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ERSTE

Chemie gerät durch vermeidbare Gegentreffer auf die Verliererstraße

By 21. September 2019September 26th, 2019No Comments

Foto: Christian Donner

Unsere Regionalligamannschaft hat ihre zweite Heimniederlage der laufenden Saison hinnehmen müssen. Gegen die Reserve-Elf von Hertha BSC, derzeit aktueller Tabellenführer, unterlagen die Schützlinge von Trainer Miroslav Jagatic mit 1:3 (0:2) und bleiben mit acht Punkten aus neun Spielen erst einmal in der unteren Tabellenregion hängen. Der Sieg des Spitzenreiters geht insgesamt in Ordnung, weil die Herthaner vor allem im ersten Durchgang klar dominierten. In Hälfte zwei steigerten sich die Chemiker dann deutlich, doch bei den diversen Abschlusshandlungen fehlte oftmals das nötige Fortune. Bitterer Schlusspunkt: BSG-Kapitän Stefan Karau sah bei einer Rettungsaktion aufgrund einer Notbremse die Rote Karte (89.).

Dabei hatten sich die Leutzscher im Vorfeld einiges vorgenommen, mit hoher Laufbereitschaft und hoher Zweikampfintensität sollte den spielstarken Gästen frühzeitig die Lust am Fußballspielen genommen werden. Zu Beginn sah dies auch noch ganz gut aus, in der Anfangsphase spielte sich das Geschehen hauptsächlich im Mittelfeld ab. Allerdings nutze der Spitzenreiter den ersten individuellen Fehler der Grün-Weißen, um die Partie in die gewünschten Bahnen zu lenken. Nach einer gelungenen Berliner Ballstafette hob Denny Krahl beim Pass von Lazar Samardzic das Abseits auf – Torjäger Muhammed Kiprit umkurvte anschließend Chemie-Schlussmann Benjamin Bellot und schob zum 0:1 ein (15.).

Dieser Gegentreffer hinterließ bei den Chemikern eine deutliche Signalwirkung. Fortan kam die Jagatic-Elf überhaupt nicht mehr in die Zweikämpfe, Hertha BSC konnte nun verstärkt sein Kombinationsspiel aufziehen. Setzte Palko Dárdai zwei Minuten nach dem Führungstreffer einen Schuss knapp am Tor vorbei (17.), erhöhten die Gäste wenig später auf 0:2. Auch hier standen die Leutzscher wiederum Pate, als man eine schnelle Freistoß-Ausführung von Maximilian Pronichev nicht entscheidend unterband – Palko Dárdai umkurvte im Anschluss daran Denny Krahl und ließ Benjamin Bellot mit einem platzierten Flachschuss keine Abwehrchance (24.). Mit Leidenschaft und resoluter Zweikampfführung wollten die Fünfeckträger so lange wie möglich die Null halten – recht schnell konnte man diesen Plan im BSG-Lager zu den Akten legen. Vielleicht hätte ein Elfmeterpfiff den Spielverlauf positiv verändern können, doch Schiedsrichter Daniel Bartnitzki (Erfurt) winkte ein Strafraumfoul von Niko Koulis am durchgebrochenen Alexander Bury großzügig durch (25.). Nichtsdestotrotz musste man sich auch weiterhin arge Gedanken um die Leutzscher machen, da die Gäste unbehelligt weiter kombinierten. Hertha BSC wirkte insgesamt deutlich handlungsschneller, die Leutzscher kamen vor allem in der Zweikampfführung immer einen Schritt zu spät. Lazar Samardzic setzte die nächsten zwei Berliner Duftmarken, aber sowohl sein Flachschuss als auch sein anschließender Heber verfehlten knapp das Ziel (26., 28.).

Die Chemiker hatten einige Mühe, diese kritische Phase ohne weiteren Schaden zu überstehen, was ihnen glücklicherweise gelang. Allerdings fehlte weiterhin jegliches Feuer in den eigenen Aktionen, im Offensivspiel agierte man viel zu hausbacken und mutlos. Lediglich eine torgefährliche Aktion erarbeiteten sich die Grün-Weißen in Hälfte eins. Nach einem Freistoß von Benjamin Boltze und anschließender Verlängerung von Tomáš Petráček legte Tommy Kind die Kugel auf Björn Nikolajewski zurück, allerdings verfehlte sein Schuss hauchzart das Ziel (39.). Kurz vor dem Pausenpfiff hatten die Leutzscher jedoch noch einmal das Glück gepachtet, als Mohammed Kiprit einen Flankenball von Timur Gayret nur um Haaresbreite am Gehäuse vorbei köpfte (45.+1). So kam den Chemikern der Halbzeitpfiff mehr als gelegen, eine höhere Berliner Führung lag durchaus im Bereich des Möglichen.

In der Halbzeit fand BSG-Trainer Miroslav Jagatic dann allerdings die richtigen Worte. Die Mannschaft agierte in den zweiten 45 Minuten stark verbessert und lieferte das ab, was man eigentlich schon zu Spielbeginn vorhatte. Endlich wurden die Zweikämpfe mit voller Entschlossenheit und Vehemenz geführt, im Vorwärtsgang agierte man fortan mit deutlich mehr Mut. So hatte Alexander Bury nach gutem Zuspiel von Tomáš Petráček den schnellen Anschlusstreffer auf dem Fuß, doch das Streitobjekt prallte vom Innenpfosten ins Spielfeld zurück (48.). Der Tabellenführer musste in der Folgezeit verstärkt seine Defensivaufgaben wahrnehmen. Außer einem Schuss von Lazar Samardzic, welchen Benjamin Bellot sicher meisterte (51.), erzeugten die Gäste kaum Torgefahr. Stattdessen deuteten die Platzherren immer wieder ihre Gefährlichkeit an – unterstützt von dem frenetischen Anhang lag in dieser Phase eine Ergebniskorrektur in der Luft. Verfehlte Alexander Bury zunächst mit einem Flachschuss äußerst knapp das Berliner Tor (55.), donnerte der eingewechselte Max Keßler einen Petráček-Querpass über das Gebälk (60.). Sechs Minuten später hatten die Leutzscher Fans bereits den Torschrei auf den Lippen, jedoch lenkte Gäste-Keeper Dennis Smarsch eine leicht verunglückte Flanke von Manuel Wajer mit letztem Einsatz über die Latte (66.). Beim folgenden Eckball von Benjamin Boltze war Smarsch nach einem Bury-Versuch erneut gefordert und machte das kurze Eck rechtzeitig dicht (67.). Chemie drängte nun, nach einem Lupfer von Tommy Kind scheiterte der eingewechselte Neuzugang Elvir Ibiševic abermals am rechtzeitig den Winkel verkürzenden Dennis Smarsch (72.).

Schlussendlich überstanden die Gäste diese Phase jedoch unbeschadet und befreiten sich mit fortlaufender Spielzeit wieder etwas. Timur Gayrets scharfe, flache Eingabe verpassten sowohl Freund als auch Feind (69.), nach einem Eckball von Bilal Çubukçu klatschte ein Schuss von Dennis Jastrzembski nur an den Pfosten (77.). Die Hertha deutete nun wieder mehrfach ihre Torgefährlichkeit an, da die Leutzscher in der Schlussphase natürlich das Risiko erhöhten. Nach einer erneuten Ecke von Bilal Çubukçu verfehlte ein Distanzschuss von Tony Fuchs ebenso knapp das Ziel wie wenig später ein Versuch von Maximilian Storm (79., 82.). Doch auch wenn den Chemikern die Zeit davonlief – die Mannschaft fightete bis zum Ende und versuchte das Unmögliche noch möglich zu machen. Sehr gut von Alexander Bury eingeleitet fand eine flache Eingabe von Tomáš Petráček den mitgelaufenen Elvir Ibiševic im Sturmzentrum, aber Dennis Smarsch hatte keine Mühe mit dem abgefälschten Schuss (86.). 60 Sekunden später keimte doch noch einmal Hoffnung im Leutzscher Holz auf. Nach Zuspiel von Max Keßler drang Tomáš Petráček von der rechten Seite in den Hertha-Strafraum ein und überwand Smarsch anschließend mit einem platzierten Flachschuss – 1:2 (87.). Aber bereits kurze Zeit später war schon wieder alles Makulatur. Im Spielaufbau entscheidend gestört unterlief Benjamin Boltze ein viel zu kurzer Rückpass auf Torhüter Benjamin Bellot – Stefan Karau opferte sich daraufhin und kreuzte den Laufweg des frei durchgebrochenen Muhammed Kiprit. Elfmeter für den Gast und Rot für den Chemie-Kapitän waren die Folge (89.). Der Gefoulte Kiprit nahm dieses Leutzscher Geschenk vom Punkt dankbar an und verwandelte den Strafstoß sicher zum 1:3 (89.). Damit war das Spiel natürlich entschieden, auch wenn Tomáš Petráček noch eine weitere vielversprechende Torgelegenheit der Chemiker fahrlässig ausließ (90.+1, vorbei).

Fazit: Nach einer viel zu passiven und nicht resolut geführten ersten Hälfte war eine deutliche Leutzscher Steigerung in den zweiten 45 Minuten unübersehbar. Dass es letztlich nicht zu einem Punktgewinn reichte, müssen sich die Chemiker allerdings aufgrund der individuellen Fehler bei den Gegentoren selbst zuschreiben. Solche Schaltpausen werden in der Regionalliga knallhart bestraft. Demzufolge geht der Sieg der Hertha-Reserve insgesamt in Ordnung. Was jedoch positiv stimmt, war der Auftritt der Fünfeckträger in der zweiten Halbzeit. Hier deutete die Mannschaft an, zu welch Leistungen sie in der Lage ist – ohne sich jedoch selbst zu belohnen. Schwer wiegt allerdings der Feldverweis gegen Kapitän Stefan Karau, der in der Entstehung absolut vermeidbar war. Man wird dieses Heimspiel in der Trainingswoche gründlich auswerten und am kommenden Sonntag beim FC Rot-Weiß Erfurt (Anstoß: 13:30 Uhr, Steigerwaldstadion Erfurt) wieder angreifen.

BSG Chemie Leipzig – Hertha BSC U23 1:3 (0:2)

BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Manuel Wajer, Stefan Karau, Benjamin Schmidt, Denny Krahl (28. Valentino Schubert) – Benjamin Boltze, Björn Nikolajewski (68. Elvir Ibiševic) – Alexander Bury, Raffael Cvijetkovic (46. Max Keßler) – Tomáš Petráček, Tommy Kind; Trainer: Miroslav Jagatic
Hertha BSC U23: Dennis Smarsch – Tony Fuchs, Rico Morack, Niko Koulis, Niko Bretschneider (27. Panzu Ernesto de Angelo) – Maximilian Storm – Palko Dárdai (71. Dennis Jastrzembski), Lazar Samardzic (61. Bilal Çubukçu), Timur Gayret – Mohammed Kiprit, Maximilian Pronichev; Trainer: Andreas Neuendorf
Schiedsrichter: Daniel Bartnitzki (Erfurt) – Schiedsrichter-Assistenten: Steven Greif (Westhausen), Johannes Drößler (Gotha)
Tore: 0:1 Kiprit (15.), 0:2 Dárdai (24.), 1:2 Tomáš Petráček (86.), 1:3 Kiprit (89., Foulstrafstoß)
Rote Karte: Stefan Karau (89., Chemie, Notbremse)
Zuschauer: 3045 im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig

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