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ERSTE

Rollen klar verteilt – Chemie als Außenseiter nach Cottbus

By 19. Oktober 2019Oktober 30th, 2019No Comments

Foto: Christian Donner

Vier Punkte aus den letzten beiden Begegnungen in der Meisterschaft, anschließend der Pokalerfolg in Bautzen – Chemie Leipzig hat sich nach einer zuletzt recht schwierigen Phase eindrucksvoll zurückgemeldet. Sicherlich war in der Spreestadt nicht alles Gold was glänzt, doch letztlich zählte nur das Weiterkommen, was mit einem 3:0-Erfolg gelang. In diesen letzten drei Begegnungen haben die Leutzscher jede Menge Selbstvertrauen mitgenommen, was für die kommenden Aufgaben nur förderlich sein kann. Denn bereits am morgigen Sonntag steht für die Grün-Weißen die nächste schwere Standortbestimmung bevor, wenn man bei Drittliga-Absteiger FC Energie Cottbus antritt. Die Partie wird um 13:30 Uhr im Stadion der Freundschaft angepfiffen.

Es war schon tragisch, wie der ehemalige Bundesligist FC Energie Cottbus im Mai diesen Jahres den schweren Gang zurück in die Regionalliga antreten musste. Am letzten Spieltag der 3. Liga gastierten den Brandenburger bei Eintracht Braunschweig – einem weiteren Traditionsverein, der ebenfalls mit dem Rücken zur Wand stand. Mit einer Aufholjagd von neun Punkten aus den vergangenen vier Spielen hatte sich die Elf von Trainer Claus-Dieter Wollitz wieder ins Gespräch in Sachen Klassenerhalt gebracht – vor dem letzten Spieltag hatte man mit 44 Zählern die Konkurrenten Sonnenhof Großaspach (42) und Carl Zeiss Jena (43) bereits hinter sich gelassen. Allerdings erlebten die Brandenburger in Braunschweig (vor dem Spiel ebenfalls 44 Punkte) dann ihr Fiasko. Zwar holte Energie in Niedersachsen beim 1:1 einen Punkt, doch da sowohl Jena als auch Großaspach ihre Begegnungen gewinnen konnten, stiegen die Cottbusser neben dem VfR Aalen, Fortuna Köln und Sportfreunde Lotte in die Regionalliga ab. Eintracht Braunschweig rettete sich mit dem Unentschieden aufgrund des Torverhältnisses gegenüber Energie Cottbus – ein einziger Treffer gab hier in der Endabrechnung den Ausschlag. Für die Wollitz-Elf war dieser Abstieg mehr als grausam – zehn Punkte aus den letzten fünf Begegnungen reichten nicht, um letztlich die Klasse zu halten.

Nach dem Abstieg aus der 3. Liga begann natürlich erst einmal der sportliche Ausverkauf. Zahlreiche Leistungsträger waren in der Regionalliga natürlich nicht zu halten und schlossen sich höherklassigen Vereinen an. Zweifellos schmerzten die Abgänge von Fabio Viteritti (Zwickau), Jürgen Gjasula (Magdeburg), Lasse Schlüter (Braunschweig), Fabian Holthaus (Viktoria Köln), Andrej Startsev (Oldenburg), Streli Mamba (Paderborn), Marcelo de Freitas Costa (Chemnitz), José-Junior Matuwila, Avdo Spahic (beide Kaiserslautern), Kevin Rauhut (Fortuna Köln), Tim Kruse und Björn Ziegenbein (beide Laufbahn beendet) – vor allem, weil man mit fast allen dieser Akteure im Vorjahr den Aufstieg in die 3. Liga realisieren konnte. In der Sommerpause kam es für die Cottbusser daher erst einmal darauf an, eine regionalliga-taugliche Mannschaft auf die Beine zu stellen. Dabei legte man den Fokus auf junge, entwicklungsfähige Akteure. So konnte man mit Berkan Taz, Lennart Moser (beide Union Berlin), Jan Koch (Berliner AK), Ben Meyer (Fürstenwalde), Tobias Hasse (Erfurt), Niclas Erlbeck (Chemnitz) oder Marcel Hoppe (RB Leipzig) genau diese Spieler verpflichten, mit Colin Raak, Tobias Eisenhuth und Niklas Geisler rückten noch drei Akteure aus den eigenen A-Junioren in den Profikader. Allerdings ist Trainer Claus-Dieter Wollitz (ehemaliger Spieler bei Schalke 04, Bayer Leverkusen, VfL Osnabrück, Hertha BSC, VfL Wolfsburg, 1. FC Kaiserslautern, KFC Uerdingen, 1. FC Köln) natürlich erfahren genug, um zu wissen, dass es eine gute Mischung im Team benötigt. Nachdem Publikums-Liebling Dimitar Rangelov gehalten werden konnte, verpflichteten die Cottbusser mit Felix Brügmann (Jena), Axel Borgmann (Venlo) und Orhan Yildirim (Berliner AK) drei Spieler von jeweils Mitte 20, die dementsprechend schon etwas mehr Erfahrung aufweisen können.

Jedoch musste sich diese junge Mannschaft anfangs erst finden. Nur sieben Punkte aus den ersten sechs Spielen belegen, dass die Elf zu Saisonbeginn einige Anpassungsschwierigkeiten hatte. Niederlagen bei den Spitzenteams Hertha BSC II (2:5) und Lok Leipzig (2:3 nach 2:0-Führung) mussten verkraftet werden, bei 1:4-Heimniederlage gegen den VfB Auerbach überraschte neben dem Spielausgang vor allem die Höhe. Allerdings wuchs die Truppe in den letzten fünf Begegnungen immer mehr zusammen. Dort holte die Mannschaft 13 Punkte und hat sich in der Tabelle erst einmal auf Position fünf hochgearbeitet. Überzeugen konnte die Wollitz-Elf vor allem beim 6:0-Heimerfolg über den BFC Dynamo und beim 2:1-Sieg beim Staffelfavoriten Wacker Nordhausen. Zusätzliches Selbstvertrauen holte sich Energie im Brandenburg- Pokal, wo man sich durch einen 2:1-Erfolg beim RSV Eintracht Stahnsdorf für das Viertelfinale qualifiziert hat. Dort muss man Mitte November nun beim Oberliga-Spitzenreiter FSV Luckenwalde antreten.

Prunkstück des Drittliga-Absteigers ist zweifellos die Offensivabteilung. Mit 30 erzielten Toren hat man nach Hertha BSC II (38) zusammen mit der VSG Altglienicke die zweitmeisten der Staffel erzielt. Hier glänzt vor allem das Trio Felix Brügmann (8 Saisontore), Dimitar Rangelov und Berkan Taz (jeweils 6), die insgesamt 20 Treffer beigesteuert haben. Probleme gibt es beim FC Energie jedoch noch im Defensivbereich – 22 Gegentreffer sind eindeutig zu viel. Diese sind jedoch eindeutig der Unerfahrenheit geschuldet, zumal nahezu die komplette Hintermannschaft neu zusammengestellt wurde und sich erst finden musste. In den letzten beiden Begegnungen musste man jedoch nur einen Gegentreffer hinnehmen, was belegt, dass man sich im Abwehrverhalten ebenfalls verbessert hat. Beeindruckend ist zusätzlich die bisherige Heimstärke der Cottbusser. Außer dem gravierenden Ausrutscher gegen Auerbach hat die Wollitz- Elf die restlichen vier Partien im heimischen Stadion der Freundschaft allesamt siegreich gestaltet und zeigt sich dort mit 18 Treffern als äußerst treffsicher. Hin und her ging es jeweils bei den Erfolgen gegen Altglienicke (3:1) und Erfurt (5:3), gegen den ZFC Meuselwitz drehten die Brandenburger in den letzten zehn Minuten einen 0:2-Rückstand in einen 3:2-Sieg um. Beim angesprochenen 6:0-Erfolg über den BFC Dynamo war der Rekordmeister der ehemaligen DDR chancenlos – insgesamt versprechen Heimspiele des FC Energie Cottbus jede Menge Spektakel.

Die Leutzscher können nach den Siegen über Lok Leipzig und im Pokal in Bautzen optimistisch nach Cottbus fahren. Natürlich ist man sich im grün-weißen Lager über die Schwere der Aufgabe bewusst, doch die Elf wird vor einer stattlichen Kulisse völlig frei aufspielen können. Niemand erwartet von den Chemikern etwas in Cottbus – und genau das ist die Chance für die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic. Der Druck liegt zweifelsohne bei den Hausherren, die das Heimspiel gewinnen müssen, wenn man in der Tabelle weiter an die Spitzenteams heranrücken will. Die Leutzscher können daher völlig frei aufspielen – die letzten Begegnungen in Erfurt und daheim gegen Lok Leipzig machen Mut auf mehr. Erneut wird eine kompakte Defensive die Basis für einen erfolgreichen Auftritt sein, mit Nadelstichen nach Ballgewinnen möchte man die Energie-Hintermannschaft immer wieder beschäftigen. Ein gutes Umkehrspiel wird von großer Bedeutung sein, doch dass die Mannschaft das kann, das hat die Elf im Derby bewiesen. Cottbus wird mit Sicherheit die technisch feinere Klinge schlagen, demzufolge gilt es von Beginn an die Leutzscher Tugenden an den Tag zu legen. Leidenschaft, Zweikampfintensität, Mut – dies alles wird die Mannschaft in die Waagschale werfen, um den großen Favoriten einen offenen Kampf zu liefern.

Nach den letzten Erfolgen ist die Stimmung im Team natürlich gut, die Truppe ist total fokussiert sich im schmucken Stadion der Freundschaft von ihrer besten Seite zu zeigen. Innerhalb der Trainingswoche wurde gut gearbeitet, sodass man gut vorbereitet nach Brandenburg fährt. Personell sieht der Kader genauso aus, wie am vergangenen Wochenende in Bautzen. Zwar schmerzt der Ausfall von Alexander Bury (Sprunggelenk), doch er senkte nach einem Test am Freitag letztlich den Daumen. Ähnliches trifft auf Philipp Wendt zu, der seine Knöchelprobleme ebenfalls noch nicht überwunden hat. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Max Keßler (Fuß), aber man ist in Leutzsch guten Mutes, ihn in Cottbus zur Verfügung zu haben. Ansonsten steht Trainer Miroslav Jagatic bis auf den Langzeitverletzten Marc Böttger der komplette Kader zur Verfügung. Geleitet wird die Regionalliga-Partie im Cottbusser Stadion der Freundschaft von Florian Markhoff aus Rostock. Der 29-Jährige ist Aufsteiger in diese Spielklasse und hat bisher drei Einsätze zu verzeichnen. Zuletzt pfiff Markhoff die Begegnung zwischen dem SV Lichtenberg 47 und dem FSV Union Fürstenwalde (0:1). An den Linien wird der Unparteiische assistiert von Christian Allwardt (Kritzmow) und Florian Strübing (Röbel). Wir wünschen dem Schiedsrichter-Gespann gutes Gelingen, immer gut Pfiff und freuen uns auf eine spannende Partie!

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