim Berliner AK die nächste schwere Aufgabe in der Regionalliga bevorsteht.
Personell gibt es im Vergleich zur Vorwoche jedoch die eine oder andere Änderung. Der gegen Meuselwitz gelbgesperrte Alexander Bury kommt in den Kader zurück und ist für Trainer Jagatic die so dringend benötigte Offensiv-Option. Ausfallen wird neben den Langzeitverletzten Marc Böttger und Philipp Wendt (dessen Pokalsperre nun ausgelaufen ist und der im Nachwuchs ebenfalls in Eilenburg gespielt hat) zusätzlich noch Tommy Kind. Nach dem Spiel gegen Meuselwitz plagten dem Angreifer Kopfschmerzen und Schwindelgefühle – aller Wahrscheinlichkeit nach noch aus dem Rathenow-Spiel, als Kind und Optik-Akteur Goldi Zingu mit dem Köpfen zusammenprallten. Am Montag wird eine Untersuchung darüber Aufschluss geben – für Samstag steht der Rückkehrer aus Halle jedoch definitiv nicht zur Verfügung. Weitere Fragezeichen stehen noch hinter den Einsätzen von Tomáš Petráček (Rücken) sowie Leo Felgenträger, über deren Einsatz am Spieltag entschieden wird.
Schiedsrichter dieser Achtelfinal-Partie im sächsischen Pokal-Wettbewerb ist der 21-jährige Johnny Schiefer aus Annaberg-Buchholz. Seit voriger Saison ist er in der Oberliga eingestuft und zählt dort bereits, trotz seines noch jungen Alters, zu den führenden Kräften. An den Linien wird Schiefer unterstützt von Richard Hempel (Großnaundorf) und Ronny Walter (Hartha). Wir wünschen dem Schiedsrichter-Kollektiv gutes Gelingen, immer ein glückliches Händchen und freuen uns auf eine spannende Pokalpartie!