Chemie Leipzig hat es verpasst seine positive Serie fortzusetzen. Nach zehn Punkten aus den vergangenen fünf Spielen unterlag die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark dem ZFC Meuselwitz vor 2849 Zuschauern mit 0:2 (0:2) und lieferte dabei eine der schwächeren Vorstellungen in der bisherigen Saison ab. Die Leutzscher erwischten dabei einen gebrauchten Tag, indem man vor allem jegliche Durchschlagskraft im Angriff vermissen ließ. Jegliche Bemühungen können der Jagatic-Elf zwar definitiv nicht abgesprochen werden, doch der ZFC verteidigte den kostbaren Vorsprung in der zweiten Halbzeit sicher, sodass der 2:0-Erfolg der Schützlinge von Trainer Heiko Weber in Ordnung geht.
Mit zwei Siegen über Auerbach (2:0) und in Rathenow (1:0) im Rücken starteten die Leutzscher jedoch durch mit Selbstvertrauen in die Begegnung. Die Gäste aus Ostthüringen, welche mit drei Niederlagen in Folge langsam in die bedrohliche Tabellenregion durchgereicht wurden, überließen den Platzherren zu Beginn jegliche Spielanteile und konzentrierten sich zunächst auf ihre Defensivaufgaben. So ließen die Grün-Weißen in der Anfangsphase das Leder auch ganz gut laufen, ohne jedoch für Gefahr vor dem ZFC-Gehäuse sorgen zu können. Nach einer Viertelstunde wurde es jedoch mucksmäuschenstill im Chemie-Lager – mit dem ersten Ball in Richtung BSG-Gehäuse ging der Gast in Führung. Nach einem Leutzscher Ballverlust im Mittelfeld bediente Fabian Stenzel den mitgelaufenen René Weinert, welcher aus gut 30 Metern halbrechter Position ansatzlos abzog und Benjamin Bellot mit einem wahren Traumtor zum 0:1 überwand (15.).
Dieser Treffer spielte den ZFC gewaltig in die Karten. Durch die letzten Negativerlebnisse nicht wirklich mit Selbstvertrauen überschüttet, gestalteten die Meuselwitzer ihren Defensivverbund noch kompakter und hofften mit Konterattacken zum Erfolg zu kommen. Der Anfangsschwung der Chemiker war nach dem Gegentor wie verpufft, im Ballvortrag unterliefen der Elf viel zu viele Unzulänglichkeiten. Man verstand es nicht, die vielbeinige Meuselwitzer Hintermannschaft spielerisch aus den Angeln zu heben, da das eigene Passspiel viel zu fehlerhaft blieb. Die Ostthüringer konnten daher problemlos ihr eigenes Tor verteidigen, auch mit langen Bällen war gegen die baumlangen Innenverteidiger Bastian Strietzel und Johann Weiß kein Durchkommen. Einzig Tomáš Petráček bedrohte in den ersten 45 Minuten mit einem Schuss von der Strafraumgrenze das ZFC-Gehäuse, als er zunächst gut von Tommy Kind eingesetzt wurde, sein Versuch im Anschluss jedoch von Keeper Ruben Aulig entschärft wurde (41.). Allerdings wurden die Leutzscher Probleme nicht weniger – mit gnadenloser Effektivität erhöhte die Weber-Elf kurz vor dem Pausenpfiff auf 0:2. Über die linke Seite sehr gut von Danny Breitfelder eingeleitet lief Andy Trübenbach mit Anlauf perfekt in die Flanke hinein und wuchtete die Kugel per Kopf zum 0:2- Halbzeitstand in die Maschen (43.).
Nach einer deutlichen Pausenansprache von Chemie-Trainer Miroslav Jagatic kam die Mannschaft zwar voller Tatendrang aus der Kabine, doch die Probleme in der Offensive blieben weiterhin bestehen. Es fehlte nach wie vor an Tempo und Spielideen, um die kompakte Hintermannschaft der Gäste vor Probleme zu stellen. Erst mit der Einwechslung von Max Keßler wurde dies etwas besser (59.), der über die linke Seite immer wieder mit gewonnenen Eins-gegen-Eins-Duellen für etwas Verwirrung im ZFC-Strafraum sorgte. So wurde eine flache Keßler-Eingabe direkt vor die Füße von Daniel Heinze abgewehrt, doch der Mittelfeldspieler setzte seinen Versuch zu hoch an (67.). Zwei Minuten später war erneut Keßler mit einer Flanke Ausgangspunkt des nächsten chemischen Torabschlusses, als Tommy Kind die Kugel abermals auf Heinze zurücklegte – drüber (69.). Ein Anschlusstreffer hätte die Angelegenheit sicher noch einmal spannend gemacht, doch die Mannschaft ließ auch in der Folgezeit die gewünschte Zielstrebigkeit im letzten Drittel leider vermissen.
Mit hoher Kompaktheit verteidigte Meuselwitz den Vorsprung, zumal der Zeitfaktor ebenfalls für die Ostthüringer sprach. Eine Viertelstunde vor Schluss näherte sich auch der ZFC wieder einmal dem BSG-Gehäuse, aber Timo Mauer köpfte eine Flanke von Fabian Raithel über den Kasten (76.). Fünf Minuten später vergaben die Gäste die endgültige Entscheidung, als Bastian Strietzel per Kopf einen Eckball von Fabian Stenzel auf den eingewechselten Alexander Dartsch verlängerte, der jedoch aus Nahdistanz das Ziel verfehlte (81.). So blieben die Leutzscher zwar noch im Spiel, jedoch blieben die Offensivaktionen auch mit der berühmten Brechstange nicht zwingend genug. Eine Flanke von Daniel Heinze nickte Tommy Kind am Tor vorbei (84.), beim Schussversuch von Max Keßler fehlte ebenfalls ein gutes Stück (87.). Bis nächste Woche hätten die Fünfeckträger spielen können, ihnen wäre definitiv kein Treffer gelungen – es gibt solche Tage. Da passte es noch ins Bild, dass das vermeintliche 1:2 von Keßler aufgrund einer vorherigen Abseitsstellung von Kind keine Anerkennung fand (90.).
So blieb es letztlich bei der schmerzlichen 0:2 (0:2)-Heimniederlage der Leutzscher gegen eine Meuselwitzer Mannschaft, die durch ihre resolute Effektivität und beherzte Defensivarbeit den Grundstein für diesen Auswärtssieg legten. Die Gäste gewannen letztlich verdient – auch wenn die Grün-Weißen in Sachen Leidenschaft und kämpferisches Aufbegehren alles abriefen. Es fehlte zweifelsohne an der spielerischen Note und an Ideen, um gegen diesen kompakten Gegner etwas Zählbares mitnehmen zu können.
Nichtsdestotrotz wird man im Chemie-Lager diese Begegnung sauber analysieren und die notwendigen Schlüsse für die kommenden Partien ziehen. Mit 18 Punkten nach 15 Spielen haben sicherlich nur die wenigsten Experten gerechnet – das zeigt, dass man in Leutzsch auf dem richtigen Weg ist. Dass man kleinere Rückschläge dabei erleiden könnte, war im Vorfeld absolut klar und einzukalkulieren. Demzufolge wird die Mannschaft weiter fleißig arbeiten, um in den nächsten Spielen wiederum positiv von sich reden zu machen. Auch wenn die Regionalliga am kommenden Wochenende Pause macht – die Leutzscher bleiben trotzdem weiterhin im Wettkampfmodus. Am nächsten Samstag tritt die Jagatic-Elf beim ambitionierten Oberligisten FC Eilenburg an, wo man im Achtelfinale des Wernesgrüner-Sachsenpokals seine Visitenkarte abgeben muss. Darauf liegt nun der Fokus in den nächsten Tagen. Der Anstoß im Eilenburger Ilburg-Stadion erfolgt am Samstag um 13:00 Uhr.
BSG Chemie Leipzig – ZFC Meuselwitz 0:2 (0:2)
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Benjamin Boltze, Stefan Karau, Benjamin Schmidt, Manuel Wajer – Florian Schmidt (59. Elvir Ibiševic), Andy Wendschuch, Daniel Heinze, Raffael Cvijetkovic (59. Max Keßler) – Tommy Kind, Tomáš Petráček (85. Leo Felgenträger); Trainer: Miroslav Jagatic
ZFC Meuselwitz: Ruben Aulig – Ben-Luca Moritz, Johann Weiß, Bastian Strietzel, Fabian Raithel – René Weinert (68. Alexander Dartsch), Henrik Ernst, Fabian Stenzel, Andy Trübenbach – Timo Mauer (85. Paul Sahanek), Danny Breitfelder (76. Michael Rudolph); Trainer: Heiko Weber
Schiedsrichter: Philipp Kutscher (Berlin) – Schiedsrichter-Assistenten: Daniel Köppen (Rathenow), Kai Kaltwaßer (Berlin)
Tore: 0:1 Weinert (15.), 0:2 Trübenbach (43.)
Zuschauer: 2849 im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch