Enttäuscht und mit hängenden Köpfen schlichen die Kicker der BSG Chemie Leipzig am vergangenen Sonntag vom Platz. Gerade hatte die Elf von Trainer Miroslav Jagatic beim Staffelfavoriten FC Energie Cottbus hauchdünn mit 1:2 (0:0) verloren, wobei sich die Leutzscher aufgrund ihrer couragierten Vorstellung einen Punkt in der Lausitz absolut verdient hatten. Über die 90 Minuten lieferten die Grün-Weißen dem Drittliga-Absteiger einen offenen Kampf und bestätigten damit den positiven Trend der letzten Wochen. Defensiv höchst stabil setzten die Chemiker vor allem in den zweiten 45 Minuten immer wieder Nadelstiche und machten den ambitionierten Brandenburgern damit das Leben schwer. Belohnt wurden die Leutzscher mit dem zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer, doch ein Standard-Gegentor machte dem Bonus-Punkt im Cottbusser Stadion der Freundschaft einen dicken Strich durch die Rechnung.
Demzufolge war den Spielern die Enttäuschung schon gewaltig ins Gesicht geschrieben, da man sich für den immensen Aufwand letztlich nicht mit einem Zähler belohnen konnte. Nichtsdestotrotz hat die BSG Chemie Leipzig auch in der Lausitz angedeutet, dass man in der Regionalliga angekommen ist. Sollte man die Leistung am morgigen Sonntag daheim gegen den VfB Auerbach abermals abrufen können, dürfen sich die Jagatic-Schützlinge berechtigte Hoffnungen machen, auf dem Punktekonto weiter anschreiben zu können.
Der Anstoß im Alfred-Kunze-Sportpark erfolgt um 13.30 Uhr. Bitte beachtet, dass in der Nacht die Sommerzeit zu Ende geht und die Uhren eine Stunde zurückgestellt werden.
Es ist schon bemerkenswert, welche Arbeit beim VfB Auerbach seit Jahren geleistet wird. Als relativ kleiner Verein spielen die Vogtländer bereits seit der Saison 2012/13 in der Regionalliga und bestechen dort jährlich mit sehr guten Leistungen. In den Endabrechnungen jeweils im Mittelfeld platziert, wird in Auerbach Jahr für Jahr eindrucksvoll demonstriert, was mit kontinuierlicher Arbeit, Bodenständigkeit und mannschaftlicher Geschlossenheit möglich ist. Dabei ist der Erfolg in Auerbach hauteng mit dem Namen Volkhardt Kramer verbunden. Im Jahr 1991 übernahm er das Traineramt der Vogtländer in der Bezirksklasse – im Anschluss daran ging es mit dem Verein steil bergauf. Sofort wurde der Aufstieg in die Bezirksliga Chemnitz realisiert, drei Jahre später schaffte man im beschaulichen Städtchen (18.350 Einwohner) durch den Staffelsieg die Qualifikation für die Landesliga Sachsen. Auch in der höchsten Spielklasse des Freistaates fasste die Elf sofort Fuß und belegte dort bis auf wenige Ausnahmen stets Platzierungen im ersten Drittel der Tabelle. Jahr für Jahr verstand es Trainer Volkhardt Kramer eine Mannschaft zusammenzustellen, die das Niveau der Sachsenliga mitbestimmen konnte. In der Saison 2002/2003 war es dann soweit – mit dem Aufstieg in die Oberliga Süd gelang dem VfB Auerbach der damals größte Coup der Vereinsgeschichte. Mit fünf Punkten Vorsprung vor dem VfL Pirna-Copitz sicherte man sich damals die Sachsenmeisterschaft, doch sollten die Auerbacher ihre Erfolgsstory auch in der Oberliga fortsetzen können. Problemlos hielten die Vogtländer in den ersten Jahren unter Trainer Kramer die Klasse, wenn man das Spieljahr 2006/07 einmal ausklammert.
Dort realisierte der VfB den Klassenerhalt als Tabellen-Dreizehnter nur mit einem Zähler Vorsprung vor Carl Zeiss Jena II – in den ersten drei Oberliga-Jahren erreichte man die Plätze 13, 7 und 11. Diese kritische Saison war die erste ohne Volkhardt Kramer auf der Trainerbank – der erfolgreiche Coach fungierte fortan als Sportlicher Leiter. Sein Nachfolger wurde Steffen Dünger, der mit der Mannschaft im Anschluss daran jedoch regelrecht durchstartete. Unter Dünger gelangen in den Folgejahren in der Oberliga drei Vizeränge, ein vierter sowie ein sechster Platz. In der Saison 2011/12 erreichte man in Auerbach den nächsten Meilenstein – neben dem FSV Zwickau stiegen die Vogtländer als Vizemeister in die Regionalliga auf. Seit diesem sportlichen Highlight agiert Volkhardt Kramer als Manager des VfB Auerbach – und dies mit großem Erfolg. Fortan wurde gewaltig in die Infrastruktur rund um das heimische VfB-Stadion investiert, ohne dabei das Sportliche zu vernachlässigen. Nach dem Abschied von Steffen Dünger auf der Trainerbank (Juni 2013) konnte Kramer im Anschluss daran mit Andreas Richter und später Michael Heimisch zwei Übungsleiter verpflichten, die die Regionalliga-Erfolgsgeschichte der Auerbacher weiter fortsetzen konnten. Seit Juli 2018 übernahm der erfahrene Sven Köhler die Mannschaft, der zuvor sowohl beim Halleschen FC als auch beim Chemnitzer FC in der 3. Liga arbeitete. Unter Köhler gelang dem VfB in der Vorsaison ein 9. Rang – auch damals hatten die Vogtländer mit dem Abstieg nie etwas zu tun.
Auch für diese Saison hat man sich beim VfB das Ziel gesetzt, in ähnliche Sphären des Vorjahres einzukommen, auch wenn man mit Florian Mielke (Empor Berlin), Danny Wild und Vaclav Heger (beide Kickers Selb) drei wichtige Akteure abgeben musste. Allerdings setzte man den Start gewaltig in den Sand. Die ersten vier Begegnungen verloren die Auerbacher allesamt, doch im Anschluss daran gelang es der Mannschaft das Feld von hinten aufzurollen. Neben einem Punktgewinn gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig (1:1) überzeugte die Mannschaft vor allem in Cottbus (4:1) sowie in den Heimspielen gegen den Berliner AK (3:2) und zuletzt gegen Wacker Nordhausen (5:2). Mit aktuell 14 Punkten haben sich die Vogtländer derzeit auf Position 12 eingereiht, wobei der Trend in den letzten Wochen klar nach oben zeigt. In der Meisterschaft hat man die letzten drei Begegnungen im heimischen VfB-Stadion allesamt siegreich gestaltet, was den Grundstein für die aufsteigende Tendenz darstellt. Auch von zwischenzeitlichen Rückschlägen wie die 1:5-Niederlage in Meuselwitz oder die klare 1:4-Heimpleite im Sachsenpokal gegen Lok Leipzig lässt man sich im Vogtland nicht aus der Bahn werfen – unter Manager Kramer wird stets die Ruhe bewahrt. Die Qualität der Mannschaft ist zweifelsohne vorhanden, vor allem wenn man die Offensivreihe der Truppe begutachtet. So führt Marc-Philipp Zimmermann mit bisher elf Saisontoren zusammen mit dem Herthaner Muhammed Kiprit die Torjäger-Liste der Regionalliga an – mit Thomas Stock und Marcel Schlosser bildet Zimmermann das kongeniale Offensiv-Trio der Auerbacher. 16 der bisherigen 23 Treffer haben diese drei Spieler bisher beigesteuert, was vieles über die Wichtigkeit dieser Akteure aussagt. Probleme hat der VfB jedoch noch im Defensivbereich – 28 Gegentore sind einfach zu viel. Das Hauptproblem lag sicherlich in den verletzungsbedingten Ausfällen der Torhüter Stefan Schmidt und Maximilian Rosenkranz, so dass die Vogtländer kurz vor Ende der Transferperiode mit dem im Sommer bei der BSG Chemie zur Probe vorspielenden Maximilian Schlosser einen zusätzlichen Torhüter verpflichteten. Der in Aue ausgebildete Keeper erfüllte seine Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit, doch ist Trainer Köhler froh, dass mit Stefan Schmidt seine etatmäßige Nummer eins wieder zur Verfügung steht. Mit Paul Horschig und Niklas Jeck verpflichtete man kurz vor Ablauf der Transferfrist zusätzlich zwei weitere talentierte Akteure aus Aue, welche Trainer Köhler zusätzliche Optionen ermöglichen. Insgesamt bestechen die Schwarz-Gelben durch ihre Homogenität im Team und können an einem guten Tag jedem Gegner in der Regionalliga mehr als gefährlich werden. Drittliga-Absteiger Energie Cottbus kann ein Lied davon singen, als man den Auerbachern Ende August im heimischen Stadion der Freundschaft beinahe sensationell mit 1:4 unterlag.
Die Leutzscher wollen ihrerseits den guten Lauf fortsetzen, auch wenn sich das am vergangenen Sonntag in Cottbus leider nicht im Ergebnis niederschlug. Die Mannschaft hat sich in den letzten Wochen sehr gut entwickelt – neben einer defensiven Kompaktheit ist man nun auch im Spiel nach vorn deutlich variabler und gefährlicher geworden. Gegen Auerbach erwartet Trainer Miroslav Jagatic ein „Duell auf Augenhöhe“, innerhalb der Trainingswoche wurde jedem einzelnen Akteur auf die Wichtigkeit dieser Begegnung hingewiesen. Dazu gilt es, eine ähnliche Leistung wie in den letzten beiden Regionalliga-Partien abzurufen. Im Abwehrverbund gilt es wiederum äußerst kompakt und ohne Risiko zu agieren, im Spiel nach vorn sind wieder jede Menge Mut, Spielwitz und Ideen gefragt. All diese Komponenten waren zuletzt vorhanden, doch gerade gegen Auerbach werden diese noch stärker gefragt sein. Mit der bedingungslosen Unterstützung von den Rängen möchte man sofort ins Spiel finden und gegen diesen routinierten Gegner die eigenen Stärken einbringen. Sollte dies gelingen, ist im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark alles möglich, doch muss die Elf über die kompletten 90 Minuten ihr volles Leistungsniveau abrufen. Wichtig wird es sein, dass man wiederum gemeinsam als Kollektiv auftritt, indem der eine für den anderen da ist. Zusammen mit den Leutzscher Tugenden und dem Publikum im Rücken ist man recht zuversichtlich auch diese Aufgabe lösen zu können.
Personell sieht der Kader ähnlich zu dem der Vorwoche aus. Jedoch ist gut möglich, dass Alexander Bury wieder in den Kader hinzustoßen könnte. Nach einer Sprunggelenks-Verletzung trainiert er seit Mitte der Woche wieder mit der Mannschaft mit und könnte durchaus eine Option für den Kader sein. Definitiv fehlen werden Marc Böttger (langzeitverletzt) und Philipp Wendt (Knöchel).
Geleitet wird die morgige Partie von Eugen Ostrin aus Eisenach. Zwei Mal hat der 35-jährige Thüringer in dieser Saison bereits Spiele der BSG geleitet – bei einem Unentschieden (1:1 gegen Babelsberg) und einer Niederlage (2:3 in Altglienicke) haben die Leutzscher aus diesen beiden Partien recht wenig mitgenommen. Vielleicht ändert sich das ja am morgigen Tag. An den Linien wird Ostrin unterstützt von Michael Wilske (Bretleben) und Marko Wartmann (Großvargula). Wünschen wir dem Schiedsrichter-Gespann ebenfalls ein gutes Spiel und jederzeit ein glückliches Händchen.