Regionalliga-Aufsteiger BSG Chemie Leipzig hat am Wochenende seinen positiven Trend fortgesetzt und einen ganz wichtigen Heimsieg gelandet. Vor 2.791 Zuschauern im Alfred-Kunze-Sportpark bezwang die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic den VfB Auerbach mit 2:0 (1:0) und zog mit diesem dreifachen Punktgewinn in der Tabelle an den Vogtländern vorbei. Tommy Kind (23.) und der eingewechselte Max Keßler (69.) ebneten mit ihren Treffern den Weg für diesen äußerst wertvollen Erfolg, welcher insgesamt nach den 90 Minuten auch als verdient einzustufen ist. Chemie erwies sich in diesem Duell auf Augenhöhe als effektiveres Team, was letztlich den Ausschlag über die drei Punkte geben sollte.
Bei äußerst widrigen Bedingungen sahen die Zuschauer erwartungsgemäß über die komplette Spielzeit eine extrem kampfbetonte Begegnung. Wer fußballerische Feinkost erwartet hatte, war definitiv im falschen Stadion – dafür stand für beide Teams im Vorfeld viel zu viel auf dem Spiel. Weiterhin machte es der 90-minütige Dauerregen für beide Mannschaften zusätzlich schwerer, bei extrem tiefem Boden war die Partie geprägt von einer Unmenge von Zweikämpfen. Allerdings fanden die Chemiker sehr gut in die Begegnung – der Elf war das gewonnene Selbstvertrauen aus dem Derbysieg sowie der sehr guten Vorstellung am vergangenen Wochenende in Cottbus förmlich anzusehen. Bereits nach zwei Minuten wurde Tomáš Petráček perfekt von Daniel Heinze in Szene gesetzt, doch traf der tschechische Angreifer aus spitzem Winkel nur den Pfosten.
Auch in der Folgezeit agierten die Grün-Weißen total fokussiert. Im Defensivbereich standen die Chemiker abermals recht kompakt, Auerbach kam im Spiel nach vorn zunächst über Ansätze kaum hinaus. Einzig nach einer Flanke von Paul Horschig entstand so etwas wie Torgefahr vor dem Gehäuse von Benjamin Bellot, doch verstolperte Alexander Morozow aus vielversprechender Position (20.). Auf der Gegenseite gingen die Leutzscher Mitte der ersten Hälfte nicht unverdient in Führung und belohnten sich für den bisherigen couragierten Auftritt. Glänzend von Kapitän Stefan Karau eingeleitet, behielt Florian Schmidt vor dem herausstürzenden VfB-Schlussmann Stefan Schmidt kühlen Kopf und legte die Kugel klug auf den besser postierten Tommy Kind zurück, der aus Nahdistanz mühelos zum 1:0 einschob (23.).
Auch nach dem Führungstreffer wichen die Leutzscher keinen Zentimeter zurück. Die Mannschaft wirkte total präsent, ging keinem Zweikampf aus dem Weg und ging läuferisch absolut ans Maximum. Die Vogtländer kamen im Spiel nach vorn kaum zur Geltung, viel zu selten gelang es dem VfB ihr gefährliches Offensiv-Trio Marc-Philipp Zimmermann (bereits 11 Saisontore), Marcel Schlosser und Thomas Stock gewinnbringend in Szene zu setzen. Einzig ein Schuss von Hendrik Wurr trudelte in Richtung Chemie-Gehäuse, doch brauchte Benjamin Bellot hier nicht einzugreifen (26.). Gefährlicher waren zweifelsohne die Einheimischen. Nach einem Freistoß von Benjamin Boltze versuchte sich Torschütze Tommy Kind ansatzlos aus der Drehung, doch fehlten hier die berühmten Zentimeter (33.). Erst in der Schlussphase der ersten 45 Minuten wurden die Gäste zwingender in ihren Aktionen. Sehr gut von Schlosser eingeleitet, verkürzte Bellot beim Schuss von Wurr geschickt den Winkel (37.), beim abschließenden Versuch von Stock hatte der Leutzscher Schlussmann keine Mühe (45.). So war die Pausenführung der Chemiker definitiv nicht unverdient, da man in den ersten 45 Minuten einfach mehr investierte.
Zu Beginn der zweiten Hälfte kamen die Auerbacher jedoch mit jeder Menge Schwung aus der Kabine. Sehr zielstrebig spielten die Gäste nun nach vorn, in den ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff war der Aufsteiger nahezu komplett im Defensivbereich gebunden. Nach guter Vorarbeit von Schlosser lupfte Zimmermann das Streitobjekt knapp über den Kasten (52.), 60 Sekunden später nickte Paul Horschig eine Morozow-Eingabe hauchzart am Tor vorbei (53.). Die Vogtländer waren nun deutlich aktiver, nach einem Schlosser-Eckball zischte eine Direktabnahme von Niklas Jeck haarscharf am Bellot-Gehäuse vorbei (55.). Die Leutzscher hatten in dieser Phase einige Mühe für Entlastung zu sorgen, doch wenn dies gelang, blieb die Elf stets gefährlich. Nach einem schnell ausgeführten Freistoß von Benjamin Boltze umkurvte Tomáš Petráček zwar zunächst Gegenspieler Morozow, doch lenkte Stefan Schmidt den Schuss über die Querlatte (56.). Wenig später stand der Auerbacher Keeper erneut im Blickpunkt, als er einen Kopfball von Stefan Karau nach vorheriger Boltze-Flanke spektakulär aus dem oberen Eck fischte (59.). Insgesamt gehörte die Anfangsphase der zweiten 45 Minuten jedoch den Gästen, vor dem Tor erwies sich Auerbach allerdings nicht als konsequent genug. Nach einem langgezogenen Halbfeldball profitierte Marc-Philipp Zimmermann zwar zunächst von einem Stellungsfehler Manuel Wajers, doch köpfte der VfB-Torjäger im Anschluss daran aus vielversprechender Position knapp neben den Kasten (60.). Solche Möglichkeiten lässt sich die Auerbacher Lebensversicherung sonst ganz selten entgehen – hier hatten die Chemiker das notwendige Glück auf ihrer Seite. Kurz darauf versuchte sich Zimmermann nach einer Flanke von Amer Kadric abermals per Kopf – knapp vorbei (67.).
BSG-Trainer Miroslav Jagatic reagierte und brachte für den ausgepowerten Florian Schmidt mit Max Keßler eine weitere Offensiv-Option, der vergangene Woche in Cottbus den zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer erzielte. Und genau dieser Wechsel sollte sich letztlich als Glücksgriff erweisen. Nach einem Ballgewinn in der eigenen Hälfte schickte Tomáš Petráček den rechtzeitig startenden Keßler auf die Reise, welcher zunächst das Laufduell gegen den gerade eingewechselten Sebastian Schmidt gewann und im Anschluss daran VfB-Torhüter Stefan Schmidt mit einem platzierten Schuss ins kurze Eck überwand – 2:0 (69.). Damit war die Vorentscheidung in dieser Begegnung gefallen, von diesem Nackenschlag erholten sich die Gäste nicht mehr. Zwar versuchte VfB-Regisseur Marcel Schlosser immer wieder das Spielgeschehen an sich zu reißen, doch wurde Auerbach im Offensivbereich in der Folgezeit nicht mehr zwingend. Den Platzherren gelangen fortan mehr und mehr Ballgewinne, so dass man nun riesige Räume vorfand. Allerdings spielten die Jagatic-Schützlinge diese Schnellangriffe schlampig und unsauber zu Ende, meist scheiterte es am letzten Pass. Defensiv brannte jedoch nichts mehr an – mit dem zweiten Treffer hatte man den Gästen komplett den Zahn gezogen. Einzig Amer Kadric bedrohte mit einem Distanzschuss kurz vor Schluss noch einmal das Leutzscher Tor (90.+3), doch packte Benjamin Bellot noch einmal beherzt zu und hielt seinen Kasten in dieser Regionalliga-Saison bereits zum siebenten Mal sauber.
Dieser Dreier sollte den Leutzschern für die kommenden Aufgaben zusätzliches Selbstvertrauen geben. Bereits das kommende Auswärtsspiel beim FSV Optik Rathenow (Samstag, 02.11.2019 – Anstoß: 13.30 Uhr – Stadion Vogelgesang, Rathenow) ist von der Wichtigkeit noch höher einzuordnen, als diese Heim-Begegnung gegen den VfB Auerbach. Sollte man am kommenden Wochenende erneut auf dem Punktekonto anschreiben können, wäre das ein weiterer kleiner Schritt in Richtung Klassenerhalt. Dass die Mannschaft auf dem richtigen Weg ist, hat sie mit dem Heimsieg in diesem „Sechs-Punkte-Spiel“ wiederum bewiesen.
BSG Chemie: Benjamin Bellot – Benjamin Boltze, Stefan Karau, Benjamin Schmidt, Manuel Wajer – Florian Schmidt (ab 65. Max Keßler), Daniel Heinze, Andy Wendschuch, Alexander Bury – Tommy Kind (ab 86. Leo Felgenträger), Tomáš Petráček (ab 87. Elvir Ibiševic) – Trainer: Miroslav Jagatic
VfB Auerbach: Stefan Schmidt – Albert Löser (ab 68. Sebastian Schmidt), Marcin Sieber, Niklas Jeck, Alexander Morozow – Hendrik Wurr, Paul Horschig (ab 80. Daniel Tarczal) – Thomas Stock, Amer Kadric, Marcel Schlosser – Marc-Philipp Zimmermann – Trainer: Sven Köhler
Schiedsrichter: Eugen Ostrin (Eisenach) – Schiedsrichter-Assistenten: Michael Wilske (Bretleben), Marko Wartmann (Großvargula)
Tore: 1:0 Kind (23.), 2:0 Keßler (69.)
Zuschauer: 2791 im Alfred-Kunze-Sprtpark zu Leipzig