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ERSTE

Chemie nach dem Derbysieg gegen Bautzen Favorit

By 11. Oktober 2019Oktober 17th, 2019No Comments

Dank eines Tores von Alexander Bury besiegte Chemie im Viertelfinale des Sachsenpokals, im November 2017, Budissa Bautzen mit 1:0.

Es waren schon unbeschreibliche Szenen, welche sich am vergangenen Sonntag ab 14:55 Uhr im traditionsreichen Leipziger Alfred-Kunze-Sportpark abspielten. Soeben hatte Schiedsrichter Steven Greif aus dem thüringischen Westhausen das Derby zwischen Chemie Leipzig und dem 1. FC Lokomotive Leipzig abgepfiffen – mit einem 2:0 (1:0)-Erfolg gelang den Leutzschern nach einer achteinhalbjährigen Abstinenz der erste Derbysieg über den Kontrahenten aus Probstheida. Die Leutzscher sind nun definitiv in der Liga angekommen, doch nun gilt es die Leistung in den kommenden Wochen zu bestätigen. Dies beginnt schon am Wochenende, wenn die Chemiker in dieser Saison erstmals im Landespokal eingreifen. Nach zwei Freilosen in den beiden Auftaktrunden trifft man mit dem FSV Budissa Bautzen nun auf einen alten Bekannten. Der Anstoß beim ehemaligen Regionalliga-Kontrahenten, der nach seinem freiwilligen Rückzug nun in der Landesliga Sachsen auf Torejagd geht, erfolgt am Sonntag um 14:00 Uhr auf der Bautzner Müllerwiese.

Im Anschluss an das Spiel gegen Lok Leipzig wurde die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic von den Zuschauern frenetisch gefeiert. Bis etwa 30 Minuten nach Schlusspfiff drehte die Elf unzählige Ehrenrunden, neben einer Unmenge von Glückwünschen ans Team schossen die Fans unzählige Selfies mit den Spielern – was dem Leutzscher Anhang dieser Derbysieg bedeutet, war allen Beteiligten nach dem Abpfiff absolut ersichtlich. Viel zu lange musste man auf genau diesen Tag warten, demzufolge wird der 6. Oktober 2019 allen Sympathisanten der Chemiker auf jeden Fall in Erinnerung bleiben. Wichtig war dieser dreifache Punktgewinn neben jeder Menge Prestige jedoch noch in anderer Hinsicht. Nachdem man nach nur zwei Zählern aus den letzten vier Begegnungen etwas in die untere Tabellenhälfte gerutscht war, gelang mit dem Sieg über den 1. FC Lok ein dringend notwendiger Befreiungsschlag. Im Ranking kletterten die Grün-Weißen vom 15. auf den 11. Rang – mit 12 Punkten aus elf Partien ist die BSG nun absolut im Soll. Selbstverständlich ist das Klassement noch ganz eng zusammen, doch solch ein Erfolg über ein Spitzenteam der Regionalliga sorgt mit Sicherheit erst einmal für reichlich Gesprächsstoff unter den Konkurrenten.

Doch schauen wir auf unsere Pokalaufgabe: Nach einem fünfjährigen Intermezzo in der Regionalliga werden beim Traditionsverein FSV Budissa Bautzen fortan erst einmal kleinere Brötchen gebacken. Nachdem die Oberlausitzer in den ersten vier Jahren in dieser Leistungsklasse jeweils erfolgreich den Kampf gegen den Abstieg meistern konnten, gelang dies in der letzten Saison leider nicht mehr. Mit 26 Punkten aus 34 Begegnungen leuchtete in Ostsachsen nach Beendigung der Spielserie die Rote Laterne, was den Abstieg in die Oberliga zur Folge gehabt hätte. Doch die Bautzner nahmen diesen Startplatz nicht in Anspruch, sondern bevorzugten einen Neuanfang auf Verbandsebene. So starten die Budissen in der Saison 2019/20 in der Landesliga Sachsen mit dem Ziel, sich sowohl sportlich als auch wirtschaftlich zu konsolidieren. Die vergangenen Regionalliga-Jahre hatten beim Verein finanziell deutliche Spuren hinterlassen, um den Klub wirtschaftlich nicht in unruhiges Fahrwasser geraten zu lassen, entschloss sich der Vorstand diesen Weg zu gehen. Der Nachwuchsbereich ist bei den Bautznern sehr gut aufgestellt, die eigene Jugend soll das Fundament für die kommenden Jahre bilden. Dabei mithelfen soll mit Thomas Hentschel ein in der Spreestadt keinesfalls Unbekannter. Bereits zum dritten Mal ist der 55-Jährige Trainer bei Budissa Bautzen – bei seinen zwei vorherigen Amtsperioden kann er durchaus große Erfolge aufweisen. Im Jahr 2003 stieg Hentschel mit dem FSV Budissa in die Landesliga auf, zwei Jahre später erfolgte sogar der Schritt in die Oberliga. Insgesamt saß Hentschel von Juli 1998 bis April 2007 auf der sportlichen Kommandobrücke der Schwarz-Weißen. Nach anschließenden sechs Jahren beim SV Einheit Kamenz kehrte Hentschel im Juli 2013 zu den Bautznern zurück und schaffte mit seinem alten Verein sofort den Aufstieg in die Regionalliga. Bis April 2016 war er verantwortlich für die Mannschaft, ehe er durch seinen Co-Trainer Reimund Linkert ersetzt wurde. Im Anschluss daran trainierte der erfahrene Coach mit Sokol Ralbitz/Horka und der SG Crostwitz zwei unterklassige Vereine, ehe er beim ambitionierten FC Oberlausitz Neugersdorf anheuerte. Von Juli 2018 bis Februar 2019 trainierte er dort die Reserve-Mannschaft in der Landesklasse, ehe er anschließend zum Cheftrainer des Regionalliga-Teams befördert wurde und Nachfolger von Karsten Hutwelker wurde. Dank eines energischen Schlussspurts mit 12 Punkten aus den letzten fünf Begegnungen führte Hentschel die Neugersdorfer zum Klassenerhalt in der Regionalliga, doch der Verein gab freiwillig seinen Startplatz ab und spielt fortan nur noch in der Oberliga.

So kehrte Hentschel im Sommer nun zum dritten Mal nach Bautzen zurück und ist dort mit seiner Erfahrung mit Sicherheit der richtige Mann. Aufgrund des sportlichen Rückzugs über zwei Spielklassen hinweg ist der Kader der Oberlausitzer natürlich nicht mehr im Geringsten mit dem des Vorjahres zu vergleichen. Verdienstvolle Akteure wie Tony Schmidt (Altglienicke), Johann Weiß (Meuselwitz), Sepp Kunze (Großenhain), Philipp Dartsch (Plauen), Martin Hoßmang (Bergen), Marek Langr (Hradec Kralove II), Christopher Schulz (Tennis Borussia Berlin) oder Mateusz Ciapa (Fürstenwalde) verließen den Verein, mit Denny Krahl kehrt am Sonntag ein letztjähriger Budisse an seine alte Wirkungsstätte zurück. In Bautzen setzt man ab sofort auf junge, hungrige Spieler aus dem eigenen Nachwuchs oder aus der Region. Mit den Verpflichtungen von Tom Hagemann, Max Rülicke, Norman Kloß (alle Bischofswerda), Florian Kärger, Marco Fischer (beide Pirna-Copitz) oder Julien Hentsch (Großröhrsdorf) konnte man auf dem Transfermarkt kräftig zuschlagen, so dass der FSV Budissa im Kampf um die Sachsenmeisterschaft ein gewichtiges Wort mitsprechen wird. Neben den diversen jungen Wilden gelang den Ostsachsen mit den Transfers der beiden Tschechen Martin Zoul (Jablonec nad Nisou) und Jakub Sidlo (Velke Hamry) sowie der Geraer Abwehrkante Joseph Gröschke etwas Erfahrung nach Bautzen zu holen. Trainer Hentschel weiß ganz genau, dass es nur mit jungen Spielern nicht gehen wird – etwas Routine wird zweifelsohne auch in der Sachsenliga benötigt. Demzufolge kam dem Coach gerade recht, dass Abwehrchef Pavel Patka trotz des Rückzugs auf Verbandsebene zum Bleiben bewegt werden konnte. Allerdings riss sich der Tscheche im Heimspiel gegen die BSG Stahl Riesa das Kreuzband und wird dem Team auf unbestimmte Zeit erst einmal fehlen.

Aktuell liegen die Oberlausitzer in der Landesliga mit 12 Punkten auf Rang sechs, Spitzenreiter Großenhain ist jedoch nur drei Zähler entfernt. Zwar hat die Elf im Verlauf der Saison erst einmal verloren (0:1 in Pirna- Copitz), doch zwei 1:1-Unentschieden auf der heimischen Müllerwiese gegen Riesa und Lößnitz verdarben eine bessere Platzierung. Vor allem das Remis gegen das Schlusslicht aus Riesa war insgesamt schon enttäuschend, diese zwei verlorenen Zähler hatte man fest eingeplant und fehlen aktuell in der Tabelle. Dass die Mannschaft jedoch eine hohe Qualität besitzt, bewies sie am vergangenen Sonntag. Deutlich mit 4:1 gewann die Hentschel-Elf beim Spitzenreiter FSV Neusalza-Spremberg – mit Budissa Bautzen wird in der Sachsenliga-Saison definitiv zu rechnen sein. Um sich für diese 3. Hauptrunde im Wernesgrüner-Sachsenpokal zu qualifizieren, mussten die Bautzner zunächst zweimal auswärts antreten. Dabei traf man zunächst beim Landesklasse-Aufsteiger SV Lichtenberg auf äußerst erbitterten Widerstand – erst in der Verlängerung gelang den Ostsachsen der 2:1- Sieg. In Runde zwei sah dies schon bedeutend anders aus, beim Landesklasse-Vertreter und ehemaligen Oberligisten Heidenauer SV feierte man beim 10:2-Erfolg ein wahres Schützenfest. Gegen die Chemiker ist man sich in Bautzen natürlich über die Ausgangsposition bewusst, doch ist man fest entschlossen, auch gegen den höherklassigen Gegner auf der Müllerwiese seine Möglichkeiten zu suchen.

Die Leutzscher haben ihrerseits nur ein Ziel – die Qualifikation für das Pokal-Achtelfinale. Zweifellos wird man in Bautzen die Rolle des Favoriten annehmen müssen, was man in der bisherigen Regionalliga-Saison noch nicht kannte. Schon aus diesem Grund wird die Elf von Trainer Miroslav Jagatic diese Begegnung mit vollster Konzentration und Entschlossenheit angehen, von Beginn an möchten die Leutzscher der Partie ihren Stempel aufdrücken. In der Vergangenheit kam bei den Chemikern durchaus die eine oder andere zittrige Pokalpartie gegen vermeintliche Underdogs zustande – wenn man einfach mal die Stichworte Annaberg, Crottendorf oder Trebendorf in den Raum wirft. Dies soll in Bautzen definitiv nicht passieren, von der ersten Minute möchte man in der Oberlausitz seine Favoritenrolle untermauern. Natürlich ist den Leutzschern der bisherige Saisonverlauf des Gegners bekannt – Grund genug immer wieder zu mahnen, dass diese Partie kein Selbstläufer wird. Wie lukrativ der Sachsenpokal sein kann bewies die Saison 2017/18, in welcher die BSG Chemie diesen Wettbewerb gewann. Auf dem Weg dahin kreuzten die Leutzscher am 11. November 2017 ebenfalls die Klingen mit Budissa Bautzen – mit einem 1:0-Erfolg im Viertelfinale (Tor: Alexander Bury, 20.) wurde der damalige Regionalliga-Kontrahent im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark aus dem Weg geräumt. Nichtsdestotrotz werden die Grün-Weißen in der Oberlausitz alles in die Waagschale werfen müssen, die Budissen werden mit Sicherheit alles abrufen. Der Druck liegt daher zweifelsohne bei den Fünfeckträgern, doch die Elf hat sich durch den letztwöchigen Derbysieg genügend Selbstvertrauen erarbeitet.

Trotz aller Euphorie aufgrund des Sieges über den Stadtrivalen hat Trainer Miroslav Jagatic immer wieder daran erinnert, dass man auch für einen Erfolg über Lok Leipzig nur drei Punkte erhält. Natürlich hat man sich über diesen Derbysieg gefreut, umso mehr jedoch über die Art und Weise, wie dieser zustande kam. Doch dieses emotionsgeladene Spiel ist nun Vergangenheit, der Fokus liegt zu einhundert Prozent auf dem Pokalspiel in Bautzen. Man möchte mit einer guten Leistung und dem damit verbundenen Einzug ins Viertelfinale den Heimsieg über die Probstheidaer vergolden – dies und nichts anderes hat man sich in Leutzsch am Sonntag als Ziel gesetzt.

Personell gibt es im Vergleich zur letzten Woche so gut wie keine Änderungen. Natürlich ist es gut möglich, dass das Trainerteam dem einen oder anderen Spieler eine schöpferische Pause gönnt, doch dies word erst am Spieltag entschieden. Das ist jedoch auch die Chance für Akteure, welche bisher nicht die erhoffte Spielpraxis bekommen haben. Nach seiner letztjährigen Roten Karte aus dem DFB-Pokal-Spiel gegen den SC Paderborn ist Philipp Wendt nochmals gesperrt, aufgrund einer Fußverletzung wäre der Linksbeiner für das Bautzen-Spiel jedoch ohnehin keine Option gewesen. Marc Böttger (langzeitverletzt) und Florian Kirstein (Aufbautraining) werden definitiv nicht zur Verfügung stehen.

Schiedsrichter der Drittrunden-Pokalpartie ist Christian Schlömann aus Stollberg. Der 25-jährige pfeift seit 2016 in der Oberliga und hat sich dort in den letzten Jahren etabliert. Am vergangenen Wochenende war Schlömann bei der Begegnung zwischen dem FC Einheit Rudolstadt und dem TV Askania Bernburg (5:1) im Einsatz. An den Linien wird der Unparteiische assistiert von Poul Kaminski (Striegistal) und Marc Jünger (Falkenau). Wir wünschen dem Schiedsrichter-Team ein gutes Spiel, immer ein richtiges Händchen und freuen uns auf die Pokalpartie in Bautzen!

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