Nach einem recht ordentlichen Saisonstart erlebt Regionalliga-Aufsteiger BSG Chemie Leipzig das erste Tal in der neuen Spielserie. Aus den letzten drei Begegnungen holte die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic nur einen Punkt, sodass die Leutzscher mit acht Zählern aus neun Partien derzeit auf Tabellenplatz 14 rangieren. Der Abstand nach ganz unten ist nach den letztwöchigen Punktgewinnen des Bischofswerdaer FV (2:0-Sieg über Lichtenberg 47) und des FSV Optik Rathenow (0:0-Unentschieden bei Viktoria Berlin) kleiner geworden. Jeder Punkt ist für das große Ziel „Klassenerhalt“ von sehr großer Bedeutung, in jeder Partie muss das maximale Leistungsvermögen abgerufen werden. So fahren die Fünfeckträger morgen optimistisch zum FC Rot-Weiß Erfurt und hoffen, gegen den unmittelbaren Tabellennachbarn mit einem positiven Ergebnis aufzuwarten. Der Anstoß im Erfurter Steigerwaldstadion erfolgt um 13:30 Uhr.
Wenn man Fußball mit Thüringen verbindet, dann fällt einem bald der Name FC Rot-Weiß Erfurt ein. Zu DDR-Zeiten war der Verein stetiges Mitglied der Oberliga, nach der politischen Wende waren die Rot- Weißen ein fester Bestandteil der Regionalliga. Im Jahr 2004 stiegen die Blumenstädter sogar einmal in die 2. Bundesliga auf, doch dieses Intermezzo war nach einem Spieljahr schon wieder beendet. Als nach einer Spielklassen-Reform beim DFB in der Saison 2008/09 die neue eingleisige 3. Liga eingeführt wurde, waren die Thüringer sofort präsent und konnten bis zum Jahr 2018 durchaus als absoluter Dino in dieser Leistungsklasse bezeichnet werden. Jahr für Jahr in der 3. Liga im Mittelfeld der Staffel platziert, mussten die Erfurter nach zehnjähriger Zugehörigkeit dann jedoch den Abstieg in die Regionalliga in Kauf nehmen. Sportlich konnte an die Erfolge der vergangenen Jahre nicht mehr angeknüpft werden – mit Stefan Krämer, Stefan Emmerling und David Bergner versuchten sich gleich drei Trainer in einer Saison. Als der sportliche Abstieg nahezu unvermeidlich war, verkündete der Verein im März 2018, dass er aufgrund wirtschaftlicher und sportlicher Aussichtslosigkeit einen Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht eingereicht hatte. Damit ging der Abzug von neun Punkten einher. Zusätzlich zum Abzug eines weiteren Zählers wegen einer nicht geschlossenen Liquiditätslücke stand der Verein, ab April 2018 mit 22 Punkten Rückstand auf Platz 17 (bei noch sechs Restspieltagen) als erster Absteiger der Saison fest. Somit schied in der Jubiläumssaison der letzte „Gründerverein“ aus der 3. Liga aus.
Mit einer völlig neu zusammengestellten Mannschaft startete der Verein folglich in der Regionalliga – mit Ex-Bundesligaprofi Thomas Brdaric kam ebenfalls ein neuer Trainer. Letztlich bewerkstelligte man den ersten Schritt des Neuanfangs – mit 54 Punkten kamen die Erfurter in ihrer ersten viertklassigen Saison der Vereinsgeschichte auf Tabellenrang fünf ein. Trotz, dass die finanzielle Konsolidierung an oberster Stelle steht, möchte der FC Rot-Weiß auch in dieser Saison eine ähnliche Platzierung erreichen. Dafür mussten die Blumenstädter im Sommer jedoch erst einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden, da mit Darryl Geurts (Fürstenwalde), Tobias Hasse (Cottbus), Andis Shala (Offenbach), Glodi Zingu (Rathenow), Stephané Mvibudulu (Lok Leipzig), Marius Wegmann (Illertissen) oder Nicolai Lorenzoni (SSV Sand) einige wichtige Akteure den Verein verließen. Allerdings gelang es dem Verein, diese Lücken recht schnell zu schließen. Vor allem im Offensivbereich hat man mit den Verpflichtungen von Sinisa Veselinovic (Norderstedt), Selim Aydemir (NK Celik Zenica/Bosnien) und Marco Brasnic (BFC Dynamo) durchaus an Qualität hinzugewonnen. Weiterhin erwiesen sich die beiden Halberstädter Neuzugänge Lucas Surek und Alexander Schmitt sofort als Verstärkungen, welche sich jeweils sofort einen Stammplatz gesichert haben. Zusätzlich reagierte der Verein noch auf die schwerwiegende Verletzung von Torhüter Lukas Cichos (Kreuzbandriss) und sicherte sich noch vor Ablauf der Transferperiode die Dienste von Jannick Theißen, der zum Profi-Kader vom Fortuna Düsseldorf gehörte.
Nach dieser erneuten Fluktuation im Kader hatten die Erfurter jedoch zu Saisonbeginn einige Probleme. Zwar hatte es das Auftaktprogramm durchaus in sich, aber man hatte sich im RWE-Lager insgeheim doch etwas mehr als neun Punkte aus neun Spielen ausgerechnet. Auf gegnerischen Plätzen sind die Thüringer bisher noch ohne Sieg (zwei Unentschieden), allerdings lässt das 1:1-Remis beim Berliner AK durchaus aufhorchen. Im heimischen Steigerwaldstadion gelangen Siege über den VfB Auerbach den BFC Dynamo (jeweils 2:1), auch das 2:2-Unentschieden gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig nötigt dem geneigten Betrachter Respekt ab. Allerdings schmerzt die Heimpleite im Thüringenderby gegen den ZFC Meuselwitz (1:2) immer noch. Nichtsdestotrotz haben sich die Erfurter in den letzten Wochen etwas stabilisiert, auch wenn am vergangenen Freitag das Prestige-Duell bei Wacker Nordhausen knapp mit 0:1 verloren ging.
Die Leutzscher haben sich als Ziel gesetzt, in Erfurt nicht zu verlieren und wieder auf dem Punktekonto anzuschreiben. Auch wenn die vergangenen zwei Begegnungen gegen die Spitzenteams Altglienicke (2:3) und Hertha BSC II (1:3) verloren gingen – auch in diesen Partien hatte die Elf von Trainer Miroslav Jagatic jeweils die Möglichkeit Teilerfolge zu erringen. Leider unterliefen den Leutzschern im Defensivbereich in beiden Spielen zu viele individuelle Fehler, was die Gegner sofort bestraften. Neun Gegentore aus den vergangenen drei Regionalliga-Spielen sind einfach zu viel, was das Problem der BSG sofort aufzeigt. Die defensive Stabilität, welche die Mannschaft zu Saisonbeginn eindrucksvoll demonstrierte, ist in den letzten Wochen etwas verloren gegangen. Gegen beide Berliner Mannschaften fing man sich viel zu einfache Gegentore ein, teilweise wirkt die Elf in einigen Phasen noch etwas zu „grün“. Dies soll in Erfurt am morgigen Sonntag jedoch wieder deutlich besser werden, eine kompakte Defensive soll die Basis für einen erfolgreichen Auftritt sein. Im Spiel nach vorn hat die Truppe in den letzten Wochen zugelegt, auch wenn sie meist erst 45 Minuten brauchte, um ihr Offensiv-Potenzial abzurufen. Nichtsdestotrotz hat die Mannschaft genügend Qualitäten, welche man morgen im Steigerwaldstadion auf den Platz bringen will. So ist Trainer Miroslav Jagatic vor dem Auftritt in Thüringen absolut optimistisch, auch innerhalb der Trainingswoche hat seine Elf gut mitgezogen.
Personell gibt es im Vergleich zur Vorwoche kaum Veränderungen, wenn man einmal ausklammert, dass Kapitän Stefan Karau aufgrund seiner letztwöchigen Roten Karte einmalig fehlen wird. Die Fußverletzung von Philipp Wendt wird weiterhin noch keinen Einsatz zulassen, Rekonvaleszent Marc Böttger wird ebenfalls nicht zur Verfügung stehen. Ansonsten stehen – ausgenommen von dem im Aufbautraining befindlichen Florian Kirstein – alle anderen Akteure für das Erfurt-Spiel zur Verfügung.
Geleitet wird die morgige Partie im Steigerwaldstadion von einem Berliner Unparteiischen-Trio. Referee Pascal Wien pfiff zuletzt die Begegnung zwischen dem BFC Dynamo – Hertha BSC II (1:3), an den Linien wird er assistiert von Philipp Kutscher und Tom Channir. Auch dem Schiedsrichter-Kollektiv wünschen wir vor einer stimmungsvollen Kulisse ein gutes Spiel.