Glanzlos hat sich Chemie Leipzig für das Achtelfinale im Wernesgrüner-Sachsenpokal qualifiziert. Beim Landesligisten FSV Budissa Bautzen setzte sich die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic mit 3:0 (1:0) durch, wobei es am verdienten Weiterkommen der Leutzscher im Endeffekt nichts zu rütteln gab. Nichtsdestotrotz blieb die Vorstellung der Fünfeckträger über die 90 Minuten überschaubar. Nach einer ordentlichen Anfangsphase baute man den Gegner mit fortlaufender Zeit durch sehr fehlerhaftes Spiel immer mehr auf und passte sich im zweiten Durchgang der Spielweise der Oberlausitzer nahezu an. Glücklicherweise blieben die Ostsachsen vor dem Leutzscher Gehäuse harmlos, was den Regionalligisten zusätzliche Probleme ersparte. Erst in der Schlussphase entschied der Favorit die Begegnung durch einen Doppelschlag endgültig und qualifizierte sich letztlich – vom Ergebnis her – sicher für das Achtelfinale.
Nach dem emotionalen 2:0 (1:0)-Derbysieg über den 1. FC Lokomotive Leipzig wollte Trainer Miroslav Jagatic den positiven Schwung beibehalten und wechselte sein Team nur auf einer Position. Für den angeschlagenen Alexander Bury kam Max Keßler in die Mannschaft, der beim 2:0-Testspielsieg in Markkleeberg auf sich aufmerksam gemacht hatte. So sollte von Beginn an die Favoritenstellung in der Oberlausitz deutlich gemacht werden, was der Elf anfangs auch ganz gut gelang. Bereits nach drei Minuten setzte Tommy Kind die erste Duftmarke, bei der sich Tom Köhler im Bautzner Gehäuse erstmals auszeichnen konnte. Mit einer gelungenen Ballzirkulation diktierte man ganz klar die Anfangsphase, die gastgebenden Budissen wurden zunächst deutlich in die eigene Hälfte gedrängt. Nach einem Freistoß von Benjamin Boltze hatte Florian Schmidt die große Gelegenheit zum Leutzscher Führungstreffer, doch aus bester Position brachte er die Kugel an Köhler nicht vorbei (22.). Nur 60 Sekunden später sollte er es dann besser machen. Sehr gut von Daniel Heinze eingeleitet brach Florian Schmidt von der halblinken Seite durch und ließ Köhler mit einem platzierten Flachschuss keine Chance – 0:1 (23.). Direkt im Anschluss hätte Tommy Kind sogar nachlegen können, doch einen zu kurz abgewehrten Ball jagte er knapp über den Querbalken (24.).
In der Folgezeit schalteten die Chemiker allerdings unverständlicherweise einen Gang zurück. Im Passspiel agierte man nun äußerst schlampig, so dass man die Oberlausitzer durch eigene Unkonzentriertheiten wiederaufbaute. Ein völlig verkorkster Rückpass Manuel Wajers von der Mittellinie zu Schlussmann Benjamin Bellot leitete die beste Möglichkeit der Oberlausitzer ein. Beim folgenden Eckball von Max Kubitz stieg Joseph Gröschke am höchsten, jedoch trudelte die Kugel knapp am Ziel vorbei (29.). Bautzen witterte plötzlich Morgenluft und haderte wenig später mit dem Schiedsrichter. Als Norman Kloß im Leutzscher Strafraum von Manuel Wajer und Andy Wendschuch in die Zange genommen wurde, konnten die Gäste heilfroh sein, dass Referee Christian Schlömann (Brand-Erbisdorf) gut postiert war und sofort abwinkte (37.).
Zwar blieben die Gäste bis zum Pausenpfiff die feldüberlegene Mannschaft, allerdings hatte man sich durch diese eigenen Unzulänglichkeiten beinahe selbst aus dem Rhythmus gebracht. Nichtsdestotrotz hatte die Jagatic-Elf bis zur Halbzeit noch zwei gute Möglichkeiten um das Ergebnis auszubauen. Bei einem Distanzschuss von Andy Wendschuch zeigte sich Tom Köhler vollends auf der Höhe (33.), nach klasse Zuspiel von Elvir Ibiševic erwies sich der frei durchgebrochene Max Keßler vor dem Tor nicht abgebrüht genug und lupfte das Streitobjekt am Tor vorbei (45.).
Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs konnte die Leutzscher Elf den Schalter nicht wieder umlegen. Im Passspiel blieb die Mannschaft extrem fahrig und fehlerhaft, sodass die Gastgeber die Begegnung weiter offenhalten konnten. So musste Benjamin Bellot im BSG- Gehäuse nach einem Schuss von Norman Kloß erstmals eingreifen (48.), bei einem Distanzversuch von Tom Hentschel wäre der Leutzscher Keeper ebenfalls zur Stelle gewesen (drüber, 57.). So profitierten die Platzherren immer wieder von Ballverlusten der Fünfeckträger, andererseits ließen die Budissen aber jegliche Genauigkeit bei ihren Distanzschüssen vermissen. Zwar hatten die Grün-Weißen auch in dieser Phase nach der Halbzeit erwartungsgemäß mehr Ballbesitz, doch richtig zwingend wurde die Jagatic-Elf kaum. Einzig Daniel Heinze sorgte nach gutem Zuspiel von Raffael Cvijetkovic einmal für Gefahr vor dem Budissa-Tor, doch Bautzens Abwehrchef Joseph Gröschke rettete hier in letzter Sekunde (62.).
So spielte sich die Partie in der Folgezeit hauptsächlich zwischen den Strafräumen ab. Die Gastgeber waren kaum in der Lage, sich in der torgefährlichen Zone in Szene zu setzen, der Favorit aus Leipzig-Leutzsch verdarb sich im Offensivbereich viel zu viel durch sein unsauberes Spiel. Erst in der Schlussviertelstunde wurde der Regionalligist wieder zielstrebiger, da die Kräfte der Oberlausitzer nun spürbar nachließen. So scheiterte Raffael Cvijetkovic zweimal am gut postierten Köhler im Budissa-Tor (76., 78.), nach gutem Spielzug über Max Keßler und Elvir Ibiševic warf Moritz Noack rechtzeitig den Rettungsanker, als Cvijetkovic quasi schon jubelnd abdrehte (82.). Doch wenig später war es dann soweit – mit einem Doppelschlag lenkten die Leutzscher die Partie nun endgültig in die gewünschten Bahnen. Einen zu kurz abgewehrten Ball nahm Andy Wendschuch von der Strafraumgrenze direkt und jagte die Kugel zum 0:2 direkt unter die Querlatte (85.). 60 Sekunden später zog Leo Felgenträger von der linken Seite in den Strafraum ein und schlenzte das Streitobjekt zum 0:3 ins äußerste Toreck (86.). Damit war diese Pokal-Begegnung natürlich entschieden, am letztlich verdienten Achtelfinal-Einzug gab es nun keine Zweifel mehr. Warum es sich die Elf insgesamt jedoch so schwer machte, bleibt letztlich das Geheimnis der Truppe.
Trotz aller Freude über das Weiterkommen im sächsischen Cup-Wettbewerb – einen Wermutstropfen hatte diese Partie dennoch. Kurz vor dem Pausenpfiff musste Tommy Kind mit Problemen im Brustbereich ausgewechselt werden – der anschließende Transport ins benachbarte Oberlausitz-Klinikum erfolgte prompt. Mit den besten Genesungswünschen bleibt zu hoffen, dass sich die Verletzung des aus Halle zurückgekehrten Torjägers nicht als zu schlimm darstellt, so dass er für die kommenden Aufgaben in der Regionalliga zur Verfügung steht. Denn bereits am Sonntag steht für die Leutzscher in der Meisterschaft ein echtes Highlight an, wenn man um 13:30 Uhr beim Drittliga-Absteiger FC Energie Cottbus antritt. Alle Akteure – auch Tommy Kind – werden dort dringend gebraucht…
FSV Budissa Bautzen – BSG Chemie Leipzig 0:3 (0:1)
FSV Budissa Bautzen: Tom Köhler – Moritz Noack, Joseph Gröschke, Marco Fischer, Jakub Sidlo – Tom Hentschel (81. Felix Meißner), Max Kubitz – Max Rülicke (87. Konrad Schneider), Norman Kloß, Danny Gärtner (69. Julien Hentsch) – Tom Hagemann – Trainer: Thomas Hentschel
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Benjamin Boltze, Stefan Karau, Benjamin Schmidt, Manuel Wajer – Andy Wendschuch, Daniel Heinze – Max Keßler, Florian Schmidt (ab 74. Leo Felgenträger) – Tommy Kind (40. Elvir Ibiševic), Tomáš Petráček (46. Raffael Cvijetkovic) – Trainer: Miroslav Jagatic
Schiedsrichter: Christian Schlömann (Brand-Erbisdorf) – Schiedsrichter-Assistenten: Poul Kaminski (Striegistal), Marc Jünger (Falkenau)
Tore: 0:1 Florian Schmidt (23.), 0:2 Andy Wendschuch (85.), 0:3 Leo Felgenträger (86.)
Zuschauer: 892 im Stadion Müllerwiese zu Bautzen